16.11.2020, 16:02
Der Staat kann sich jetzt aber keine höhere Bezahlung für Richter leisten. Sollen die lieber in der Note runtergehen anstatt Leuten wegen ihren Noten hinterher zu laufen. Große Qualitätsunterschiede gibt es unter Volljuristen eh nicht, die 8 Jahre dieselbe Ausbildung durchlaufen und beide Abschlüsse geschafft haben. Warten wir auf die Pensionswelle nach Corona...
16.11.2020, 16:10
Das Problem ist auch die fehlende Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Unter der Mehrheit der Bevölkerung gilt das Vorurteil, die faulen Beamten würden ohnehin schon zu viel verdienen und dann würde ihnen noch die Pension hinterher geschoben. Dass Rechtsstaatlichkeit die Steuerschuldner, also uns alle, auch etwas kosten muss, wird nicht eingesehen.
16.11.2020, 16:14
(16.11.2020, 16:02)Gast schrieb: Der Staat kann sich jetzt aber keine höhere Bezahlung für Richter leisten. Sollen die lieber in der Note runtergehen anstatt Leuten wegen ihren Noten hinterher zu laufen. Große Qualitätsunterschiede gibt es unter Volljuristen eh nicht, die 8 Jahre dieselbe Ausbildung durchlaufen und beide Abschlüsse geschafft haben. Warten wir auf die Pensionswelle nach Corona...
Das ist halt das total vorgeschobene Politikerargument. Natürlich kann sich der Staat das leisten, das würde lächerlich wenig kosten im Vergleich zu verschiedenen anderen Sonderausgaben und für einen gut funktionierenden Rechtsstaat kann man durchaus auch mal ein bisschen was ausgeben. Ich bin zwar kein Rechengenie, aber bei knapp 20 000 R Personen dürften die Kosten auch auf die nächste Generation gerechnet wahrscheinlich weniger kosten als 1 Lufthansa Rettung (die am Ende sehr wenig gebracht haben dürfte). Also: Geld ist ein Kackargument, der Staat hat dafür schlicht Geld zu haben.
16.11.2020, 16:14
(16.11.2020, 16:02)Gast schrieb: Der Staat kann sich jetzt aber keine höhere Bezahlung für Richter leisten. Sollen die lieber in der Note runtergehen anstatt Leuten wegen ihren Noten hinterher zu laufen. Große Qualitätsunterschiede gibt es unter Volljuristen eh nicht, die 8 Jahre dieselbe Ausbildung durchlaufen und beide Abschlüsse geschafft haben. Warten wir auf die Pensionswelle nach Corona...
Quatsch. Gib jedem Richter nur 1000 Euro brutto mehr pro Monat, und das ergibt gerade mal 240 Mio pro Jahr für Gesamtdeutschland. Das ist nix, wenn man überlegt, was der Staat pro Jahr an Milliarden für andere Dinge so mal eben übrig hat.
16.11.2020, 16:20
(16.11.2020, 16:10)Henne schrieb: Das Problem ist auch die fehlende Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Unter der Mehrheit der Bevölkerung gilt das Vorurteil, die faulen Beamten würden ohnehin schon zu viel verdienen und dann würde ihnen noch die Pension hinterher geschoben. Dass Rechtsstaatlichkeit die Steuerschuldner, also uns alle, auch etwas kosten muss, wird nicht eingesehen.
Bildung muss aber auch was kosten. Den Lehrern gönnt ja auch keiner ihre Pension und manche wollen die Verbeamtung für Lehrer abschaffen, dabei finde ich diesen Job, gerade während Corona, viel schwerer als Richter. Als Richter ist man unabhängig und darf den ganzen Tag im Büro sitzen und macht nur gelegentlich Sitzungstage und dann mit vernünftigen Erwachsenen. Als Lehrer unterrichtet man jeden Tag Kinder und Jugendliche und macht zusätzlich Büro- und Organisationskram und ist weisungsabhängig.
Wenn man sieht, wie viele Fehlurteile es jetzt schon trotz gut benoteter Richter und hoher Bezahlung gibt, kann man auch nicht sagen, dass dieses Rechtssystem es jetzt wert ist, noch mehr Geld reinzustecken, um noch besser benotete zu bekommen, sondern es muss sich grundsätzlich was ändern, sonst verdient dieses System keinen Cent mehr von den Steuerzahlern. Und es liegt nicht am Geld, sondern an der Moral von gut benoteten Richtern. Vllt wäre die Lösung wirklich, auch mal Leute mit schlechteren Noten, besserer Arbeitsmoral und weniger Überheblichkeit einzuarbeiten ("Ich könnte ja auch in der GK viel mehr Geld verdienen, dann geh ich hier als Richter mal um 1. Ist mir egal was aus der H4 Partei wird, hauptsache ich kann mich bei der Behörde einschleimen mit meinem Urteil.").
16.11.2020, 16:23
(16.11.2020, 15:27)Gast schrieb:Naja, die anderen Beamten sind halt die zweite Staatsgewalt...was soll das für einen Unterschied machen? Hab auch noch nie verstanden warum R1 höher als A13 ist. Beide arbeiten für den Staat und halten den am Laufen, wenn auch in unterschiedlichen Bereichen. Warum man da als Beamter im Ministerium zum Einstieg 200€ weniger kriegt als als Beamter in der Staatsanwaltschaft (die ja auch dem JustizMINISTERIUM untersteht) erschließt sich mir nicht.(16.11.2020, 15:23)Gast schrieb: Was hier - natürlich - wieder übersehen wird, ist dass wenn man die R Besoldung erhöhen würde, auch die A Besoldung im höheren Dienst anzupassen wäre. Das wäre dann doch teuer.
Warum das denn? Hat die Judikative als dritte Staatsgewalt keine gehobene Besoldung verdient ? Wir reden hier gerade mal von 20.000 Staatsdienern, welche eine R Besoldung erhalten.
Grundsätzlich finde ich die Besoldung aktuell total angemessen. Mit etwas über 3000€ netto gehört man schon als Einsteiger zu den Top-20% der Einkommensverteilung. Durch die regelmäßige Steigerung gehört man nach 10 Jahren zu den Top-10%. Finde das durchaus angemessen, weil Geld nicht die Motivation sein sollte, in die Justiz zu gehen.
Probleme sehe ich eher an den anderen hier im Thread genannten Stellen. Außer an den Verwaltungsgerichten droht in allen Flächenländern während der Proberichterzeit die Verschickung in die Pampa. Kenne zwei Fälle, die pro Tag mehr als 2,5 Stunden im Auto sitzen. Und das nach purem Gutdünken der Gerichtsverwaltung. Geht gar nicht und war für mich der Hauptgrund, mir das nicht zu geben.
Dazu kommt noch diese merkwürdige Stimmung, die ich oft an Gericht erlebe (zugegeben, nur als Referendar und jetzt als Rechtsanwalt), wo alles irgendwie von Missgunst geprägt ist, jeder nur schaut, wer wo wann wie wohin befördert wird und generell halt oft eine Amtsstubenmentalität herrscht (wobei es da mehr als die nur obligatorischen Ausnahmen gibt).
16.11.2020, 16:26
(16.11.2020, 13:48)MotivationsGeist schrieb: Für all diejenigen unter euch, für die die schlechte Besoldung in der Justiz maßgeblich mitursächlich dafür ist, dass ihr die freie Wirtschaft bevorzugt und euch nicht als Richter bewerbt:
WIE HOCH MÜSSTE DAS EINSTIEGSGEHALT NETTO SEIN, DAMIT IHR EURE MEINUNG ÄNDERT?
Nehmen wir zwecks Größenordnung als Beispiel das Bundesland Niedersachsen, R1, Stufe 1, ledig, keine Kinder, keine Kirchensteuer, PKV:
= 3376 Euro netto
Abzüglich ca 260 Euro PKV (bei kerngesunden Bewerbern)
= 3116 Euro pro Monat auf die Kralle.
Wie viel braucht ihr ?
Ich finde, es sollte netto nach Abzug der PKV ein Betrag im Eingangsamt von 4.000,00 Euro übrig sein, um von Angemessenheit sprechen zu können und um konkurrenzfähig zu bleiben.
Wie seht ihr das ?
Kann ich genau so unterschreiben!
16.11.2020, 16:28
16.11.2020, 16:29
(16.11.2020, 16:23)Gast schrieb:(16.11.2020, 15:27)Gast schrieb:Naja, die anderen Beamten sind halt die zweite Staatsgewalt...was soll das für einen Unterschied machen? Hab auch noch nie verstanden warum R1 höher als A13 ist. Beide arbeiten für den Staat und halten den am Laufen, wenn auch in unterschiedlichen Bereichen. Warum man da als Beamter im Ministerium zum Einstieg 200€ weniger kriegt als als Beamter in der Staatsanwaltschaft (die ja auch dem JustizMINISTERIUM untersteht) erschließt sich mir nicht.(16.11.2020, 15:23)Gast schrieb: Was hier - natürlich - wieder übersehen wird, ist dass wenn man die R Besoldung erhöhen würde, auch die A Besoldung im höheren Dienst anzupassen wäre. Das wäre dann doch teuer.
Warum das denn? Hat die Judikative als dritte Staatsgewalt keine gehobene Besoldung verdient ? Wir reden hier gerade mal von 20.000 Staatsdienern, welche eine R Besoldung erhalten.
Grundsätzlich finde ich die Besoldung aktuell total angemessen. Mit etwas über 3000€ netto gehört man schon als Einsteiger zu den Top-20% der Einkommensverteilung. Durch die regelmäßige Steigerung gehört man nach 10 Jahren zu den Top-10%. Finde das durchaus angemessen, weil Geld nicht die Motivation sein sollte, in die Justiz zu gehen.
Probleme sehe ich eher an den anderen hier im Thread genannten Stellen. Außer an den Verwaltungsgerichten droht in allen Flächenländern während der Proberichterzeit die Verschickung in die Pampa. Kenne zwei Fälle, die pro Tag mehr als 2,5 Stunden im Auto sitzen. Und das nach purem Gutdünken der Gerichtsverwaltung. Geht gar nicht und war für mich der Hauptgrund, mir das nicht zu geben.
Dazu kommt noch diese merkwürdige Stimmung, die ich oft an Gericht erlebe (zugegeben, nur als Referendar und jetzt als Rechtsanwalt), wo alles irgendwie von Missgunst geprägt ist, jeder nur schaut, wer wo wann wie wohin befördert wird und generell halt oft eine Amtsstubenmentalität herrscht (wobei es da mehr als die nur obligatorischen Ausnahmen gibt).
Und genau diese missgünstige Atmosphäre wirkt sich auch auf die Parteien aus. Auf einmal wird im Lock down November ein Gerichtstermin in der Berufungsinstanz gemacht, wo gewisse Leute ihr Gift versprühen und einer Oma den ihr in 1. Instanz zuerkannten Schwerbehindertenausweis aberkennen können, weil sie denken, dass der Staat dann 20 Euro Steuern im Jahr sparen kann. Wenn man von Missgunst spricht...
Kollusion zwischen Richtern und Behörden etc.
Also, nach dem was ich an Gerichten erlebt habe: neue, weniger missgünstige Richter oder keinen Cent mehr.
16.11.2020, 16:31
(16.11.2020, 16:28)Gast schrieb:(16.11.2020, 16:02)Gast schrieb: Große Qualitätsunterschiede gibt es unter Volljuristen eh nicht, die 8 Jahre dieselbe Ausbildung durchlaufen und beide Abschlüsse geschafft haben.
Der war gut.
Also als Richter, der regelmäßig Anwaltsschriftsätze vom kleinen Wald-und-Wiesen-Selbstständigen bis hin zur GK liest, und der Examensklausuren korrigiert, bin ich da anderer Meinung. Die Unterschiede sind gewaltig.