12.07.2024, 14:43
(12.07.2024, 12:16)Unbegruendet17 schrieb:Letztlich ist es eine Folge der Asylwelle(n). Ansteigende Eingangszahlen bei weiterhin hohen Altbeständen. Dazu kommen die aktuellen Begleitumstände vieler Landeshaushalte, die einer nennenswerten Stellenmehrung entgegen stehen.(12.07.2024, 11:32)Spencer schrieb: Ich habe sowohl die Landesverwaltung als auch aktuell das VG kennengelernt. Ehrlich gesagt fand ich die Zeit der Verwaltung deutlich entspannter, weil ich es dort ganz überwiegend mit Personalführung zu tun hatte. Die Arbeit am VG hat sich für mich als deutlich stressiger herausgestellt, als ich das erwartet hatte. Alles natürlich relativ, v.a. wenn man sich die Arbeitsbelastung mancher StAs anschaut. Aber die ruhigen Vor-Asyl-Zeiten sind bei den VGs definitiv vorbei und kommen mE auch nicht wieder.Spannend diese Schilderung. Magst du mal näher erläutern, weshalb es am VG tendenziell stressiger ist?
Im SPIEGEL war vor einigen Wochen mal eine ziemlich realistische, da ernüchternde Hintergrundreportage über die Arbeit am VG (Berlin), leider hinter der Bezahlschranke :
https://www.spiegel.de/politik/deutschla...09153171af
Was ich am VG mittlerweile als großen Nachteil empfinde, sind die mangelnden Entwicklungsperspektiven. Damit meine ich nicht nur Karriereschritte, denn Vorsitzender/R2 ist zumindest realistisch. Aber damit ändert sich an der täglichen Arbeitsweise nicht unbedingt viel, letztlich bleibt man - unabhängiger - Sachbearbeiter. Und die Bezahlung schiesst dabei auch nicht gerade in die Höhe. Ausserdem ist das Ganze mit einer ziemlich unlustigen Erprobung beim OVG bzw langjährigen Erprobung in der Landeshauptstadt verknüpft, was den Schritt für Leute mit Familie nicht gerade attraktiver macht.
Ich stelle mir irgendwo die Frage, ob es nicht auch befriedigender ist, wenn ich die Entscheiderin am Ende bin..
Ich bin ehrlich, ich möchte nicht noch die nächsten 25 Jahre einen Gutteil meiner Arbeitszeit mit Asylverfahren verbringen. Und vielen Kollegen geht es da genauso. Das grenzt - aus juristischer Sicht - schon je nach Herkunftsland an intellektuelle Folter. Mit Jura hat das häufig wenig zu tun, eher mit Fleiss- und Fliessbandarbeit.
Und auch mit der Letztentscheidungsbefugnis als Richter ist das so eine Sache: in klassischen Verfahren gibt es da mindestens noch 1 weitere Instanz. Im Asylrecht ist die zwar weitestgehend eingeschränkt, aber wenn die meisten Asylurteile faktisch folgenlos bleiben, ist es mit dem eigenen Einfluss auch nicht so weit her.
Ich will den Beruf jetzt nicht zu madig machen, ich habe ihn auch viele Jahre gerne ausgeübt. Aber bis zur Pensionierung werde ich das definitiv nicht mehr tun.
Nachrichten in diesem Thema
Juristin bei dem Land oder Gericht? - von Brandenburg92 - 12.07.2024, 07:37
RE: Juristin bei dem Land oder Gericht? - von Praktiker - 12.07.2024, 11:00
RE: Juristin bei dem Land oder Gericht? - von Spencer - 12.07.2024, 11:32
RE: Juristin bei dem Land oder Gericht? - von Unbegruendet17 - 12.07.2024, 12:16
RE: Juristin bei dem Land oder Gericht? - von Spencer - 12.07.2024, 14:43