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  5. Ungesundes Verhältnis zum Examen
« 1 2
Antworten

 
Ungesundes Verhältnis zum Examen
JuraHassLiebe
Prospect
****
Beiträge: 260
Themen: 1
Registriert seit: Jan 2023
#11
Gestern, 10:46
(27.06.2025, 23:29)hyaene_mit_hut schrieb:  
(21.12.2024, 16:35)Registriert schrieb:  
(20.12.2024, 22:24)LaesioEnormis schrieb:  Hey liebe Leute,

ich merke, wie ich immer noch ein ungesundes Verhältnis zum Examen habe.

Mein zweites Examen ist jetzt ca 6 Monate her und ich habe es erfolgreich mit einer soliden Note bestanden.

Ich bin mittlerweile im Beruf, und auch wenn es mir immer noch iwo schwer fällt, habe ich iwo Freude dran, auch wenn ich bin ab und zu überfordert fühle.

Heute habe ich mit meinem Referendar über sein bald anstehendes zweites Examen unterhalten. Und als wir inhaltlich über die Themen gesprochen haben, habe ich wieder richtig das Gefühl der Panik erlebt und ,,unsicher auf den Beinen" gefühlt. Vergleichbar mit damals als man vor dem Examen stand. 

Es hat mich gewundert und war auch belastend. Ich denke dieses ganze Examen war einfach sehr sehr hart für mich und hat Spuren hinterlassen.

Geht es noch jemanden so? Hat man iwann einen gesünderen Umgang damit und habt ihr Tipps für einen gesünderen Umgang? 

Ich finde es schade, weil ich eig Spaß an Jura habe. Aber ab und zu fühle mich immer noch überlastet

Das klingt wirklich nicht gesund und nimm es mir nicht übel, aber du solltest mal eine Therapie zur Aufarbeitung in Betracht ziehen. Dein Verhalten ist keinesfalls normal und zeigt, dass du das aufarbeiten solltest. 

Um deine Frage zu beantworten: Nein, weder mir erging es so noch meinen Freunden. Wir haben einfach gelernt, das Examen geschrieben und fertig. Danach war das Ding für mich gegessen. Auch konnte ich nach der Klausur wunderbar schlafen und bin morgens entspannt in die nächste Klausur gestartet. 

Du scheinst ein ungesundes Verhältnis entwickelt zu haben. Das tut mir sehr leid. Ich wünsche dir, dass du das aufarbeiten und verarbeiten kannst.

Bei allem Respekt, da kann und muss ich erhebliche entgegenstehende Erfahrungen gegenstellen, und zwar nicht nur meine eigenen. 
Leute, die jeden Tag vor der Klausur gebrochen haben. 
Leute, die morgens weinend im Auto saßen, bevor es zur Klausur ging.
Leute, die von regelmäßigen Schlafstörungen berichtet haben (und die man ihnen auch ansah, tbh).
Es ist super und freut mich riesig für dich, dass du und vielleicht auch deine Bekannten das ganze leichter gewuppt bekommen haben. Den Regelfall stellt das wahrscheinlich nicht dar. Vielleicht reden die Leute mit mir mehr darüber, weil ich hier selbst viel darüber berichtet habe. Vielleicht wenden sich deshalb maßgeblich Menschen an mich, die genau so empfunden, und weil du anderes berichtest, erzählen dir auch andere in gleicher Art. Wir beide werden wahrscheinlich ein verzerrtes Bild davon haben, was überwiegt, aber "ach, easy" ist jetzt glaube ich nicht das Motto, unter dem das Examen steht.

Belastungen wirken nach, psychisch, aber auch organisch. Bei lange anhaltender psychischer Belastung werden sogar Gene aktiv, die andernfalls inaktiv bleiben (wenn gewollt, erklär ich das weiter, will hier aber nicht ungefragt rumspamen hier). Ein gewisser Übergang an Stressreaktion ist bei vielen Menschen beobachtbar. Manchmal legt sich das wieder, manchmal schnell, manchmal braucht es Zeit, manchmal bleibt es. Jede Variante davon entspricht normalem menschlichen Verhalten und hängt von zig, wirklich ZIG äußeren und inneren Faktoren ab, auf die wir zT keinen Einfluss haben. Schon mal nach Ner wirklich fiesen Zahnbehandlung sofort Fluchtgedanken bekommen, sobald jemand das Wort "Zahnarzt" gesagt hat? Ist dasselbe Prinzip, grob runtergebrochen. Menschen haben zum Glück die Fähigkeit, zu merken, was ihnen gut tut und was so überhaupt nicht. Und es ist daher auch völlig nachvollziehbar und evolutionär richtig, dass bei besonders stressbelasteten Erinnerungen unser Stammhirn auslöst und sagt "nope, das machen wir nicht wieder. Run, buddy, run!"
Wenn man sich immer wieder quasi akut "wie in die Situation zurückversetzt" fühlt, kann das ein Zeichen von noch nicht geschehener Ablegung der Erfahrung im richtigen Gedächtnisteil sein. Hier kann es sinnvoll sein, genauer hinzugucken, denn es KANN behandlungsbedürftig sein. Darüber entscheidet der Leidensdruck und die Persistenz dieses Erlebens. Es ist keinesfalls völlig ungewöhnlich, auch nicht in Bezug auf ein StEx. 
Ehrlich, ich freu mich für jede:n, für die:den es eine gut austuhaltende Zeit ist bzw war. Aber es gehört zur Ehrlichkeit dazu, anzumerken, dass es Menschen auch anders mit äußerlich derselben Situation geht.

Ich glaube jeder der bereits Examen geschrieben hat, kann sich an ähnliche Vorfälle erinnern. Ich erinnere mich an einen weit überdurchschnittlichen Kandidaten der sich an Tag 1 übergeben musste. Einen Kommilitonen der (während der Schreibzeit) das stärkste je von mir beobachtete Nasenbluten bekommen hat. Einen der sich nach der ersten Klausur in Embryostellung in die Ecke gesetzt hat und nicht ansprechbar war. 

Sicherlich hat auch nahezu jeder mal eine schlaflose Nacht erlebt, sei es vor der ersten Klausur, vor der Mündlichen oder vor der Notenbekanntgabe. Dennoch stellen die sehr harten Erscheinungen meines Erachtens nach tendenziell die Ausnahme dar, mal einer von 200 Prüflingen, mal drei. Aber die allermeisten kommen ohne Übergeben, ohne Panikattacken und ohne Nasenbluten durch beide Examina. 

Wie bereits in diversen Verwaltungsgerichtlichen Urteilen festgestellt ist der Stress ein Teil der Prüfungsleistung (ob man das nun befürwortet, steht auf einem anderem Blatt). Dies stellt für jeden eine individuelle Herausforderung dar. Vielen wäre glaube ich gut geraten, wenn sie sich bereits vor der Prüfung Hilfe suchen, lerne mit Stress umzugehen, Stress zu bewältigen und nicht erst im Nachgang versuchen das Examen aufzuarbeiten.
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hyaene_mit_hut
Senior Member
****
Beiträge: 364
Themen: 20
Registriert seit: Jan 2024
#12
Vor 7 Stunden
Ich möchte einfach mal die Idee in den Raum stellen, den Sachverhalt vollständig zu betrachten. 
Eine Klausur ist auf dem Papier eine juristische Aufgabe, die lösbar ist, und die Zeit dafür ist mit 5 Std sehr knapp bemessen, aber für den überwiegenden Teil der Prüflinge ist das machbar. Für handschriftliche Zeiten mit Kapaltunnelsyndrom hier und da (wobei, meine Pfoten und Handgelenke taten auch nach dem Schreiben am PC echt weh), aber in der Summe machbar.

Wär da nur der blöde Faktor Mensch nicht. Der ist einfach so frech und nimmt sich raus, nicht nur für die 40h Klausur zu leben, sondern hat bis dahin schon erheblich prägende Erfahrungen gemacht und sollte auch eine jedenfalls anfänglich gefestigte Persönlichkeit haben. Und selbst, wenn da bislang viel gut gelaufen ist, kann das Leben auch mal sagen "jo, f you", und klatscht einem irgendeinen Schicksalsschlag vor die Füße, der für eine Belastung sorgt. Und schon erlebt der Mensch die Belastung anders.

Wir Jurist:innen sind jetzt im Volksmund nicht als die empathischsten Menschen verschrien, und das meiner bescheidenen Erfahrung nach - ja, das ist natürlich nur anekdotische Evidenz, das ist mir klar - zu Recht. Nennt es Ellenbogengesellschaft, Konkurrenzangst, Neid, nenn es meinetwegen Oskar, völlig egal. Jurist:innen haben stoisch zu sein, immer kompetent, immer in der Lage, auch existentielle Belastungen und Ängste auszuhalten. Ist ja ein intellektueller Beruf, Gefühle gehören sich nicht, und schon gar nicht negative!
Jo, irgendwie ist dieses Update wohl an mir vorbeigegangen. Und nicht nur an mir. Eben weil es aber ein noch immer weit hochgehaltenes Ideal ist, ist es wirklich, wirklich schwierig, über die eigenen Unzulänglichkeiten und Ängste zu sprechen. Auf diesen Faktor können wir einwirken.
Es ist super, dass es Menschen mit hoher Resilienz gibt (plot twist, ich zähle mich selbst auch dazu), und die viel wuppen können. Und sicherlich ist es auch nicht für alle nachvollziehbar, warum manche Menschen unter dem Examen leiden. Dann wäre es vielleicht eine super gute Idee, zuzuhören. "Kenne ich nicht aus eigener Erfahrung, hab ich auch noch nie bei jemandem in meinem Nahkreis erlebt, du bist also falsch", ist nicht so die Art von Berufsgesellschaft, die ich für förderlich halte. 

Menschen erleben Belastungen individuell und abhängig von ihrer Persönlichkeitsstruktur. Je nachdem, wie viel mit dem Examen auf dem Spiel steht, steigt die Klausurbelastung. 

Im LG Münster und dem OLG Hamm gab es übrigens schon Termine mit einer Psychologin, die sich an Refis richteten und Stressmanagement, Prüfungsangst und Lernverhalten thematisieren. Das Konzept soll erweitert werden. Und bei Gott, das Land bezahlt solche Termine gewiss nicht, wenn es nicht über lange Zeit ein bekanntes Problem ist.
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Spencer
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Themen: 0
Registriert seit: May 2023
#13
Vor 6 Stunden
(Vor 7 Stunden)hyaene_mit_hut schrieb:  Ich möchte einfach mal die Idee in den Raum stellen, den Sachverhalt vollständig zu betrachten. 
Eine Klausur ist auf dem Papier eine juristische Aufgabe, die lösbar ist, und die Zeit dafür ist mit 5 Std sehr knapp bemessen, aber für den überwiegenden Teil der Prüflinge ist das machbar. Für handschriftliche Zeiten mit Kapaltunnelsyndrom hier und da (wobei, meine Pfoten und Handgelenke taten auch nach dem Schreiben am PC echt weh), aber in der Summe machbar.

Wär da nur der blöde Faktor Mensch nicht. Der ist einfach so frech und nimmt sich raus, nicht nur für die 40h Klausur zu leben, sondern hat bis dahin schon erheblich prägende Erfahrungen gemacht und sollte auch eine jedenfalls anfänglich gefestigte Persönlichkeit haben. Und selbst, wenn da bislang viel gut gelaufen ist, kann das Leben auch mal sagen "jo, f you", und klatscht einem irgendeinen Schicksalsschlag vor die Füße, der für eine Belastung sorgt. Und schon erlebt der Mensch die Belastung anders.

Wir Jurist:innen sind jetzt im Volksmund nicht als die empathischsten Menschen verschrien, und das meiner bescheidenen Erfahrung nach - ja, das ist natürlich nur anekdotische Evidenz, das ist mir klar - zu Recht. Nennt es Ellenbogengesellschaft, Konkurrenzangst, Neid, nenn es meinetwegen Oskar, völlig egal. Jurist:innen haben stoisch zu sein, immer kompetent, immer in der Lage, auch existentielle Belastungen und Ängste auszuhalten. Ist ja ein intellektueller Beruf, Gefühle gehören sich nicht, und schon gar nicht negative!
Jo, irgendwie ist dieses Update wohl an mir vorbeigegangen. Und nicht nur an mir. Eben weil es aber ein noch immer weit hochgehaltenes Ideal ist, ist es wirklich, wirklich schwierig, über die eigenen Unzulänglichkeiten und Ängste zu sprechen. Auf diesen Faktor können wir einwirken.
Es ist super, dass es Menschen mit hoher Resilienz gibt (plot twist, ich zähle mich selbst auch dazu), und die viel wuppen können. Und sicherlich ist es auch nicht für alle nachvollziehbar, warum manche Menschen unter dem Examen leiden. Dann wäre es vielleicht eine super gute Idee, zuzuhören. "Kenne ich nicht aus eigener Erfahrung, hab ich auch noch nie bei jemandem in meinem Nahkreis erlebt, du bist also falsch", ist nicht so die Art von Berufsgesellschaft, die ich für förderlich halte. 

Menschen erleben Belastungen individuell und abhängig von ihrer Persönlichkeitsstruktur. Je nachdem, wie viel mit dem Examen auf dem Spiel steht, steigt die Klausurbelastung. 

Im LG Münster und dem OLG Hamm gab es übrigens schon Termine mit einer Psychologin, die sich an Refis richteten und Stressmanagement, Prüfungsangst und Lernverhalten thematisieren. Das Konzept soll erweitert werden. Und bei Gott, das Land bezahlt solche Termine gewiss nicht, wenn es nicht über lange Zeit ein bekanntes Problem ist.
Vollste Zustimmung! Hier noch eine kleine empirische Stütze deines Posts.

https://www.lto.de/karriere/jura-referen...st-umfrage

Sehr interessant auch die Ausführungen auf S.74-75 des dort verlinkten offiziellen Berichts der JuMiKo aus dem Jahr 2024.

Lasst euch vor diesem Hintergrund bitte nicht einreden, ihr seid die einzigen, die unter dem Stress leiden und dass ihr euch nur anstellt. Das ist ganz offensichtlich nicht ansatzweise der Fall. Die Examina und ihre jeweils jahrelange Vorbereitung sind harter Tobak, da muss sich keiner schämen, wenn das nicht spurlos an ihm vorüber geht. Schämen sollten sich viel mehr die Verantwortlichen, die um diese Umstände seit Jahrzehnten wissen und bislang kaum etwas daran geändert haben.
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: Vor 5 Stunden von Spencer.)
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anfänger
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#14
Vor 5 Stunden
Also mich hat das Examen nicht gestresst. Habe aber auch nicht gut abgeschnitten.
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Negatives Tatbestandsmerkmal
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#15
Vor 4 Stunden
Für mich persönlich war es weniger der Stress nicht zu bestehen, sondern am Ende mit subjektiv vergebenen Noten dazustehen, dir die objektiv die Türen zu bestimmten Berufen verschließen.

Ich hatte nie die große Sorge, mein Examen am Ende nicht zu bestehen. Für mich kam der Druck eher daher, dass wenn ich nicht entsprechend performe, ich vielleicht am Ende Volljurist bin, aber trotzdem objektiv niemals Richter, Staatsanwalt werden kann und ab einer gewissen Grenze auch die Verwaltung verschlossen bleibt. Vollkommen egal wie viel Berufserfahrung oder sonstige Qualifikationen man hat.

Friss oder stirb.
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hyaene_mit_hut
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Registriert seit: Jan 2024
#16
Vor 3 Stunden
(Vor 5 Stunden)anfänger schrieb:  Also mich hat das Examen nicht gestresst. Habe aber auch nicht gut abgeschnitten.

Ich wäre ja immer noch für ein verpflichtendes soziales Halbjahr, das Jurist:innen bei der Anmeldung des zweiten StExes nachweisen müssen. Vielleicht würden Antworten dieser coleur dann seltener kommen.
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hyaene_mit_hut
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Beiträge: 364
Themen: 20
Registriert seit: Jan 2024
#17
Vor 3 Stunden
(Vor 6 Stunden)Spencer schrieb:  
(Vor 7 Stunden)hyaene_mit_hut schrieb:  Ich möchte einfach mal die Idee in den Raum stellen, den Sachverhalt vollständig zu betrachten. 
Eine Klausur ist auf dem Papier eine juristische Aufgabe, die lösbar ist, und die Zeit dafür ist mit 5 Std sehr knapp bemessen, aber für den überwiegenden Teil der Prüflinge ist das machbar. Für handschriftliche Zeiten mit Kapaltunnelsyndrom hier und da (wobei, meine Pfoten und Handgelenke taten auch nach dem Schreiben am PC echt weh), aber in der Summe machbar.

Wär da nur der blöde Faktor Mensch nicht. Der ist einfach so frech und nimmt sich raus, nicht nur für die 40h Klausur zu leben, sondern hat bis dahin schon erheblich prägende Erfahrungen gemacht und sollte auch eine jedenfalls anfänglich gefestigte Persönlichkeit haben. Und selbst, wenn da bislang viel gut gelaufen ist, kann das Leben auch mal sagen "jo, f you", und klatscht einem irgendeinen Schicksalsschlag vor die Füße, der für eine Belastung sorgt. Und schon erlebt der Mensch die Belastung anders.

Wir Jurist:innen sind jetzt im Volksmund nicht als die empathischsten Menschen verschrien, und das meiner bescheidenen Erfahrung nach - ja, das ist natürlich nur anekdotische Evidenz, das ist mir klar - zu Recht. Nennt es Ellenbogengesellschaft, Konkurrenzangst, Neid, nenn es meinetwegen Oskar, völlig egal. Jurist:innen haben stoisch zu sein, immer kompetent, immer in der Lage, auch existentielle Belastungen und Ängste auszuhalten. Ist ja ein intellektueller Beruf, Gefühle gehören sich nicht, und schon gar nicht negative!
Jo, irgendwie ist dieses Update wohl an mir vorbeigegangen. Und nicht nur an mir. Eben weil es aber ein noch immer weit hochgehaltenes Ideal ist, ist es wirklich, wirklich schwierig, über die eigenen Unzulänglichkeiten und Ängste zu sprechen. Auf diesen Faktor können wir einwirken.
Es ist super, dass es Menschen mit hoher Resilienz gibt (plot twist, ich zähle mich selbst auch dazu), und die viel wuppen können. Und sicherlich ist es auch nicht für alle nachvollziehbar, warum manche Menschen unter dem Examen leiden. Dann wäre es vielleicht eine super gute Idee, zuzuhören. "Kenne ich nicht aus eigener Erfahrung, hab ich auch noch nie bei jemandem in meinem Nahkreis erlebt, du bist also falsch", ist nicht so die Art von Berufsgesellschaft, die ich für förderlich halte. 

Menschen erleben Belastungen individuell und abhängig von ihrer Persönlichkeitsstruktur. Je nachdem, wie viel mit dem Examen auf dem Spiel steht, steigt die Klausurbelastung. 

Im LG Münster und dem OLG Hamm gab es übrigens schon Termine mit einer Psychologin, die sich an Refis richteten und Stressmanagement, Prüfungsangst und Lernverhalten thematisieren. Das Konzept soll erweitert werden. Und bei Gott, das Land bezahlt solche Termine gewiss nicht, wenn es nicht über lange Zeit ein bekanntes Problem ist.
Vollste Zustimmung! Hier noch eine kleine empirische Stütze deines Posts.

https://www.lto.de/karriere/jura-referen...st-umfrage

Sehr interessant auch die Ausführungen auf S.74-75 des dort verlinkten offiziellen Berichts der JuMiKo aus dem Jahr 2024.

Lasst euch vor diesem Hintergrund bitte nicht einreden, ihr seid die einzigen, die unter dem Stress leiden und dass ihr euch nur anstellt. Das ist ganz offensichtlich nicht ansatzweise der Fall. Die Examina und ihre jeweils jahrelange Vorbereitung sind harter Tobak, da muss sich keiner schämen, wenn das nicht spurlos an ihm vorüber geht. Schämen sollten sich viel mehr die Verantwortlichen, die um diese Umstände seit Jahrzehnten wissen und bislang kaum etwas daran geändert haben.
Ich kannte den lto Artikel noch nicht. Danke fürs Verlinken. Das Ausmaß des Problems geht mir nahe. 
In NRW hat eine Studie während der 2 Jahre meines Refs startgefunden, in der zu Beginn, in der Mitte und am Ende unsere Rückmeldung zum Ref, zur Qualität der Ausbildung, und zur psychischen Belastung durchgeführt. Bestandteil war tatsächlich der diagnostische Fragenkatalog, der zur Depressionsdiagnostik herangezogen wird. 
Ich bin auf das Ergebnis der Studie gespannt.
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