20.05.2024, 12:31
(19.05.2024, 21:38)Notatüt schrieb: Wobei das Verfahren wohl nach dem Urteil angepasst wurde, weil die fachlichen Bewertungen ganz überwiegend aus der Examensnote besteht und weniger Gewicht auf die fachlichen Fragen gelegt wird.
Für mich war es letztlich eine Entscheidung für meine jetzige Stelle und nicht primär gegen das Notariat. Aber sicher, die örtliche Flexibilität im Assessordienst (v.a. regelmäßige Vertretungen überall im Bezirk) und die Ungewissheit, wo man später landet, machen das Notariat schon unattraktiver.
Bei mir kam dann noch hinzu, dass ich mir realistische Chancen ausrechne, in sechs bis acht Jahren bei meinem jetzigen Arbeitgeber in die Partnerschaft aufgenommen zu werden. Bei u.U. sieben Jahre Assessordienst sind die finanziellen Unterschiede dann überschaubar bzw. von Faktoren abhängig (Ort des Notariats/ Geschäftsentwicklung der Kanzlei), die ich nicht vorhersehen kann. Und letztendlich mag ich meinen jetzigen Job - manchmal hilft ja die andere Option, um das erst zu realisieren.
Danke für die Antwort. Das ist nachvollziehbar. Der Assessorendienst verlangt in dieser Hinsicht schon viel ab und ist, wenn es mit Zuweisungen und Vertretungen entfernungsmäßig ungünstig läuft, vermutlich insgesamt ähnlich belastend wie die Tätigkeit als RA in der Kanzlei rein stundenmäßig arbeitsintensiv ist.
Die finanzielle Perspektive als Notar ist natürlich in der Tat zweifelhaft. Hier glänzt der notarielle Berufsstand traditionell nicht mit Transparenz, zumal sich die Einkommen natürlich nach Standort stark unterscheiden (dass sich einzelne Stellen gar nicht tragen, dürfte wegen der diesbzgl. Regelungen der BNotO die absolute Ausnahme sein; die Behauptung von Greif scheint hier eher ins Blaue hinein zu erfolgen).
Die von Dir, Notatüt, angedeutete Rechnung, dass es überschlägig finanziell genauso attraktiv ist, 6-8 Jahre MK-/GK-Associate und dann dort Partner zu sein, wie 4 Jahre Assessor und dann Notar, teile ich. Insgesamt dürfte der MK-/GK-Weg bei dieser Betrachtung sogar (deutlich?) attraktiver sein, wenn man zugrunde legt, dass die erste Notarstelle eher in der Peripherie des Rheinlands liegt.
Andererseits: Wenn man sieht, dass sich die 12-Pkt-Kandidaten idR doch für's Notariat entscheiden und Hengeler und Co. (wo sie bereits weit sechsstellig verdienen) dafür verlassen, darf man obige Annahme dennoch bezweifeln, denn die werden das schon im Blick haben, oder wie siehst Du das? Natürlich spielt in erster Linie die Tätigkeit die ausschlaggebende Rolle für die Berufswahl, aber die Kandidaten werden die Nachteile des Notariats (Fahrererei, Zuweisungen etc.) schon gründlich mit den Vorteilen (neben Unabhängigkeit eben insb./u.a. finanzielle Perspektive) abwägen. Und wer vier Jahre bei Hengeler in Düsseldorf im M&A war, wird zumindest nicht allein deswegen Assessor in der Rhein. Kammer, weil er dort die Aussicht auf eine unabhängigere und selbständige Tätigkeit in anderer Rolle hat.
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