09.04.2025, 12:17
(08.04.2025, 22:59)HalloEgal_ schrieb:Danke für die ausführliche Antwort. Du hattest an anderer Stelle aber meine ich auch etwas von einer Tätigkeit in einem Unternehmen erzählt, War das vor oder nach der Tätigkeit in der wpg? Sprich: arbeitest du noch dort oder hast du gewechselt?(08.04.2025, 15:05)ForumBenutzer schrieb:(07.04.2025, 19:25)Egal_ schrieb: Stimmt schon, was ihr da schreibt. Allerdings wiederhole ich mich auch gerne: außerhalb der GK und teils MK ist Teilzeit sehr gut möglich und auch echte Teilzeit und keine verkappte Vollzeit.Hallo "egal_", ich habe gesehen du hast Erfahrung mit der Tätigkeit (als Volljurist) in einer mittelständischen WPG. Kannst du dabei kurz aufzeigen was die Vor bzw. Nachteile einer solchen Stelle sind? Hintergrund ist bei mir folgender: Ich habe grade mein zweites Staatsexamen absolviert und stehe vor dem Berufseinstieg. Früher wollte ich immer in einer GK/MK arbeiten, heute habe ich darauf aber keine Lust mehr, da ich gerne vor 8 Uhr oder 22 Uhr Feierabend haben würde. Meine fachliche Präferenzen liegen laut Lebenslauf im Gesellschaftsrecht. Nun habe ich über Kontakte angeboten bekommen, wenn ich fertig bin dann als RA in einer mittelständischen WPG anzufangen. Dort arbeiten überwiegend Steuerberater (~30) und vielleicht 2-3 Volljuristen. Die Geschäfte laufen dort sehr gut (Abschlüsse für Unternehmen der Region, keine Probleme mit unbezahlten Rechnungen usw..) Laut Aussagen der Mitarbeiter dort, arbeitet niemand länger als 16 Uhr, jedoch ist das Klima eher altmodisch sprich Homeoffice ist nicht möglich etc. Ich frage mich tatsächlich was ich dort für Aussichten langfristig habe, neben dem offensichtlichen wie vielleicht ein Fachanwalt im Steuerrecht oder sogar den Steuerberater? Was ich allerdings nicht sonderlich attraktiv finde, da es dafür ja bereits genügend Leute gibt die das viel besser können und länger machen ("Bwler"...). Habe auch mal gehört, dass die gerne noch einen Hauseigenen Notar hätten, langfristig. Dafür fehlen mir allerdings die nötigen Punkte, zumindest dachte ich das immer. Vielleicht ist das auf dem Land doch einfacher möglich. Wie man vielliecht merkt, ist Steuerrecht nicht mein Rechtsgebiet eigentlich :D
Dafür verdient man halt kein GK-Gehalt, hat auf der anderen Seite aber eben auch nicht die Mandanten, die eine ständige Erreichbarkeit erwarten.
Die Mandanten aus der mittelständischen WPG in der ich viele Jahre gearbeitet habe, haben selber um 17.00 Uhr Feierabend gemacht. Selbst wenn der Inhaber um bspw. 20 Uhr eine Mail schickte, war ihm klar, dass diese NICHT mehr am selben Tag beantwortet wird. Bei uns haben fast alle Frauen mit Kindern in Teilzeit gearbeitet. In echter Teilzeit wohlgemerkt zu einem diesem Anteil entsprechenden Gehalt.
Gerne :-)
Ich würde sagen, es hängt davon ab, wen die konkret suchen und welche Stelle besetzt werden soll. Nur weil man in einer WPG arbeitet, muss es nicht direkt im Steuerrecht sein, auch wenn du trotzdem immer Einblicke ins Steuerrecht bekommen wirst.
Ich war bspw. für alles zivil- und arbeitsrechtliche zuständig, womit sich ein großer Teil meiner Tätigkeit nicht von dem in einer reinen Anwaltskanzlei unterschieden hat. Man konnte unser Unternehmensgeflecht eher als Full Service Kanzlei/Unternehmensberatung sehen. Wir haben die Unternehmen steuerlich beraten, die Wirtschaftsprüfer wiederum haben die Abschlüsse geprüft, und wir Zivil- und Arbeitsrechtler haben alle anderen rechtlichen Themen übernommen. Zusätzlich waren wir keine reinen Rechts- und Steuerberater, sondern insbesondere die langjährigen Mandanten, die teils über 20/30 Jahre bei uns waren, haben uns in viele unternehmerische Entscheidungen einbezogen. Wir waren also auch Unternehmensberater in dem Sinn.
Diese Mischung war es, die ich sehr spannend fand. Ich habe nicht nur Arbeitsrecht und alltägliches, "plattes" Zivilrecht gemacht, sondern war in viele Projekte mit eingebunden. Man bekommt einen sehr intensiven Einblick in die Zahlen der Unternehmen, die Unternehmensführung und wie die Unternehmer denken und handeln. Ich sag mal so: in dem Zusammenhang bekam ich u.a. mit, wie ein Unternehmer Schritt für Schritt seine Kinder ins Unternehmen einführte und die Nachfolge vorbereitete. In einer der Akten war die Kopie eines Schreibens, an seine Kinder gerichtet, wie man im Leben zu Geld kommt. Einerseits fand ich das Schreiben sehr plakativ, andererseits aber auch interessant, denn immerhin hatte dieser Mann als einfacher Mann aus der Mittelschicht mit "nur" einer einfachen Ausbildung erfolgreich einen kleineren Konzern aufgebaut und war auch privat mehrfacher Millionär. Irgendwas hat er also richtig gemacht im Leben.
Dann wiederum haben wir einige bekannte Unternehmen über mehrere Generationen hinweg betreut und auch da wurden wir als "Hausanwalt" in viele Entscheidungen mit einbezogen. Zusätzlich bekommt man auch einen privaten Einblick in die Unternehmerfamilien. Nicht immer spaßig, manche hochzerstritten, aber auch wie Unternehmen an die nächste Generation übergeben werden.
Mit Gesellschaftsrecht passt du eigentlich sehr gut dort hinein, denn die gesellschaftlichen Konstrukte der Unternehmen verändern sich auch immer wieder mal. Mal steuerlich motiviert um zu optimieren, mal aus anderen Gründen. Dies begleitete vor allem eine Kollegin, die als RA und StB deswegen auch viel im Gesellschaftsrecht unterwegs war.
Die BWLer haben zunächst einen kleinen Vorteil gegenüber uns Juristen, da nicht an jeder Uni im Jurastudium Steuerrecht gelehrt wird. Wir allerdings haben den Vorteil, dass BWLer meist nur Grundkenntnisse vom deutschen Rechtssystem haben. Deswegen dürfen StB auch nicht rechtlich beraten. Genau an dem Punkt kommst du ins Spiel: wenn du dir eine steuerliche Expertise aufbaust, vereinst du den Vorteil aus beiden Studiengängen. Du kannst einschätzen, welche steuerlichen Auswirkungen das Gesellschaftskonstrukt XY bietet, kannst dies aber zusätzlich auch gesellschaftrechtlich umsetzen.
Es gibt also sowohl Positionen im Steuerrecht zu besetzen, aber auch in anderen Rechtsgebieten. Wie deine Stelle dort konkret aussehen würde, kann ich dir daher nicht sagen, aber du kannst es dort erfragen.
Solltest du die Doppelqualifikation erlangen, wirst du dir um deine berufliche Zukunft keine Sorgen mehr machen müssen, denn Anwälte, die gleichzeitig StB sind, sind sehr gefragt, egal ob im Mittelstand oder in einer Next10 oder Big4 WPG.
Nachteile sehe ich erstmal keine. Nur der Hinweis, wenn du den Weg des StB einschlägst, wird deine berufliche Zukunft voraussichtlich immer im Steuerrecht liegen, was einen späteren Wechsel in andere Rechtsgebiete erschwert. Wobei das nicht nur im Steuerrecht so ist, sondern jeder von uns legt sich irgendwann auf 1-3 Rechtsgebiete fest und wird im Laufe des Berufslebens eher nicht nochmal wieder bei null in einem anderen Rechtsgebiet anfangen.
Eine andere Anmerkung noch: auch wenn ich hier im Forum immer pro frühen Feierabend bin, ist 16 Uhr jeden Tag schon ambitioniert. 8 Stunden sind sehr gut drin, aber 16.30-17.00 Uhr halte ich für realistischer, einfach weil viele doch nicht schon um 7.00 Uhr, sondern zwischen 8.00 und 9.00 Uhr anfangen. 16/16.30 Uhr Feierabend gönne ich mir erst, seit ich Kinder habe.
Vor meinem inneren Auge sehe ich gerade einige schmunzeln, weil der Unterschied nicht groß erscheint. Ich wollte es nur gesagt haben
Und der Bezug zu den big4: wäre es nicht sinnvoller dann zu versuchen den Berufseinstieg bei einer solchen zu machen und dann später mit paar Jahren Erfahrung in eine eher mittelständische wpg einzusteigen? Ähnlich wie der Weg als Jurist häufig aus der GK nach ein paar Jahren „nach unten“ erfolgt?
Nachrichten in diesem Thema
Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Blues5 - 01.04.2025, 17:32
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Almöhi - 01.04.2025, 17:37
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von JuraLiebhaber - 01.04.2025, 17:54
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Egal_ - 01.04.2025, 17:58
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Blues5 - 01.04.2025, 18:04
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Homer S. - 06.04.2025, 11:50
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von tsaG - 06.04.2025, 17:01
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von nachdenklich - 01.04.2025, 18:19
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Blues5 - 01.04.2025, 18:21
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von nachdenklich - 01.04.2025, 18:24
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von ReffiNRW75 - 01.04.2025, 21:04
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Spencer - 01.04.2025, 23:08
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Praktiker - 02.04.2025, 00:27
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Diesdasananas - 02.04.2025, 09:15
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Gast112351235 - 04.04.2025, 20:01
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Unjopa - 05.04.2025, 15:28
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Diesdasananas - 07.04.2025, 09:44
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Freidenkender - 07.04.2025, 15:07
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Gast112351235 - 05.04.2025, 17:27
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von JuraHassLiebe - 06.04.2025, 11:47
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Val - 06.04.2025, 21:19
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Egal_ - 07.04.2025, 19:25
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Jona - 08.04.2025, 12:12
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Egal_ - 08.04.2025, 14:28
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von ForumBenutzer - 08.04.2025, 15:05
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Egal_ - 08.04.2025, 22:59
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von ForumBenutzer - 09.04.2025, 12:17
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von ForumBenutzer - 09.04.2025, 12:22
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Egal_ - 11.04.2025, 10:54
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von ForumBenutzer - 11.04.2025, 11:41
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von Egal_ - 11.04.2025, 15:00
RE: Jobs für Juristen mit weniger "Fleißarbeit" - von ForumBenutzer - 12.04.2025, 15:35