Gefühl nach den Examensklausuren und tatsächliche Note

[Gast 2]

Ich bin leider durchgefallen und habe das auch schon während des Examens gemerkt. Bei allen Klausuren, bei denen ich ein schlechtes Gefühl hatte, bin ich leider auch tatsächlich durchgefallen. Die bestandenen Klausuren kamen mir auch (für meine Verhältnisse) ok vor. Bei meinen Leidensgenossen im Ergänzungsvorbereitungsdienst war das aber teilweise ganz anders. Da waren manche echt überrascht und hatten sich vor Ergebnisbekanntgabe auch schon Jobs gesucht, die sie dann natürlich wieder canceln mussten.

Woran lag es bei dir, wenn ich fragen darf? Bist du nicht fertig geworden oder lag es an anderen Faktoren? Ich habe kürzlich auch Examen geschrieben und bin oftmals nicht fertig geworden (praktischer Teil extrem kurz, keine Anklage, Tatbestand unvollständig). Zudem habe ich noch einige materiell-rechtliche Schnitzer sowie kleinere formale Fehler drin, weshalb mir mein Gefühl auch klar sagt, dass es diesmal nicht gereicht haben wird.

Bei mir lag es hauptsächlich am Zivilrecht. Das konnte ich noch nie und es sind ja leider fünf von elf Klausuren. In der ersten Klausur bin ich tatsächlich nicht fertig geworden, hatte aber auch einen schlechten Tatbestand, das waren dann zu Recht 2 Punkte. Zweite Klausur kam Zwangsvollstreckungsrecht, tja, das hatte ich auf Lücke weggelassen (auch schon im ersten Examen), auch wieder zu Recht 2 Punkte. Das hat natürlich psychisch schon total runter gezogen. Vierte Klausur war Kautelar, da bin ich sowieso immer schlecht, durchgefallen. Dann kam die Arbeitsrechtklausur, da war wieder das Problem, dass ich nicht wusste, wie viel Hilfreiches dazu im Palandt kommentiert ist. So war ich der einzige Depp, der nicht die richtige Lösung hatte, durchgefallen. Richtig unnötig von mir, das nicht zu wissen. Dadurch war einfach die Konzentration weg. In meinen eigentlich guten Fächern, Ö-Recht und Steuerrecht, habe ich auf einmal dumme Fehler gemacht, die ich sonst nicht mache. Diese Klausuren waren also bestanden, aber zu schlecht um das Zivilrechtdrama noch auszugleichen. Außerdem war eine Ö-Recht Klausur auch einfach eine Frechheit (das fanden auch die guten Referendare). Die konnte keiner, trotzdem hat mir der Korrektor hingeschrieben, dass es ja so eine einfache Klausur war und dass es dann sooo schlimm ist, dass ich bei den Schwerpunkten zu ungenau war.

Kurz gesagt: Es ist einfach alles schief gelaufen, was schief gehen konnte. Größter Kritikpunkt war aber durchweg in jeder Klausur, dass ich immer zu oberflächlich und ungenau war. Nicht, dass meine Lösung falsch war. Aus dem Ergänzungsvorbereitungsdienst weiß ich, dass man auch Klausuren bestehen kann, bei denen man eine ganz andere Lösung hat oder bei denen man nicht fertig wird. Hauptsache die Schwerpunkte passen. 

Und ehrlich gesagt glaube ich, dass auch schon ganz ganz viel schief laufen muss, um im zweiten Examen noch durchzufallen. Die Durchfallquoten sind ja nicht umsonst recht gering. Nur einfach hin und wieder nicht fertig geworden oder Fehler zu machen, reicht bestimmt trotzdem noch für zumindest 4 Punkte. In meiner Gruppe haben auch einige Referendare bestanden, die eigentlich ein schlechtes Gefühl hatten. Bei mir kam nur einfach alles zusammen: Nicht fertig geworden, schlechter Klausurstil (also zu oberflächlich), emotional nach zwei Klausuren schon am Boden, fehlendes materielles Wissen, schlechte Kommentarnutzung, völligst dumme Fehler in meinen eigentlich guten Fächern, blöde Klausur und strenger Korrektor in meinem besten Fach. Dadurch war das wirklich eine ganz klare Sache, leider.

Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, so ausführlich zu antworten. Ich wünsche dir für deinen zweiten Versuch viel Erfolg!