23.08.2020, 12:45
Warum hast du dich in der GK nicht rein gehängt und warum glaubst du, dass es in der Boutique anders wäre? Anwaltsein muss man denke ich als Berufung sehen und mit Herz und Seele darin aufgehen, sonst wird man damit nicht glücklos. Bevor ich zB meinen Partner kennen gelernt habe, war ich so. Seit dem sind mir aber freie Zeit und Wochenende viel wichtiger geworden, was in vorherigen Partnerschaften nicht so war. In der Verwaltung bist du auch nicht für immer an die Stelle gebunden, es gibt meistens mehr Entfaltungsmöglichkeiten oder du kannst dich mit der Verwaltungserfahrung wo anders hin bewerben, hast aber die Sicherheit im Rücken. Als Denkanstöße. Und Justiziariat ist ja ein bisschen „Anwalt der Behörde“, denn da findet die Arbeit ja irgendwie dich, weil deine Ansprechpartner mit ihren Fragen zu dir kommen.
23.08.2020, 12:50
(23.08.2020, 11:14)Gast_2020 schrieb: Hallo strangers of the internet,
Ich (33j, 2x vb) habe nach dem Ref in einer Großkanzlei angefangen, bin aber in der Probezeit gekündigt worden (Corona spielte wohl auch eine Rolle, ich hätte mich aber auch mehr reinknien müssen) und musste mir in der coronakrise einen neuen Job suchen. Habe nun tatsächlich eine Boutique- Kanzlei gefunden, deren Rechtsgebiet mir auch eher liegt. Ist aber eine sehr kleine Kanzlei, in der viel zu tun ist, und die meisten meiner Vorgänger nach drei Jahren woanders hingehen. Hatte mich auch bei zahlreichen Behörden beworben, und hätte nun die Möglichkeit, zum Ende des Jahres in das Justiziariat einer Behörde zu wechseln, inkl. Verbeamtung und A13 (was mehr wäre, als ich aktuell verdiene). Das Rechtsgebiet interessiert mich jetzt nicht soo sehr, mir ging es eigentlich eher um die Verbeamtung und A13. Nur: eigentlich hätte ich gerne das Anwaltssein etwas länger ausprobiert, denn aus der Behörde wechselt man wahrscheinlich eher nicht wieder zurück. Eigentlich wollte ich daher schon absagen, und mich evt in zwei Jahren nochmal bewerben, langfristig finde ich den öffentlichen Dienst,u die Sicherheit und die Pension sehr attraktiv. Nur: in der Behörde meinten sie, dass sie nächstes Jahr mit einer Haushaltssperre rechnen, und dann erstmal nichts und niemand mehr eingestellt wird. Also habe ich jetzt Angst, dass wenn ich das Angebot ausschlage, ich nicht mehr in den öffentlichen Dienst komme und verbeamtet werde... Jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll...
Habe ich noch nie gehört, dass man in der GK gefeuert wird. Hast du so underperformed?
23.08.2020, 12:57
Ehrlich gesagt sind die Informationen für einen ernst gemeinten Rat etwas spärlich. Auf den ersten Blick scheinen beide Alternativen nicht sonderlich attraktiv.
Mir drängt sich da die Frage auf, warum es keine dritte Option gibt. Was ist mit anderen (Groß-) Kanzleien, DAX-Konzernen, der Justiz oder Ministerien? Mit deinen Noten sollte alles (relativ einfach) möglich sein und dort zumindest (entweder) Bezahlung besser oder Arbeitsbereich (voraussichtlich) abwechslungsreicher/interessanter als in den beiden von dir genannten Fällen.
Es kann natürlich sein, dass du dich auch da beworben hast und es einfach nicht geklappt hat. Eventuell ist die Trennung von der GK auch so unschön verlaufen, dass das für andere GK / große Unternehmen ein offensichtliches Ausschlusskriterium im Bewerbungsprozess ist... Aber falls es keine überzeugenden Gründe gibt, warum du bei anderen (attraktiveren) Arbeitgebern chancenlos sein solltest, würde ich ehrlich gesagt eher weitersuchen als einen der beiden genannten Jobs zu wählen.
- Es klingt als würdest du in der Boutique weniger als A13 verdienen, aber auf GK-Niveau arbeiten müssen.
- "Justiziariat einer Behörde" klingt zudem (für einen wenig ÖRechtsaffinen Hörer wie mich) extrem langweilig. Dazu schreibst du selbst, dass dir das Rechtsgebiet nicht liegt.
Mir drängt sich da die Frage auf, warum es keine dritte Option gibt. Was ist mit anderen (Groß-) Kanzleien, DAX-Konzernen, der Justiz oder Ministerien? Mit deinen Noten sollte alles (relativ einfach) möglich sein und dort zumindest (entweder) Bezahlung besser oder Arbeitsbereich (voraussichtlich) abwechslungsreicher/interessanter als in den beiden von dir genannten Fällen.
Es kann natürlich sein, dass du dich auch da beworben hast und es einfach nicht geklappt hat. Eventuell ist die Trennung von der GK auch so unschön verlaufen, dass das für andere GK / große Unternehmen ein offensichtliches Ausschlusskriterium im Bewerbungsprozess ist... Aber falls es keine überzeugenden Gründe gibt, warum du bei anderen (attraktiveren) Arbeitgebern chancenlos sein solltest, würde ich ehrlich gesagt eher weitersuchen als einen der beiden genannten Jobs zu wählen.
23.08.2020, 15:07
Hallo an alle, schonmal vielen Dank für die vielen Antworten!
Ein paar Ergänzungen: an die GK bin ich etwas naiv rangegangen und habe mich vom Geld locken lassen; nachdem Examensstress war ich aber ziemlich erschöpft; und konnte nicht 110 Prozent geben... Ich bindachte immer, ich wäre ein workaholic, aber in der Kanzlei wollte ich dann doch lieber um 19h gehen um Zeit mit Freunden und Hobbys zu verbringen... In der kleinen Kanzlei geht das viel besser; da war ich bei einer Fristsache um 20.30h die allerletzte...
Ein paar Ergänzungen: an die GK bin ich etwas naiv rangegangen und habe mich vom Geld locken lassen; nachdem Examensstress war ich aber ziemlich erschöpft; und konnte nicht 110 Prozent geben... Ich bindachte immer, ich wäre ein workaholic, aber in der Kanzlei wollte ich dann doch lieber um 19h gehen um Zeit mit Freunden und Hobbys zu verbringen... In der kleinen Kanzlei geht das viel besser; da war ich bei einer Fristsache um 20.30h die allerletzte...
23.08.2020, 15:20
Am Ende bist du als Anwalt halt Dienstleister und langfristig (ob alleine oder als Partner) auch selbstständig. Man muss kein Workaholic sein, aber diesen Dienstleistungsgedanken und ggf Akquise abends/am Wochenende werden bleiben/dazukommen. Das meinte ich mit „mir Herz und Seele“ Anwalt zu sein. Das alles darf dir halt nichts ausmachen und dein Umfeld muss dich verstehen und trotzdem mögen. Es gibt auch GKs da kann man seine 40h Woche durchziehen und bekommt dafür weniger Gehalt, bleibt angestellter RA, kann dafür aber nach 8h gehen.
23.08.2020, 15:46
(23.08.2020, 11:14)Gast_2020 schrieb: Hallo strangers of the internet,
Ich (33j, 2x vb) habe nach dem Ref in einer Großkanzlei angefangen, bin aber in der Probezeit gekündigt worden (Corona spielte wohl auch eine Rolle, ich hätte mich aber auch mehr reinknien müssen) und musste mir in der coronakrise einen neuen Job suchen. Habe nun tatsächlich eine Boutique- Kanzlei gefunden, deren Rechtsgebiet mir auch eher liegt. Ist aber eine sehr kleine Kanzlei, in der viel zu tun ist, und die meisten meiner Vorgänger nach drei Jahren woanders hingehen. Hatte mich auch bei zahlreichen Behörden beworben, und hätte nun die Möglichkeit, zum Ende des Jahres in das Justiziariat einer Behörde zu wechseln, inkl. Verbeamtung und A13 (was mehr wäre, als ich aktuell verdiene). Das Rechtsgebiet interessiert mich jetzt nicht soo sehr, mir ging es eigentlich eher um die Verbeamtung und A13. Nur: eigentlich hätte ich gerne das Anwaltssein etwas länger ausprobiert, denn aus der Behörde wechselt man wahrscheinlich eher nicht wieder zurück. Eigentlich wollte ich daher schon absagen, und mich evt in zwei Jahren nochmal bewerben, langfristig finde ich den öffentlichen Dienst,u die Sicherheit und die Pension sehr attraktiv. Nur: in der Behörde meinten sie, dass sie nächstes Jahr mit einer Haushaltssperre rechnen, und dann erstmal nichts und niemand mehr eingestellt wird. Also habe ich jetzt Angst, dass wenn ich das Angebot ausschlage, ich nicht mehr in den öffentlichen Dienst komme und verbeamtet werde... Jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll...
Um ehrlich zu sein tut einem so etwas als Steuerzahler weh.
Das einem die GK vielleicht nichts ist, mag ja sein, dann auch einen Wechsel in ein Rechtsgebietz zu vollziehen, welches einen mehr interessiert und in einem anderen Umfeld zu arbeiten, dass einem mehr liegt ist auch nahe liegend und logisch. Aber, zu sagen, dass der Bereich in der Behörde einem eigentlich nicht liegt, man da aber tendenziell wegen der Verbeamtung und der Sicherheit hin möchte führt doch unweigerlich dazu, dass man spätestens ab dem dritten Monat seine Zeit dort absitzt... und das über Jahrzehnte?! Damit ist niemandem geholfen... Dafür sollte einem auch die eigene Lebenszeit zu schade sein...
23.08.2020, 16:01
(23.08.2020, 15:46)Gast schrieb:(23.08.2020, 11:14)Gast_2020 schrieb: Hallo strangers of the internet,
Ich (33j, 2x vb) habe nach dem Ref in einer Großkanzlei angefangen, bin aber in der Probezeit gekündigt worden (Corona spielte wohl auch eine Rolle, ich hätte mich aber auch mehr reinknien müssen) und musste mir in der coronakrise einen neuen Job suchen. Habe nun tatsächlich eine Boutique- Kanzlei gefunden, deren Rechtsgebiet mir auch eher liegt. Ist aber eine sehr kleine Kanzlei, in der viel zu tun ist, und die meisten meiner Vorgänger nach drei Jahren woanders hingehen. Hatte mich auch bei zahlreichen Behörden beworben, und hätte nun die Möglichkeit, zum Ende des Jahres in das Justiziariat einer Behörde zu wechseln, inkl. Verbeamtung und A13 (was mehr wäre, als ich aktuell verdiene). Das Rechtsgebiet interessiert mich jetzt nicht soo sehr, mir ging es eigentlich eher um die Verbeamtung und A13. Nur: eigentlich hätte ich gerne das Anwaltssein etwas länger ausprobiert, denn aus der Behörde wechselt man wahrscheinlich eher nicht wieder zurück. Eigentlich wollte ich daher schon absagen, und mich evt in zwei Jahren nochmal bewerben, langfristig finde ich den öffentlichen Dienst,u die Sicherheit und die Pension sehr attraktiv. Nur: in der Behörde meinten sie, dass sie nächstes Jahr mit einer Haushaltssperre rechnen, und dann erstmal nichts und niemand mehr eingestellt wird. Also habe ich jetzt Angst, dass wenn ich das Angebot ausschlage, ich nicht mehr in den öffentlichen Dienst komme und verbeamtet werde... Jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll...
Um ehrlich zu sein tut einem so etwas als Steuerzahler weh.
Das einem die GK vielleicht nichts ist, mag ja sein, dann auch einen Wechsel in ein Rechtsgebietz zu vollziehen, welches einen mehr interessiert und in einem anderen Umfeld zu arbeiten, dass einem mehr liegt ist auch nahe liegend und logisch. Aber, zu sagen, dass der Bereich in der Behörde einem eigentlich nicht liegt, man da aber tendenziell wegen der Verbeamtung und der Sicherheit hin möchte führt doch unweigerlich dazu, dass man spätestens ab dem dritten Monat seine Zeit dort absitzt... und das über Jahrzehnte?! Damit ist niemandem geholfen... Dafür sollte einem auch die eigene Lebenszeit zu schade sein...
Naja gut aber sind nicht 99% aller Menschen deshalb bei Behörden? Oder denkst du man geht dahin wegen des unfassbar spannenden Umfelds, der tollen Bezahlung, der modernen Ausstattung oder der wahnsinnigen Verdienstmöglichkeiten? Verwaltung ist halt schon immer was für „Angsthasen“ mit dem Wunsch nach viel Sicherheit, wenig Verantwortung und einem Job, der eher so nebenbei läuft und nicht den Lebensmittelpunkt darstellt...also eher das Gegenteil von ambitioniert (ist ja auch nicht schlimm, jedem das Seine)k
23.08.2020, 16:23
(23.08.2020, 16:01)GastGast schrieb:(23.08.2020, 15:46)Gast schrieb:(23.08.2020, 11:14)Gast_2020 schrieb: Hallo strangers of the internet,
Ich (33j, 2x vb) habe nach dem Ref in einer Großkanzlei angefangen, bin aber in der Probezeit gekündigt worden (Corona spielte wohl auch eine Rolle, ich hätte mich aber auch mehr reinknien müssen) und musste mir in der coronakrise einen neuen Job suchen. Habe nun tatsächlich eine Boutique- Kanzlei gefunden, deren Rechtsgebiet mir auch eher liegt. Ist aber eine sehr kleine Kanzlei, in der viel zu tun ist, und die meisten meiner Vorgänger nach drei Jahren woanders hingehen. Hatte mich auch bei zahlreichen Behörden beworben, und hätte nun die Möglichkeit, zum Ende des Jahres in das Justiziariat einer Behörde zu wechseln, inkl. Verbeamtung und A13 (was mehr wäre, als ich aktuell verdiene). Das Rechtsgebiet interessiert mich jetzt nicht soo sehr, mir ging es eigentlich eher um die Verbeamtung und A13. Nur: eigentlich hätte ich gerne das Anwaltssein etwas länger ausprobiert, denn aus der Behörde wechselt man wahrscheinlich eher nicht wieder zurück. Eigentlich wollte ich daher schon absagen, und mich evt in zwei Jahren nochmal bewerben, langfristig finde ich den öffentlichen Dienst,u die Sicherheit und die Pension sehr attraktiv. Nur: in der Behörde meinten sie, dass sie nächstes Jahr mit einer Haushaltssperre rechnen, und dann erstmal nichts und niemand mehr eingestellt wird. Also habe ich jetzt Angst, dass wenn ich das Angebot ausschlage, ich nicht mehr in den öffentlichen Dienst komme und verbeamtet werde... Jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll...
Um ehrlich zu sein tut einem so etwas als Steuerzahler weh.
Das einem die GK vielleicht nichts ist, mag ja sein, dann auch einen Wechsel in ein Rechtsgebietz zu vollziehen, welches einen mehr interessiert und in einem anderen Umfeld zu arbeiten, dass einem mehr liegt ist auch nahe liegend und logisch. Aber, zu sagen, dass der Bereich in der Behörde einem eigentlich nicht liegt, man da aber tendenziell wegen der Verbeamtung und der Sicherheit hin möchte führt doch unweigerlich dazu, dass man spätestens ab dem dritten Monat seine Zeit dort absitzt... und das über Jahrzehnte?! Damit ist niemandem geholfen... Dafür sollte einem auch die eigene Lebenszeit zu schade sein...
Naja gut aber sind nicht 99% aller Menschen deshalb bei Behörden? Oder denkst du man geht dahin wegen des unfassbar spannenden Umfelds, der tollen Bezahlung, der modernen Ausstattung oder der wahnsinnigen Verdienstmöglichkeiten? Verwaltung ist halt schon immer was für „Angsthasen“ mit dem Wunsch nach viel Sicherheit, wenig Verantwortung und einem Job, der eher so nebenbei läuft und nicht den Lebensmittelpunkt darstellt...also eher das Gegenteil von ambitioniert (ist ja auch nicht schlimm, jedem das Seine)k
Der Sicherheitsgedanke wird bei den meisten Leuten wohl eine große Rolle spielen. Nach meiner Erfahrung in verschiedenen Behörden ist der Anteil derer, die die Gesellschaft mitgestalten wollen (und sei es nur durch eine Tempo-30-zone) größer ist als bei Leuten außerhalb der Behörden
23.08.2020, 16:26
Weiß doch jeder, dass wirklich gute Arbeit nur abliefert, wer mehr als 55h/Woche macht.
23.08.2020, 17:35
Gibt es denn jemanden, der in einer Behörde arbeitet, und absehen kann (vielleicht aus vergangenen Krisen) wie lange so ein Einstellungsstopp anhalten würde? Immerhin überaltert doch auch die Verwaltung...