16.10.2020, 19:27
(16.10.2020, 16:57)C8H10N4O2 schrieb:(16.10.2020, 16:43)Gast schrieb:(15.10.2020, 21:57)Gast schrieb:(15.10.2020, 19:14)Gast schrieb:(15.10.2020, 18:24)Gast schrieb: Da steht bei gleicher Eignung. Du hast offensichtlich nicht die gleiche Eignung. Wieso sollen sie dich einstellen, wenn es bessere Bewerber gibt? Versuch es bei Stellen, deren Mindestanforderungen du erfüllst.
Es geht darum, dass für den Staatsdienst offensichtlich kein Schwerbehinderter die erforderliche Eignung hat.
Wieso? Wenn sie die Anforderungen erfüllen, werden sie bevorzugt eingestellt.
In aller Kürze: Wer schwerbehindert ist, wird niemals die Note erreichen können, die er ohne seine Erkrankung hätte. Folglich kann man - wenn man Schwerbehinderte nicht benachteiligen will - diese nicht mit Gesunden konkurrieren lassen. Ganz einfach. Wie man das in der Praxis löst - gute Frage. Ich sag nur, dass die bestehende Regelung im AGG und die Rechtsprechung des BVerwG sowie die Einstellungspraxis der Behörden Schwerbehinderte massiv benachteiligt.
Und was das Beispiel mit den beiden eingestellten Schwerbehinderten angeht: Ich habe in meinen vielen Praktika im Studium und meinen Refstationen nicht einen Schwerbehinderten gesehen bzw. kennengelernt, noch wusste einer meiner Ausbilder von einem solchen.
Das ist schon sehr pauschal. Das Hauptproblem bei der Bestimmung des Grad der Behinderung (GdB) ist ja, das dabei nicht die Einschränkung der Lern- und Erwerbsfähigkeit gemessen wird, sondern allgemein die EInschränkung der Teilhabe. Das führt dann dazu, dass man für so gut wie jede, auch zurückliegende Erkrankung einen recht hohen GdB bekommt. Somit kann man auch wegen überstandener Krebsdiagnose, Asthma, Farbenblindheit oder starker Akne als schwerbehindert eingestuft werden. Das sind dann zwar Umstände, die beim Sport, im Straßenverkehr oder beim Dating zu Einschränkungen führen. Dass man damit aber kein VB oder zumindest die 7,5 Punkte für den Staatsdienst erreichen können soll halte ich aber für völlig übertrieben
Wirf doch mal einen Blick in die Versorgungsmedizinischen Grundsätze. Du bekommst für Akne schweren Grades mit vereinzelter Abszess- und Knotenbildung und entsprechender erheblicher kosmetischer Beeinträchtigung maximal 20-30 anerkannt. 50 bekommst du nur für schwerste Formen mit rezidivierenden eitrigen, vernarbenden axilläringuinalen und nuchalen Abszessen (Acne triade) und ggf. zusätzlicher Beteiligung des Pilonidalsinus (Acne tetrade). Dafür musst du dann sicherlich wieder Medikamente mit diversen Nebenwirkungen schlucken.
Ich zB bin nicht offenkundig schwerbehindert. Ich habe zwar einen vernarbten Oberkörper, aber das sieht mit entsprechender Muskulatur sogar ganz gut aus. Aber das ändert nichts dran, dass ich Medikamente mit heftigen Nebenwirkungen schlucken muss, die meine Konzentrationsfähigkeit massiv beeinträchtigen. Ich kann mir nur Dinge merken, die ich 1000x höre. Bin ich deswegen vielleicht ein Jurist mit schlechten generellen Kenntnissen. Mag sein. Aber trotzdem kann ich, wenn man mich für einige Monate in ein einzelnes Rechtsgebiet steckt und dort reifen lässt, genauso viel leisten wie andere auch. Aber diese Chance erhalte ich nicht.
Ich will mich ja gar nicht so groß beklagen. Ich bin schon dankbar, dass ich überhaupt leben darf. Aber der deutsche Staat und insbesondere die staatlichen Arbeitgeber brauchen sich nicht mit "Inklusion" brüsten. Das ist genauso ein Bullshit wie die Posten für Gleichstellungsbeauftragte, die im Kern vor allem Posten für Politiker sind.
16.10.2020, 20:08
Ich hab keine Ahnung von Behinderungen, aber würde es gerne verstehen. Wieso soll jemand, z.B. weil ihm ein Bein fehlt bei Bewerbungsgesprächen und der Einstellung bevorzugt werden? Wieso hat er dadurch schlechtere Examina?
16.10.2020, 20:14
(16.10.2020, 20:08)Gast schrieb: Ich hab keine Ahnung von Behinderungen, aber würde es gerne verstehen. Wieso soll jemand, z.B. weil ihm ein Bein fehlt bei Bewerbungsgesprächen und der Einstellung bevorzugt werden? Wieso hat er dadurch schlechtere Examina?
Weil er vllt Leukämie oder Knochenkrebs hatte und das dadurch gekommen ist. Die Chemotherapie schädigt Organe, führt zu Herzschwäche etc.. Die Bestrahlung führt zu Schilddrüsenerkrankungen etc. Ein Unglück kommt selten allein. Außerdem die Auswirkungen auf die Psyche, ggf. chronische Schmerzen.
16.10.2020, 20:28
Okay an sowas habe ich nicht gedacht. Ich war wohl sehr ignorant. Solche Nachteile sollte der Staat definitiv ausgleichen bei der Auswahlentscheidung.
16.10.2020, 20:49
(16.10.2020, 20:14)Gast schrieb:(16.10.2020, 20:08)Gast schrieb: Ich hab keine Ahnung von Behinderungen, aber würde es gerne verstehen. Wieso soll jemand, z.B. weil ihm ein Bein fehlt bei Bewerbungsgesprächen und der Einstellung bevorzugt werden? Wieso hat er dadurch schlechtere Examina?
Weil er vllt Leukämie oder Knochenkrebs hatte und das dadurch gekommen ist. Die Chemotherapie schädigt Organe, führt zu Herzschwäche etc.. Die Bestrahlung führt zu Schilddrüsenerkrankungen etc. Ein Unglück kommt selten allein. Außerdem die Auswirkungen auf die Psyche, ggf. chronische Schmerzen.
Ich habe totales Mitleid mit Menschen, die eine solche Beeinträchtigung erlitten haben. Nichtsdestotrotz frage ich mich: Was hat das mit der Bestenauslese zu tun? Das fehlende Bein dürfte die juristische Leistungsfähigkeit des Bewerbers per se nicht beeinträchtigen.
Und dass der Arbeitgeber ein Interesse daran hat, möglichst veritable Arbeitnehmer einzustellen ist klar.
Bewirbt sich also ein 10,x Kandidat mit nur einem Bein, und viele 8er mit zwei Beinen - entscheide ich mich für den 10er. Warum nicht anders herum?
16.10.2020, 20:51
(16.10.2020, 20:28)Gast schrieb: Okay an sowas habe ich nicht gedacht. Ich war wohl sehr ignorant. Solche Nachteile sollte der Staat definitiv ausgleichen bei der Auswahlentscheidung.
Das ist auch der Grund, warum Krebskranke ihren Schwerbehindertenausweis nach der Behandlung oft behalten. Krebsbehandlungen ziehen oft Folgeschäden körperlicher und psychischer Natur nach sich. Das wird natürlich überprüft. Mein Vater hatte dauerhaft GdB 70 nach einer Krebserkrankung.
16.10.2020, 20:56
(16.10.2020, 20:49)Gast schrieb:(16.10.2020, 20:14)Gast schrieb:(16.10.2020, 20:08)Gast schrieb: Ich hab keine Ahnung von Behinderungen, aber würde es gerne verstehen. Wieso soll jemand, z.B. weil ihm ein Bein fehlt bei Bewerbungsgesprächen und der Einstellung bevorzugt werden? Wieso hat er dadurch schlechtere Examina?
Weil er vllt Leukämie oder Knochenkrebs hatte und das dadurch gekommen ist. Die Chemotherapie schädigt Organe, führt zu Herzschwäche etc.. Die Bestrahlung führt zu Schilddrüsenerkrankungen etc. Ein Unglück kommt selten allein. Außerdem die Auswirkungen auf die Psyche, ggf. chronische Schmerzen.
Ich habe totales Mitleid mit Menschen, die eine solche Beeinträchtigung erlitten haben. Nichtsdestotrotz frage ich mich: Was hat das mit der Bestenauslese zu tun? Das fehlende Bein dürfte die juristische Leistungsfähigkeit des Bewerbers per se nicht beeinträchtigen.
Und dass der Arbeitgeber ein Interesse daran hat, möglichst veritable Arbeitnehmer einzustellen ist klar.
Bewirbt sich also ein 10,x Kandidat mit nur einem Bein, und viele 8er mit zwei Beinen - entscheide ich mich für den 10er. Warum nicht anders herum?
Das Bein vllt nicht, aber die schwere Depression und ggf. chronische Schmerzen, was daraus resultiert.
Aber wenn man als Arbeitgeber weiss, dass jemand schwerbehindert ist, dann kriegt man meistens solche Vorurteile in der Denkweise, dass man dann lieber den SB gar nicht einstellt. Viele verschweigen es deshalb, gerade die mit guten Noten, wo es nicht auffällt.
16.10.2020, 20:59
(16.10.2020, 20:49)Gast schrieb:(16.10.2020, 20:14)Gast schrieb:(16.10.2020, 20:08)Gast schrieb: Ich hab keine Ahnung von Behinderungen, aber würde es gerne verstehen. Wieso soll jemand, z.B. weil ihm ein Bein fehlt bei Bewerbungsgesprächen und der Einstellung bevorzugt werden? Wieso hat er dadurch schlechtere Examina?
Weil er vllt Leukämie oder Knochenkrebs hatte und das dadurch gekommen ist. Die Chemotherapie schädigt Organe, führt zu Herzschwäche etc.. Die Bestrahlung führt zu Schilddrüsenerkrankungen etc. Ein Unglück kommt selten allein. Außerdem die Auswirkungen auf die Psyche, ggf. chronische Schmerzen.
Ich habe totales Mitleid mit Menschen, die eine solche Beeinträchtigung erlitten haben. Nichtsdestotrotz frage ich mich: Was hat das mit der Bestenauslese zu tun? Das fehlende Bein dürfte die juristische Leistungsfähigkeit des Bewerbers per se nicht beeinträchtigen.
Und dass der Arbeitgeber ein Interesse daran hat, möglichst veritable Arbeitnehmer einzustellen ist klar.
Bewirbt sich also ein 10,x Kandidat mit nur einem Bein, und viele 8er mit zwei Beinen - entscheide ich mich für den 10er. Warum nicht anders herum?
Es gibt immer noch zwei Examina...
20.10.2020, 21:26
Ich bin überrascht, dass es Schwerbehinderten schwer fällt, im öffentlichen Dienst genommen zu werden.
In meiner Referendarzeit habe ich bei Gericht und insbesondere in der Verwaltung (Bundesministerium) auffällig viele offensichtlich erkrankte bzw. benachteiligte Menschen gesehen. Mein Ausbilder am Gericht war schwer krank und an den Rollstuhl gefesselt, und das "von Anfang an" (ich musste ihm immer seine Robe anziehen). Ich dachte bis dato, Schwerbehinderte hätten es sogar leichter, beim Staat einen Job zu finden. So kann man sich offenbar täuschen.
In meiner Referendarzeit habe ich bei Gericht und insbesondere in der Verwaltung (Bundesministerium) auffällig viele offensichtlich erkrankte bzw. benachteiligte Menschen gesehen. Mein Ausbilder am Gericht war schwer krank und an den Rollstuhl gefesselt, und das "von Anfang an" (ich musste ihm immer seine Robe anziehen). Ich dachte bis dato, Schwerbehinderte hätten es sogar leichter, beim Staat einen Job zu finden. So kann man sich offenbar täuschen.
20.10.2020, 23:07
(20.10.2020, 21:26)Gast schrieb: Ich bin überrascht, dass es Schwerbehinderten schwer fällt, im öffentlichen Dienst genommen zu werden.Schwerbehinderte müssen halt auch dieselbe Leistung erbringen wie Nichtbehinderte...von Nachteilsausgleichen im Examen mal abgesehen (wobei da auch teilweise komische Entscheidungen getroffen werden). Wenn man die Leistung dann erbracht hat, ist es tatsächlich "einfacher" beim Staat unterzukommen als in der freien Wirtschaft, weil man beim Staat dieselben Chancen bekommt wie ein Nichtbehinderter.
In meiner Referendarzeit habe ich bei Gericht und insbesondere in der Verwaltung (Bundesministerium) auffällig viele offensichtlich erkrankte bzw. benachteiligte Menschen gesehen. Mein Ausbilder am Gericht war schwer krank und an den Rollstuhl gefesselt, und das "von Anfang an" (ich musste ihm immer seine Robe anziehen). Ich dachte bis dato, Schwerbehinderte hätten es sogar leichter, beim Staat einen Job zu finden. So kann man sich offenbar täuschen.
Das Problem bei Behinderungen ist m.E. eher, dass man durch die Angabe als Zahl (GdB) Dinge vergleicht, die nicht vergleichbar sind. Ich habe z.B. eine Gehbehinderung und einen GdB von 70. In meiner juristischen Ausbildung hat mich das eigentlich nicht beeinflusst. Klar, ich hab öfter Schmerzen als andere und kann nicht lange am Stück sitzen, aber ansonsten hat mich das nie eingeschränkt. Hab auch nie einen Nachteilsausgleich gestellt. Die zwei mal, die ich in so fünf Stunden aufstehen muss, um ein paar Schritte zu gehen, hab ich halt gleich für Toilettengänge genutzt.
Andere, die mit einer Depression oder mit Rheuma vielleicht nur einen GdB von 30 haben, sind dafür in ihrer Leistungsfähigkeit in Bezug auf Jura viel mehr eingeschränkt und haben es sehr viel schwerer gehabt eine gute Note zu bekommen...
Aber was soll der Staat machen? Nur noch schwerbehinderte Juristen mit fünf Punkten im Examen einstellen, weil sie ja ohne ihre Behinderung (wahrscheinlich) besser abgeschnitten hätten? Auch wenn ich es grundsätzlich begrüßenswert fände, wenn wir in Jura mal ein bisschen von dieser Notenfixierung wegkommen (der Unterschied zwischen z.B. 7,5 und 9 Punkten dürften größtenteils Zufall sein), kommt man ja nicht umhin festzustellen, dass die Noten zumindest eine gewisse Aussagekraft haben (der Unterschied zwischen z.B. 5 und 9 Punkten ist regelmäßig kein Zufall mehr). Und als Arbeitgeber will ich halt die möglichst besten Leute haben. Behinderung hin oder her.