07.04.2020, 16:57
(07.04.2020, 12:11)Gast schrieb:(07.04.2020, 11:45)Gast schrieb: Man kann sich natürlich auch einen jurafernen Beruf suchen. Dann hat man diese ganzen Nachteile der juristischen Berufe nicht. Und mehr als 2000 netto kriegt man ohne die richtigen Noten und als Berufseinsteiger eh nicht. Das kann man auch als Sekretärin oder Sachbearbeiter haben, mit viel weniger Verantwortung.
Was sind denn die „richtigen Noten“ für mehr als 2000 netto?
2000 netto? Was sind denn das für Ansprüche? Da verdient bei uns jede Sekretärin im ersten Berufsjahr mehr...
07.04.2020, 17:06
(07.04.2020, 14:00)Gast schrieb: So klar ist das m.E. nicht. Bei Siemens kriegt man über 100k Einstiegsgehalt, z.B. bei Versicherungen, Banken und auch bei den Autobauern aber erheblich (!) weniger. R1 dürfte ja schon mindestens 60.000 Euro eines Angestelltenbruttos entsprechen!?
Mit Pension eher 70.000-80.000.
07.04.2020, 17:06
(07.04.2020, 14:47)Gast schrieb:(07.04.2020, 13:57)Exit BW schrieb: Eine innere Distanz hierzu zu finden ist mE schwierig. Aus meiner Sicht ist das ein Kampf gegen Windmühlen, man hat nie das Gefühl, fertig zu werden.
Klar liegt es daran, dass sich die Politik hier kaputt gespart hat. Ist die Frage, ob einem diese Einsicht bei der täglichen Arbeit weiterhilft...
Weil in der Zeit, in der man zwei Verfahren erlegt, fünf neue hinzugekommen sind - der Stapel also immer weiter wächst oder bestenfalls gleich hoch bleibt? Falls ja: Ich kann mir schon vorstellen, dass das mental belastet. Als Anwalt kann man immerhin sagen: Ich nehme nichts mehr an, ich habe schon zu viele Sache in der Pipeline. Andererseits hatte ich die Hoffnung, dass man mit diesem Stapel auch irgendwann zu recht kommt - solange man das übliche Pensum schafft, und nicht den Anspruch haben muss, das Dezernat völlig clean zu übergeben (auch wenn man es natürlich auch nicht völlig absaufen lassen möchte...).
Kein Anwalt wird jemals sagen "Danke, ich habe gerade genug Mandanten/Verfahren". Er wird jedes neue, lukrative Mandat annehmen, schließlich kann morgen ein anderer Mandant abspringen, man vergleicht sich usw. und es sind wieder Arbeitskapazitäten vorhanden.
Der Umstand, dass die Arbeit kein "Anfang und kein Ende" hat, ist vollkommen normal in fast allen Jobs. Beim Arzt kommen jeden Tag neue Kranke in die Praxis, der Müllmann leert jede Woche die selbe Tonne wieder usw. usw. Belastend kann beim Richter eben sein, dass man das einzelne Verfahren nicht sauber führen kann, weil man zu schnell arbeiten muss, um alles fertig zu bekommen. Nur das kann sich auch mit der Erfahrung ändern, wenn man für Routineaufgaben viel weniger Zeit braucht.
07.04.2020, 17:15
(07.04.2020, 17:06)Gast GK schrieb:(07.04.2020, 14:47)Gast schrieb:(07.04.2020, 13:57)Exit BW schrieb: Eine innere Distanz hierzu zu finden ist mE schwierig. Aus meiner Sicht ist das ein Kampf gegen Windmühlen, man hat nie das Gefühl, fertig zu werden.
Klar liegt es daran, dass sich die Politik hier kaputt gespart hat. Ist die Frage, ob einem diese Einsicht bei der täglichen Arbeit weiterhilft...
Weil in der Zeit, in der man zwei Verfahren erlegt, fünf neue hinzugekommen sind - der Stapel also immer weiter wächst oder bestenfalls gleich hoch bleibt? Falls ja: Ich kann mir schon vorstellen, dass das mental belastet. Als Anwalt kann man immerhin sagen: Ich nehme nichts mehr an, ich habe schon zu viele Sache in der Pipeline. Andererseits hatte ich die Hoffnung, dass man mit diesem Stapel auch irgendwann zu recht kommt - solange man das übliche Pensum schafft, und nicht den Anspruch haben muss, das Dezernat völlig clean zu übergeben (auch wenn man es natürlich auch nicht völlig absaufen lassen möchte...).
Kein Anwalt wird jemals sagen "Danke, ich habe gerade genug Mandanten/Verfahren". Er wird jedes neue, lukrative Mandat annehmen, schließlich kann morgen ein anderer Mandant abspringen, man vergleicht sich usw. und es sind wieder Arbeitskapazitäten vorhanden.
Der Umstand, dass die Arbeit kein "Anfang und kein Ende" hat, ist vollkommen normal in fast allen Jobs. Beim Arzt kommen jeden Tag neue Kranke in die Praxis, der Müllmann leert jede Woche die selbe Tonne wieder usw. usw. Belastend kann beim Richter eben sein, dass man das einzelne Verfahren nicht sauber führen kann, weil man zu schnell arbeiten muss, um alles fertig zu bekommen. Nur das kann sich auch mit der Erfahrung ändern, wenn man für Routineaufgaben viel weniger Zeit braucht.
Das verstehe ich nicht. Anwälte und andere Berufsgruppen haben doch sicherlich auch das Gefühl, alles fertig bekommen zu müssen - erst recht wenn sie, wie Du sagst, niemals Mandate ablehnen. Gerade der Richter kann doch einen Verkündungstermin auch einfach mal verschieben oder für eine Woche weniger Verhandlungen ansetzen. Klar, die Erledigungszahlen müssen am Ende irgendwie passen, aber das ist ja keine Besonderheit der richterlichen Tätigkeit? Außerdem: Von dem Gefühl, "alles fertig bekommen zu müssen", muss man sich doch gerade versuchen zu verabschieden, weil - wie Du schreibst - die Arbeit kein Anfang und kein Ende hat, im Gegenteil immer neue Sachen reinkommen,
07.04.2020, 18:11
(07.04.2020, 17:06)Gast GK schrieb:(07.04.2020, 14:47)Gast schrieb:(07.04.2020, 13:57)Exit BW schrieb: Eine innere Distanz hierzu zu finden ist mE schwierig. Aus meiner Sicht ist das ein Kampf gegen Windmühlen, man hat nie das Gefühl, fertig zu werden.
Klar liegt es daran, dass sich die Politik hier kaputt gespart hat. Ist die Frage, ob einem diese Einsicht bei der täglichen Arbeit weiterhilft...
Weil in der Zeit, in der man zwei Verfahren erlegt, fünf neue hinzugekommen sind - der Stapel also immer weiter wächst oder bestenfalls gleich hoch bleibt? Falls ja: Ich kann mir schon vorstellen, dass das mental belastet. Als Anwalt kann man immerhin sagen: Ich nehme nichts mehr an, ich habe schon zu viele Sache in der Pipeline. Andererseits hatte ich die Hoffnung, dass man mit diesem Stapel auch irgendwann zu recht kommt - solange man das übliche Pensum schafft, und nicht den Anspruch haben muss, das Dezernat völlig clean zu übergeben (auch wenn man es natürlich auch nicht völlig absaufen lassen möchte...).
Kein Anwalt wird jemals sagen "Danke, ich habe gerade genug Mandanten/Verfahren". Er wird jedes neue, lukrative Mandat annehmen, schließlich kann morgen ein anderer Mandant abspringen, man vergleicht sich usw. und es sind wieder Arbeitskapazitäten vorhanden.
Der Umstand, dass die Arbeit kein "Anfang und kein Ende" hat, ist vollkommen normal in fast allen Jobs. Beim Arzt kommen jeden Tag neue Kranke in die Praxis, der Müllmann leert jede Woche die selbe Tonne wieder usw. usw. Belastend kann beim Richter eben sein, dass man das einzelne Verfahren nicht sauber führen kann, weil man zu schnell arbeiten muss, um alles fertig zu bekommen. Nur das kann sich auch mit der Erfahrung ändern, wenn man für Routineaufgaben viel weniger Zeit braucht.
Blödsinn. Sagen andauernd in der Kanzlei Mandate ab. Was bringt es Mandate anzunehmen, die man nicht bearbeiten kann, weil die Kapazität fehlt? Ruiniert den Ruf und führt zu Schadensersatzansprüchen, wenn man es total versaut.
07.04.2020, 18:17
Ein Richter hat insofern schon wichtige Entscheidungen zu treffen und vielleicht einen höheren Anspruch, genügend Zeit für die Fälle zu haben als vielleicht der durchschnittliche Müllmann. Der Frust beim Richter wäre da vergleichbar mit dem von Pflegepersonal, die auch zu wenig Zeit für die vernünftige Pflege der Patienten haben. Das frustriert natürlich viele.
Aber die Arbeitsbelastung wird mit der Zeit eigentlich besser, was man so mitbekommt. Das ändert natürlich nichts daran, dass einem der Job an sich keinen Spaß machen kann.
Aber die Arbeitsbelastung wird mit der Zeit eigentlich besser, was man so mitbekommt. Das ändert natürlich nichts daran, dass einem der Job an sich keinen Spaß machen kann.
07.04.2020, 18:20
(07.04.2020, 18:11)Gast schrieb: Blödsinn. Sagen andauernd in der Kanzlei Mandate ab. Was bringt es Mandate anzunehmen, die man nicht bearbeiten kann, weil die Kapazität fehlt? Ruiniert den Ruf und führt zu Schadensersatzansprüchen, wenn man es total versaut.
Glückwunsch, da bist du bisher der erste Kollege, den ich kennenlerne. Bisher habe ich nur Absagen erlebt wegen Konflikt, fehlender/falscher Spezialisierung oder unterschiedlichen Vergütungsvorstellungen. An der Zeit ist es nie gescheitert, notfalls wird eben am Wochenende gearbeitet oder die ein oder andere Frist gerissen (intern) oder verlängert.
07.04.2020, 20:07
(07.04.2020, 18:11)Gast schrieb:(07.04.2020, 17:06)Gast GK schrieb:(07.04.2020, 14:47)Gast schrieb:Kein Anwalt wird jemals sagen "Danke, ich habe gerade genug Mandanten/Verfahren". Er wird jedes neue, lukrative Mandat annehmen, schließlich kann morgen ein anderer Mandant abspringen, man vergleicht sich usw. und es sind wieder Arbeitskapazitäten vorhanden.(07.04.2020, 13:57)Exit BW schrieb: ......
Der Umstand, dass die Arbeit kein "Anfang und kein Ende" hat, ist vollkommen normal in fast allen Jobs. Beim Arzt kommen jeden Tag neue Kranke in die Praxis, der Müllmann leert jede Woche die selbe Tonne wieder usw. usw. Belastend kann beim Richter eben sein, dass man das einzelne Verfahren nicht sauber führen kann, weil man zu schnell arbeiten muss, um alles fertig zu bekommen. Nur das kann sich auch mit der Erfahrung ändern, wenn man für Routineaufgaben viel weniger Zeit braucht.
Blödsinn. Sagen andauernd in der Kanzlei Mandate ab. Was bringt es Mandate anzunehmen, die man nicht bearbeiten kann, weil die Kapazität fehlt? Ruiniert den Ruf und führt zu Schadensersatzansprüchen, wenn man es total versaut.
+1 Ist insofern am Ende auch eine Frage der Seriösität, auch wenn die Grenze sicher kaum bestimmbar ist. Jedenfalls sollte nicht fahrlässig der Aufbau von Bugwellen in Kauf genommen werden, nur um Gebühren entstehen zu lassen und sich Aufträge zu sichern. Am Ende leidet oft wieder der Mandant unnötig, wehrlos weil ahnungslos.
07.04.2020, 22:23
(07.04.2020, 18:20)Gast GK schrieb:(07.04.2020, 18:11)Gast schrieb: Blödsinn. Sagen andauernd in der Kanzlei Mandate ab. Was bringt es Mandate anzunehmen, die man nicht bearbeiten kann, weil die Kapazität fehlt? Ruiniert den Ruf und führt zu Schadensersatzansprüchen, wenn man es total versaut.
Glückwunsch, da bist du bisher der erste Kollege, den ich kennenlerne. Bisher habe ich nur Absagen erlebt wegen Konflikt, fehlender/falscher Spezialisierung oder unterschiedlichen Vergütungsvorstellungen. An der Zeit ist es nie gescheitert, notfalls wird eben am Wochenende gearbeitet oder die ein oder andere Frist gerissen (intern) oder verlängert.
Wie soll das denn gehen, wenn man Stundenvergütung vereinbart? Mehr als 80h pro Woche kriegt ein Anwalt nicht gebillt , selbst mit Wochenende. Irgendwann ist das ausgeschöpft.
07.04.2020, 22:52
(07.04.2020, 22:23)Gast schrieb:(07.04.2020, 18:20)Gast GK schrieb: Glückwunsch, da bist du bisher der erste Kollege, den ich kennenlerne. Bisher habe ich nur Absagen erlebt wegen Konflikt, fehlender/falscher Spezialisierung oder unterschiedlichen Vergütungsvorstellungen. An der Zeit ist es nie gescheitert, notfalls wird eben am Wochenende gearbeitet oder die ein oder andere Frist gerissen (intern) oder verlängert.
Wie soll das denn gehen, wenn man Stundenvergütung vereinbart? Mehr als 80h pro Woche kriegt ein Anwalt nicht gebillt , selbst mit Wochenende. Irgendwann ist das ausgeschöpft.
Wie soll was gehen? Wenn zu viel Arbeit da ist, wird eben die Abgabefrist verschoben. Das habe ich schon oft genug erlebt, dass der Entwurf nicht Montag geliefert wurde, sondern eben erst am Donnerstag. Oder gerichtliche Schriftsatzfristen mit dem Hinweis auf die akute Arbeitsüberlastung des Unterzeichners verlängert werden sollten.
Es gibt sicher auch einige Bereiche, wo das Fass irgendwann voll ist. Als Strafverteidiger kann ich nicht bei zwei Hauptverhandlungen gleichzeitig sein oder eine ewig verschieben. Oder als M&A-Anwalt zwei große Deals parallel machen. In meinem wirtschaftsberatenden Umfeld habe ich es in den Jahren aber noch nie erlebt, dass ein Mandat wegen Arbeitsüberlastung abgelehnt wurde.