20.04.2024, 21:48
(31.07.2023, 19:38)GästinNRW2 schrieb: Wer in einem Jahr seine Doktorarbeit schreibt hat - unabhängig vom Thema - keinen wissenschaftlichen Anspruch. Professoren sollten sowas zur Qualitätssicherung unterbinden.
Was ich an einer solchen Aussage ehrlich nicht begreife, ist: Sind die Umstände bekannt? Ich verfasse noch keine Dissertation, plane dies erst nach meinem Referendariat, aber ich suche bereits jetzt nach Informationen dazu und stolpere dabei über solche Aussagen. Was mich dabei stets irritiert, ist Folgendes:
Wenn Doktorand A halbtags am Lehrstuhl arbeitet (und dabei kann "halbtags" oft mehr als die Hälfte der Zeit bedeuten), dann bleiben ihm - unter der Annahme, dass er das Wochenende größtenteils frei haben möchte - noch 2,5 Tage pro Woche, um an seiner Doktorarbeit zu schreiben. Wenn er nun über 2 oder 3 Jahre hinweg jeweils 2,5 pro Woche an seiner Dissertation arbeitet, ergibt das am Ende etwa 230 bis 345 Arbeitstage (230/2*2 bzw. *3). Und das sogar unter der Annahme, dass er keine zusätzliche Arbeit am Lehrstuhl verrichten muss, was jedoch durchaus häufig vorkommt. Realistischerweise müsste man hier also noch einen Abschlag von X% berücksichtigen, aber sei's drum.
Wenn hingegen Doktorand B Vollzeit an seiner Dissertation arbeitet (ein Jahr freigestellt bzw. bereits vorgearbeitet), also die vollen 230 Arbeitstage pro Jahr zur Verfügung hat, dann verbringt er genauso viele Tage mit seiner Diss wie Doktorand A, der zwei Jahre lang daran schreibt (uU sogar mehr) . Das betrifft allerdings nur die reinen Arbeitstage. Unberücksichtigt bleibt hierbei, dass man in der Regel schneller vorankommt, wenn man sich täglich damit beschäftigt, im Gegensatz zu jemandem, der jede Woche erst nach vier, fünf Tagen (oder manchmal sogar mehr) wieder in seine Diss. einsteigt. Somit würde man meiner Meinung nach bei effektiverem Arbeiten sogar deutlich mehr erreichen können als jemand, der auf dem Papier doppelt so lange für die gleiche Anzahl an Arbeitstagen benötigt.
Verbessert mich gerne, wenn ich mich irre, aber so wie ich es sehe, verfasst ein Vollzeit-Doktorand innerhalb eines Jahres eine Dissertation, die der eines halbtags arbeitenden WissMits von etwa 2,5 Jahren entspricht. Und warum sollte man sich dann nur auf die reine Zeit konzentrieren? Inwiefern ist die Dissertation von Doktorand A, bei dem seit Beginn seiner Schreibarbeit 2,5 Jahre vergangen sind, besser/tiefergehender/wertvoller als die von Doktorand B, der fast genauso viele Arbeitstage reingesteckt und dabei effektiver gearbeitet hat? Ehrliche Frage.
Mein Plan ist es nämlich nach dem Ref. - wenn meine Ansprüche praktisch noch auf Stundenniveau sind - unmittelbar Vollzeit meine Diss zu schreiben (hab ein wenig Geld vor dem Ref angespart und werde wahrscheinlich im Ref auch nicht soo hohe Ausgaben haben). Dafür wollte ich mir maximal ein Jahr nehmen und dann als Anwalt anfangen. Ich sehe mich nicht in der Lehre und bin der Ansicht, dass meine Doktorarbeit (= Doktorand B), einer Arbeit von Doktorand A nicht nachstehen würde, nur weil ich es nicht einsehe 3 Jahre meines Lebens an einem Lehrstuhl (o.ä.) zu verschwenden.
Aber da ich kein Doktorand bin, geschweige denn einen Dr. habe, lasse ich mich natürlich gerne korrigieren.
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Doktor in einem Jahr - von zidane10 - 31.07.2023, 12:23
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