20.08.2022, 12:26
Hey,
ich stand vor der gleichen Entscheidung und habe mich für die Tätigkeit am Lehrstuhl entschieden.
Viele meiner Kollegen haben ebenfalls bereits das zweite Examen und sind etwas älter, sodass ich mit meinen Ende 20 nicht weiter auffalle. Dass nur Juristen anfang 20 direkt nach dem ersten Examen an den Lehrstühlen herumgeistern, ist ein Mythos.
Ich habe mir lange den Kopf zerbrochen, ob ich die Diss lieber am Lehrstuhl oder berufsbegleitend in einer Kanzlei schreibe. Letztlich habe ich mich dann für die Uni entschieden. Ausschlaggebend war für mich, dass ich noch nicht direkt in den Beruf einsteigen wollte sondern noch ein wenig das Unileben genießen wollte frei vom Druck der Examina. Irgendeine Art Blockmodell als RA hab ich mir schwer vorgestellt und schon von jeder Menge Leuten gehört, dass sie die Promotion dann nicht durchgezogen haben, weil die Karriere gelockt hat. Ist auch schwer, weil man im Grunde berufstechnisch direkt loslegen könnte. Den Doktor braucht es ja nicht zumal man schon in der jeweiligen Kanzlei arbeitet.
Als Wissmit in der Kanzlei wollte ich mich dann auch nicht verdingen. Da ich mehrfach in GKs als Wissmit gearbeitet hatte, wusste ich, dass ich nach 3 Tagen Vollgas in der Kanzlei mich nicht einfach an Tag 4 und 5 an die Promotion setzen und produktiv sein konnte. Dafür ist die Arbeit in der Kanzlei dann doch zu anstrengend.
Schließlich war mir eine halbwegs gute Betreuung wichtig. Klar lässt es sich nicht pauschal sagen, dass die immer besser ist, wenn man intern promoviert. Aber der Draht zum Prof ist halt deutlich kürzer, wenn man direkt im Büro nebenan sitzt. Habe beispielsweise Kollegen die extern promovieren und die jedes Mal einen Termin mit mehreren Wochen Vorlaufzeit ausmachen müssen, wenn sie mit ihrem Doktorvater sprechen wollen. Apropos Büro: Man muss auch sehen, dass es ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist, auf die Ressourcen der Uni zurückgreifen zu können was Literatur etc. angeht. Und man hat einen eigenen, permanent verfügbaren Arbeitsplatz. Das ist in der Kanzlei u.U. nicht so oder man sitzt im Großraumbüro mit mehreren anderen LEuten.
Natürlich hat die Uni nicht nur Vorteile. Das größte Problem war für mich, dass ich nicht an der gleichen Uni arbeiten wollte, an der ich auch studiert hatte. Ergo hatte ich bei der Bewerbung keine Einblicke, welche Profs gut oder schlecht sind. Es gibt leider an jeder Uni einige Profs, bei denen man lieber nicht arbeiten/promovieren sollte, also im Hinblick auf Betriebsklima, hohe Arbeitsbelastung und schlechte Betreuung der Promotion. Das ist im Grunde eine Blackbox, wenn man vorher nicht an der Uni studiert hat. Man ist leider als interner Promovend doppelt vom Prof abhängig. Versuch mal einen Arbeitsauftrag abzulehnen, wenn der Typ der ihn dir gibt auch der ist, der deine Diss bewertet...
Da kann schnell mal aus ner 50 % Stelle eine 100 % Stelle werden.
Allerdings ist das aus meiner Erfahrung und aus dem Gespräch von Kollegen eher die Ausnahme. Die meisten Profs geben einem doch genug Freiraum. Generell lässt sich sagen, dass die Tätigkeit an der Uni deutlich entspannter ist, als in einer Kanzlei, insbesondere wenn vorlesungsfreie Zeit ist.
Als Tipp für die Bewerbung an der Uni würde ich noch sagen, dass du dich nicht zu sehr auf die großen, beliebten Unis versteifen solltest. Da ist die Konkurrenz häufig ziemlich stark. Und insbesondere würde ich nichts auf das Renommee eines Doktorvaters geben. Davon hast du als Promovend nämlich nichts; insbesondere wenn du nicht in die Wissenschaft gehen willst. Gerade bei den sehr bekannten Professoren, die zig Doktorarbeiten betreuen, leidet oftmals die individuelle Betreuung. Da kann es besser sein, an einer kleinen Uni bei einem jungen Prof zu arbeiten, der noch motiviert ist und sich mehr Zeit für seine Mitarbeiter nimmt.
ich stand vor der gleichen Entscheidung und habe mich für die Tätigkeit am Lehrstuhl entschieden.
Viele meiner Kollegen haben ebenfalls bereits das zweite Examen und sind etwas älter, sodass ich mit meinen Ende 20 nicht weiter auffalle. Dass nur Juristen anfang 20 direkt nach dem ersten Examen an den Lehrstühlen herumgeistern, ist ein Mythos.
Ich habe mir lange den Kopf zerbrochen, ob ich die Diss lieber am Lehrstuhl oder berufsbegleitend in einer Kanzlei schreibe. Letztlich habe ich mich dann für die Uni entschieden. Ausschlaggebend war für mich, dass ich noch nicht direkt in den Beruf einsteigen wollte sondern noch ein wenig das Unileben genießen wollte frei vom Druck der Examina. Irgendeine Art Blockmodell als RA hab ich mir schwer vorgestellt und schon von jeder Menge Leuten gehört, dass sie die Promotion dann nicht durchgezogen haben, weil die Karriere gelockt hat. Ist auch schwer, weil man im Grunde berufstechnisch direkt loslegen könnte. Den Doktor braucht es ja nicht zumal man schon in der jeweiligen Kanzlei arbeitet.
Als Wissmit in der Kanzlei wollte ich mich dann auch nicht verdingen. Da ich mehrfach in GKs als Wissmit gearbeitet hatte, wusste ich, dass ich nach 3 Tagen Vollgas in der Kanzlei mich nicht einfach an Tag 4 und 5 an die Promotion setzen und produktiv sein konnte. Dafür ist die Arbeit in der Kanzlei dann doch zu anstrengend.
Schließlich war mir eine halbwegs gute Betreuung wichtig. Klar lässt es sich nicht pauschal sagen, dass die immer besser ist, wenn man intern promoviert. Aber der Draht zum Prof ist halt deutlich kürzer, wenn man direkt im Büro nebenan sitzt. Habe beispielsweise Kollegen die extern promovieren und die jedes Mal einen Termin mit mehreren Wochen Vorlaufzeit ausmachen müssen, wenn sie mit ihrem Doktorvater sprechen wollen. Apropos Büro: Man muss auch sehen, dass es ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist, auf die Ressourcen der Uni zurückgreifen zu können was Literatur etc. angeht. Und man hat einen eigenen, permanent verfügbaren Arbeitsplatz. Das ist in der Kanzlei u.U. nicht so oder man sitzt im Großraumbüro mit mehreren anderen LEuten.
Natürlich hat die Uni nicht nur Vorteile. Das größte Problem war für mich, dass ich nicht an der gleichen Uni arbeiten wollte, an der ich auch studiert hatte. Ergo hatte ich bei der Bewerbung keine Einblicke, welche Profs gut oder schlecht sind. Es gibt leider an jeder Uni einige Profs, bei denen man lieber nicht arbeiten/promovieren sollte, also im Hinblick auf Betriebsklima, hohe Arbeitsbelastung und schlechte Betreuung der Promotion. Das ist im Grunde eine Blackbox, wenn man vorher nicht an der Uni studiert hat. Man ist leider als interner Promovend doppelt vom Prof abhängig. Versuch mal einen Arbeitsauftrag abzulehnen, wenn der Typ der ihn dir gibt auch der ist, der deine Diss bewertet...
Da kann schnell mal aus ner 50 % Stelle eine 100 % Stelle werden.
Allerdings ist das aus meiner Erfahrung und aus dem Gespräch von Kollegen eher die Ausnahme. Die meisten Profs geben einem doch genug Freiraum. Generell lässt sich sagen, dass die Tätigkeit an der Uni deutlich entspannter ist, als in einer Kanzlei, insbesondere wenn vorlesungsfreie Zeit ist.
Als Tipp für die Bewerbung an der Uni würde ich noch sagen, dass du dich nicht zu sehr auf die großen, beliebten Unis versteifen solltest. Da ist die Konkurrenz häufig ziemlich stark. Und insbesondere würde ich nichts auf das Renommee eines Doktorvaters geben. Davon hast du als Promovend nämlich nichts; insbesondere wenn du nicht in die Wissenschaft gehen willst. Gerade bei den sehr bekannten Professoren, die zig Doktorarbeiten betreuen, leidet oftmals die individuelle Betreuung. Da kann es besser sein, an einer kleinen Uni bei einem jungen Prof zu arbeiten, der noch motiviert ist und sich mehr Zeit für seine Mitarbeiter nimmt.
Nachrichten in diesem Thema
Promotion mit 29: Lehrstuhl oder GK? Alter? - von GastHessen283 - 19.08.2022, 10:16
RE: Promotion mit 29: Lehrstuhl oder GK? Alter? - von Gast - 19.08.2022, 10:20
RE: Promotion mit 29: Lehrstuhl oder GK? Alter? - von Gast - 19.08.2022, 10:40
RE: Promotion mit 29: Lehrstuhl oder GK? Alter? - von Gast - 19.08.2022, 12:08
RE: Promotion mit 29: Lehrstuhl oder GK? Alter? - von Gast - 19.08.2022, 14:02
RE: Promotion mit 29: Lehrstuhl oder GK? Alter? - von Gast - 19.08.2022, 15:37
RE: Promotion mit 29: Lehrstuhl oder GK? Alter? - von Gast - 19.08.2022, 18:05
RE: Promotion mit 29: Lehrstuhl oder GK? Alter? - von Spitzbube - 19.08.2022, 21:25
RE: Promotion mit 29: Lehrstuhl oder GK? Alter? - von Gast - 20.08.2022, 12:26