27.01.2021, 11:34
Hi,
Frage an die Wirtschaftsanwälte unter euch:
Wieviel Prozent der abrechenbaren Stunden werden bei euch so im Schnitt rausgekürzt?
Mich frustriert das ganze gerade ehrlich gesagt. Ich bin 2nd-Year in einer kleineren Einheit. Wir beraten vorwiegend mittelständische Unternehmen im Bau- und Vergaberecht. Abrechnung nach Stundensätzen, teilweise auch RVG. Zielvorgabe für meinen Umsatz ist das dreifache meines Jahresgehalts. Dafür bräuchte ich ca. 3-4 Stunden am Tag, je nachdem wie die RVG-Mandate reinschlagen.
Klingt ansich machbar. Problem ist jedoch, dass unglaublich viele Stunden rausgekürzt werden. Gerade im Baurecht kommen die Mandanten teilweise mit sehr komplexen Sachverhalten, bei der Rechtslage und Risikoeinschätzung schwierig ist. Zudem hohes Haftungsrisiko wg. hoher möglicher Schäden. Ich muss mir daher häufig sehr viel Zeit nehmen und die Ergebnisse sehr genau festhalten, was von meinem Partner auch ausdrücklich erwünscht ist.
Problem ist jedoch, dass meine Stunden massiv gekürzt werden. Beispiel: Komplexer Sachverhalt mit Bauablaufstörung. Mandantin weiß nicht so recht, was eigentlich passiert ist. Gegenseite ist auf Krawall gebürstet und droht mit Kündigung. Ich werde um Risikoprognose zum weiteren Vorgehen gebeten. Nehme mir die Akte vor, geh die unübersichtlichen Unterlagen durch, stelle Nachfragen bei der Mandantin, schreibe Vermerk zur Rechtslage, insgesamt ca. 10 Stunden. Davon werden am Ende 8 (!) Stunden herausgekürzt. Argument: "Das würde die Mandantin niemals bezahlen."
Leider kein Einzelfall bei mir, sondern sehr häufig. Die meiste Kohle erwirtschafte ich mit Kleinkram. Die großen Sachen sind fast immer Stundengräber.
Die Umsatzvorgaben erreiche ich so nie. Das kratzt inzwischen auch am Selbstbewusstsein, weil ich das Gefühl bekomme, dass meine Arbeit nichts wert ist.
Frage an die Wirtschaftsanwälte unter euch:
Wieviel Prozent der abrechenbaren Stunden werden bei euch so im Schnitt rausgekürzt?
Mich frustriert das ganze gerade ehrlich gesagt. Ich bin 2nd-Year in einer kleineren Einheit. Wir beraten vorwiegend mittelständische Unternehmen im Bau- und Vergaberecht. Abrechnung nach Stundensätzen, teilweise auch RVG. Zielvorgabe für meinen Umsatz ist das dreifache meines Jahresgehalts. Dafür bräuchte ich ca. 3-4 Stunden am Tag, je nachdem wie die RVG-Mandate reinschlagen.
Klingt ansich machbar. Problem ist jedoch, dass unglaublich viele Stunden rausgekürzt werden. Gerade im Baurecht kommen die Mandanten teilweise mit sehr komplexen Sachverhalten, bei der Rechtslage und Risikoeinschätzung schwierig ist. Zudem hohes Haftungsrisiko wg. hoher möglicher Schäden. Ich muss mir daher häufig sehr viel Zeit nehmen und die Ergebnisse sehr genau festhalten, was von meinem Partner auch ausdrücklich erwünscht ist.
Problem ist jedoch, dass meine Stunden massiv gekürzt werden. Beispiel: Komplexer Sachverhalt mit Bauablaufstörung. Mandantin weiß nicht so recht, was eigentlich passiert ist. Gegenseite ist auf Krawall gebürstet und droht mit Kündigung. Ich werde um Risikoprognose zum weiteren Vorgehen gebeten. Nehme mir die Akte vor, geh die unübersichtlichen Unterlagen durch, stelle Nachfragen bei der Mandantin, schreibe Vermerk zur Rechtslage, insgesamt ca. 10 Stunden. Davon werden am Ende 8 (!) Stunden herausgekürzt. Argument: "Das würde die Mandantin niemals bezahlen."
Leider kein Einzelfall bei mir, sondern sehr häufig. Die meiste Kohle erwirtschafte ich mit Kleinkram. Die großen Sachen sind fast immer Stundengräber.
Die Umsatzvorgaben erreiche ich so nie. Das kratzt inzwischen auch am Selbstbewusstsein, weil ich das Gefühl bekomme, dass meine Arbeit nichts wert ist.
27.01.2021, 11:36
bei mir (kleine Einheit auch 2nd year) werden max 10% gestrichen. Meistens nichts. Bin aber auch flott und effizient.
27.01.2021, 11:43
Wenn du nur für deine Zielvorgabe nur 3-4 anrechenbare Stunden am Tag brauchst, dann können doch selbst bei einem 8 Stunden Tag ruhig Stunden gekürzt werdend, oder?
27.01.2021, 11:47
(27.01.2021, 11:43)Gast schrieb: Wenn du nur für deine Zielvorgabe nur 3-4 anrechenbare Stunden am Tag brauchst, dann können doch selbst bei einem 8 Stunden Tag ruhig Stunden gekürzt werdend, oder?
Klar, aber nicht 80%. Zudem kommt ja auch das nicht-abrechenbare Zeug dazu (Weiterbildung, Akquise etc.).
27.01.2021, 11:56
Darf ich nach deinem Jahresgehalt fragen? Würde gerne in eine ähnliche Einheit.
27.01.2021, 11:59
Naja der Partner verkauft sich hier günstig und du musst dafür buckeln. Vielleicht bist du aber auch langsam. Versuche doch auch mal mit Kollegen etc. zu reden, wie sie an die Akten herangehen.
27.01.2021, 12:14
Der Stundenaufwand ist augenscheinlich nach Ansicht deines Chefs den Mandanten nicht vermittelbar. Offenbar sollst du eher in mehreren Sachen jeweils wenige Stunden abrechnen als in wenigen Sachen viele Stunden.
Das ist auch verständlich, weil du dann effizienter wirkst und Mandanten dann gerne wiederkommen bzw. der eigene Ruf steigt.
Wie stellt sich dein Chef denn das konkret vor?
Das ist auch verständlich, weil du dann effizienter wirkst und Mandanten dann gerne wiederkommen bzw. der eigene Ruf steigt.
Wie stellt sich dein Chef denn das konkret vor?
27.01.2021, 12:26
Oder dein Arbeitsergebnis sieht nach zu wenig aus. Dass du die Arbeit in der Sache hast, ok, aber das muss man im Ergebnis dann auch sehen. Wenn du es schaffst, einen komplexen Sachverhalt mit sehr viel Arbeit auf eine halbseitige E-Mail einzudampfen, ist das zwar einerseits gut, dein Mandant wird aber nicht verstehen, wieso diese "kurze" E-Mail jetzt 2.000 Euro kosten soll.
Bei mir werden auch max. 10% der Stunden rausgestrichen und teilweise gibt's so 15% Discount auf die Gesamtrechnung für Mandanten.
Bei mir werden auch max. 10% der Stunden rausgestrichen und teilweise gibt's so 15% Discount auf die Gesamtrechnung für Mandanten.
27.01.2021, 12:55
Danke für die Einschätzungen! (TE)
Ich denke, es ist ne Mischung aus "günstiger Preis"/wichtige Mandanten nicht verprellen und teilweise objektiv zu langsamem Arbeiten meinerseits.
Möglicherweise passen unsere Arbeitsstile/Erwartungen auch einfach nicht zusammen.
Ich denke, es ist ne Mischung aus "günstiger Preis"/wichtige Mandanten nicht verprellen und teilweise objektiv zu langsamem Arbeiten meinerseits.
Möglicherweise passen unsere Arbeitsstile/Erwartungen auch einfach nicht zusammen.
27.01.2021, 12:59
du kannst halt keine 3000€ für eine Risikoprognose berechnen. Halt dich da schwammig damit es schneller geht.
Wenn Unterlagen unsortiert sind musst du den Mandanten früh hinweisen dass das viel mehr Arbeit macht und er es selbst sortieren kann oder es ihn entsprechend kostet. Hinterher schockt ihn dann die Rechnung viel weniger
Wenn Unterlagen unsortiert sind musst du den Mandanten früh hinweisen dass das viel mehr Arbeit macht und er es selbst sortieren kann oder es ihn entsprechend kostet. Hinterher schockt ihn dann die Rechnung viel weniger