28.07.2020, 14:16
Wie kommt es eigentlich, dass das erste Staatsexamen hier im Forum so unterbewertet wird?
Mir ist bewusst, dass das zweite grundsätzlich als etwas wichtiger gilt, da praxisnäher und eine "jüngere" Leistungsmessung. Auch weiß ich, dass manche Bundesländer im Staatsdienst (!) primär oder z.T. sogar nur nach zweitem Examen einstellen.
Aber weit darüber hinaus wird hier teilweise so getan, als sei das erste Examen bei der Einstellung und im Beruf völlig gleichgültig. Was so m.E. keineswegs zutrifft. Auch über "Gesamtsummen" hinaus ("mindestens X Punkte aus beiden Examina") wird das erste Examen nach meiner Erfahrung bei Kanzleien und auch meist beim Staat durchaus berücksichtigt und auch wertgeschätzt. Es wird nicht als Nebensache, ähnlich dem Abi-Zeugnis oder den Stationsnoten, behandelt, sondern eher als (fast) genauso wichtig wie das erste.
Woher kommt also die komische Gewichtung hier?
(ich war übrigens in beiden Examina sehr zufrieden, also will ich mir nichts schön reden)
Mir ist bewusst, dass das zweite grundsätzlich als etwas wichtiger gilt, da praxisnäher und eine "jüngere" Leistungsmessung. Auch weiß ich, dass manche Bundesländer im Staatsdienst (!) primär oder z.T. sogar nur nach zweitem Examen einstellen.
Aber weit darüber hinaus wird hier teilweise so getan, als sei das erste Examen bei der Einstellung und im Beruf völlig gleichgültig. Was so m.E. keineswegs zutrifft. Auch über "Gesamtsummen" hinaus ("mindestens X Punkte aus beiden Examina") wird das erste Examen nach meiner Erfahrung bei Kanzleien und auch meist beim Staat durchaus berücksichtigt und auch wertgeschätzt. Es wird nicht als Nebensache, ähnlich dem Abi-Zeugnis oder den Stationsnoten, behandelt, sondern eher als (fast) genauso wichtig wie das erste.
Woher kommt also die komische Gewichtung hier?
(ich war übrigens in beiden Examina sehr zufrieden, also will ich mir nichts schön reden)
28.07.2020, 14:29
Ich habe eine solche Gewichtung hier noch nicht wahrgenommen. Einzig in den Richter-Threads wird manchmal vor allem auf das Zweite abgestellt, wenn das entsprechende Bundesland das bei der Auswahl der Bewerber eben auch tut.
28.07.2020, 14:32
Weil man nach dem 1. wirklich noch kaum Ahnung von der Praxis und Prozessführung hat.Das habe ich gemerkt als ich als Student und am Anfang des Refs sowie danach Verfahren in eigener Sache bzw. in Vertretung für Angehörige geführt habe. Was ich damals zur Prozessführung gewusst habe bzw. nach dem 2. StE dazwischen liegen Welten. Eigentlich kann man mit einem Examen echt nur Sachbearbeiter oder wissenschaftlicher Mitarbeiter werden, weil man von dem Prozessualen so wenig Ahnung hat.
28.07.2020, 14:33
Stimme dir vollkommen zu.
Was deine Frage betrifft würde ich folgende Ursache vermuten: Hier tummeln sich größtenteils Referendare. Diejenigen, die mit ihrem ersten Examen unzufrieden sind und auf ein besseres zweites Examen hoffen, bestärken sich gegenseitig in ihrem Glauben, dass das erste Examen letztlich nicht so wichtig sei.
Was deine Frage betrifft würde ich folgende Ursache vermuten: Hier tummeln sich größtenteils Referendare. Diejenigen, die mit ihrem ersten Examen unzufrieden sind und auf ein besseres zweites Examen hoffen, bestärken sich gegenseitig in ihrem Glauben, dass das erste Examen letztlich nicht so wichtig sei.
28.07.2020, 14:38
(28.07.2020, 14:33)Gast schrieb: Stimme dir vollkommen zu.
Was deine Frage betrifft würde ich folgende Ursache vermuten: Hier tummeln sich größtenteils Referendare. Diejenigen, die mit ihrem ersten Examen unzufrieden sind und auf ein besseres zweites Examen hoffen, bestärken sich gegenseitig in ihrem Glauben, dass das erste Examen letztlich nicht so wichtig sei.
+1; Dazu einerseits die Leute, die selbst großen Druck vor dem Examen haben und sich dadurch ihr (gutes) erstes Examen "schlecht" reden. Ansonsten ist hier unter den Berufsträgern der Trend, seine eigenen Schwächen klein zu reden, ja doch relativ verbreitet..
28.07.2020, 14:45
Wobei man bedenken sollte, dass das 1. Examen heute deutlich „wertiger“ ist vor 15 Jahren.
Mit einem gute Ersten eröffnen sich inzwischen Berufschancen bzw. man kann damit etwas anfangen.
Vor 15 Jahren hieß es noch: Aufgehört nach dem Ersten = Ausbildung abgebrochen. Da konnte man sich die Urkunde auch gleich ins Klo hängen...
Mit einem gute Ersten eröffnen sich inzwischen Berufschancen bzw. man kann damit etwas anfangen.
Vor 15 Jahren hieß es noch: Aufgehört nach dem Ersten = Ausbildung abgebrochen. Da konnte man sich die Urkunde auch gleich ins Klo hängen...
28.07.2020, 14:46
(28.07.2020, 14:45)RechtsanwaltII schrieb: Wobei man bedenken sollte, dass das 1. Examen heute deutlich „wertiger“ ist vor 15 Jahren.
Mit einem gute Ersten eröffnen sich inzwischen Berufschancen bzw. man kann damit etwas anfangen.
Vor 15 Jahren hieß es noch: Aufgehört nach dem Ersten = Ausbildung abgebrochen. Da konnte man sich die Urkunde auch gleich ins Klo hängen...
Ja, 9 b Sachbearbeiter in einer Behörde oder wissenschaftlicher Mitarbeiter.
Unternehmen suchen eher Wirtschaftsjuristen, da stört das fehlende 2. nicht so.
28.07.2020, 14:51
Da geht es ja aber nur um den Wert, wenn man nur ein Examen hat und nicht den Wert der Note des Ersten, wenn man eh beide hat.
28.07.2020, 14:51
Ich habe auch ständig das Gefühl gehabt, dass das Erste Examen fast keine Rolle spielt, da man immer hört, dass das zweite das eigentlich relevante ist. Aber praktisch habe ich erlebt, dass Arbeitgeber auch unabhängig von der 2. Note einstellen, wenn man ein ordentliches Erstes hatte. Je nachdem wie gut das VB ist, bekommt man auch eine Stelle für 90k+, ohne dass man in der Kanzlei je gearbeitet hat und unabhängig von der Note vom 2. Examen.
Insbesondere wenn man sich in Anwalts- und Wahlstation gut präsentiert, werden nicht selten wohl gute Jobangebote gemacht, die als Bedingung nur das Bestehen des 2. haben.
Insbesondere wenn man sich in Anwalts- und Wahlstation gut präsentiert, werden nicht selten wohl gute Jobangebote gemacht, die als Bedingung nur das Bestehen des 2. haben.
28.07.2020, 14:52
Ab und an kommt ja doch auch hervor, dass einige (oder ein paar) hier das erste Examen als durch den Schwerpunkt verwässert ansehen. Da wird es dann eben auf den Staatsteil reduziert.