19.01.2021, 23:54
(19.01.2021, 22:42)Proberichterin schrieb: Ich bin Proberichterin im 1. Jahr und Mutter eines 3jährigen Sohnes. Ich habe einen normalen Arbeitstag und bin 10 Stunden - der Fahrt wegen bedingt - außer Haus. Entweder bringe ich unseren Sohn morgens weg und arbeite nach hinten raus meine Stunden oder ich fange um 7 Uhr an und hole ihn am Nachmittag ab. Es bleibt Zeit für die Familie - aber nicht viel! Wie oft mir mein Sohn sagt „ich hab dich vermisst“ und wie oft ich denke „bin ich überhaupt mal zu Hause?“Es ist erstaunlich, dass es für viele (Frauen) anscheinend immer noch nicht vorstellbar ist, dass man bewusst ohne Kinder ein erfülltes Leben führen kann. Vor allen Dingen nervt es. Es scheint hier oft so, als gebe es nur die eine Gruppe, die (noch) kinderfrei erzählt, wie toll tägliche Arbeitszeiten bis tief in den Abend sind und die mit Kindern, die erzählen, nur mit Kindern sei man glücklich und mit Kind und Arbeit sei es eben leider stressig.
Natürlich kann und soll man nicht 24/7 auf dem Kind hocken. Aber es kann sich doch nicht alles nur um die Arbeit und Geld drehen!
Manchmal bin ich auch neidisch auf die kinderlosen Kollegen. Die können dann arbeiten bzw länger machen wie es gerade passt; das kann ich nicht. Egal wie gut ich gerade in der Sache drin stecke - wenn ich los muss, dann muss ich los. Und zu Hause weiter machen bringt dann meist auch nichts mehr, weil man 1. nicht zu kommt und 2. dann auch so rausgerissen wurde, dass man nicht ohne weiteres wieder da einsetzen kann wo man vorhin aufgehört hat.
Arbeitende Mamas und Papas sind die wahren Helden - aber nur wenn sie es schaffen, auch dem Kind gerecht zu werden. Kinder sind nicht alles, aber ohne Kinder ist alles nichts...
Das ist schon ein sehr begrenzter Horizont, wenn man nur die Wahl kennt, dass entweder Arbeit oder Kind Prio 1 ist. Man muss auch als Jurist(in) nicht in so einem begrenzten Kosmos leben und anders als früher findet man als gut qualifizierte Person, egal ob Mann oder Frau, auch leicht andere Möglichkeiten sein Leben interessant und sinnvoll zu gestalten und deswegen Arbeitszeiten zu bevorzugen, bei denen man zw. 17-18 Uhr zu Hause ist.
20.01.2021, 01:25
(17.01.2021, 21:17)Gast schrieb:Danke für den Einblick. Und über welchen welches Jahr reden wir da? 8 J(17.01.2021, 13:00)Gast schrieb: Ich lege seit dem 5 Berufsjahr nur noch meinen Boni zur Seite und komme damit auf 60-90k netto/Jahr.
Von den ca. 12k netto im Monat/ bleibt um ehrlich zu sein, nicht so viel (evtl. 1-2 k) übrig.
Bevor ich gesteinigt werde, ich unterstütze damit u.a. mein Eltern, die eine Armutsrente beziehen, muss wegen Corona mehrere leerstehende Kapitalanlagen (Gewerbliche Immo) gerade selbst finanzieren. Hinzu kommt noch das eigene Haus, in dem wir wohnen ca. 4k/Monat mii allen Kosten (Rate, NK usw.). Hab 2 Kinder und meine Frau bleibt, was ich gut finde zuhause, um sich sie zu kümmern. D.h. bin allein verdiener.
Arbeite btw auch im Schnitt von 10-23/24 Uhr bei einer renommierten US-Kanzlei.
Um auf die Frage zurückzukommen, zum einen macht die Arbeit größtenteils Spaß, vorallem als Senior hast du in Kanzleien mit höherem Leverage mehr Verantwortung für die Mandate und kannst die langweiligen Aufgaben an die juniors oder wiss mits abdrücken, zum anderen, weiß ich, dass ich‘s für meine Fam mache.
Und ja bin ein absoluter Koffeinjunki (7-10 Doppio/Tag).
Wow, wann siehst du denn deine Kinder? Nur am WE nehme ich an? Mir wäre das zu wenig. Und mit meiner Frau würde ich dann auch gerne Zeit am Abend verbringen, auch unter der Woche. So muss man ja alles (Familie, Freunde, Hobbies) ins Wochenende quetschen. Dann ist ja nicht mal das erholsam.
Also insgesamt dann 144K so plus Bonus 60-90K netto? Dann bist Du ja schon fast bei 450K Brutto. Das ist schon heftig.
20.01.2021, 02:09
(20.01.2021, 01:25)Gast schrieb:(17.01.2021, 21:17)Gast schrieb:Danke für den Einblick. Und über welchen welches Jahr reden wir da? 8 J(17.01.2021, 13:00)Gast schrieb: Ich lege seit dem 5 Berufsjahr nur noch meinen Boni zur Seite und komme damit auf 60-90k netto/Jahr.
Von den ca. 12k netto im Monat/ bleibt um ehrlich zu sein, nicht so viel (evtl. 1-2 k) übrig.
Bevor ich gesteinigt werde, ich unterstütze damit u.a. mein Eltern, die eine Armutsrente beziehen, muss wegen Corona mehrere leerstehende Kapitalanlagen (Gewerbliche Immo) gerade selbst finanzieren. Hinzu kommt noch das eigene Haus, in dem wir wohnen ca. 4k/Monat mii allen Kosten (Rate, NK usw.). Hab 2 Kinder und meine Frau bleibt, was ich gut finde zuhause, um sich sie zu kümmern. D.h. bin allein verdiener.
Arbeite btw auch im Schnitt von 10-23/24 Uhr bei einer renommierten US-Kanzlei.
Um auf die Frage zurückzukommen, zum einen macht die Arbeit größtenteils Spaß, vorallem als Senior hast du in Kanzleien mit höherem Leverage mehr Verantwortung für die Mandate und kannst die langweiligen Aufgaben an die juniors oder wiss mits abdrücken, zum anderen, weiß ich, dass ich‘s für meine Fam mache.
Und ja bin ein absoluter Koffeinjunki (7-10 Doppio/Tag).
Wow, wann siehst du denn deine Kinder? Nur am WE nehme ich an? Mir wäre das zu wenig. Und mit meiner Frau würde ich dann auch gerne Zeit am Abend verbringen, auch unter der Woche. So muss man ja alles (Familie, Freunde, Hobbies) ins Wochenende quetschen. Dann ist ja nicht mal das erholsam.
Also insgesamt dann 144K so plus Bonus 60-90K netto? Dann bist Du ja schon fast bei 450K Brutto. Das ist schon heftig.
So um den Dreh.
20.01.2021, 02:11
(20.01.2021, 02:09)Gast schrieb:(20.01.2021, 01:25)Gast schrieb:(17.01.2021, 21:17)Gast schrieb:Danke für den Einblick. Und über welchen welches Jahr reden wir da? 8 J(17.01.2021, 13:00)Gast schrieb: Ich lege seit dem 5 Berufsjahr nur noch meinen Boni zur Seite und komme damit auf 60-90k netto/Jahr.
Von den ca. 12k netto im Monat/ bleibt um ehrlich zu sein, nicht so viel (evtl. 1-2 k) übrig.
Bevor ich gesteinigt werde, ich unterstütze damit u.a. mein Eltern, die eine Armutsrente beziehen, muss wegen Corona mehrere leerstehende Kapitalanlagen (Gewerbliche Immo) gerade selbst finanzieren. Hinzu kommt noch das eigene Haus, in dem wir wohnen ca. 4k/Monat mii allen Kosten (Rate, NK usw.). Hab 2 Kinder und meine Frau bleibt, was ich gut finde zuhause, um sich sie zu kümmern. D.h. bin allein verdiener.
Arbeite btw auch im Schnitt von 10-23/24 Uhr bei einer renommierten US-Kanzlei.
Um auf die Frage zurückzukommen, zum einen macht die Arbeit größtenteils Spaß, vorallem als Senior hast du in Kanzleien mit höherem Leverage mehr Verantwortung für die Mandate und kannst die langweiligen Aufgaben an die juniors oder wiss mits abdrücken, zum anderen, weiß ich, dass ich‘s für meine Fam mache.
Und ja bin ein absoluter Koffeinjunki (7-10 Doppio/Tag).
Wow, wann siehst du denn deine Kinder? Nur am WE nehme ich an? Mir wäre das zu wenig. Und mit meiner Frau würde ich dann auch gerne Zeit am Abend verbringen, auch unter der Woche. So muss man ja alles (Familie, Freunde, Hobbies) ins Wochenende quetschen. Dann ist ja nicht mal das erholsam.
Also insgesamt dann 144K so plus Bonus 60-90K netto? Dann bist Du ja schon fast bei 450K Brutto. Das ist schon heftig.
So um den Dreh.
Ist meiner Meinung nach auch nicht verkehrt, zumal die Partnerchancen mehr als gering sind.
20.01.2021, 09:21
(19.01.2021, 23:43)Lehrer schrieb:(19.01.2021, 22:36)Gast schrieb:Sehr sehr stark verkürzt:(19.01.2021, 22:20)Lehrer schrieb: Alternativ einfach mal ein paar Semester Elementarpädagogik studieren. Schon geil, wie hier manche alle Erkenntnisse aus jahrzehntelanger evidenzbasierter Forschung abtun mit „Manche Kinder sind so, manche so“. Hut ab!
Was sagt denn die Elementarpädagogik dazu in a nutshell (ernstgemeinte Frage, bin keiner der bisherigen Poster)?
Die Bildungsbedeutung von Eltern für ihre Kinder ist zweifelsfrei anerkannt und bewiesen. Gerade im frühkindlichen Stadium kann man dabei vereinfacht sagen: Viel hilft viel (Zeit mit den Kindern). Andere Faktoren (zB Bildungshintergrund der Eltern) klammere ich hier bewusst aus, wir gehen ja hier von derselben fiktiven Person aus. Je mehr Zeit Eltern im frühkindlichen Stadium mit ihren Kindern verbringen, desto besser deren kognitive Entwicklung und desto höher im fortgeschrittenen Alter die emotionale (!) Bindung zwischen Eltern und Kindern. (Again: andere Faktoren wie Trennung der Eltern etc. ausgeblendet). Selbstverständlich kann und wird sich häufig auch zwischen Eltern, die wenig zuhause sind und Kindern eine Bindung entwickeln. So zu tun, als könne man aber „alles“ haben - die dicke Karriere in der Großkanzlei und die innigste Bindung zu seinen Kindern, ist naiv. Man wird entscheidende Momente und Phasen verpassen. Dass man sich dennoch dafür (Karriere) entscheiden und ein guter Vater sein kann, stelle ich übrigens nicht in Abrede. Der für die frühkindliche Entwicklung bessere Vater wäre man wohl trotzdem mit mehr Zeit für und mit dem Kind (again: weitere Faktoren ausgeblendet, natürlich ist keinem Kind geholfen, dass in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen aber mit viel Zeit mit den Eltern aufwächst, aber es gibt ein Dazwischen).
Freue mich auf Widerworte!
Vielen Dank für die Erläuterung (ich war der "Gast"-Fragensteller)!
20.01.2021, 10:05
Kann dem Lehrer als Mutter nur beipflichten.
Ein Kind ist keine Pflanze.
Ein Kind ist keine Pflanze.
20.01.2021, 11:56
Man sollte auch nicht auf Leute hören, die das letzte mal vor 25 Jahren mit einem Kind gesprochen haben..
20.01.2021, 12:49
(19.01.2021, 23:54)Gast schrieb:(19.01.2021, 22:42)Proberichterin schrieb: Ich bin Proberichterin im 1. Jahr und Mutter eines 3jährigen Sohnes. Ich habe einen normalen Arbeitstag und bin 10 Stunden - der Fahrt wegen bedingt - außer Haus. Entweder bringe ich unseren Sohn morgens weg und arbeite nach hinten raus meine Stunden oder ich fange um 7 Uhr an und hole ihn am Nachmittag ab. Es bleibt Zeit für die Familie - aber nicht viel! Wie oft mir mein Sohn sagt „ich hab dich vermisst“ und wie oft ich denke „bin ich überhaupt mal zu Hause?“Es ist erstaunlich, dass es für viele (Frauen) anscheinend immer noch nicht vorstellbar ist, dass man bewusst ohne Kinder ein erfülltes Leben führen kann. Vor allen Dingen nervt es. Es scheint hier oft so, als gebe es nur die eine Gruppe, die (noch) kinderfrei erzählt, wie toll tägliche Arbeitszeiten bis tief in den Abend sind und die mit Kindern, die erzählen, nur mit Kindern sei man glücklich und mit Kind und Arbeit sei es eben leider stressig.
Natürlich kann und soll man nicht 24/7 auf dem Kind hocken. Aber es kann sich doch nicht alles nur um die Arbeit und Geld drehen!
Manchmal bin ich auch neidisch auf die kinderlosen Kollegen. Die können dann arbeiten bzw länger machen wie es gerade passt; das kann ich nicht. Egal wie gut ich gerade in der Sache drin stecke - wenn ich los muss, dann muss ich los. Und zu Hause weiter machen bringt dann meist auch nichts mehr, weil man 1. nicht zu kommt und 2. dann auch so rausgerissen wurde, dass man nicht ohne weiteres wieder da einsetzen kann wo man vorhin aufgehört hat.
Arbeitende Mamas und Papas sind die wahren Helden - aber nur wenn sie es schaffen, auch dem Kind gerecht zu werden. Kinder sind nicht alles, aber ohne Kinder ist alles nichts...
Das ist schon ein sehr begrenzter Horizont, wenn man nur die Wahl kennt, dass entweder Arbeit oder Kind Prio 1 ist. Man muss auch als Jurist(in) nicht in so einem begrenzten Kosmos leben und anders als früher findet man als gut qualifizierte Person, egal ob Mann oder Frau, auch leicht andere Möglichkeiten sein Leben interessant und sinnvoll zu gestalten und deswegen Arbeitszeiten zu bevorzugen, bei denen man zw. 17-18 Uhr zu Hause ist.
Ich möchte beides vereinbaren können, deshalb kam für mich eine GK oder überhaupt RAin nicht wirklich in Frage. Jemanden zu verurteilen, der bewusst keine Kinder möchte, würde mir im Traum nicht einfallen. Jeder so wie er mag und will. Ich meinte nur, wenn man selbst erstmal ein Kind hat, dann verstellen sich die Prios. Der innerliche Stress, der Arbeit und dem Kind gerecht zu werden, ist aber der Nachteil daran. Mehr wollte ich damit nicht sagen.
Tendenziell befürworte ich 1 Jahr Elternzeit, um die Bindung zum Kind aufzubauen. Das geht aber auch nicht bei jedem. Das ist doch ganz klar. Ich wollte aber immer trotzdem als Richterin in Vollzeit tätig sein, weil ich mir das nicht alles angetan habe, um dann nur 20-30 Stunden zu arbeiten. Ich gehe optimistisch davon aus, dass ich bei einer Verplanung in Wohnortnähe (irgendwann mal) den oben skizzierten Stress minimieren kann.
20.01.2021, 14:50
Kinder und Karriere in einer GK unter einen Hut zu bekommen, wäre vereinbar, wenn die Kanzleien endlich mal flexible Home Office-Möglichkeiten einführen würden. Nach Hause fahren, wenn kein Termin ansteht, Zeit mit den Kindern verbringen, gemeinsam Abend essen, ins Bett bringen, weiterarbeiten. Solange aber weiter an diesen bescheuerten Facetime-Praktiken festgehalten wird (irgendwo hier im Forum habe ich gelesen, dass manche ihre Jacken über den Stühlen hängen lassen, damit der Partner denkt, man wäre noch anwesend und am arbeiten - wtf?), wird das, zumindest in einer GK, nicht funktionieren. Dann lieber selbstständig. Da muss man sicherlich nicht weniger arbeiten, hat aber die Möglichkeit der freien Zeiteinteilung.
20.01.2021, 15:10
(20.01.2021, 14:50)Gast schrieb: Kinder und Karriere in einer GK unter einen Hut zu bekommen, wäre vereinbar, wenn die Kanzleien endlich mal flexible Home Office-Möglichkeiten einführen würden. Nach Hause fahren, wenn kein Termin ansteht, Zeit mit den Kindern verbringen, gemeinsam Abend essen, ins Bett bringen, weiterarbeiten. Solange aber weiter an diesen bescheuerten Facetime-Praktiken festgehalten wird (irgendwo hier im Forum habe ich gelesen, dass manche ihre Jacken über den Stühlen hängen lassen, damit der Partner denkt, man wäre noch anwesend und am arbeiten - wtf?), wird das, zumindest in einer GK, nicht funktionieren. Dann lieber selbstständig. Da muss man sicherlich nicht weniger arbeiten, hat aber die Möglichkeit der freien Zeiteinteilung.
Die Jacke über den Tisch hängen war schon in den 80er angesagt. Ist ja nichts neues.