17.01.2021, 18:28
Danke ihr beiden für die sehr guten und erhellenden Einblicke. Liest sich wirklich hart. Es ist aber nicht so, dass ich deswegen endgültig abgeschreckt bin. Denn ich hab schon auch rausgelesen, dass man es anders machen kann. Aber die Arbeitsqualität in der GK und die Möglichkeiten dort unterscheiden sich dann doch fundamental von dem was ihr hier erzählt
17.01.2021, 18:44
(17.01.2021, 18:28)Gast schrieb: Danke ihr beiden für die sehr guten und erhellenden Einblicke. Liest sich wirklich hart. Es ist aber nicht so, dass ich deswegen endgültig abgeschreckt bin. Denn ich hab schon auch rausgelesen, dass man es anders machen kann. Aber die Arbeitsqualität in der GK und die Möglichkeiten dort unterscheiden sich dann doch fundamental von dem was ihr hier erzählt
Man sollte sich auch nicht abschrecken lassen. Ich wusste das meiste davon auch vorher, wollte es aber dennoch selbst ausprobieren.
Und es gibt auch Leute für die das etwas ist.
Wenn man ein eher introvertierter Typ ist, der gerne für sich selbst arbeitet und nicht so auf die Zeit guckt und gerne viel liest (und das meine ich nicht negativ) ist das schon passend. Und wechseln kann man immernoch.
17.01.2021, 19:35
Naja, den Sitzungsdienst gibt es ja auch noch.
17.01.2021, 19:40
(17.01.2021, 19:35)Gast schrieb: Naja, den Sitzungsdienst gibt es ja auch noch.
Das stimmt. Aber auch hier bist du ja kein Teamplayer, sondern musst im Zweifel deine Ansicht gegen Widerstände verteidigen. Und vorbereiten muss man den halt auch alleine und durch lesen.
Und viel reden muss/kann dort, außer beim Plädoyer, auch nicht. Man ist ja nur für ergänzende Fragen zuständig. Aber da kommt es natürlich sehr auf den jeweiligen Richter an, wie viel danach noch ergänzend zu fragen ist ;)
17.01.2021, 19:52
Das mag regional aber auch sehr unterschiedlich sein. Ich habe als Richter angefangen und mir steht die Sta noch bevor, sodass ich es nicht beurteilen kann. Habe aber von Kollegen das Gegenteil gehört, die gerade die Teamarbeit bei der Sta schätzen (Bayern).
17.01.2021, 20:10
(17.01.2021, 19:52)Gast schrieb: Das mag regional aber auch sehr unterschiedlich sein. Ich habe als Richter angefangen und mir steht die Sta noch bevor, sodass ich es nicht beurteilen kann. Habe aber von Kollegen das Gegenteil gehört, die gerade die Teamarbeit bei der Sta schätzen (Bayern).
Das kann sehr gut so sein und hoffe, dass es nicht überall so ist.
Gerade mit der Polizei läuft es wohl schon sehr anders. Also wenn ich zB mal mit der Polizei aus Bayern arbeite, habe ich das Gefühl die haben nen anderen Beruf gelernt als ihre Kollegen in NRW.
Auch Abgabeverfügungen aus Bayern sind oft gut begründet und die Akten gut geführt.
17.01.2021, 20:13
(17.01.2021, 20:10)Gast222 schrieb:(17.01.2021, 19:52)Gast schrieb: Das mag regional aber auch sehr unterschiedlich sein. Ich habe als Richter angefangen und mir steht die Sta noch bevor, sodass ich es nicht beurteilen kann. Habe aber von Kollegen das Gegenteil gehört, die gerade die Teamarbeit bei der Sta schätzen (Bayern).
Das kann sehr gut so sein und hoffe, dass es nicht überall so ist.
Gerade mit der Polizei läuft es wohl schon sehr anders. Also wenn ich zB mal mit der Polizei aus Bayern arbeite, habe ich das Gefühl die haben nen anderen Beruf gelernt als ihre Kollegen in NRW.
Auch Abgabeverfügungen aus Bayern sind oft gut begründet und die Akten gut geführt.
Also Brandenburg ist schlimm....Die Ermittlungsarbeit ist praktisch nicht vorhanden. Ich kann gar nicht so viel verfügen, wie ich müsste
17.01.2021, 20:56
(17.01.2021, 18:20)Gast schrieb: Also ich bin jetzt seit 4 Monaten bei einer StA und ich finde es einfach nur bedenklich, wie da gearbeitet wird. Beispiel: findet sich in einer Ermittlungsakte ein Anfangsberdacht wegen eines Privatklagedelikts wird nicht mal ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Es wird nicht mal geprüft, ob ein öffentliches Interesse vorliegt. Es wird nur verfügt um die Akten vom Tisch zu bekommen (Schiebeverfügung). Die Aussagen der Beschuldigten werden 1:1 im Strafbefehl übernommen, obwohl man weiß, dass es so nicht sein kann. Die Einstellungsbescheide sind m.E. einfach eine Frechheit. 153 ff. wird dein bester Freund...Was das mit dem Ermittlungsgrundsatz zu tun hat weiß ich auch nicht.
Lieber Kollege, Du bist nunmehr in der Realität angekommen und hast den akademischen Elfenbeinturm verlassen.
17.01.2021, 22:19
Jungs (und Mädels), überlegt euch gut, ob ihr das WIRKLICH (weiter) machen wollt. Ihr habt doch nur ein Leben und es klingt so hart deprimierend, was ich hier und auch sonst so über die StA höre. Muss für die Kohle echt nicht sein. Dann lieber Strafrichter: richterliche Unabhängigkeit und Entscheidungsmacht.
17.01.2021, 22:50
Blödsinn. Ich war erst Strafrichter und bin dann zur StA versetzt worden. Nach der Phase der Gegenzeichnung erfolgt 95% der Arbeit eigenständig. Berichts- oder Zeichnungspflichten an den Abteilungs- oder Behördenleiter sind die Ausnahme und halb so wild.
Die Gegenzeichnungspflicht am Anfang kann sehr nützlich sein. Im Gegensatz zum Amtsgericht wird man eingearbeitet. Kann natürlich sehr anstrengend sein, wenn man mit dem Gegenzeichner nicht klar kommt. Kollege von mir hatte einen extrem pedantischen Vorgesetzten als Gegenzeichner. Horror. Jede Verfügung kam mit irgendwelchen Kritzeleien mit "Verbesserungswünschen" zurück. Mein Gegenzeichner war dagegen sehr angenehm. Auch etwas pedantisch, aber in erster Linie bemüht, mir die ganzen geschriebenen und ungeschriebenen Regeln näher zu bringen. Die Zusammenarbeit lief gut.
Das Team war nett und es herrschte eine kollegiale Atmosphäre. Beim Gericht herrschte dagegen Gestichel auf allen Ebenen.
Wenn man es sich aussuchen kann (meist illusorisch), würde ich jedem raten, erst bei der StA anzufangen und dann erst in die ordentliche Gerichtsbarkeit zu gehen.
Die Gegenzeichnungspflicht am Anfang kann sehr nützlich sein. Im Gegensatz zum Amtsgericht wird man eingearbeitet. Kann natürlich sehr anstrengend sein, wenn man mit dem Gegenzeichner nicht klar kommt. Kollege von mir hatte einen extrem pedantischen Vorgesetzten als Gegenzeichner. Horror. Jede Verfügung kam mit irgendwelchen Kritzeleien mit "Verbesserungswünschen" zurück. Mein Gegenzeichner war dagegen sehr angenehm. Auch etwas pedantisch, aber in erster Linie bemüht, mir die ganzen geschriebenen und ungeschriebenen Regeln näher zu bringen. Die Zusammenarbeit lief gut.
Das Team war nett und es herrschte eine kollegiale Atmosphäre. Beim Gericht herrschte dagegen Gestichel auf allen Ebenen.
Wenn man es sich aussuchen kann (meist illusorisch), würde ich jedem raten, erst bei der StA anzufangen und dann erst in die ordentliche Gerichtsbarkeit zu gehen.