27.09.2020, 22:23
(27.09.2020, 22:09)Gast schrieb:(27.09.2020, 21:56)Gast schrieb: checke einfach null warum hier in j e d e m thread über den öffentlichen Dienst schenkelklopfend über das Gehalt der Beamten hergezogen wird.
Ein StA verdient selbst in Berlin nach 8 Jahren 4708 € netto auf Steuerklasse 1.
Um in der freien Wirtschaft auf so ein Gehalt zu kommen, müsste man schlappe 100.000 € brutto im Jahr verdienen.
Wie kommst Du auf diese Zahl?
R1 Berlin Stufe 4 = 4.116 - 250 für die PKV
War tatsächlich in der Zeile verrutscht. Aber für 4116 dürfte man in der freien Wirtschaft immer noch ca. 85000 € im Jahr brutto brauchen. Meiner Meinung nach kann man das nicht als erbärmlich betrachten. Ein angestellter Anwalt kriegt im Durchschnitt 48k. Was sollen die erst sagen?
PKV abziehen finde ich schwierig bei dem Vergleich Beamter/Privatwirtschaft. Dann müsste man ja auf der anderen Seite auch noch die hohe Pension in die Wagschale werfen + PKV kann sogar Geld reinholen, wenn - Gott verhüte - tatsächlich hartnäckigere Gesundheitsprobleme aufkommen, da man imo weniger Zuzahlungen hat.
27.09.2020, 22:32
Ich habe vor einigen Monaten in einer mittelgroßen bis großen Behörde in NRW angefangen. Mal abgesehen von den Besonderheiten eines Einstiegs in Corona-Zeiten:
Wenn alles glatt läuft, bekommst Du sofort das Dezernat, auf dem Du zunächst bleibst. Es kann aber auch sein, dass Du zunächst in einem Dezernat vertrittst. Du wirst mit - jedenfalls in unserem Bezirk - 30% anfangen und hast dadurch idealerweise Zeit, dich zurechtzufinden mit der Behördeninfrastruktur, den Programmen und schlichtweg dem Alltag. Schrittweise geht es dann bis auf 100% rauf. Es ist am Anfang meist noch ok von der Arbeitsbelastung, was aber total davon abhängt, wie das Dezernat bis dahin geführt wurde. Die Prozente wachsen schneller als die Routine steigt, sodass die Belastung ansteigt. Nach 6 Monaten kommt dann Vertretung für Leute im Urlaub/Krankheit dazu.
In den ersten Monaten stehst Du unter "Gegenzeichnung", hast also einen erfahrenen Kollegen, der all deine Verfügungen, später nur noch Einstellungen und Kammeranklagen mitzeichnet. Je nach Person ist diese mehr oder weniger offen auch für Fragen. Nach meiner Erfahrung sind alle Kolleginnen und Kollegen sehr empfänglich für Fragen, auch für "kleine" Sachen. Dabei wird es seltener um rechtliche Sachen gehen, denn das kannst Du oder dafür hast Du Beck/Juris. Deine Fragen werden sich daher vor allem darauf beziehen, wie man in bestimmten Situationen vorgeht (Asservate, Strafvollstreckung, sinnvolle Ermittlungsverfügungen etc.). Da sich diese Fragen jede und jeder am Anfang gestellt hat, hilft man den neuen Leuten gern weiter.
Stell dich darauf ein, in der ersten Zeit netto 50 Stunden zu arbeiten. Jedenfalls bei uns hast Du etwa 1x pro Woche Sitzungsdienst, währenddessen bleibt der Aktenbock natürlich unbearbeitet. Du hast freie Zeiteinteilung, kannst also kommen und gehen wie Du willst, solange die Arbeit gemacht wird. Manche kommen daher am WE, andere bleiben lieber unter der Woche länger.
Wenn alles glatt läuft, bekommst Du sofort das Dezernat, auf dem Du zunächst bleibst. Es kann aber auch sein, dass Du zunächst in einem Dezernat vertrittst. Du wirst mit - jedenfalls in unserem Bezirk - 30% anfangen und hast dadurch idealerweise Zeit, dich zurechtzufinden mit der Behördeninfrastruktur, den Programmen und schlichtweg dem Alltag. Schrittweise geht es dann bis auf 100% rauf. Es ist am Anfang meist noch ok von der Arbeitsbelastung, was aber total davon abhängt, wie das Dezernat bis dahin geführt wurde. Die Prozente wachsen schneller als die Routine steigt, sodass die Belastung ansteigt. Nach 6 Monaten kommt dann Vertretung für Leute im Urlaub/Krankheit dazu.
In den ersten Monaten stehst Du unter "Gegenzeichnung", hast also einen erfahrenen Kollegen, der all deine Verfügungen, später nur noch Einstellungen und Kammeranklagen mitzeichnet. Je nach Person ist diese mehr oder weniger offen auch für Fragen. Nach meiner Erfahrung sind alle Kolleginnen und Kollegen sehr empfänglich für Fragen, auch für "kleine" Sachen. Dabei wird es seltener um rechtliche Sachen gehen, denn das kannst Du oder dafür hast Du Beck/Juris. Deine Fragen werden sich daher vor allem darauf beziehen, wie man in bestimmten Situationen vorgeht (Asservate, Strafvollstreckung, sinnvolle Ermittlungsverfügungen etc.). Da sich diese Fragen jede und jeder am Anfang gestellt hat, hilft man den neuen Leuten gern weiter.
Stell dich darauf ein, in der ersten Zeit netto 50 Stunden zu arbeiten. Jedenfalls bei uns hast Du etwa 1x pro Woche Sitzungsdienst, währenddessen bleibt der Aktenbock natürlich unbearbeitet. Du hast freie Zeiteinteilung, kannst also kommen und gehen wie Du willst, solange die Arbeit gemacht wird. Manche kommen daher am WE, andere bleiben lieber unter der Woche länger.
27.09.2020, 22:37
(27.09.2020, 22:32)Ok JungerStA schrieb: Ich habe vor einigen Monaten in einer mittelgroßen bis großen Behörde in NRW angefangen. Mal abgesehen von den Besonderheiten eines Einstiegs in Corona-Zeiten:Genau (!) so ist es!
Wenn alles glatt läuft, bekommst Du sofort das Dezernat, auf dem Du zunächst bleibst. Es kann aber auch sein, dass Du zunächst in einem Dezernat vertrittst. Du wirst mit - jedenfalls in unserem Bezirk - 30% anfangen und hast dadurch idealerweise Zeit, dich zurechtzufinden mit der Behördeninfrastruktur, den Programmen und schlichtweg dem Alltag. Schrittweise geht es dann bis auf 100% rauf. Es ist am Anfang meist noch ok von der Arbeitsbelastung, was aber total davon abhängt, wie das Dezernat bis dahin geführt wurde. Die Prozente wachsen schneller als die Routine steigt, sodass die Belastung ansteigt. Nach 6 Monaten kommt dann Vertretung für Leute im Urlaub/Krankheit dazu.
In den ersten Monaten stehst Du unter "Gegenzeichnung", hast also einen erfahrenen Kollegen, der all deine Verfügungen, später nur noch Einstellungen und Kammeranklagen mitzeichnet. Je nach Person ist diese mehr oder weniger offen auch für Fragen. Nach meiner Erfahrung sind alle Kolleginnen und Kollegen sehr empfänglich für Fragen, auch für "kleine" Sachen. Dabei wird es seltener um rechtliche Sachen gehen, denn das kannst Du oder dafür hast Du Beck/Juris. Deine Fragen werden sich daher vor allem darauf beziehen, wie man in bestimmten Situationen vorgeht (Asservate, Strafvollstreckung, sinnvolle Ermittlungsverfügungen etc.). Da sich diese Fragen jede und jeder am Anfang gestellt hat, hilft man den neuen Leuten gern weiter.
Stell dich darauf ein, in der ersten Zeit netto 50 Stunden zu arbeiten. Jedenfalls bei uns hast Du etwa 1x pro Woche Sitzungsdienst, währenddessen bleibt der Aktenbock natürlich unbearbeitet. Du hast freie Zeiteinteilung, kannst also kommen und gehen wie Du willst, solange die Arbeit gemacht wird. Manche kommen daher am WE, andere bleiben lieber unter der Woche länger.
27.09.2020, 22:42
(27.09.2020, 22:20)Gast schrieb: Unser StA-Ausbilder hat erzählt, dass die Staatsanwalt im ostdeutschen Bundesland meiner Ausbildung momentan große Probleme hat (Aussage war noch vor Corona), junge Berufseinsteiger zu halten, weil die engen Strukturen und die veralteten Arbeitsbedingungen auf viele wie aus der Zeit gefallen wirkten. (...)
Danke für deine ausführliche Antwort!
27.09.2020, 22:51
(27.09.2020, 22:32)JungerStA schrieb: Ich habe vor einigen Monaten in einer mittelgroßen bis großen Behörde in NRW angefangen. Mal abgesehen von den Besonderheiten eines Einstiegs in Corona-Zeiten:
Wenn alles glatt läuft, bekommst Du sofort das Dezernat, auf dem Du zunächst bleibst. (...)
Danke schön! Das ist sehr informativ. :blush:
Ich bin mir natürlich dessen bewusst, dass man anfangs auch mal länger braucht. Aber am Wochenende wieder zur Arbeit - das kenne ich nur von ausgebeuteten Assistenzärzten, die am Wochenende Arztbriefe schreiben...
Das Gehalt einer GK brauche ich nicht zu meinem Glück, ich will eine sinnvolle Aufgabe. Und die StA war kam dem bisher immer am nächsten...
27.09.2020, 22:54
Puhh, 50h netto ist schon GK-Style
Wer Richter auf Probe bzw. Staatsanwalt werden möchte, sollte sich mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Das Karriere-Dossier ist als Print-Buch sowie als E-Book für alle 16 Bundesländer erhältlich:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
27.09.2020, 23:09
(27.09.2020, 22:23)Gast schrieb:(27.09.2020, 22:09)Gast schrieb:(27.09.2020, 21:56)Gast schrieb: checke einfach null warum hier in j e d e m thread über den öffentlichen Dienst schenkelklopfend über das Gehalt der Beamten hergezogen wird.
Ein StA verdient selbst in Berlin nach 8 Jahren 4708 € netto auf Steuerklasse 1.
Um in der freien Wirtschaft auf so ein Gehalt zu kommen, müsste man schlappe 100.000 € brutto im Jahr verdienen.
Wie kommst Du auf diese Zahl?
R1 Berlin Stufe 4 = 4.116 - 250 für die PKV
War tatsächlich in der Zeile verrutscht. Aber für 4116 dürfte man in der freien Wirtschaft immer noch ca. 85000 € im Jahr brutto brauchen. Meiner Meinung nach kann man das nicht als erbärmlich betrachten. Ein angestellter Anwalt kriegt im Durchschnitt 48k. Was sollen die erst sagen?
PKV abziehen finde ich schwierig bei dem Vergleich Beamter/Privatwirtschaft. Dann müsste man ja auf der anderen Seite auch noch die hohe Pension in die Wagschale werfen + PKV kann sogar Geld reinholen, wenn - Gott verhüte - tatsächlich hartnäckigere Gesundheitsprobleme aufkommen, da man imo weniger Zuzahlungen hat.
wenn du nach 8 Jahren mit den Noten die ein StA braucht nicht deutlich über 100.000€ liegst, hast du was falsch gemacht. Da stehen in mittleren Kanzleien die Partnerschaften an...
Aber auch außerhalb des Geldes? Wer tut sich das an? Die StA vereint ALLE Nachteile des Ö Dienstes in einer Behörde :D
28.09.2020, 05:33
(27.09.2020, 22:51)Träumerin schrieb:(27.09.2020, 22:32)JungerStA schrieb: Ich habe vor einigen Monaten in einer mittelgroßen bis großen Behörde in NRW angefangen. Mal abgesehen von den Besonderheiten eines Einstiegs in Corona-Zeiten:
Wenn alles glatt läuft, bekommst Du sofort das Dezernat, auf dem Du zunächst bleibst. (...)
Danke schön! Das ist sehr informativ. :blush:
Ich bin mir natürlich dessen bewusst, dass man anfangs auch mal länger braucht. Aber am Wochenende wieder zur Arbeit - das kenne ich nur von ausgebeuteten Assistenzärzten, die am Wochenende Arztbriefe schreiben...
Das Gehalt einer GK brauche ich nicht zu meinem Glück, ich will eine sinnvolle Aufgabe. Und die StA war kam dem bisher immer am nächsten...
Ich arbeite seit ca. 3 Jahren auch in einer mittelgroßen/großen Behörde in NRW und kann so ungefähr alles von JungerStA bestätigen. Allerdings habe ich zB, wenn ich am WE arbeiten musste/wollte, immer Akten mit nach Hause genommen. Es kommt auch jetzt noch selten mal vor, dass ich ein paar Stunden am WE arbeite (große Sachen, für die man unter der Woche keinen Freiraum hat, Ref-Korrekturen, Sitzung vorbereiten). Vor allem für den Berufseinstieg ist es aber auch in fast allen juristischen Berufen normal, auch mal am WE zu arbeiten. Ich kenne da niemanden von meinen Freunden (Richter, Staatsanwälte, Anwälte), der das nicht getan hätte.
28.09.2020, 06:46
(28.09.2020, 05:33)NRWNRW schrieb: Ich arbeite seit ca. 3 Jahren auch in einer mittelgroßen/großen Behörde in NRW und kann so ungefähr alles von JungerStA bestätigen. (...)
Danke! Allmählich entwickelt sich bei mir ein klareres Bild.
Ich arbeite in einer relativ kleinen Kanzlei und mein Chef schickt mich pünktlich nach Hause :D Ich kann an einer Hand abzählen, wie oft ich länger geblieben bin. "Irgendwann", wenn man zu viele Fristen auf einmal ablaufen, solle ich mich auf Überstunden einstellen, meinte er.
Ich habe es also ziemich gut erwischt :)
28.09.2020, 09:17
(28.09.2020, 05:33)NRWNRW schrieb:(27.09.2020, 22:51)Träumerin schrieb:(27.09.2020, 22:32)JungerStA schrieb: Ich habe vor einigen Monaten in einer mittelgroßen bis großen Behörde in NRW angefangen. Mal abgesehen von den Besonderheiten eines Einstiegs in Corona-Zeiten:
Wenn alles glatt läuft, bekommst Du sofort das Dezernat, auf dem Du zunächst bleibst. (...)
Danke schön! Das ist sehr informativ. :blush:
Ich bin mir natürlich dessen bewusst, dass man anfangs auch mal länger braucht. Aber am Wochenende wieder zur Arbeit - das kenne ich nur von ausgebeuteten Assistenzärzten, die am Wochenende Arztbriefe schreiben...
Das Gehalt einer GK brauche ich nicht zu meinem Glück, ich will eine sinnvolle Aufgabe. Und die StA war kam dem bisher immer am nächsten...
Ich arbeite seit ca. 3 Jahren auch in einer mittelgroßen/großen Behörde in NRW und kann so ungefähr alles von JungerStA bestätigen. Allerdings habe ich zB, wenn ich am WE arbeiten musste/wollte, immer Akten mit nach Hause genommen. Es kommt auch jetzt noch selten mal vor, dass ich ein paar Stunden am WE arbeite (große Sachen, für die man unter der Woche keinen Freiraum hat, Ref-Korrekturen, Sitzung vorbereiten). Vor allem für den Berufseinstieg ist es aber auch in fast allen juristischen Berufen normal, auch mal am WE zu arbeiten. Ich kenne da niemanden von meinen Freunden (Richter, Staatsanwälte, Anwälte), der das nicht getan hätte.
Offenbar musst Du zudem um 5:30 aufstehen :-/ ...