22.12.2020, 18:05
Hallo,
wie Benennung des Threads schon andeutet, frage ich mich, wieso in den GKs in Deutschland so wenige RAe mit Migrationshintergrund vertreten sind. In UK und USA sieht das anders aus. Hier sind die "internationalen" Großkanzleien so ziemlich in deutschnationaler Hand. Und es scheint so, als habe sich das verfestigt. Von wenigen Ausnahmen mal abgesehen. Deutschland hat aber einen hohen Migrantenanteil.
Was sind die Gründe? Liegt es eher an der deutschen Mehrheitskultur oder ist es den Menschen mit Migrationshintergrund anzulasten? Wollen die Mandanten der Großkanzleien keinen schwarzhäutigen Rechtsanwalt? Im Profifußball sieht es nämlich anders aus. Liegt es nicht vielmehr daran, dass im Fußball Leistung(sfähigkeit) sichtbarer ist als bei Jura, wo alles nur vieles mit Herkunft, Aussehen und Glück zu tun hat? Hier kann mir doch keiner ernsthaft erklären, dass es Chancengleichheit gibt und es halt zufällig so ist, dass weißhäutige Deutsche mit adeligem Hintergrund eben zufällig in der Gaußschen Normalverteilung fleißiger und intelligenter sind. Oder brauchen die Migranten wohl noch ein paar Jahrzehnte, bis sie ankommen?
Was meint ihr?
wie Benennung des Threads schon andeutet, frage ich mich, wieso in den GKs in Deutschland so wenige RAe mit Migrationshintergrund vertreten sind. In UK und USA sieht das anders aus. Hier sind die "internationalen" Großkanzleien so ziemlich in deutschnationaler Hand. Und es scheint so, als habe sich das verfestigt. Von wenigen Ausnahmen mal abgesehen. Deutschland hat aber einen hohen Migrantenanteil.
Was sind die Gründe? Liegt es eher an der deutschen Mehrheitskultur oder ist es den Menschen mit Migrationshintergrund anzulasten? Wollen die Mandanten der Großkanzleien keinen schwarzhäutigen Rechtsanwalt? Im Profifußball sieht es nämlich anders aus. Liegt es nicht vielmehr daran, dass im Fußball Leistung(sfähigkeit) sichtbarer ist als bei Jura, wo alles nur vieles mit Herkunft, Aussehen und Glück zu tun hat? Hier kann mir doch keiner ernsthaft erklären, dass es Chancengleichheit gibt und es halt zufällig so ist, dass weißhäutige Deutsche mit adeligem Hintergrund eben zufällig in der Gaußschen Normalverteilung fleißiger und intelligenter sind. Oder brauchen die Migranten wohl noch ein paar Jahrzehnte, bis sie ankommen?
Was meint ihr?
22.12.2020, 18:09
Schau dir doch mal die Verteilung bei den Jura Studenten an. In meinem Jahrgang mit 300 Erstis war damals auch kein Dunkelhäutiger dabei. Vielleicht 5 mit erkennbarem Migrationshintergrund.
22.12.2020, 18:10
Ganz einfach weil Jurastudenten selten Migrationshintergrund haben. VB Juristen haben wegen den sprachlichen Nachteilen noch seltener Migrationshintergrund. Ich hab Migrationshintergrund und das kam immer gut an wegen zusätzlicher Sprachkenntnisse
22.12.2020, 18:11
Interessant finde ich, dass die - in der Tat wohl eher unterrepräsentierten -“nicht weißen” Migranten, die ich in GKen getroffen habe, einen persischen oder ostasiatischen Background hatten.
22.12.2020, 18:19
Migranten stammen oft aus einer Gastarbeiterfamilie. Die haben dann keine Eltern, die ein Rep bezahlen können.
Oft haben Migrantenfamilien auch mehr Kinder. Da wird nicht jedes extra gefördert.
Sie lernen auch oft später Deutsch. Mehrsprachig aufgewachsene Leute sollen in den einzelnen Sprachen einen geringeren Wortschatz haben. Da hebt sich der blumig formulierende Deutschadlige natürlich mehr ab.
Mein Freund hat z.B. erst in der Schule Deutsch gelernt, obwohl er hier geboren ist. Aber in dem Viertel gab es eben fast nur Türken, Kurden und Araber. Dafür ist er jetzt mehrsprachig, hatte aber auch viele Geschwister und keiner davon hat studiert.
In meinem Ref war nur ein Dunkelhäutiger, im Wiederholerkurs.
Oft haben Migrantenfamilien auch mehr Kinder. Da wird nicht jedes extra gefördert.
Sie lernen auch oft später Deutsch. Mehrsprachig aufgewachsene Leute sollen in den einzelnen Sprachen einen geringeren Wortschatz haben. Da hebt sich der blumig formulierende Deutschadlige natürlich mehr ab.
Mein Freund hat z.B. erst in der Schule Deutsch gelernt, obwohl er hier geboren ist. Aber in dem Viertel gab es eben fast nur Türken, Kurden und Araber. Dafür ist er jetzt mehrsprachig, hatte aber auch viele Geschwister und keiner davon hat studiert.
In meinem Ref war nur ein Dunkelhäutiger, im Wiederholerkurs.
22.12.2020, 18:20
Woher nimmst Du die Erkenntnis, dass in den USA in Kanzleien viele Personen mit Migrationshintergrund arbeiten?
22.12.2020, 18:20
Außerdem gibt es Einwanderung in England und Amerika schon länger und in Deutschland erst ab den 60er/70ern (Gastarbeiter aus Italien, Spanien, Griechenland, Türkei).
22.12.2020, 18:33
Migrationshintergrund bedeutet nicht gleich dunklere Hautfarbe.
Es gibt auch in DE Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion, vom Balkan, aus Polen. Ihnen sieht man den Migrationshintergrund nur nicht sofort an.
Migranten aus dem Orient und Afrika kommen oftmals aus bildungsfernen Familien. Da dauert es eben 2-3 Generationen, bis der/die Erste studieren geht. Ausnahmen sind da natürlich Ostasiaten und vor allem die Kinder der nach der Revolution geflohenen iranischen Eliten.
Es gibt auch in DE Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion, vom Balkan, aus Polen. Ihnen sieht man den Migrationshintergrund nur nicht sofort an.
Migranten aus dem Orient und Afrika kommen oftmals aus bildungsfernen Familien. Da dauert es eben 2-3 Generationen, bis der/die Erste studieren geht. Ausnahmen sind da natürlich Ostasiaten und vor allem die Kinder der nach der Revolution geflohenen iranischen Eliten.
22.12.2020, 18:40
Weil es zu wenig Ärzte, Ingenieure und sonstige Gutverdiener mit Migrationshintergrund gibt, die ihren Kindern "mach doch Jura" nach dem Abi zurufen und anschließend den Lebensunterhalt der Repetitoren finanzieren.
Ernsthaft: ich glaube, es sind vor allem die Sprachbarrieren. Viele Migranten wachsen zweisprachig auf, während es für die juristische Ausbildung von Vorteil ist, nur (!) deutsch zu können. Weiterhin habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass viele Migranten auf Druck ihrer Eltern nach dem Abitur lieber in eine Ausbildung gehen, als den Eltern auf der Tasche zu liegen und zu studieren und wenn sie studieren, dann häufig lieber irgendwas mit IT oder Maschinenbau, weil Mathe eine universale Sprache ist und man damit am Arbeitsmarkt immer gute Chancen hat. Außerdem hängt die Karriere dort weniger von Beziehungen ab. Eigentlich kann man eine Tendenz feststellen: umso mehr Laberwissenschaft man studiert, umso wichtiger sind die Bekanntschaften der Eltern bei der Jobsuche. Ausgenommen sind vielleicht 9 Punkte, aber mit dem Studium anzufangen und auf 9 Punkte zu hoffen, obwohl man auch einfach Maschinenbau studieren könnte, ist irrational.
Ernsthaft: ich glaube, es sind vor allem die Sprachbarrieren. Viele Migranten wachsen zweisprachig auf, während es für die juristische Ausbildung von Vorteil ist, nur (!) deutsch zu können. Weiterhin habe ich auch die Erfahrung gemacht, dass viele Migranten auf Druck ihrer Eltern nach dem Abitur lieber in eine Ausbildung gehen, als den Eltern auf der Tasche zu liegen und zu studieren und wenn sie studieren, dann häufig lieber irgendwas mit IT oder Maschinenbau, weil Mathe eine universale Sprache ist und man damit am Arbeitsmarkt immer gute Chancen hat. Außerdem hängt die Karriere dort weniger von Beziehungen ab. Eigentlich kann man eine Tendenz feststellen: umso mehr Laberwissenschaft man studiert, umso wichtiger sind die Bekanntschaften der Eltern bei der Jobsuche. Ausgenommen sind vielleicht 9 Punkte, aber mit dem Studium anzufangen und auf 9 Punkte zu hoffen, obwohl man auch einfach Maschinenbau studieren könnte, ist irrational.
22.12.2020, 18:45
Hahaha. Schon mal den Begriff WASP gehört?