16.02.2025, 08:49
(15.02.2025, 18:36)ForumBenutzer schrieb:Erst einmal stark, dass Du nach zehn Jahren Pause noch ins Ref starten willst. Davor habe ich großen Respekt. Und erfahrungsgemäß ist Lebenserfahrung auch etwas, das sich bei der Jobsuche gut macht. Abgeschlossene Familienplanung übrigens auch.(14.02.2025, 22:48)September24 schrieb: Hallo zusammen,Die klassische Strafverteidigung (Compliance in einer GK mal aussgeschlossen) generiert zumindest für Einsteiger deutlich weniger Umsatz. Die meisten selbstständigen jungen Strafverteidiger müssen oftmals anfangs auch zivilrechtliche Mandate bearbeiten um ausgelastet zu sein bzw. genug Umsatz zu generieren um davon Leben zu können. Im Angestelltenverhältnis sind je nach Stadt und Region 40-60k brutto realistisch. Ausnahme bestehen sicherlich in Hoch spezialisierten Boutqiuen die allerdings auch entsprechende Anforderungen stellen (Dr., VB, Lebenslauf aufs Strafrecht ausgerichtet) wo man auch als Berufseinsteiger im Angestellenverhältnis seine 80k+ bekommen kann. Persönlich habe ich das Gefühl, dass man in diesem Bereich deutlich länger braucht um einen gewissen Ruf zu bekommen um dann auch mal 300 Euro+ als Honorar abrufen zu können und sich die Mandate aussuchen kann. Selbst von einem etablierten Partner einer gefragten Strafrechtskanzlei habe ich mal gesagt bekommen, dass man damit "nicht reich" werde, wobei man bei solchen Aussagen natürlich aufpassen muss...
das Thema interessiert mich auch sehr, aber ich habe mich noch nie irgendwo getraut, nach sowas zu fragen. Da ich im Familien- und Freundeskreis keine Anwälte habe, wüsste ich auch gar nicht, wer dazu etwas sagen könnte. Also super, dass hier ein paar Menschen im Forum sind, die Licht ins Dunkel bringen können!
An verschiedenen Stellen (eventuell auch hier im Forum?) habe ich Thesen gelesen, die ungefähr besagen: Wer in einer GK alles gibt und am Ende doch nur sehr geringe Chancen auf eine Partnerschaft hat, ist schön blöd, denn schließlich kann man in klein(er)en Kanzleien schnell(er) Partner werden und damit auch gehaltstechnisch den Senior Associate einer GK überflügeln. Das kommt mir aber seltsam vor, denn wenn es wirklich so wäre, dürfte sich dieser Karrierepfad doch einer viel größeren Beliebtheit erfreuen.
Ich werde voraussichtlich Ende 2027 mit dem Referendariat durch sein, bin dann fast 40 Jahre alt und werde mit hoher Wahrscheinlichkeit keine GK-Anwältin mehr. Aber Anwältin möchte ich schon ganz gerne werden. Einerseits werde ich natürlich im Ref die Gelegenheit haben, mich in verschiedenen Richtungen umzuhören und möglichst zielführende Stationen zu suchen. Andererseits finde ich schon die Stationssuche sehr schwierig, weil ich mich damit ja schon in mancherlei Hinsicht recht eng festlege, z.B. hinsichtlich Rechtsgebiet, Kanzleigröße usw. Anwälte verdienen generell am meisten, wenn man Unternehmen berät, richtig? Oder gibt es auch Anwälte mit sechsstelligem Einkommen, deren Mandanten allesamt Privatpersonen sind? Ist hier jemand unterwegs, der was zur Situation im Strafrecht sagen kann?
Strafrecht ist speziell, wie der Vorposter schon sagte. Das liegt u.a. auch daran, dass man aus berufsrechtlichen und strafprozessualen Gründen in dem Gebiet öfter Einzelmandate (statt Sozietätsmandate) hat. Mehr Einzelkämpfer. Und natürlich auch ein anderes Klientel. Ein Großteil der Mandanten ist nicht vermögend. Und der Staat zahlt, aber nur zögerlich und wenig.
Sechsstellige Einkommen nur mit Privatpersonen als Mandanten geht. Aber dann in der Regel nicht als Angestellte. Zudem nur mit dem richtigen Mandanten (vermögend aber streitlustig oder wahnsinnig) und entweder mit hohen Streitwerten oder der Bereitschaft, nach Stundensatz zu vergüten. Steuerrecht, Immobilien- oder Landbesitz, Scheidung sehr wohlhabender Mandanten.
Ein Nettojahresgehalt als Angestellte zu erwirtschaften ohne auch Unternehmen zu beraten, halte ich für unwahrscheinlich.
Senior Associate einer GK und Partner einer kleineren Einheit können in derselben Liga spielen. Aber der Partner ist dann am Ende der Fahnenstange angekommen. Mehr als Miteigentümer oder Umsatzbeteiligung am Gesamtumsatz geht nicht. Der Senior Associate hat aber noch die Hoffnung auf die lukrative Vollpartnerschaft in der GK. Kommt die nicht mehr in Betracht, wird die Rechnung wirtschaftlich in der Tat interessant (mit Ausnahme einiger GK die so exorbitant Zahlen, dass auch der Senior Associate sich beim Wechsel verschlechtern würde). Das ganze verschiebt sich noch einmal, wenn man nicht die Bruttojahresgehälter, sondern den Nettostundenlohn vergleicht. Da schlagen die Arbeitszeiten in der GK oft, nicht bei allen, negativ durch. Damit ich netto pro Stunde nicht weniger verdiene, müssten mir die meisten GK im Bekanntenkreis ca. 240k Jahresbrutto zahlen. Und ja, dass passiert auch. Weil es für die Kanzlei noch immer wirtschaftlich ist. Nur das Privatleben kommt mir dann zu kurz.
Durch die Station legst Du dich mit gar nichts fest. Du wirst zehn Jahre raus gewesen sein. Materiell wird dein Wissen teilweise weg und teilweise veraltet sein. Dafür wirst Du gezeigt haben, dass Du den Willen und die Disziplin hast, das Ref neben der Familie und nach langer Pause zu machen. Das ist dein USP. In den wenigen Monaten der Anwaltsstation (zumal vorm Tauchen) und der Wahlstation erwartet niemand, dass Du ein Rechtsgebiet lernst. Wenn Du Glück hast findest Du raus, was dir als Kanzlei und thematisch liegen könnte. Dir verschiedene Gebiete anzuschauen ist vernünftig und im Bewerbungsgespräch gut zu erklären. Da würde ich mir an deiner Stelle keinen Kopf um Spezialisierung machen. Die kommt in der Praxis.
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Einkommen als Partner in einer Kanzlei - von DieRechtsbar - 14.02.2025, 00:22
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