28.01.2021, 18:33
Hallo,
ich habe im Oktober meinen Verbesserungsversuch im Zweiten Examen geschrieben und bin seit November wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer Großkanzlei. Nach der mündlichen Prüfung im März möchte ich mir eine Stelle als Anwalt suchen.
Mich lähmen momentan die beruflichen Entscheidungen, weil ich Angst habe, mir bestimmte Karrierewege abzuschneiden. Das fängt an bei der Wahl einer "falschen" Großkanzlei für die Stelle als wiss Mit (die Entscheidung ist ja bereits getroffen worden) und geht hin zur Frage, wo ich als Anwalt anfangen sollte und welches Gebiet ich wählen sollte. Ich habe Angst, dass ich irgendwann in einem Rechtsgebiet oder in einer Kanzlei gefangen bin und nicht mehr wechseln kann. Ich habe für mich eben noch nicht DAS Traumrechtsgebiet gefunden. Wenn man in einer GK wie Heuking o.ä. als wiss Mit oder Anwalt anfängt, ist man dann für Kanzleien, die "noch angesehener" sind (damit meine ich nicht unbedingt die im Forum vergötterten Kanzleien wie Freshfields, HM oder GL) bzw. die auch mehr als Einstiegsgehalt zahlen, uninteressant?
Habt ihr solche Ängste auch und wie geht ihr damit um? Sind die Ängste überhaupt begründet?
LG
ich habe im Oktober meinen Verbesserungsversuch im Zweiten Examen geschrieben und bin seit November wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer Großkanzlei. Nach der mündlichen Prüfung im März möchte ich mir eine Stelle als Anwalt suchen.
Mich lähmen momentan die beruflichen Entscheidungen, weil ich Angst habe, mir bestimmte Karrierewege abzuschneiden. Das fängt an bei der Wahl einer "falschen" Großkanzlei für die Stelle als wiss Mit (die Entscheidung ist ja bereits getroffen worden) und geht hin zur Frage, wo ich als Anwalt anfangen sollte und welches Gebiet ich wählen sollte. Ich habe Angst, dass ich irgendwann in einem Rechtsgebiet oder in einer Kanzlei gefangen bin und nicht mehr wechseln kann. Ich habe für mich eben noch nicht DAS Traumrechtsgebiet gefunden. Wenn man in einer GK wie Heuking o.ä. als wiss Mit oder Anwalt anfängt, ist man dann für Kanzleien, die "noch angesehener" sind (damit meine ich nicht unbedingt die im Forum vergötterten Kanzleien wie Freshfields, HM oder GL) bzw. die auch mehr als Einstiegsgehalt zahlen, uninteressant?
Habt ihr solche Ängste auch und wie geht ihr damit um? Sind die Ängste überhaupt begründet?
LG
28.01.2021, 18:47
Angst fressen Seele auf
28.01.2021, 19:00
Ja, ist normal. Die wenigsten wissen ganz genau, wo sie starten wollen.
Bei den meisten ist es einfach (mal mehr, mal weniger) der Zufall welche Station es im Ref wurde und wo dann der Einstieg erfolgt.
Irgendwo wirst du anfangen müssen. Und auch wenn dir das grade so vorkommt... das ist nicht die Entscheidung deines Lebens.
Fang irgendwo an und gib dem ganzen 1 Jahr. Wenn du es dann weiter scheise findest ( und sich nicht ohnehin irgendwas im Leben ergibt), dann wechselst du eben mal Rechtsgebiet und/oder Kanzlei. Das ist kein Weltuntergang ( vielleicht hast du nach 1 Jahr ohnehin keine Lust mehr auf GK).
Was aber natürlich auch dazugehört, dass man das nicht ständig machen kann und auch nur begrenzt zwischen Kanzleien wechseln kann ( Einfach mal aus Sicht des AG betrachten, dann merkst du schon wenn es to much wird).
Aber dann würde ich dir grundsätzlich ein möglichst breites Rechtsgebiet empfehlen (eher Litigation als Datenschutzrecht) in einer breit aufgestellten Ausbilderkanzlei. Hier kannst du auch on the job ein wenig deine Entwicklung steuern und eben verstärkt Sachen machen, die dich interessieren.
Hengeler hat übrigens ein Rotationsprinzip. Just Saying :D
Bei den meisten ist es einfach (mal mehr, mal weniger) der Zufall welche Station es im Ref wurde und wo dann der Einstieg erfolgt.
Irgendwo wirst du anfangen müssen. Und auch wenn dir das grade so vorkommt... das ist nicht die Entscheidung deines Lebens.
Fang irgendwo an und gib dem ganzen 1 Jahr. Wenn du es dann weiter scheise findest ( und sich nicht ohnehin irgendwas im Leben ergibt), dann wechselst du eben mal Rechtsgebiet und/oder Kanzlei. Das ist kein Weltuntergang ( vielleicht hast du nach 1 Jahr ohnehin keine Lust mehr auf GK).
Was aber natürlich auch dazugehört, dass man das nicht ständig machen kann und auch nur begrenzt zwischen Kanzleien wechseln kann ( Einfach mal aus Sicht des AG betrachten, dann merkst du schon wenn es to much wird).
Aber dann würde ich dir grundsätzlich ein möglichst breites Rechtsgebiet empfehlen (eher Litigation als Datenschutzrecht) in einer breit aufgestellten Ausbilderkanzlei. Hier kannst du auch on the job ein wenig deine Entwicklung steuern und eben verstärkt Sachen machen, die dich interessieren.
Hengeler hat übrigens ein Rotationsprinzip. Just Saying :D
28.01.2021, 19:07
Erstmal sind wenige Entscheidungen endgültig und natürlich wird man nicht bei Hengeler abgelehnt, nur weil man vorher bei Heuking WiMi war (wenn die Noten stimmen). Ich glaube, hier wird dieses ganze Einstellungsgehabe viel elitärer dargestellt als es tatsächlich ist.
Wichtig bei deiner Karriereplanung ist, dass du mit jedem Schritt auch überlegst, wo du damit in drei Jahren stehst und wie es von dort aus dann weitergehen könnte. Das soll schlicht verhindern, dass du dich in irgendwelche Sackgassen manövrierst. Aber ansonsten anstrengen und Spaß haben bei der Arbeit ;)
Wichtig bei deiner Karriereplanung ist, dass du mit jedem Schritt auch überlegst, wo du damit in drei Jahren stehst und wie es von dort aus dann weitergehen könnte. Das soll schlicht verhindern, dass du dich in irgendwelche Sackgassen manövrierst. Aber ansonsten anstrengen und Spaß haben bei der Arbeit ;)
28.01.2021, 19:20
(28.01.2021, 18:33)Panicroom schrieb: Hallo,
ich habe im Oktober meinen Verbesserungsversuch im Zweiten Examen geschrieben und bin seit November wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer Großkanzlei. Nach der mündlichen Prüfung im März möchte ich mir eine Stelle als Anwalt suchen.
Mich lähmen momentan die beruflichen Entscheidungen, weil ich Angst habe, mir bestimmte Karrierewege abzuschneiden. Das fängt an bei der Wahl einer "falschen" Großkanzlei für die Stelle als wiss Mit (die Entscheidung ist ja bereits getroffen worden) und geht hin zur Frage, wo ich als Anwalt anfangen sollte und welches Gebiet ich wählen sollte. Ich habe Angst, dass ich irgendwann in einem Rechtsgebiet oder in einer Kanzlei gefangen bin und nicht mehr wechseln kann. Ich habe für mich eben noch nicht DAS Traumrechtsgebiet gefunden. Wenn man in einer GK wie Heuking o.ä. als wiss Mit oder Anwalt anfängt, ist man dann für Kanzleien, die "noch angesehener" sind (damit meine ich nicht unbedingt die im Forum vergötterten Kanzleien wie Freshfields, HM oder GL) bzw. die auch mehr als Einstiegsgehalt zahlen, uninteressant?
Habt ihr solche Ängste auch und wie geht ihr damit um? Sind die Ängste überhaupt begründet?
LG
Moin Termingenosse! Ich kann die Bedenken nachvollziehen und wie immer ist die Antwort, dass es darauf ankommt. Ich war lange Zeit wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der o.g. Kanzleien und mein ausbildender Partner hatte eine klare Vorstellung davon, was Champions League und was Kreisklasse ist (seine Wortwahl). Tendenziell wechselt man eher von einer größeren in eine kleinere Kanzlei, aber ich kenne auch den umgekehrten Fall. Die Frage ist, was du langfristig möchtest. Hast du Bock auf die Peitsche und willst dich zum Partner grinden oder soll die GK mittelfristig nur Sprungbrett für einen bequemen Job in einer kleineren Kanzeli, einer Rechtsabteilung oder im öffentlichen Dienst etc. sein? Je nachdem würde ich taktisch wählen und entweder in eine große GK gehen, damit du "weich fällst" oder von vornherein in eine Kanzlei gehen, die gute Zukunftsperspektiven bietet. Ich persönlich fand es immer sehr schade, Abschiedsmails zu lesen, die leicht verbittert ungefähr so klangen: "Nach 10 Jahren [MEINER LEBENSZEIT] bei [X] habe ich mich entschieden [WURDE MIR ENDGÜLTIG OFFENBART, DASS ICH WEDER PARTNER NOCH COUNSEL WERDE], die Kanzlei zu verlassen. Ich werde alle vermissen und werde meine neue berufliche Zukunft bei [X = DOWNGRADE] finden." Bevor das passiert, würde ich meine Prioritäten vor dem Berufseinstieg abklären. Im Übrigen sehe ich nicht, warum man die Chancen schlechter sein sollten, wenn man vorher in einer "weniger angesehenen" Kanzlei gearbeitet hat. Solange das Gesamtbild stimmt, eine Vakanz da ist und man sich gut ins Team fügt, wäre es ein trotteliger Grund, einen "Aufsteiger" wegen seiner beruflichen Vergangenheit nicht zu nehmen. Man sollte aber bedenken, dass das das nicht grenzenlos klappen wird, weil sich mit zunehmender Zeit die Anforderungen in Bezug auf die Ausbildung als Associate (und irgendwann das mitzubringende Geschäft) möglicherweise ändern. Es ist halt leichter, jemanden zu integrieren, wenn er noch formbar und nicht zu teuer ist. Aber letztlich ist jede Theorie grau und was zählt ist im Büro und deshalb würde ich an deiner Stelle mit deinem Gefühl gehen und mir vergegenwärtigen, dass man die Reißlinie notfalls früh im ersten Jahr ziehen kann (auch schon sehr häufig gesehen), es also nicht schlimm ist, sich auszuprobieren. Am wichtigsten, und das vergisst man oft, ist am Ende des Tages, mit seiner Arbeit zufrieden zu sein und nicht jede Nacht im Bett zu liegen und sich mit der Frage zu quälen, ob man die bestmögliche Entscheidung getroffen hat. Es muss ja nur eine gute sein, mit der du zufrieden bist. Viel Erfolg für die mündliche Prüfung!
28.01.2021, 21:11
(28.01.2021, 19:20)saskiaheißtmeinwasser schrieb:(28.01.2021, 18:33)Panicroom schrieb: Hallo,
ich habe im Oktober meinen Verbesserungsversuch im Zweiten Examen geschrieben und bin seit November wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer Großkanzlei. Nach der mündlichen Prüfung im März möchte ich mir eine Stelle als Anwalt suchen.
Mich lähmen momentan die beruflichen Entscheidungen, weil ich Angst habe, mir bestimmte Karrierewege abzuschneiden. Das fängt an bei der Wahl einer "falschen" Großkanzlei für die Stelle als wiss Mit (die Entscheidung ist ja bereits getroffen worden) und geht hin zur Frage, wo ich als Anwalt anfangen sollte und welches Gebiet ich wählen sollte. Ich habe Angst, dass ich irgendwann in einem Rechtsgebiet oder in einer Kanzlei gefangen bin und nicht mehr wechseln kann. Ich habe für mich eben noch nicht DAS Traumrechtsgebiet gefunden. Wenn man in einer GK wie Heuking o.ä. als wiss Mit oder Anwalt anfängt, ist man dann für Kanzleien, die "noch angesehener" sind (damit meine ich nicht unbedingt die im Forum vergötterten Kanzleien wie Freshfields, HM oder GL) bzw. die auch mehr als Einstiegsgehalt zahlen, uninteressant?
Habt ihr solche Ängste auch und wie geht ihr damit um? Sind die Ängste überhaupt begründet?
LG
Moin Termingenosse! Ich kann die Bedenken nachvollziehen und wie immer ist die Antwort, dass es darauf ankommt. Ich war lange Zeit wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der o.g. Kanzleien und mein ausbildender Partner hatte eine klare Vorstellung davon, was Champions League und was Kreisklasse ist (seine Wortwahl). Tendenziell wechselt man eher von einer größeren in eine kleinere Kanzlei, aber ich kenne auch den umgekehrten Fall. Die Frage ist, was du langfristig möchtest. Hast du Bock auf die Peitsche und willst dich zum Partner grinden oder soll die GK mittelfristig nur Sprungbrett für einen bequemen Job in einer kleineren Kanzeli, einer Rechtsabteilung oder im öffentlichen Dienst etc. sein? Je nachdem würde ich taktisch wählen und entweder in eine große GK gehen, damit du "weich fällst" oder von vornherein in eine Kanzlei gehen, die gute Zukunftsperspektiven bietet. Ich persönlich fand es immer sehr schade, Abschiedsmails zu lesen, die leicht verbittert ungefähr so klangen: "Nach 10 Jahren [MEINER LEBENSZEIT] bei [X] habe ich mich entschieden [WURDE MIR ENDGÜLTIG OFFENBART, DASS ICH WEDER PARTNER NOCH COUNSEL WERDE], die Kanzlei zu verlassen. Ich werde alle vermissen und werde meine neue berufliche Zukunft bei [X = DOWNGRADE] finden." Bevor das passiert, würde ich meine Prioritäten vor dem Berufseinstieg abklären. Im Übrigen sehe ich nicht, warum man die Chancen schlechter sein sollten, wenn man vorher in einer "weniger angesehenen" Kanzlei gearbeitet hat. Solange das Gesamtbild stimmt, eine Vakanz da ist und man sich gut ins Team fügt, wäre es ein trotteliger Grund, einen "Aufsteiger" wegen seiner beruflichen Vergangenheit nicht zu nehmen. Man sollte aber bedenken, dass das das nicht grenzenlos klappen wird, weil sich mit zunehmender Zeit die Anforderungen in Bezug auf die Ausbildung als Associate (und irgendwann das mitzubringende Geschäft) möglicherweise ändern. Es ist halt leichter, jemanden zu integrieren, wenn er noch formbar und nicht zu teuer ist. Aber letztlich ist jede Theorie grau und was zählt ist im Büro und deshalb würde ich an deiner Stelle mit deinem Gefühl gehen und mir vergegenwärtigen, dass man die Reißlinie notfalls früh im ersten Jahr ziehen kann (auch schon sehr häufig gesehen), es also nicht schlimm ist, sich auszuprobieren. Am wichtigsten, und das vergisst man oft, ist am Ende des Tages, mit seiner Arbeit zufrieden zu sein und nicht jede Nacht im Bett zu liegen und sich mit der Frage zu quälen, ob man die bestmögliche Entscheidung getroffen hat. Es muss ja nur eine gute sein, mit der du zufrieden bist. Viel Erfolg für die mündliche Prüfung!
Magger, hast du schonmal was von Absätzen gehört? Der arme Richter, der deinen Mist lesen muss :D
29.01.2021, 00:12
(28.01.2021, 19:00)Gast schrieb: Ja, ist normal. Die wenigsten wissen ganz genau, wo sie starten wollen.
Bei den meisten ist es einfach (mal mehr, mal weniger) der Zufall welche Station es im Ref wurde und wo dann der Einstieg erfolgt.
Irgendwo wirst du anfangen müssen. Und auch wenn dir das grade so vorkommt... das ist nicht die Entscheidung deines Lebens.
Fang irgendwo an und gib dem ganzen 1 Jahr. Wenn du es dann weiter scheise findest ( und sich nicht ohnehin irgendwas im Leben ergibt), dann wechselst du eben mal Rechtsgebiet und/oder Kanzlei. Das ist kein Weltuntergang ( vielleicht hast du nach 1 Jahr ohnehin keine Lust mehr auf GK).
Was aber natürlich auch dazugehört, dass man das nicht ständig machen kann und auch nur begrenzt zwischen Kanzleien wechseln kann ( Einfach mal aus Sicht des AG betrachten, dann merkst du schon wenn es to much wird).
Aber dann würde ich dir grundsätzlich ein möglichst breites Rechtsgebiet empfehlen (eher Litigation als Datenschutzrecht) in einer breit aufgestellten Ausbilderkanzlei. Hier kannst du auch on the job ein wenig deine Entwicklung steuern und eben verstärkt Sachen machen, die dich interessieren.
Hengeler hat übrigens ein Rotationsprinzip. Just Saying :D
Wie meinst du das mit dem Rotationsprinzip?
29.01.2021, 02:11
(28.01.2021, 21:11)Gast schrieb:(28.01.2021, 19:20)saskiaheißtmeinwasser schrieb:(28.01.2021, 18:33)Panicroom schrieb: Hallo,
ich habe im Oktober meinen Verbesserungsversuch im Zweiten Examen geschrieben und bin seit November wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer Großkanzlei. Nach der mündlichen Prüfung im März möchte ich mir eine Stelle als Anwalt suchen.
Mich lähmen momentan die beruflichen Entscheidungen, weil ich Angst habe, mir bestimmte Karrierewege abzuschneiden. Das fängt an bei der Wahl einer "falschen" Großkanzlei für die Stelle als wiss Mit (die Entscheidung ist ja bereits getroffen worden) und geht hin zur Frage, wo ich als Anwalt anfangen sollte und welches Gebiet ich wählen sollte. Ich habe Angst, dass ich irgendwann in einem Rechtsgebiet oder in einer Kanzlei gefangen bin und nicht mehr wechseln kann. Ich habe für mich eben noch nicht DAS Traumrechtsgebiet gefunden. Wenn man in einer GK wie Heuking o.ä. als wiss Mit oder Anwalt anfängt, ist man dann für Kanzleien, die "noch angesehener" sind (damit meine ich nicht unbedingt die im Forum vergötterten Kanzleien wie Freshfields, HM oder GL) bzw. die auch mehr als Einstiegsgehalt zahlen, uninteressant?
Habt ihr solche Ängste auch und wie geht ihr damit um? Sind die Ängste überhaupt begründet?
LG
Moin Termingenosse! Ich kann die Bedenken nachvollziehen und wie immer ist die Antwort, dass es darauf ankommt. Ich war lange Zeit wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der o.g. Kanzleien und mein ausbildender Partner hatte eine klare Vorstellung davon, was Champions League und was Kreisklasse ist (seine Wortwahl). Tendenziell wechselt man eher von einer größeren in eine kleinere Kanzlei, aber ich kenne auch den umgekehrten Fall. Die Frage ist, was du langfristig möchtest. Hast du Bock auf die Peitsche und willst dich zum Partner grinden oder soll die GK mittelfristig nur Sprungbrett für einen bequemen Job in einer kleineren Kanzeli, einer Rechtsabteilung oder im öffentlichen Dienst etc. sein? Je nachdem würde ich taktisch wählen und entweder in eine große GK gehen, damit du "weich fällst" oder von vornherein in eine Kanzlei gehen, die gute Zukunftsperspektiven bietet. Ich persönlich fand es immer sehr schade, Abschiedsmails zu lesen, die leicht verbittert ungefähr so klangen: "Nach 10 Jahren [MEINER LEBENSZEIT] bei [X] habe ich mich entschieden [WURDE MIR ENDGÜLTIG OFFENBART, DASS ICH WEDER PARTNER NOCH COUNSEL WERDE], die Kanzlei zu verlassen. Ich werde alle vermissen und werde meine neue berufliche Zukunft bei [X = DOWNGRADE] finden." Bevor das passiert, würde ich meine Prioritäten vor dem Berufseinstieg abklären. Im Übrigen sehe ich nicht, warum man die Chancen schlechter sein sollten, wenn man vorher in einer "weniger angesehenen" Kanzlei gearbeitet hat. Solange das Gesamtbild stimmt, eine Vakanz da ist und man sich gut ins Team fügt, wäre es ein trotteliger Grund, einen "Aufsteiger" wegen seiner beruflichen Vergangenheit nicht zu nehmen. Man sollte aber bedenken, dass das das nicht grenzenlos klappen wird, weil sich mit zunehmender Zeit die Anforderungen in Bezug auf die Ausbildung als Associate (und irgendwann das mitzubringende Geschäft) möglicherweise ändern. Es ist halt leichter, jemanden zu integrieren, wenn er noch formbar und nicht zu teuer ist. Aber letztlich ist jede Theorie grau und was zählt ist im Büro und deshalb würde ich an deiner Stelle mit deinem Gefühl gehen und mir vergegenwärtigen, dass man die Reißlinie notfalls früh im ersten Jahr ziehen kann (auch schon sehr häufig gesehen), es also nicht schlimm ist, sich auszuprobieren. Am wichtigsten, und das vergisst man oft, ist am Ende des Tages, mit seiner Arbeit zufrieden zu sein und nicht jede Nacht im Bett zu liegen und sich mit der Frage zu quälen, ob man die bestmögliche Entscheidung getroffen hat. Es muss ja nur eine gute sein, mit der du zufrieden bist. Viel Erfolg für die mündliche Prüfung!
Magger, hast du schonmal was von Absätzen gehört? Der arme Richter, der deinen Mist lesen muss :D
Sorry, du Model! Erster Fehler: Irgendwas tun, was dazu führt, dass man mit Richtern zu tun hat. Wenn ich auch nur noch einen Gerichtssaal von innen sehen muss -
29.01.2021, 03:55
(29.01.2021, 00:12)Gast schrieb:(28.01.2021, 19:00)Gast schrieb: Ja, ist normal. Die wenigsten wissen ganz genau, wo sie starten wollen.
Bei den meisten ist es einfach (mal mehr, mal weniger) der Zufall welche Station es im Ref wurde und wo dann der Einstieg erfolgt.
Irgendwo wirst du anfangen müssen. Und auch wenn dir das grade so vorkommt... das ist nicht die Entscheidung deines Lebens.
Fang irgendwo an und gib dem ganzen 1 Jahr. Wenn du es dann weiter scheise findest ( und sich nicht ohnehin irgendwas im Leben ergibt), dann wechselst du eben mal Rechtsgebiet und/oder Kanzlei. Das ist kein Weltuntergang ( vielleicht hast du nach 1 Jahr ohnehin keine Lust mehr auf GK).
Was aber natürlich auch dazugehört, dass man das nicht ständig machen kann und auch nur begrenzt zwischen Kanzleien wechseln kann ( Einfach mal aus Sicht des AG betrachten, dann merkst du schon wenn es to much wird).
Aber dann würde ich dir grundsätzlich ein möglichst breites Rechtsgebiet empfehlen (eher Litigation als Datenschutzrecht) in einer breit aufgestellten Ausbilderkanzlei. Hier kannst du auch on the job ein wenig deine Entwicklung steuern und eben verstärkt Sachen machen, die dich interessieren.
Hengeler hat übrigens ein Rotationsprinzip. Just Saying :D
Wie meinst du das mit dem Rotationsprinzip?
Dass man bei Hengeler jedes Jahr ein anderes Geniet bearbeitet. Soll in der Praxis angeblich aber wenig bis gar nicht gelebt werden. Allenfalls "rotiert" ja jemand innerhalb des Corporate-Bereichs von der schwerpunktmäßigen Hauptversammlungsbetreuung hin zur schwerpunktmäßigen Prüfung von Organhaftungen. Aber niemand vom Patentrecht ins Arbeitsrecht und dann weiter ins Steuerrecht.
29.01.2021, 08:23
Bei HM rotiert man nach 18 Monaten.
Da die Associate-Zeit bei HM auf 3 Jahre angelegt ist, rotiert man i.d.R. nur einmal, bevor man die Kanzlei verlässt.
Da die Associate-Zeit bei HM auf 3 Jahre angelegt ist, rotiert man i.d.R. nur einmal, bevor man die Kanzlei verlässt.