13.02.2025, 18:08
Zitat:Durch Google habe ich herausgefunden, dass für eine Stunde wohl um die 300€ abgerufen wird. Meint ihr ich liege mit 70.000-80.000€ völlig daneben? Im Gespräch würde ich dann wohl so um die 90.000€ nennen.Da liegst Du weit daneben. Manchmal frage ich mich, ob ihr eure Wunschgehälter einmal durchrechnet.
90k Arbeitnehmerbrutto. Ca. 112,5k Arbeitgeberbrutto. Das sind nur deine Kosten.
Davon ist kein Büro, keine Refa, keine IT und kein Obstkorb bezahl. Selbst in einer wohlwollenden Kanzlei wirst Du keine Kostenquote von mehr als 50% auf das ausgezahlte Gehalt haben. Meist deutlich weniger, die Inhaber wollen auch von etwas leben. Sagen wir mal 40%.
Du musst also ca. 280k umsetzen. An 220 Arbeitstagen pro Jahr.
Bei vielleicht real 250 Euro gemittelten Stundensatz? Die 300 Euro werden es im Schnitt nicht sein. Wenn das die aktuelle Quote ist, dann gibt es Altmandate die zu anderen Konditionen laufen.
280k / 220 / 250 = 5,6h anrechenbare Zeit pro Tag. Da warst Du nicht einmal krank. Hast Dich nicht fortgebildet. Die Inhaber haben Dir nichts rausgestrichen, weil es nicht verwertbar war. Wenn Du als Einsteiger fachlich gut bist und erkennst, wo Du der Auftrag endet, bekommst Du vielleicht 75% der erfassten Zeit abgerechnet. Da sind wir schon bei 7,5h Arbeitszeit. Nie krank. Nie fortgebildet.
Zitat:Habe einen roten Faden im gewerblichen Rechtsschutz und für dieses brauchen sie jemanden, der das aufbaut. Dies macht einer der Anwälte gerade nebenbei, aber der Bedarf steigt wohl immer mehr. Das Rechtsgebiet ist aufgrund der hohen Streitwerts natürlich wirtschaftlich interessant. Dadurch sind wir in Kontakt gekommen.Late to the party. Es ist jetzt nicht unbedingt so, als sei der gewerbliche Rechtsschutz ein ganz neues Thema. Egal. Du, als Berufsanfänger, willst "den Bereich aufbauen"?
Grundsätzlich geil. Heißt aber auch, dass es da bisher nur rudimentäre Strukturen gibt. Weniger Feedback, flachere Lernkurve, weniger Bestandswissen bei den Kollegen. Also mehr selber anlesen, mehr Fehler machen, weniger abrechenbare Stunden. Wer versorgt den Bereich mit Mandaten? Machst Du die Akquise selbst? Noch weniger abrechenbare Stunden. Oder soll das der Kollege übernehmen? Guess what, die Zeit die er in Akquise steckt um dich auszulasten ist Umsatz, der der Kanzlei an anderer Stelle fehlt. Deine Kostenquote ist soeben schlechter geworden.
Und damit ist über Haftung noch kein Wort gesagt.
Versteh es bitte nicht falsch, Du magst ein klasse Anwalt werden und diesen Bereich aufbauen und zu einer Cashcow machen. Es scheint aber eher so, als würdest Du unterschätzen, was der Betrieb einer Kanzlei, die Ausbildung eines Berufsanfängers kostet und wo das Geld herkommt (mal rechnest Du das Gehalt mit Stundensätzen schön, dann argumentierst Du mit dem Streitwert - das RVG ist aber meist weniger lukrativ als das Stundenhonorar).
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