15.06.2024, 14:09
(15.06.2024, 09:06)Brandenburg92 schrieb: Sonst vielleicht das Verwaltungsgericht/ Arbeitsgericht anpeilen? Da ist die Arbeitsbelastung mE deutlich geringer.Ich weiss, dass man schnell Gefahr läuft, seinen eigenen beruflichen Lebensweg zu idealisieren, aber rückblickend muss ich sagen, dass ich trotz aller Dinge, die mich an der Justiz stören und aus denen ich hier und auch ggü den häufig leider überangepassten Kollegen keinen Hehl mache, den Weg in die Verwaltungsgerichtsbarkeit insgesamt nicht bereue, und zwar genau aus den Gründen, die der TE hier schildert.
Am VG geht es viel weniger um die Klärung der tatsächliche Seite inklusive Beweiswürdigung als in der Ordentlichen Gerichtsbarkeit (wie zB im Strafrecht) und dafür stärker um die rechtliche Seite eines Sachverhalts.
Schon das Schreiben eines Tatbestandes kostet mich häufig schon Überwindung und ich versuche ihn möglichst kurz zu halten, denn ich will ja Jura machen und nicht vorwiegend Zusammenfassungen auf dem Niveau eines Deutschunterrichts der 6. Klasse schreiben…
Wenn ich mir die pedantischen, teils ausschweifenden und mit zig Blattzahlen versehenen Tatbestände von Kollegen durchlese, frage ich mich oft, was das soll. Das meiste steht doch schon im streitgegenständlichen Bescheid und ist den Beteiligten bekannt und völlig unstreitig. Ich arbeie da so weit wie möglich mit Bezugnahmen.
Deswegen freue ich mich zB auch immer über Eilbeschlüsse, PKH-Beschlüsse und Einstellungsbeschlüsse nach HE, weil ich da ohne Puddingmauer direkt ins Schlaraffenland der juristischen Subsumtion gelange ;-)
Um jetzt aber auch direkt wieder etwas Wasser in den Wein zu giessen:
Standardkonstellationen und Massenverfahren gibt es bei uns selbstverständlich auch. Juristisches Hochreck ist auch hier eher die Ausnahme als die Regel. zB Asylrecht gehört je nach „Schwierigkeit“ des Herkunftslandes zum juristischen Graubrot.
Warum sollte das aber irgendwo anders sein? Vermutlich jedem Berufsanfänger dämmert es nach einer ersten Phase der Anfangseuphorie, dass auch anspruchsvolle Berufe zu einem wesentlichen Teil aus Routine bestehen. Deswegen halte ich es auch für wichtig, nach ein paar Jahren mal die Kammer und das Rechtsgebiet zu wechseln, um nicht irgendwann völlig in Routine zu erstarren und die Motivation zu verlieren.
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