06.10.2022, 17:03
In bin selbst Proberichter und in meiner ersten Station beim Amtsgericht, wenn auch in einem anderen Bundesland.
Wie schon geschrieben wurde, hat man an Tag 1 die volle Verantwortung und ist die ersten Wochen zunächst mal damit beschäftigt, einen Überblick zu bekommen. Insoweit ist man ein Stück weit auch darauf angewiesen, dass die erfahreneren Kollegen und - vielleicht noch wichtiger - die Geschäftsstellen bereit sind, einem weiterzuhelfen. Ich persönlich habe in der Hinsicht wirklich ausschließlich gute Erfahrungen gemacht, alle waren angesichts der ersten Anlaufschwierigkeiten verständnisvoll. Es gilt hier allerdings: Geholfen wird nur dem, der auch nachfragt. Es wird dir vermutlich niemand einen abstrakten Einführungskurs oder ähnliche Hilfestellung proaktiv antragen.
Zur Arbeitsbelastung: Ich kann natürlich nur meine persönliche Erfahrungen mitteilen. Ich habe ein meines Erachtens eher unschönes Dezernat mit Zivilrecht, Ermittlungsrichter (in einem Bezirk mit Grenzübergang) und Nachlassgericht erwischt. Insbesondere wegen des Ermittlungsrichters ist meine Auslastung ziemlich volatil. In den ersten Wochen waren es eigentlich jede Woche 60+ Stunden, danach ist es dann graduell weniger geworden. Mittlerweile (seit ca 6 Monaten dort) hat es sich Mittel bei 35-40 Stunden eingependelt. Ich würde mich selbst allerdings auch als sehr effizienten Bearbeiter einschätzen. Ich bringe zudem auch ein paar Jahre Erfahrung bei einer größeren GK mit, was mir zwar nicht fachlich, aber dafür in Fragen Effizienz / Zeitmanagement sehr geholfen hat.
Einige Tipps zum "Schneller werden" für Zivilrichter wurden in einem anderen aktuellen Thread diskutiert, aus eigener (wenn auch kurzer) Erfahrung kann ich mich den meisten Vorschlägen nur anschließen. Insbesondere die vielbeschworene "Entscheidungsfreude" ist wirklich wichtig, wenn man der Masse an Verfahren Herr werden will. Speziell für das Zivilrecht kann ich nur empfehlen, möglichst zügig zu terminieren. Die bequeme Verfügung "Doppel an Gegner zur Stellungnahme binnen x Wochen" rächt sich später, wenn die Akten irgendwann aufgebläht zurückkommen ;)
Abschließend kann ich noch sagen: Man muss vor der ersten Station am Amtsgericht keine Angst haben. Mit persönlich gefällt es viel besser als ursprünglich angenommen und früher oder später muss (und will) man ja ohnehin eigenverantwortlich als Richter arbeiten.
Wie schon geschrieben wurde, hat man an Tag 1 die volle Verantwortung und ist die ersten Wochen zunächst mal damit beschäftigt, einen Überblick zu bekommen. Insoweit ist man ein Stück weit auch darauf angewiesen, dass die erfahreneren Kollegen und - vielleicht noch wichtiger - die Geschäftsstellen bereit sind, einem weiterzuhelfen. Ich persönlich habe in der Hinsicht wirklich ausschließlich gute Erfahrungen gemacht, alle waren angesichts der ersten Anlaufschwierigkeiten verständnisvoll. Es gilt hier allerdings: Geholfen wird nur dem, der auch nachfragt. Es wird dir vermutlich niemand einen abstrakten Einführungskurs oder ähnliche Hilfestellung proaktiv antragen.
Zur Arbeitsbelastung: Ich kann natürlich nur meine persönliche Erfahrungen mitteilen. Ich habe ein meines Erachtens eher unschönes Dezernat mit Zivilrecht, Ermittlungsrichter (in einem Bezirk mit Grenzübergang) und Nachlassgericht erwischt. Insbesondere wegen des Ermittlungsrichters ist meine Auslastung ziemlich volatil. In den ersten Wochen waren es eigentlich jede Woche 60+ Stunden, danach ist es dann graduell weniger geworden. Mittlerweile (seit ca 6 Monaten dort) hat es sich Mittel bei 35-40 Stunden eingependelt. Ich würde mich selbst allerdings auch als sehr effizienten Bearbeiter einschätzen. Ich bringe zudem auch ein paar Jahre Erfahrung bei einer größeren GK mit, was mir zwar nicht fachlich, aber dafür in Fragen Effizienz / Zeitmanagement sehr geholfen hat.
Einige Tipps zum "Schneller werden" für Zivilrichter wurden in einem anderen aktuellen Thread diskutiert, aus eigener (wenn auch kurzer) Erfahrung kann ich mich den meisten Vorschlägen nur anschließen. Insbesondere die vielbeschworene "Entscheidungsfreude" ist wirklich wichtig, wenn man der Masse an Verfahren Herr werden will. Speziell für das Zivilrecht kann ich nur empfehlen, möglichst zügig zu terminieren. Die bequeme Verfügung "Doppel an Gegner zur Stellungnahme binnen x Wochen" rächt sich später, wenn die Akten irgendwann aufgebläht zurückkommen ;)
Abschließend kann ich noch sagen: Man muss vor der ersten Station am Amtsgericht keine Angst haben. Mit persönlich gefällt es viel besser als ursprünglich angenommen und früher oder später muss (und will) man ja ohnehin eigenverantwortlich als Richter arbeiten.
Nachrichten in diesem Thema
Amtsgericht Pilotprojekt Proberichter - von Gast - 06.10.2022, 14:43
RE: Amtsgericht Pilotprojekt Proberichter - von Gast - 06.10.2022, 15:04
RE: Amtsgericht Pilotprojekt Proberichter - von gast828 - 06.10.2022, 15:10
RE: Amtsgericht Pilotprojekt Proberichter - von Gast - 06.10.2022, 15:32
RE: Amtsgericht Pilotprojekt Proberichter - von Inter Partes - 06.10.2022, 17:03
RE: Amtsgericht Pilotprojekt Proberichter - von Gast - 09.10.2022, 00:12