06.02.2025, 20:22
(06.02.2025, 19:44)regresskreisel schrieb: Hallo zusammen,
ich habe ein Problem, das mich zunehmend sehr beschäftigt.
Vllt vorab zu mir: Ich bin aufgrund einer Erkrankung und Verschiebung wegen Corona leider erst verspätet in den Beruf gestartet (Mitte 30). Nun bin ich im 2. Berufsjahr und arbeite in einer mittelständischen Kanzlei mit wirtschaftsrechtlicher Ausrichtung im Rhein-Maingebiet (Vollzeit) und verdiene derzeit (nur) ca. 67k (13 Monatsgehälter). Das Leben hier ist (leider) recht teuer und als heute die erste Prognose des Versorgungswerks hinsichtlich der Rente erhalten habe, hat mich fast der Schlag getroffen. Zum Rentenbeginn darf ich - ausgehend von dem derzeitigen Gehalt - mit knapp 1870€ rechnen. Ein Witz, wenn man bedenkt, was man über die Jahre einzahlt. Mir war immer klar, dass man ohnehin privat vorsorgen muss, aber das ist doch deutlich weniger als erwartet.
Ich zahle seit Berufsbeginn zusätzlich monatlich 750€ in einen breit gestreuten Welt-ETF. Weitere 600€ gehen auf ein Tagesgeldkonto bis ein Notgroschen ausreichend gefüllt ist, dann erhöhe ich den Anteil in ETF. Mehr ist derzeit leider nicht drin, da ich aufgrund einer hohen Miete ca. 1750€ monatlich an Fixkosten habe. Da ist dann aber wirklich alles einberechnet , inkl. Lebensmittel und Versicherungen, Auto(Kleinwagen), etc. Ich sehe momentan also tatsächlich kein weiteres Sparpotenzial und erhole mich noch von einem Umzug mit diversen notwendigen Neuanschaffungen (Möbel).
Ich habe irgendwo gelesen, dass man in 30 Jahren 4000€ benötigt, wenn man heute mit ca. 2000€ monatlich auskommt. Versuche zwar das Beste aus der Situation zu machen, aber mich stimmt die Tatsache wirklich traurig, dass ich nach einem so anstrengenden Lebensweg rententechnisch am Arsch bin, wenn ich es so sagen darf. Wäre ich nach der 10.Klasse Verkäuferin bei Aldi geworden und hätte viel gespart, würde ich unter dem Strich wahrscheinlich besser dastehen.
Diese lächerliche Rente aus dem Versorgungswerk macht mir deshalb große Angst. Zumal es doch so ist, dass die Rente gedeckelt ist und nicht weiter steigt, selbst wenn ich mehr verdiene (bis ca. 75k meine ich), oder? Habt ihr Tipps?
Den Job möchte ich derzeit noch nicht wechseln, weil ich ein super Team habe und gute Entwicklungsmöglichkeiten.
Danke für euren Input!
Guten Abend.
Dass du diese Angst hast, ist insoweit gut, als dass du dich mit dem Thema befasst und das ist schonmal der aller wichtigste Schritt um nicht in der Altersarmut zu landen.
Und tatsächlich hast du auch keinen Grund zu dieser Angst, im Gegenteil deinen Ausführungen zufolge hast du guten Grund mit einer auskömmlichen Rente rechnen zu dürfen. So besparst du bereits einen ETF mit monatlich 750 Euro und zusätzlich bildest du Rücklagen auf deinem Tagesgeldkonto, die dir eine relativ gute Gewähr dafür liefern, niemals auf deinen ETF zugreifen zu müssen.
Aber jetzt schauen wir uns das Ganze doch einmal konkreter an:
Unterstellt du hast im ETF aktuell: 0 Euro
Du zahlst jeden Monat ein: 750 Euro
Du bist 35 (?) und zahlst bis zum Renteneintritt: 32 Jahre (mindestens!) ein
MSCI-World hatte die Letzten 50 Jahre: 7,39 Prozent Rendite
Somit wirst du bis zu deinem Renteneintritt nach Steuern: 890.632 Euro haben.
Diese werden dir in etwa 49.000 Euro Zinsen pro Jahre (nach Steuern) abwerfen und somit stehen dir zusätzlich zu deinen 1870 Euro noch 4083 Euro monatlich zur Verfügung, folglich hast du knapp unter 6.000 Euro monatlich netto.
Diese Rechnung setzt natürlich voraus, dass der MSCI-World weiterhin mit 7,39 % performed, dies lässt sich so exakt schwer sagen, aber irgendeine Zahl muss man letztlich zu Grunde legen und es ist auch nicht ausgeschlossen, dass er besser performed.
Hinzukommt, dass sich dein Gehalt anpassen wird, diese Steigerung kannst du ebenfalls in deine Sparrate einfließen lassen, dann wirst du langfristig viel mehr Geld haben (eine Sparrate von 1.000 Euro z.B. führt zu 1.187.500 Euro -> insgesamt: 7200 Euro Netto-Rente).
Ich würde aber Gehaltserhöhungen nicht 1:1 in die Sparrate umsetzten, sondern 50/50, 70/30 um so auch deinen Lebensstandard regelmäßig verbessern zu können. (Sofern es Bedarf dazu gibt) Oder die langfristig höhere Sparrate in eine Immobilie investieren, da sind dir eigentlich keine Grenzen gesetzt.
Es ist auf jeden Fall sehr gut, dass du dir Gedanke machst und du bist auf einem super Weg, weiter so!
Liebe Grüße und weiterhin viel Erfolg.
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Angst vor Altersarmut - von regresskreisel - 06.02.2025, 19:44
RE: Angst vor Altersarmut - von raphtan - 06.02.2025, 20:15
RE: Angst vor Altersarmut - von JuraHassLiebe - 06.02.2025, 20:24
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RE: Angst vor Altersarmut - von Egal_ - 07.02.2025, 09:47
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