17.06.2021, 13:06
Hallo,
ich habe in diesem Jahr mein 2. Staatsexamen abgeschlossen und ursprünglich war mein Plan, anschließend zu promovieren. Die Promotion wollte ich durch eine WissMit Tätigkeit bei einer Kanzlei finanzieren, angedacht war so grob Mo-Mi Arbeit und Do-Fr (und ggf. teilweise Sa) zu promovieren. In zeitlicher Hinsicht dachte ich an ca. 2 Jahre und ein abgestecktes Gebiet, sprich es soll keine 600 Seiten Dissertation werden.
Nun ist es leider so, dass es in beiden Examen nicht (ganz) fürs VB gereicht hat. Im Ersten habe ich 8,7 im Staatsteil und 8,4 als Gesamtnote, im zweiten 7,9. Damit ist eine Promotion meines Wissens nach nur über einen Dispens möglich. Ich war nie an einem Lehrstuhl tätig und habe auch ansosnten keine Kontakte bzw. Vitamin B zu einem Prof.
Nun stand ich diesbezüglich mit einem Bekannten im Austausch, welcher seine Dissertation (im ArbR) auch über einen Dispens ermöglicht bekam, dessen Noten waren meine ich 6,5 im Ersten und 8,2 im Zweiten. Das Gespräch mit ihm war in meinen Augen sehr ernüchternd. Zunächst musste er ein volles Jahr suchen, bis er einen Doktorvater finden konnte. Er probierte es zuerst bei Unis, an welchen er nicht studierte, letztlich klappte es dann erst an der Uni, an welcher er damals Jura studierte (dies ist auch "meine" Uni). Wie ich es verstanden hatte war der Prof eher neutral gegenüber der Angelegenheit eingestellt, sprich es hörte sich nicht unbedingt nach der wirklich helfenden Hand an. Er benötigte noch eine Seminararbeit mit der Bewertung gut. Laut seiner Aussage absolut kein Selbstläufer und extrem hohe Hürde. Der Prof habe im vorhinein erwähnt, dass es schon werden würde und sie das hinbekommen, habe es im Verlauf dann jedoch wohl doch nicht so easy gesehen. Nachdem der Prof die Seminararbeit offenbar schon mal vor der endgültigen Bewertung angesehen hatte, musste nochmal gut nachgearbeitet werden, um die Hürde zu nehmen.
Nachdem sodann ein Exposé angefertigt wurde, hat sich dies nochmals extrem lang gezogen. Der Prof wollte hier einiges geändert, sodann war die Zustimmung zum Dispens beim Fakultätsrat bzw. der Uni einzuholen, was beinahe wegen schlechten Timings nochmal ein weiteres halbes Jahr gekostet hätte, da dieser wohl nur zweimal jährlich tagt. Die Arbeit sei nun fertig und er wartet auf seine Verteidigung, insgesamt hat ihn das Unterfangen 3 Jahre gekostet, er habe keine freie Wochenenden gehabt und alles in allem wolle er mir zwar nicht abraten, aber er war mehrfach kurz davor abzubrechen, weil er es insgesamt als ziemliche Shitshow erlebte und ich solle mir das wirklich gut überlegen, zudem wenn ich es als Externer machen will.
Es ist noch speziell zu erwähnen, dass er nebenher als Associate in einer größeren MK arbeitete, bei welcher zunächst 3 Tage Arbeit/2 Tage Diss vereinbart war. Offensichtlich hielt sich die Kanzlei jedoch nicht wirklich an diese Vereinbarung und er musste deutlich mehr arbeiten. Das sei seiner Ansicht nach aber für ihn unumgänglich gewesen, weil er WissMits als bessere Praktikanten ansieht und die bei dieser Tätigkeit gewonnene Erfahrung später beim Einsteig als Associate nichts bringen würde. Daher "musste" er es so machen.
Nun meine Gedanken hierzu:
ich bin grundsätzlich wirkich sehr motiviert, eine Dissertation zu schreiben und habe auch bereits ein grobes Themengebiet im Kopf, welches mich sehr reizt. Ich spiele schon seit mehreren Jahren mit dem Gedanken zu promovireren und wollte zunächst beide Examina weghaben, um mich sodann dem Thema etwas entspannter widmen zu können. Alle meine Ausbilder sowie die Prüfungskommission im Zweiten rieten mir, dies zu tun. In meiner Vorstellung sollte dies der Teil meiner Ausbildung werden, bei dem ich endlich mein eigenes Thema bearbeiten würde ohne mich ständig mit dem zermürbenden System Staatsexamen herumschlaghen zu müssen.
Allerdings emfinde ich diese Hürden und das Gefühl lauter Steine in den Weg gelegt zu bekommen einfach als Wahnsinn. Strafrecht hatte mich seinerzeit das VB im Ersten gekostet und das dies heute noch so fatale Folgen hat, ärgert mich sehr. Wegen 0,3 Punkten jetzt im Nachhinein so einen Zirkus veranstalten zu müssen, ist schon hart und ich frage mich, ob das überhaupt verhältnismäßig und lohnenswert ist.
Uni und Doktovater wären mir ehrlich gesagt völlig egal, ich möchte eigentlich einfach nur so schnell wie möglich loslegen können. Das ist laut ihm jedoch nicht möglich und ich finde die Vorstellung ein komplettes Jahr darauf zu verwenden, nur um vielleicht (Stichwort Seminararbeit Hürde) ein "ok go" zu bekommen, gräslich. Wenn es blöd läuft, verschwendet man diese Zeit, weil es zum Schluss doch nicht klappt.
Daher meine Fragen an euch, die hier bereits Erfahrungen haben:
Ist seine Story üblich oder eher ein Ausnahmefall? Wie realistisch ist es bei meinen Noten, relativ sicher eine Promotion beginnen zu können? Ist bzw. war meine Vorstellung zu naiv? Wie würdet ihr nun vorgehen? Ich dachte ggf. könnte ein informelles Gespräch bei dem von mir aktuell favorisierten Prof im Rahmen einer Sprechstunde hilfreich sein. Was sind eure Gedanken hierzu?
Ich bitte darum, die hier oftmals gesehene Art von wegen "tja Pech gehabt; ohne VB nur zweitklassig" usw. auszulassen, das hilft mir nicht weiter.
ich habe in diesem Jahr mein 2. Staatsexamen abgeschlossen und ursprünglich war mein Plan, anschließend zu promovieren. Die Promotion wollte ich durch eine WissMit Tätigkeit bei einer Kanzlei finanzieren, angedacht war so grob Mo-Mi Arbeit und Do-Fr (und ggf. teilweise Sa) zu promovieren. In zeitlicher Hinsicht dachte ich an ca. 2 Jahre und ein abgestecktes Gebiet, sprich es soll keine 600 Seiten Dissertation werden.
Nun ist es leider so, dass es in beiden Examen nicht (ganz) fürs VB gereicht hat. Im Ersten habe ich 8,7 im Staatsteil und 8,4 als Gesamtnote, im zweiten 7,9. Damit ist eine Promotion meines Wissens nach nur über einen Dispens möglich. Ich war nie an einem Lehrstuhl tätig und habe auch ansosnten keine Kontakte bzw. Vitamin B zu einem Prof.
Nun stand ich diesbezüglich mit einem Bekannten im Austausch, welcher seine Dissertation (im ArbR) auch über einen Dispens ermöglicht bekam, dessen Noten waren meine ich 6,5 im Ersten und 8,2 im Zweiten. Das Gespräch mit ihm war in meinen Augen sehr ernüchternd. Zunächst musste er ein volles Jahr suchen, bis er einen Doktorvater finden konnte. Er probierte es zuerst bei Unis, an welchen er nicht studierte, letztlich klappte es dann erst an der Uni, an welcher er damals Jura studierte (dies ist auch "meine" Uni). Wie ich es verstanden hatte war der Prof eher neutral gegenüber der Angelegenheit eingestellt, sprich es hörte sich nicht unbedingt nach der wirklich helfenden Hand an. Er benötigte noch eine Seminararbeit mit der Bewertung gut. Laut seiner Aussage absolut kein Selbstläufer und extrem hohe Hürde. Der Prof habe im vorhinein erwähnt, dass es schon werden würde und sie das hinbekommen, habe es im Verlauf dann jedoch wohl doch nicht so easy gesehen. Nachdem der Prof die Seminararbeit offenbar schon mal vor der endgültigen Bewertung angesehen hatte, musste nochmal gut nachgearbeitet werden, um die Hürde zu nehmen.
Nachdem sodann ein Exposé angefertigt wurde, hat sich dies nochmals extrem lang gezogen. Der Prof wollte hier einiges geändert, sodann war die Zustimmung zum Dispens beim Fakultätsrat bzw. der Uni einzuholen, was beinahe wegen schlechten Timings nochmal ein weiteres halbes Jahr gekostet hätte, da dieser wohl nur zweimal jährlich tagt. Die Arbeit sei nun fertig und er wartet auf seine Verteidigung, insgesamt hat ihn das Unterfangen 3 Jahre gekostet, er habe keine freie Wochenenden gehabt und alles in allem wolle er mir zwar nicht abraten, aber er war mehrfach kurz davor abzubrechen, weil er es insgesamt als ziemliche Shitshow erlebte und ich solle mir das wirklich gut überlegen, zudem wenn ich es als Externer machen will.
Es ist noch speziell zu erwähnen, dass er nebenher als Associate in einer größeren MK arbeitete, bei welcher zunächst 3 Tage Arbeit/2 Tage Diss vereinbart war. Offensichtlich hielt sich die Kanzlei jedoch nicht wirklich an diese Vereinbarung und er musste deutlich mehr arbeiten. Das sei seiner Ansicht nach aber für ihn unumgänglich gewesen, weil er WissMits als bessere Praktikanten ansieht und die bei dieser Tätigkeit gewonnene Erfahrung später beim Einsteig als Associate nichts bringen würde. Daher "musste" er es so machen.
Nun meine Gedanken hierzu:
ich bin grundsätzlich wirkich sehr motiviert, eine Dissertation zu schreiben und habe auch bereits ein grobes Themengebiet im Kopf, welches mich sehr reizt. Ich spiele schon seit mehreren Jahren mit dem Gedanken zu promovireren und wollte zunächst beide Examina weghaben, um mich sodann dem Thema etwas entspannter widmen zu können. Alle meine Ausbilder sowie die Prüfungskommission im Zweiten rieten mir, dies zu tun. In meiner Vorstellung sollte dies der Teil meiner Ausbildung werden, bei dem ich endlich mein eigenes Thema bearbeiten würde ohne mich ständig mit dem zermürbenden System Staatsexamen herumschlaghen zu müssen.
Allerdings emfinde ich diese Hürden und das Gefühl lauter Steine in den Weg gelegt zu bekommen einfach als Wahnsinn. Strafrecht hatte mich seinerzeit das VB im Ersten gekostet und das dies heute noch so fatale Folgen hat, ärgert mich sehr. Wegen 0,3 Punkten jetzt im Nachhinein so einen Zirkus veranstalten zu müssen, ist schon hart und ich frage mich, ob das überhaupt verhältnismäßig und lohnenswert ist.
Uni und Doktovater wären mir ehrlich gesagt völlig egal, ich möchte eigentlich einfach nur so schnell wie möglich loslegen können. Das ist laut ihm jedoch nicht möglich und ich finde die Vorstellung ein komplettes Jahr darauf zu verwenden, nur um vielleicht (Stichwort Seminararbeit Hürde) ein "ok go" zu bekommen, gräslich. Wenn es blöd läuft, verschwendet man diese Zeit, weil es zum Schluss doch nicht klappt.
Daher meine Fragen an euch, die hier bereits Erfahrungen haben:
Ist seine Story üblich oder eher ein Ausnahmefall? Wie realistisch ist es bei meinen Noten, relativ sicher eine Promotion beginnen zu können? Ist bzw. war meine Vorstellung zu naiv? Wie würdet ihr nun vorgehen? Ich dachte ggf. könnte ein informelles Gespräch bei dem von mir aktuell favorisierten Prof im Rahmen einer Sprechstunde hilfreich sein. Was sind eure Gedanken hierzu?
Ich bitte darum, die hier oftmals gesehene Art von wegen "tja Pech gehabt; ohne VB nur zweitklassig" usw. auszulassen, das hilft mir nicht weiter.
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Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von GastBW - 17.06.2021, 13:06
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RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von Gast - 18.06.2021, 15:07
RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von Gast - 18.06.2021, 15:17
RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von GastBW - 18.06.2021, 15:57
RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von Gast aus NRW - 17.06.2021, 16:43
RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von Gast-Gast - 17.06.2021, 17:23
RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von Stiller Beobachter - 18.06.2021, 16:58
RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von Gast - 18.06.2021, 21:37
RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von GastBW - 18.06.2021, 23:06
RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von Gast - 19.06.2021, 09:21
RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von Gast - 20.06.2021, 20:05
RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von guga - 20.06.2021, 20:55
RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von Verständnisloser Gast - 10.08.2021, 13:45
RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von Bayer - 01.07.2021, 18:08
RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von Gast - 01.07.2021, 20:34
RE: Promotion als Externer ohne VB - Erfahrungen? - von Bayer - 01.07.2021, 22:11
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