Erste Infos zum Bewerbungsverfahren für den Justizdienst findest Du auf den Richter-Infoseiten von Juristenkoffer.de:
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
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Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
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06.02.2025, 08:26
Kurz vorweg: Eine letztgültige Antwort, gerade zur "aktuellen Situation", wird es so nicht geben. Die Erfahrungen einzelner Leute sind einfach sehr unterschiedlich, je nach Gerichtsbezirk/Persönlichkeitstyp/Tätigkeitsbereich/...
Ich kann aber meine persönlichen Erfahrungen gerne teilen. Ich habe Mitte 2023 in NRW angefangen, bin jetzt also etwas mehr als 1 1/2 Jahre dabei.
Meine Erfahrung zu den Arbeitszeiten
Im Schnitt arbeite ich vermutlich 40-45 Stunden. Mehr als 58 Stunden pro Woche habe ich nie gearbeitet und ich hatte auch (wenige) Wochen, in denen ich effektiv mit 35 Stunden gut zurecht kam.
Ich habe mir meine Zeiten immer aufgeschrieben, insbesondere um zu wissen, ob die gefühlte Belastung zur tatsächlichen Belastung passt. Wenn ich wusste, dass ich viel gemacht habe, ist es mir auch leichter gefallen, was liegen zu lassen. Dass ich nach Hause gefahren bin und quasi nichts mehr zu tun war, gab es sehr sehr selten. Auch in den Wochen, in denen ich weniger als 40 Stunden gemacht habe, war eigentlich immer noch was zu tun. Es war dann halt nicht eilig und ich habe es bewusst liegen lassen.
Meine Erfahrung zum Einstieg am LG
Mit dem Einstieg am LG kam ich ganz gut zurecht. Es gibt zwar außer der Einführung in die e-Akte keine wirkliche Einführung ins Dezernat, sodass man sich am Anfang etwas verloren fühlt. Das betrifft vor allem so die typischen Arbeitsabläufe. Da man aber in einer Zivilkammer startet, ist einem der Rest (materielles und prozessuales Recht) ja aus dem Examen sehr vertraut. Und am LG hat man mit den Kammermitgliedern und vielen anderen Kollegen (idR auch einigen anderen Proberichtern im ersten Jahr) aber viele Leute, die man fragen kann, sodass ich ganz gut reingefunden habe.
Ich weiß aber, dass das manchen, die mit mir angefangen haben, anders ging, insbesondere bei (persönlichen) Schwierigkeiten mit dem/der Vorsitzenden.
Meine Erfahrung zum Wechsel ans AG
Den Übergang zum AG fand ich im zweiten Jahr dann schwieriger: Es können einem mehr unbekannte Dinge begegnen (OWi, Betreuungsrecht, Familienrecht, Zwangsvollstreckung, Haft-/Unterbringungssachen etc.) und als Einzelrichter hat man weniger klare Ansprechpartner und ist nochmal mehr auf sich allein gestellt. Aber auch da gibt es natürlich Leute, die man fragen kann. Wie gut das klappt und wie wohl man sich fühlt, hängt dann immer von der konkreten Situation ab. Es macht einen großen Unterschied, ob man an ein großes Amtsgericht kommt, an dem mehrere Kollegen das gleiche Rechtsgebiet bearbeiten oder ein kleines Amtsgericht, wo man der einzige Dezernent für ein Gebiet ist. Genauso ist die Atmosphäre u.U. komplett anderes je nachdem wie viel die Leute z.B. von zuhause arbeiten.
Mein Fazit
Meiner Meinung nach ist die Einarbeitung in der Justiz erheblich ausbaubedürftig. Richtige Strukturen gibt es nicht und man ist darauf angewiesen, dass sich vieles durch Hilfe von Kollegen regeln lässt. Das ginge definitiv besser. Andererseits ist das wohl nichts, was jetzt spezifisch bei der Justiz, sondern vermutlich bei der Mehrheit der Arbeitgeber irgendwie der Fall ist.
Ansonsten wie oben schon erwähnt: Auf Deine Frage gibt es nicht die eine Antwort. Je nachdem wo Du startest kannst Du eine sehr vergleichbare oder aber komplett andere Erfahrung machen. Dir werden vermutlich andere Dinge schwer fallen und es hängt viel von den Leuten ab, mit denen man arbeitet (wie überall sonst auch).
Unabhängig davon, dass es manchmal schwierig ist und man in den ersten Jahren auch oft nicht die Wahl hat, was man macht und sich vielleicht etwas durchbeißen muss, finde ich, dass sich der Job sehr lohnt.
Er bringt in der Arbeitsweise sehr viele Freiheiten mit sich. Man hat von Anfang an eine hohe Verantwortung, aber auch Eigenständigkeit. Die richterliche Unabhängigkeit ist in meinen Augen unbezahlbar. Verglichen mit vielen Freunden im anwaltlichen Bereich, ist meine Arbeit deutlich flexibler und der Druck von außen geringer. Der Stress meiner Arbeit kommt in großen Teilen von mir selbst und meinem Verantwortungsgefühl für den Fall.
Wie gut Du Dich da abgrenzen kannst, wie viel Vorbereitung und Zeit Du brauchst, um Dich mit der Arbeit und Deiner Rolle wohl zu fühlen, liegt an Dir. Das kann vorab niemand für Dich beantworten. Aber ich empfehle Dir sehr: Finde es raus :)
Ich kann aber meine persönlichen Erfahrungen gerne teilen. Ich habe Mitte 2023 in NRW angefangen, bin jetzt also etwas mehr als 1 1/2 Jahre dabei.
Meine Erfahrung zu den Arbeitszeiten
Im Schnitt arbeite ich vermutlich 40-45 Stunden. Mehr als 58 Stunden pro Woche habe ich nie gearbeitet und ich hatte auch (wenige) Wochen, in denen ich effektiv mit 35 Stunden gut zurecht kam.
Ich habe mir meine Zeiten immer aufgeschrieben, insbesondere um zu wissen, ob die gefühlte Belastung zur tatsächlichen Belastung passt. Wenn ich wusste, dass ich viel gemacht habe, ist es mir auch leichter gefallen, was liegen zu lassen. Dass ich nach Hause gefahren bin und quasi nichts mehr zu tun war, gab es sehr sehr selten. Auch in den Wochen, in denen ich weniger als 40 Stunden gemacht habe, war eigentlich immer noch was zu tun. Es war dann halt nicht eilig und ich habe es bewusst liegen lassen.
Meine Erfahrung zum Einstieg am LG
Mit dem Einstieg am LG kam ich ganz gut zurecht. Es gibt zwar außer der Einführung in die e-Akte keine wirkliche Einführung ins Dezernat, sodass man sich am Anfang etwas verloren fühlt. Das betrifft vor allem so die typischen Arbeitsabläufe. Da man aber in einer Zivilkammer startet, ist einem der Rest (materielles und prozessuales Recht) ja aus dem Examen sehr vertraut. Und am LG hat man mit den Kammermitgliedern und vielen anderen Kollegen (idR auch einigen anderen Proberichtern im ersten Jahr) aber viele Leute, die man fragen kann, sodass ich ganz gut reingefunden habe.
Ich weiß aber, dass das manchen, die mit mir angefangen haben, anders ging, insbesondere bei (persönlichen) Schwierigkeiten mit dem/der Vorsitzenden.
Meine Erfahrung zum Wechsel ans AG
Den Übergang zum AG fand ich im zweiten Jahr dann schwieriger: Es können einem mehr unbekannte Dinge begegnen (OWi, Betreuungsrecht, Familienrecht, Zwangsvollstreckung, Haft-/Unterbringungssachen etc.) und als Einzelrichter hat man weniger klare Ansprechpartner und ist nochmal mehr auf sich allein gestellt. Aber auch da gibt es natürlich Leute, die man fragen kann. Wie gut das klappt und wie wohl man sich fühlt, hängt dann immer von der konkreten Situation ab. Es macht einen großen Unterschied, ob man an ein großes Amtsgericht kommt, an dem mehrere Kollegen das gleiche Rechtsgebiet bearbeiten oder ein kleines Amtsgericht, wo man der einzige Dezernent für ein Gebiet ist. Genauso ist die Atmosphäre u.U. komplett anderes je nachdem wie viel die Leute z.B. von zuhause arbeiten.
Mein Fazit
Meiner Meinung nach ist die Einarbeitung in der Justiz erheblich ausbaubedürftig. Richtige Strukturen gibt es nicht und man ist darauf angewiesen, dass sich vieles durch Hilfe von Kollegen regeln lässt. Das ginge definitiv besser. Andererseits ist das wohl nichts, was jetzt spezifisch bei der Justiz, sondern vermutlich bei der Mehrheit der Arbeitgeber irgendwie der Fall ist.
Ansonsten wie oben schon erwähnt: Auf Deine Frage gibt es nicht die eine Antwort. Je nachdem wo Du startest kannst Du eine sehr vergleichbare oder aber komplett andere Erfahrung machen. Dir werden vermutlich andere Dinge schwer fallen und es hängt viel von den Leuten ab, mit denen man arbeitet (wie überall sonst auch).
Unabhängig davon, dass es manchmal schwierig ist und man in den ersten Jahren auch oft nicht die Wahl hat, was man macht und sich vielleicht etwas durchbeißen muss, finde ich, dass sich der Job sehr lohnt.
Er bringt in der Arbeitsweise sehr viele Freiheiten mit sich. Man hat von Anfang an eine hohe Verantwortung, aber auch Eigenständigkeit. Die richterliche Unabhängigkeit ist in meinen Augen unbezahlbar. Verglichen mit vielen Freunden im anwaltlichen Bereich, ist meine Arbeit deutlich flexibler und der Druck von außen geringer. Der Stress meiner Arbeit kommt in großen Teilen von mir selbst und meinem Verantwortungsgefühl für den Fall.
Wie gut Du Dich da abgrenzen kannst, wie viel Vorbereitung und Zeit Du brauchst, um Dich mit der Arbeit und Deiner Rolle wohl zu fühlen, liegt an Dir. Das kann vorab niemand für Dich beantworten. Aber ich empfehle Dir sehr: Finde es raus :)
Nachrichten in diesem Thema
Einstieg in die Justiz: Arbeitszeiten und Einstiegserfahrungen als (Probe-)Richterin - von Emma123 - 05.02.2025, 19:35
RE: Einstieg in die Justiz: Arbeitszeiten und Einstiegserfahrungen als (Probe-)Richterin - von Yalua - 06.02.2025, 08:26
RE: Einstieg in die Justiz: Arbeitszeiten und Einstiegserfahrungen als (Probe-)Richterin - von Emma123 - 06.02.2025, 12:52
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RE: Einstieg in die Justiz: Arbeitszeiten und Einstiegserfahrungen als (Probe-)Richterin - von NRW556 - 07.02.2025, 09:50
RE: Einstieg in die Justiz: Arbeitszeiten und Einstiegserfahrungen als (Probe-)Richterin - von Praktiker - 07.02.2025, 19:25
RE: Einstieg in die Justiz: Arbeitszeiten und Einstiegserfahrungen als (Probe-)Richterin - von JuraLiebhaber - 06.02.2025, 21:21
RE: Einstieg in die Justiz: Arbeitszeiten und Einstiegserfahrungen als (Probe-)Richterin - von Justiiziaaa - 06.02.2025, 21:29
RE: Einstieg in die Justiz: Arbeitszeiten und Einstiegserfahrungen als (Probe-)Richterin - von RefNdsOL - 06.02.2025, 22:02
RE: Einstieg in die Justiz: Arbeitszeiten und Einstiegserfahrungen als (Probe-)Richterin - von Braunbaer11 - 08.02.2025, 14:32
RE: Einstieg in die Justiz: Arbeitszeiten und Einstiegserfahrungen als (Probe-)Richterin - von 21_23 - 20.02.2025, 21:53
RE: Einstieg in die Justiz: Arbeitszeiten und Einstiegserfahrungen als (Probe-)Richterin - von FrischlingNRW - 24.02.2025, 10:38