20.02.2025, 17:49
(12.02.2025, 16:05)MichaelJordan schrieb: Ich denke, man müsste die Frage, was ,,amtsangemessen'' ist, viel mehr vom konkreten Standort abhängig machen, weil die Lebenshaltungskosten in Deutschland einfach massiv divergieren und sich diese Schere immer weiter vergrößert.
Ich kann jeden verstehen, der in München (auch wenn es da kleine Zulagen gibt) mit seinem R1-Gehalt massiv unzufrieden ist. Wenn man nicht in einer 1-Zimmer-Besenkammer wohnen will (die vermutlich auch schon fast vierstellig Miete kostet), bleibt da mMn viel zu wenig übrig. Derjenige, der in irgendeiner Kleinstadt im Nirgendwo am Amtsgericht sitzt, ist mit seinem R1-Gehalt hingegen vermutlich einer der Top-1%-Verdiener der Stadt...
die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten verschiedener Standorte werden aus meiner Sicht in diesem Zusammenhang tatsächlich zu selten thematisiert.
Kleine Anekdote: Ich war mal in einem osteuropäischen Land verschiedene Gerichte besuchen. Dort habe ich ausschließlich Frauen als Richterin gesehen. Als ich nachgefragt habe, woran das liegen würde, wurde mir gesagt, dass der Richter-Beruf dort nicht gut bezahlt sei. Ich rechne mit ähnlichen Entwicklungen in D. Ich frage mich nur, ob dies problematisiert oder gefeiert werden wird.
21.02.2025, 08:49
(17.02.2025, 15:42)NRW556 schrieb:(17.02.2025, 15:05)nachdenklich schrieb: Ich würde nicht behaupten, dass Juristen bis zur Examensvorbereitung besonders fleißige Bienchen sind. Alles sehr individuell.
Ferner würde ich Jura auch nicht als "schwerer" einstufen, zB im Vergleich zu Germanistik, Romanistik oder Philosophie.
Ich kenne (leider) genügend Juristen, die auch mit 100000 Jahren Vorbereitungszeit keine einzige Klausur in Philosophie oder Germanistik bestehen würden, da weder Interesse noch Zugang für Sprache, Poesie und Prosa bzw zum Verständnis von Kant, Descartes oder Wittgenstein vorliegt. Auch eine Gedichtanalyse aus der Zeit von 1100 (Mittelhochdeutsch) oder eines italienischen Sonett (zB von Dante) liegt vollständig außerhalb des Horizonts. Aber um auf § 935 beim Diebstahl zu kommen reicht es.
Im Allgemeinen bin ich oftmals erstaunt, wie wenig klassische Allgemeinbildung bei Juristen noch vorherrscht bzw wie wenig Interesse Studenten/Referendare an außerjuristischen Themen haben.
Mein Großvater studierte noch Rechts-/ Staatswissenschaften und Philosophie. Unglaubliche Allgemeinbildung und sprachliche Versiertheit. Egal ob Geschichte, Politik, Wirtschaft, Kultur oder Sprachen. Ganz andere Generation und v.a. Zeitgeist.
Das ist mir während meiner Studienzeit und während des Rechtsrefendariats auch negativ aufgefallen. Die meisten waren in Sachen Allgemeinbildung erstaunlich blank oder ging um Triviales wie " Bundesliga, Bayern München, Party / Feiern Urlaub, Reisen"
Mittlerweile glaube ich liegt das aber nicht daran, dass die Jugend verblödet sondern eher daran, dass sich die Maßstäbe verschoben haben.
Früher ( dh. vor den 68ern) studierte nur das gehobene Bildungsbürgertum. Zu Napoleons Zeite war das Studieren, insbesondere Jura, ein absolutes Privileg und deshalb war der Anspruch an dieses Milleu viel höher.
Heute studiert Jura, was damals zu Großvaters Zeiten ins Handwerk gegangen wäre.
Du kriegst den Bauerntölpel nicht aus den Genen raus.
Wow, was für eine Aussage. Basiert die auf echten Erfahrungen? Meine Erfahrung ist nämlich, dass die Eltern der meisten Jurastudierenden eher nicht Bauern sind oder sonstige "Arbeiterberufe" haben, sondern selbst Akademiker und Beamte sind. Obwohl ich meine juristische Ausbildung nicht in höherpreisigen Großstädten durchlaufen habe, war ich oftmals die einzige in meinem juristischen Bekanntenkreis, deren Eltern mit 16 eine Ausbildung gemacht und nicht studiert hatten. Ironischerweise bin ich diejenige, die vor dem Jurastudium noch eine Geisteswissenschaft studiert hat und überdurchschnittlich an Geschichte, Kunst und Literatur interessiert ist, was ich von vielen "Akademikerkindern" nicht behaupten kann. Aber ja, man bekommt den Bauerntölpel nicht aus den Genen raus...
Zum eigentlichen Thema des Threads:
Ich finde schon, dass das Richtergehalt höher sein könnte, vor allem ist es zu Beginn schwierig, wenn man sich in der Lebensphase befindet, wo man Kinder bekommen, Autos kaufen und womöglich ein Haus finanzieren muss oder möchte. Jetzt, wo ich noch jung bin, keine Kinder und kein Haus habe, finde ich das Einstiegsgehalt paradiesisch, zudem ich jetzt schon so viel verdiene wie meine Eltern nach Jahrzehnten Arbeit und allen möglichen beruflichen Fortbildungen noch nicht erreicht haben. Wenn aber der*die Partner*in nicht auch ähnlich gut verdient und man Kinder hat, wird es heutzutage mit Haus bauen etc. schon schwierig, wenn man nicht auf dem letzten Kaff wohnen will.
Andererseits bekommt man Kinderzuschläge und eine üppige Pension, wovon die meisten nur träumen können, und der Großteil der restlichen Bevölkerung verdient weniger als Richter*innen und bekommt auch seine Kinder großgezogen. Es ist also denke ich Jammern auf hohem Niveau, aber eine leichte Steigerung (die ja auch die EU fordert) wäre denke ich angemessen.
21.02.2025, 11:06
(21.02.2025, 08:49)21_23 schrieb:(17.02.2025, 15:42)NRW556 schrieb:(17.02.2025, 15:05)nachdenklich schrieb: [...]
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Heute studiert Jura, was damals zu Großvaters Zeiten ins Handwerk gegangen wäre.
Du kriegst den Bauerntölpel nicht aus den Genen raus.
Wow, was für eine Aussage. Basiert die auf echten Erfahrungen? Meine Erfahrung ist nämlich, dass die Eltern der meisten Jurastudierenden eher nicht Bauern sind oder sonstige "Arbeiterberufe" haben, sondern selbst Akademiker und Beamte sind. Obwohl ich meine juristische Ausbildung nicht in höherpreisigen Großstädten durchlaufen habe, war ich oftmals die einzige in meinem juristischen Bekanntenkreis, deren Eltern mit 16 eine Ausbildung gemacht und nicht studiert hatten. Ironischerweise bin ich diejenige, die vor dem Jurastudium noch eine Geisteswissenschaft studiert hat und überdurchschnittlich an Geschichte, Kunst und Literatur interessiert ist, was ich von vielen "Akademikerkindern" nicht behaupten kann. Aber ja, man bekommt den Bauerntölpel nicht aus den Genen raus...
Zum eigentlichen Thema des Threads:
Ich finde schon, dass das Richtergehalt höher sein könnte, vor allem ist es zu Beginn schwierig, wenn man sich in der Lebensphase befindet, wo man Kinder bekommen, Autos kaufen und womöglich ein Haus finanzieren muss oder möchte. Jetzt, wo ich noch jung bin, keine Kinder und kein Haus habe, finde ich das Einstiegsgehalt paradiesisch, zudem ich jetzt schon so viel verdiene wie meine Eltern nach Jahrzehnten Arbeit und allen möglichen beruflichen Fortbildungen noch nicht erreicht haben. Wenn aber der*die Partner*in nicht auch ähnlich gut verdient und man Kinder hat, wird es heutzutage mit Haus bauen etc. schon schwierig, wenn man nicht auf dem letzten Kaff wohnen will.
Andererseits bekommt man Kinderzuschläge und eine üppige Pension, wovon die meisten nur träumen können, und der Großteil der restlichen Bevölkerung verdient weniger als Richter*innen und bekommt auch seine Kinder großgezogen. Es ist also denke ich Jammern auf hohem Niveau, aber eine leichte Steigerung (die ja auch die EU fordert) wäre denke ich angemessen.
Wenn du in den Thread zu den Einstiegsgehälter schaust, wirst du allerdings feststellen, dass viele Berufseinsteiger mit 50-60k brutto einsteigen. Das ist netto sogar weniger als das, was ein Richter bekommt. Die Forderung nach mehr Gehalt wird daher mit den Noten begründet, die der Staat bislang von seinen Bewerbern forderte. Insofern kann ich die Beschwerden der Top-Absolventen sogar verstehen, denn in einer GK könnten sie natürlich viel mehr verdienen (müssten aber auch deutlich mehr arbeiten). Der durchschnittliche oder "normale" Jurist steigt oft mit weniger ein und hat daher die gleichen von dir beschriebenen Probleme. Deswegen komme ich auf das zurück, was ich oben schon schrieb: jeder weiß, auf was er sich einlässt, wenn er sich für den Staatsdienst bewirbt. Das Gehalt ist gut, aber geringer als das, was man mit den gleichen Noten in der freien Wirtschaft bekommen könnte. Dafür aber hat man im Staatsdienst andere Vorteile.
Zum Nebenthema: wenn man es genau nimmt, bin ich wohl einer dieser Bauerntölpel

21.02.2025, 14:17
(21.02.2025, 11:06)Egal_ schrieb:(21.02.2025, 08:49)21_23 schrieb:(17.02.2025, 15:42)NRW556 schrieb:(17.02.2025, 15:05)nachdenklich schrieb: [...]
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Heute studiert Jura, was damals zu Großvaters Zeiten ins Handwerk gegangen wäre.
Du kriegst den Bauerntölpel nicht aus den Genen raus.
Wow, was für eine Aussage. Basiert die auf echten Erfahrungen? Meine Erfahrung ist nämlich, dass die Eltern der meisten Jurastudierenden eher nicht Bauern sind oder sonstige "Arbeiterberufe" haben, sondern selbst Akademiker und Beamte sind. Obwohl ich meine juristische Ausbildung nicht in höherpreisigen Großstädten durchlaufen habe, war ich oftmals die einzige in meinem juristischen Bekanntenkreis, deren Eltern mit 16 eine Ausbildung gemacht und nicht studiert hatten. Ironischerweise bin ich diejenige, die vor dem Jurastudium noch eine Geisteswissenschaft studiert hat und überdurchschnittlich an Geschichte, Kunst und Literatur interessiert ist, was ich von vielen "Akademikerkindern" nicht behaupten kann. Aber ja, man bekommt den Bauerntölpel nicht aus den Genen raus...
Zum eigentlichen Thema des Threads:
Ich finde schon, dass das Richtergehalt höher sein könnte, vor allem ist es zu Beginn schwierig, wenn man sich in der Lebensphase befindet, wo man Kinder bekommen, Autos kaufen und womöglich ein Haus finanzieren muss oder möchte. Jetzt, wo ich noch jung bin, keine Kinder und kein Haus habe, finde ich das Einstiegsgehalt paradiesisch, zudem ich jetzt schon so viel verdiene wie meine Eltern nach Jahrzehnten Arbeit und allen möglichen beruflichen Fortbildungen noch nicht erreicht haben. Wenn aber der*die Partner*in nicht auch ähnlich gut verdient und man Kinder hat, wird es heutzutage mit Haus bauen etc. schon schwierig, wenn man nicht auf dem letzten Kaff wohnen will.
Andererseits bekommt man Kinderzuschläge und eine üppige Pension, wovon die meisten nur träumen können, und der Großteil der restlichen Bevölkerung verdient weniger als Richter*innen und bekommt auch seine Kinder großgezogen. Es ist also denke ich Jammern auf hohem Niveau, aber eine leichte Steigerung (die ja auch die EU fordert) wäre denke ich angemessen.
Wenn du in den Thread zu den Einstiegsgehälter schaust, wirst du allerdings feststellen, dass viele Berufseinsteiger mit 50-60k brutto einsteigen. Das ist netto sogar weniger als das, was ein Richter bekommt. Die Forderung nach mehr Gehalt wird daher mit den Noten begründet, die der Staat bislang von seinen Bewerbern forderte. Insofern kann ich die Beschwerden der Top-Absolventen sogar verstehen, denn in einer GK könnten sie natürlich viel mehr verdienen (müssten aber auch deutlich mehr arbeiten). Der durchschnittliche oder "normale" Jurist steigt oft mit weniger ein und hat daher die gleichen von dir beschriebenen Probleme. Deswegen komme ich auf das zurück, was ich oben schon schrieb: jeder weiß, auf was er sich einlässt, wenn er sich für den Staatsdienst bewirbt. Das Gehalt ist gut, aber geringer als das, was man mit den gleichen Noten in der freien Wirtschaft bekommen könnte. Dafür aber hat man im Staatsdienst andere Vorteile.
Zum Nebenthema: wenn man es genau nimmt, bin ich wohl einer dieser BauerntölpelDen Bildungsaufstieg haben allerdings meine Eltern schon hingelegt. Ich habe davon nur profitiert, bin Kind einer Akademikergeneration und musste nicht erst lernen, wie man sich in "elitären Kreisen" benimmt. Da meine Eltern im "Arbeiter- und Bauernstaat", sprich der DDR, aufgewachsen sind, hatten sie als Akademiker eher Nachteile als Vorteile. Nicht jeder durfte Abitur machen und nicht jeder studieren. Hauptschulabschluss mit anschließender Lehre war damals normal und der Handwerker und die Fleischereifachverkäuferin durch ihre Kontakte angesehener (und auch nicht dümmer) als der Bürosachbearbeiter.
Sehe ich ja auch so. Diejenigen, die mit mir ihr Examen gemacht haben und jetzt als Anwält*innen anfangen, bekommen netto schon wesentlich weniger als ich. Klar, wenn man sich irgendwann mal selbständig macht, kann man sich auch noch ordentlich steigern, aber das dauert auch eine Weile und dann hat man eben den Stress der Selbstständigkeit. Ich würde das nicht wollen und finde den Richterberuf einfach toll. Die Bezahlung ist für mich eher ein Plus, weil ich sie als ziemlich gut (für mich subjektiv) empfinde. Von daher würde ich mich nicht darüber beschweren. Ich sehe aber die objektiven Probleme, die entstehen könnten, gerade wenn man in einer anderen Lebenssituation ist, und unterstütze daher die allgemeine Forderung, zu erhöhen. 2.000€ brutto mehr müssen es aber nicht sein. Man muss auch noch irgendwie halbwegs auf dem Boden bleiben. Ich sehe die gesellschaftliche Rolle der Richterperson als jemanden mit einem gehobenen Status, der*die aber nicht so reich ist, dass es mit der Lebensrealität der Durchschnittsbevölkerung nichts mehr zu tun hat. Das kann ruhig im Paralleluniversum der Großkanzleien mit den entsprechenden Vor- und Nachteilen stattfinden.
Und zu der Nebenbemerkung: Meine Eltern sind ebenfalls DDR-Bürger, daher kenne ich das. Sie haben eben nicht studiert und das auch so weit verinnerlicht, dass sie mich lieber in einer Ausbildung statt in einem Studium gesehen hätten. Inzwischen sind sie aber froh, dass ich diesen Weg gegangen bin. Im übrigen war auch das DDR-Proletariat durchaus nicht ungebildet und sehr lese- und kulturfreudig. Auch wenn ich mich in akademischen Kreisen nach wie vor häufiger fremd fühle, hat es mir in meiner Kindheit nicht an Bildung gefehlt. Fazit: Man kann Leute nicht so über einen Kamm scheren.
Wer Richter auf Probe bzw. Staatsanwalt werden möchte, sollte sich mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Das Karriere-Dossier ist als Print-Buch sowie als E-Book für alle 16 Bundesländer erhältlich:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
21.02.2025, 18:33
(21.02.2025, 11:06)Egal_ schrieb:Ja, die Bezahlung ist nicht so schlecht, aber das liegt vor allem an den Pensionsansprüchen und der Bezahlung am Ende der Karriere, wenn man jedoch naturgemäß keine Familie mehr zu ernähren hat. Will heißen: Höhere Einstiegsgehälter und dafür niedrigere Gehälter am Ende der beruflichen Laufbahn wären vielleicht auch ein Schritt.(21.02.2025, 08:49)21_23 schrieb:(17.02.2025, 15:42)NRW556 schrieb:(17.02.2025, 15:05)nachdenklich schrieb: [...]
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Heute studiert Jura, was damals zu Großvaters Zeiten ins Handwerk gegangen wäre.
Du kriegst den Bauerntölpel nicht aus den Genen raus.
Wow, was für eine Aussage. Basiert die auf echten Erfahrungen? Meine Erfahrung ist nämlich, dass die Eltern der meisten Jurastudierenden eher nicht Bauern sind oder sonstige "Arbeiterberufe" haben, sondern selbst Akademiker und Beamte sind. Obwohl ich meine juristische Ausbildung nicht in höherpreisigen Großstädten durchlaufen habe, war ich oftmals die einzige in meinem juristischen Bekanntenkreis, deren Eltern mit 16 eine Ausbildung gemacht und nicht studiert hatten. Ironischerweise bin ich diejenige, die vor dem Jurastudium noch eine Geisteswissenschaft studiert hat und überdurchschnittlich an Geschichte, Kunst und Literatur interessiert ist, was ich von vielen "Akademikerkindern" nicht behaupten kann. Aber ja, man bekommt den Bauerntölpel nicht aus den Genen raus...
Zum eigentlichen Thema des Threads:
Ich finde schon, dass das Richtergehalt höher sein könnte, vor allem ist es zu Beginn schwierig, wenn man sich in der Lebensphase befindet, wo man Kinder bekommen, Autos kaufen und womöglich ein Haus finanzieren muss oder möchte. Jetzt, wo ich noch jung bin, keine Kinder und kein Haus habe, finde ich das Einstiegsgehalt paradiesisch, zudem ich jetzt schon so viel verdiene wie meine Eltern nach Jahrzehnten Arbeit und allen möglichen beruflichen Fortbildungen noch nicht erreicht haben. Wenn aber der*die Partner*in nicht auch ähnlich gut verdient und man Kinder hat, wird es heutzutage mit Haus bauen etc. schon schwierig, wenn man nicht auf dem letzten Kaff wohnen will.
Andererseits bekommt man Kinderzuschläge und eine üppige Pension, wovon die meisten nur träumen können, und der Großteil der restlichen Bevölkerung verdient weniger als Richter*innen und bekommt auch seine Kinder großgezogen. Es ist also denke ich Jammern auf hohem Niveau, aber eine leichte Steigerung (die ja auch die EU fordert) wäre denke ich angemessen.
Wenn du in den Thread zu den Einstiegsgehälter schaust, wirst du allerdings feststellen, dass viele Berufseinsteiger mit 50-60k brutto einsteigen. Das ist netto sogar weniger als das, was ein Richter bekommt. Die Forderung nach mehr Gehalt wird daher mit den Noten begründet, die der Staat bislang von seinen Bewerbern forderte. Insofern kann ich die Beschwerden der Top-Absolventen sogar verstehen, denn in einer GK könnten sie natürlich viel mehr verdienen (müssten aber auch deutlich mehr arbeiten). Der durchschnittliche oder "normale" Jurist steigt oft mit weniger ein und hat daher die gleichen von dir beschriebenen Probleme. Deswegen komme ich auf das zurück, was ich oben schon schrieb: jeder weiß, auf was er sich einlässt, wenn er sich für den Staatsdienst bewirbt. Das Gehalt ist gut, aber geringer als das, was man mit den gleichen Noten in der freien Wirtschaft bekommen könnte. Dafür aber hat man im Staatsdienst andere Vorteile.
Zum Nebenthema: wenn man es genau nimmt, bin ich wohl einer dieser BauerntölpelDen Bildungsaufstieg haben allerdings meine Eltern schon hingelegt. Ich habe davon nur profitiert, bin Kind einer Akademikergeneration und musste nicht erst lernen, wie man sich in "elitären Kreisen" benimmt. Da meine Eltern im "Arbeiter- und Bauernstaat", sprich der DDR, aufgewachsen sind, hatten sie als Akademiker eher Nachteile als Vorteile. Nicht jeder durfte Abitur machen und nicht jeder studieren. Hauptschulabschluss mit anschließender Lehre war damals normal und der Handwerker und die Fleischereifachverkäuferin durch ihre Kontakte angesehener (und auch nicht dümmer) als der Bürosachbearbeiter.
Davon abgesehen kann ich schwer beurteilen, ob die Arbeitsbelastung in einer GK höher ist. Ich glaube, es ist eine sehr andere Art der Belastung. Aber gerade wenn ich mir meine Ausbilder bei der StA so angeschaut habe, haben diese in Zeitstunden mehr gearbeitet als die Anwälte in der GK (zumal dort auch 80-%-Stellen immer üblicher werden).
Ich denke, was man auch nicht vergessen darf, ist, dass das Richtergehalt – anders als das Anwaltsgehalt – kaum vom Ort abhängt. Ein Anwalt in Düsseldorf wird eher selten mit unter 70 K einsteigen. Ein Kandidat, der Richter werden könnte, verdient in jedem Fall deutlich über 100 K. In Düsseldorf ist das Richtergehalt dann schon echt unattraktiv, weil es in Düsseldorf mit den Wohnungspreisen wirklich sehr schwierig ist, davon eine Familie zu ernähren. Irgendwo auf dem Land in NRW ist das natürlich ganz anders, und man kann mit einem Richtergehalt sehr gut leben, zumal dort auf dem Land Anwälte auch weniger verdienen dürften.
21.02.2025, 19:18
(21.02.2025, 18:33)Greg1234 schrieb:(21.02.2025, 11:06)Egal_ schrieb:Ja, die Bezahlung ist nicht so schlecht, aber das liegt vor allem an den Pensionsansprüchen und der Bezahlung am Ende der Karriere, wenn man jedoch naturgemäß keine Familie mehr zu ernähren hat. Will heißen: Höhere Einstiegsgehälter und dafür niedrigere Gehälter am Ende der beruflichen Laufbahn wären vielleicht auch ein Schritt.(21.02.2025, 08:49)21_23 schrieb:(17.02.2025, 15:42)NRW556 schrieb:(17.02.2025, 15:05)nachdenklich schrieb: [...]
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Heute studiert Jura, was damals zu Großvaters Zeiten ins Handwerk gegangen wäre.
Du kriegst den Bauerntölpel nicht aus den Genen raus.
Wow, was für eine Aussage. Basiert die auf echten Erfahrungen? Meine Erfahrung ist nämlich, dass die Eltern der meisten Jurastudierenden eher nicht Bauern sind oder sonstige "Arbeiterberufe" haben, sondern selbst Akademiker und Beamte sind. Obwohl ich meine juristische Ausbildung nicht in höherpreisigen Großstädten durchlaufen habe, war ich oftmals die einzige in meinem juristischen Bekanntenkreis, deren Eltern mit 16 eine Ausbildung gemacht und nicht studiert hatten. Ironischerweise bin ich diejenige, die vor dem Jurastudium noch eine Geisteswissenschaft studiert hat und überdurchschnittlich an Geschichte, Kunst und Literatur interessiert ist, was ich von vielen "Akademikerkindern" nicht behaupten kann. Aber ja, man bekommt den Bauerntölpel nicht aus den Genen raus...
Zum eigentlichen Thema des Threads:
Ich finde schon, dass das Richtergehalt höher sein könnte, vor allem ist es zu Beginn schwierig, wenn man sich in der Lebensphase befindet, wo man Kinder bekommen, Autos kaufen und womöglich ein Haus finanzieren muss oder möchte. Jetzt, wo ich noch jung bin, keine Kinder und kein Haus habe, finde ich das Einstiegsgehalt paradiesisch, zudem ich jetzt schon so viel verdiene wie meine Eltern nach Jahrzehnten Arbeit und allen möglichen beruflichen Fortbildungen noch nicht erreicht haben. Wenn aber der*die Partner*in nicht auch ähnlich gut verdient und man Kinder hat, wird es heutzutage mit Haus bauen etc. schon schwierig, wenn man nicht auf dem letzten Kaff wohnen will.
Andererseits bekommt man Kinderzuschläge und eine üppige Pension, wovon die meisten nur träumen können, und der Großteil der restlichen Bevölkerung verdient weniger als Richter*innen und bekommt auch seine Kinder großgezogen. Es ist also denke ich Jammern auf hohem Niveau, aber eine leichte Steigerung (die ja auch die EU fordert) wäre denke ich angemessen.
Wenn du in den Thread zu den Einstiegsgehälter schaust, wirst du allerdings feststellen, dass viele Berufseinsteiger mit 50-60k brutto einsteigen. Das ist netto sogar weniger als das, was ein Richter bekommt. Die Forderung nach mehr Gehalt wird daher mit den Noten begründet, die der Staat bislang von seinen Bewerbern forderte. Insofern kann ich die Beschwerden der Top-Absolventen sogar verstehen, denn in einer GK könnten sie natürlich viel mehr verdienen (müssten aber auch deutlich mehr arbeiten). Der durchschnittliche oder "normale" Jurist steigt oft mit weniger ein und hat daher die gleichen von dir beschriebenen Probleme. Deswegen komme ich auf das zurück, was ich oben schon schrieb: jeder weiß, auf was er sich einlässt, wenn er sich für den Staatsdienst bewirbt. Das Gehalt ist gut, aber geringer als das, was man mit den gleichen Noten in der freien Wirtschaft bekommen könnte. Dafür aber hat man im Staatsdienst andere Vorteile.
Zum Nebenthema: wenn man es genau nimmt, bin ich wohl einer dieser BauerntölpelDen Bildungsaufstieg haben allerdings meine Eltern schon hingelegt. Ich habe davon nur profitiert, bin Kind einer Akademikergeneration und musste nicht erst lernen, wie man sich in "elitären Kreisen" benimmt. Da meine Eltern im "Arbeiter- und Bauernstaat", sprich der DDR, aufgewachsen sind, hatten sie als Akademiker eher Nachteile als Vorteile. Nicht jeder durfte Abitur machen und nicht jeder studieren. Hauptschulabschluss mit anschließender Lehre war damals normal und der Handwerker und die Fleischereifachverkäuferin durch ihre Kontakte angesehener (und auch nicht dümmer) als der Bürosachbearbeiter.
Davon abgesehen kann ich schwer beurteilen, ob die Arbeitsbelastung in einer GK höher ist. Ich glaube, es ist eine sehr andere Art der Belastung. Aber gerade wenn ich mir meine Ausbilder bei der StA so angeschaut habe, haben diese in Zeitstunden mehr gearbeitet als die Anwälte in der GK (zumal dort auch 80-%-Stellen immer üblicher werden).
Ich denke, was man auch nicht vergessen darf, ist, dass das Richtergehalt – anders als das Anwaltsgehalt – kaum vom Ort abhängt. Ein Anwalt in Düsseldorf wird eher selten mit unter 70 K einsteigen. Ein Kandidat, der Richter werden könnte, verdient in jedem Fall deutlich über 100 K. In Düsseldorf ist das Richtergehalt dann schon echt unattraktiv, weil es in Düsseldorf mit den Wohnungspreisen wirklich sehr schwierig ist, davon eine Familie zu ernähren. Irgendwo auf dem Land in NRW ist das natürlich ganz anders, und man kann mit einem Richtergehalt sehr gut leben, zumal dort auf dem Land Anwälte auch weniger verdienen dürften.
In welcher GK sollen Anwälte weniger arbeiten als Staatsanwälte? Völlig absurd.
Für 95 % der GK Anwälte ist 9-20 Uhr der Standard mit Tendenz zu 21/22 plus ständiger Erreichbarkeit, auch am Wochenende.
diese Zeiten sind für 95 % der StA die Ausnahme, niemals die Regel.
21.02.2025, 20:17
(21.02.2025, 19:18)JuraLiebhaber schrieb:Also die einzige "Studie" die man online findet ist vom Bremischen Richterbund (https://www.richterbund-bremen.de/filead...ichter.pdf). Die kommen bei der StA auf eine durschnittliche Arbeitszeit von 48 h die Woche. Zumindest von außen betracht erscheint mir das in einer nicht Tier 1 GK oder mit einer 80 % Stelle ohne weiteres auch in eine GK für nicht komplett unrealistisch. Und wie gesagt die Staatsanwälte die ich in meiner Ausbildung getroffen habe wirkten im Schnitt sehr viel gestresster als die GK-Anwälte. Also es stimmt sicher, dass in der GK im Schnitt mehr gearbeitet wird, aber von außen betrachtet erscheinen mir die Unterschiede nicht so groß zu sein, bzw. halt sehr viel mehr von der einzelnen Stelle/Abteilung/Partner abhängig als vom Beruf ansich.(21.02.2025, 18:33)Greg1234 schrieb:(21.02.2025, 11:06)Egal_ schrieb:Ja, die Bezahlung ist nicht so schlecht, aber das liegt vor allem an den Pensionsansprüchen und der Bezahlung am Ende der Karriere, wenn man jedoch naturgemäß keine Familie mehr zu ernähren hat. Will heißen: Höhere Einstiegsgehälter und dafür niedrigere Gehälter am Ende der beruflichen Laufbahn wären vielleicht auch ein Schritt.(21.02.2025, 08:49)21_23 schrieb:(17.02.2025, 15:42)NRW556 schrieb: . [...]
Heute studiert Jura, was damals zu Großvaters Zeiten ins Handwerk gegangen wäre.
Du kriegst den Bauerntölpel nicht aus den Genen raus.
Wow, was für eine Aussage. Basiert die auf echten Erfahrungen? Meine Erfahrung ist nämlich, dass die Eltern der meisten Jurastudierenden eher nicht Bauern sind oder sonstige "Arbeiterberufe" haben, sondern selbst Akademiker und Beamte sind. Obwohl ich meine juristische Ausbildung nicht in höherpreisigen Großstädten durchlaufen habe, war ich oftmals die einzige in meinem juristischen Bekanntenkreis, deren Eltern mit 16 eine Ausbildung gemacht und nicht studiert hatten. Ironischerweise bin ich diejenige, die vor dem Jurastudium noch eine Geisteswissenschaft studiert hat und überdurchschnittlich an Geschichte, Kunst und Literatur interessiert ist, was ich von vielen "Akademikerkindern" nicht behaupten kann. Aber ja, man bekommt den Bauerntölpel nicht aus den Genen raus...
Zum eigentlichen Thema des Threads:
Ich finde schon, dass das Richtergehalt höher sein könnte, vor allem ist es zu Beginn schwierig, wenn man sich in der Lebensphase befindet, wo man Kinder bekommen, Autos kaufen und womöglich ein Haus finanzieren muss oder möchte. Jetzt, wo ich noch jung bin, keine Kinder und kein Haus habe, finde ich das Einstiegsgehalt paradiesisch, zudem ich jetzt schon so viel verdiene wie meine Eltern nach Jahrzehnten Arbeit und allen möglichen beruflichen Fortbildungen noch nicht erreicht haben. Wenn aber der*die Partner*in nicht auch ähnlich gut verdient und man Kinder hat, wird es heutzutage mit Haus bauen etc. schon schwierig, wenn man nicht auf dem letzten Kaff wohnen will.
Andererseits bekommt man Kinderzuschläge und eine üppige Pension, wovon die meisten nur träumen können, und der Großteil der restlichen Bevölkerung verdient weniger als Richter*innen und bekommt auch seine Kinder großgezogen. Es ist also denke ich Jammern auf hohem Niveau, aber eine leichte Steigerung (die ja auch die EU fordert) wäre denke ich angemessen.
Wenn du in den Thread zu den Einstiegsgehälter schaust, wirst du allerdings feststellen, dass viele Berufseinsteiger mit 50-60k brutto einsteigen. Das ist netto sogar weniger als das, was ein Richter bekommt. Die Forderung nach mehr Gehalt wird daher mit den Noten begründet, die der Staat bislang von seinen Bewerbern forderte. Insofern kann ich die Beschwerden der Top-Absolventen sogar verstehen, denn in einer GK könnten sie natürlich viel mehr verdienen (müssten aber auch deutlich mehr arbeiten). Der durchschnittliche oder "normale" Jurist steigt oft mit weniger ein und hat daher die gleichen von dir beschriebenen Probleme. Deswegen komme ich auf das zurück, was ich oben schon schrieb: jeder weiß, auf was er sich einlässt, wenn er sich für den Staatsdienst bewirbt. Das Gehalt ist gut, aber geringer als das, was man mit den gleichen Noten in der freien Wirtschaft bekommen könnte. Dafür aber hat man im Staatsdienst andere Vorteile.
Zum Nebenthema: wenn man es genau nimmt, bin ich wohl einer dieser BauerntölpelDen Bildungsaufstieg haben allerdings meine Eltern schon hingelegt. Ich habe davon nur profitiert, bin Kind einer Akademikergeneration und musste nicht erst lernen, wie man sich in "elitären Kreisen" benimmt. Da meine Eltern im "Arbeiter- und Bauernstaat", sprich der DDR, aufgewachsen sind, hatten sie als Akademiker eher Nachteile als Vorteile. Nicht jeder durfte Abitur machen und nicht jeder studieren. Hauptschulabschluss mit anschließender Lehre war damals normal und der Handwerker und die Fleischereifachverkäuferin durch ihre Kontakte angesehener (und auch nicht dümmer) als der Bürosachbearbeiter.
Davon abgesehen kann ich schwer beurteilen, ob die Arbeitsbelastung in einer GK höher ist. Ich glaube, es ist eine sehr andere Art der Belastung. Aber gerade wenn ich mir meine Ausbilder bei der StA so angeschaut habe, haben diese in Zeitstunden mehr gearbeitet als die Anwälte in der GK (zumal dort auch 80-%-Stellen immer üblicher werden).
Ich denke, was man auch nicht vergessen darf, ist, dass das Richtergehalt – anders als das Anwaltsgehalt – kaum vom Ort abhängt. Ein Anwalt in Düsseldorf wird eher selten mit unter 70 K einsteigen. Ein Kandidat, der Richter werden könnte, verdient in jedem Fall deutlich über 100 K. In Düsseldorf ist das Richtergehalt dann schon echt unattraktiv, weil es in Düsseldorf mit den Wohnungspreisen wirklich sehr schwierig ist, davon eine Familie zu ernähren. Irgendwo auf dem Land in NRW ist das natürlich ganz anders, und man kann mit einem Richtergehalt sehr gut leben, zumal dort auf dem Land Anwälte auch weniger verdienen dürften.
In welcher GK sollen Anwälte weniger arbeiten als Staatsanwälte? Völlig absurd.
Für 95 % der GK Anwälte ist 9-20 Uhr der Standard mit Tendenz zu 21/22 plus ständiger Erreichbarkeit, auch am Wochenende.
diese Zeiten sind für 95 % der StA die Ausnahme, niemals die Regel.
22.02.2025, 01:36
(21.02.2025, 20:17)Greg1234 schrieb:(21.02.2025, 19:18)JuraLiebhaber schrieb:Also die einzige "Studie" die man online findet ist vom Bremischen Richterbund (https://www.richterbund-bremen.de/filead...ichter.pdf). Die kommen bei der StA auf eine durschnittliche Arbeitszeit von 48 h die Woche. Zumindest von außen betracht erscheint mir das in einer nicht Tier 1 GK oder mit einer 80 % Stelle ohne weiteres auch in eine GK für nicht komplett unrealistisch. Und wie gesagt die Staatsanwälte die ich in meiner Ausbildung getroffen habe wirkten im Schnitt sehr viel gestresster als die GK-Anwälte. Also es stimmt sicher, dass in der GK im Schnitt mehr gearbeitet wird, aber von außen betrachtet erscheinen mir die Unterschiede nicht so groß zu sein, bzw. halt sehr viel mehr von der einzelnen Stelle/Abteilung/Partner abhängig als vom Beruf ansich.(21.02.2025, 18:33)Greg1234 schrieb:(21.02.2025, 11:06)Egal_ schrieb:Ja, die Bezahlung ist nicht so schlecht, aber das liegt vor allem an den Pensionsansprüchen und der Bezahlung am Ende der Karriere, wenn man jedoch naturgemäß keine Familie mehr zu ernähren hat. Will heißen: Höhere Einstiegsgehälter und dafür niedrigere Gehälter am Ende der beruflichen Laufbahn wären vielleicht auch ein Schritt.(21.02.2025, 08:49)21_23 schrieb: Wow, was für eine Aussage. Basiert die auf echten Erfahrungen? Meine Erfahrung ist nämlich, dass die Eltern der meisten Jurastudierenden eher nicht Bauern sind oder sonstige "Arbeiterberufe" haben, sondern selbst Akademiker und Beamte sind. Obwohl ich meine juristische Ausbildung nicht in höherpreisigen Großstädten durchlaufen habe, war ich oftmals die einzige in meinem juristischen Bekanntenkreis, deren Eltern mit 16 eine Ausbildung gemacht und nicht studiert hatten. Ironischerweise bin ich diejenige, die vor dem Jurastudium noch eine Geisteswissenschaft studiert hat und überdurchschnittlich an Geschichte, Kunst und Literatur interessiert ist, was ich von vielen "Akademikerkindern" nicht behaupten kann. Aber ja, man bekommt den Bauerntölpel nicht aus den Genen raus...
Zum eigentlichen Thema des Threads:
Ich finde schon, dass das Richtergehalt höher sein könnte, vor allem ist es zu Beginn schwierig, wenn man sich in der Lebensphase befindet, wo man Kinder bekommen, Autos kaufen und womöglich ein Haus finanzieren muss oder möchte. Jetzt, wo ich noch jung bin, keine Kinder und kein Haus habe, finde ich das Einstiegsgehalt paradiesisch, zudem ich jetzt schon so viel verdiene wie meine Eltern nach Jahrzehnten Arbeit und allen möglichen beruflichen Fortbildungen noch nicht erreicht haben. Wenn aber der*die Partner*in nicht auch ähnlich gut verdient und man Kinder hat, wird es heutzutage mit Haus bauen etc. schon schwierig, wenn man nicht auf dem letzten Kaff wohnen will.
Andererseits bekommt man Kinderzuschläge und eine üppige Pension, wovon die meisten nur träumen können, und der Großteil der restlichen Bevölkerung verdient weniger als Richter*innen und bekommt auch seine Kinder großgezogen. Es ist also denke ich Jammern auf hohem Niveau, aber eine leichte Steigerung (die ja auch die EU fordert) wäre denke ich angemessen.
Wenn du in den Thread zu den Einstiegsgehälter schaust, wirst du allerdings feststellen, dass viele Berufseinsteiger mit 50-60k brutto einsteigen. Das ist netto sogar weniger als das, was ein Richter bekommt. Die Forderung nach mehr Gehalt wird daher mit den Noten begründet, die der Staat bislang von seinen Bewerbern forderte. Insofern kann ich die Beschwerden der Top-Absolventen sogar verstehen, denn in einer GK könnten sie natürlich viel mehr verdienen (müssten aber auch deutlich mehr arbeiten). Der durchschnittliche oder "normale" Jurist steigt oft mit weniger ein und hat daher die gleichen von dir beschriebenen Probleme. Deswegen komme ich auf das zurück, was ich oben schon schrieb: jeder weiß, auf was er sich einlässt, wenn er sich für den Staatsdienst bewirbt. Das Gehalt ist gut, aber geringer als das, was man mit den gleichen Noten in der freien Wirtschaft bekommen könnte. Dafür aber hat man im Staatsdienst andere Vorteile.
Zum Nebenthema: wenn man es genau nimmt, bin ich wohl einer dieser BauerntölpelDen Bildungsaufstieg haben allerdings meine Eltern schon hingelegt. Ich habe davon nur profitiert, bin Kind einer Akademikergeneration und musste nicht erst lernen, wie man sich in "elitären Kreisen" benimmt. Da meine Eltern im "Arbeiter- und Bauernstaat", sprich der DDR, aufgewachsen sind, hatten sie als Akademiker eher Nachteile als Vorteile. Nicht jeder durfte Abitur machen und nicht jeder studieren. Hauptschulabschluss mit anschließender Lehre war damals normal und der Handwerker und die Fleischereifachverkäuferin durch ihre Kontakte angesehener (und auch nicht dümmer) als der Bürosachbearbeiter.
Davon abgesehen kann ich schwer beurteilen, ob die Arbeitsbelastung in einer GK höher ist. Ich glaube, es ist eine sehr andere Art der Belastung. Aber gerade wenn ich mir meine Ausbilder bei der StA so angeschaut habe, haben diese in Zeitstunden mehr gearbeitet als die Anwälte in der GK (zumal dort auch 80-%-Stellen immer üblicher werden).
Ich denke, was man auch nicht vergessen darf, ist, dass das Richtergehalt – anders als das Anwaltsgehalt – kaum vom Ort abhängt. Ein Anwalt in Düsseldorf wird eher selten mit unter 70 K einsteigen. Ein Kandidat, der Richter werden könnte, verdient in jedem Fall deutlich über 100 K. In Düsseldorf ist das Richtergehalt dann schon echt unattraktiv, weil es in Düsseldorf mit den Wohnungspreisen wirklich sehr schwierig ist, davon eine Familie zu ernähren. Irgendwo auf dem Land in NRW ist das natürlich ganz anders, und man kann mit einem Richtergehalt sehr gut leben, zumal dort auf dem Land Anwälte auch weniger verdienen dürften.
In welcher GK sollen Anwälte weniger arbeiten als Staatsanwälte? Völlig absurd.
Für 95 % der GK Anwälte ist 9-20 Uhr der Standard mit Tendenz zu 21/22 plus ständiger Erreichbarkeit, auch am Wochenende.
diese Zeiten sind für 95 % der StA die Ausnahme, niemals die Regel.
die Belastung von Staatsanwälten hängt aber auch stark vom Bundesland uns Bezirk ab. Habe im Freundeskreis 2 Staatsanwälte, die kommen eher auf 42 Std in der Spitze 45
24.02.2025, 11:27
Was man hier so alles liest (ich habe nicht alle neun Seiten durchgelesen)...
Vielleicht sollte man einmal grundlegender ansetzen:
Ist euch ein funktionierender Rechtstaat wichtig?
Wenn ja, gehört erstens dazu, dass ausreichend Personal zur Verfügung steht, welches den "Arbeitsanfall" bewältigen kann. Zweitens ist für eine ausreichende Qualität der Rechtsprechung ja wohl auch die fachliche Qualifikation der Richter entscheidend. Das erste Problem ist dadurch zu lösen, dass man mehr Stellen schafft (Ja, dafür müssen Steuermittel bereitgestellt werden!).
Dadurch verschärft sich das zweite Problem, dass man noch mehr qualifizierte Bewerber finden muss. Das gelingt aber nur, wenn sie auch ein annehmbares Angebot vorfinden. Und Vergleichsangebote finden sich eben auch in der freien Wirtschaft. Das heißt nicht, dass man R1-Richter jetzt wie Großkanzlei-Associates bezahlen muss. Das wäre schon deswegen falsch, wann dann der finanzielle Anreiz eine zu starke Gewichtung einnehmen würde. Aber wenn schon über "amtsangemessen" gesprochen wird, sollte man sich vielleicht einmal die sehr große Verantwortung von Richtern vor Augen führen. Ohne, dass ich nun direkt dran wäre, kann man wahrscheinlich schon behaupten, dass der Richterberuf (jedenfalls in der Regel) kein Däumchendrehen (mehr) ist - insbesondere am Anfang.
Wir sollten uns einmal überlegen, ob wir uns wirklich unseren Rechtsstaat kaputtsparen wollen. Ich denke, es ist nicht so weit hergeholt, wenn man davon ausgeht, dass ein bisschen vom Rechtsruck auch damit zu tun hat, dass die Justiz nicht mehr so effektiv ist, wie sie sein sollte.
Das gilt natürlich auch für andere Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge, die m.E. deutlich zu schlecht entlohnt sind. Da geht es um Jobs, die ohnehin kaum jemand übernehmen will und die dann auch noch miserabel bezahlt werden.
Vielleicht sollte man einmal grundlegender ansetzen:
Ist euch ein funktionierender Rechtstaat wichtig?
Wenn ja, gehört erstens dazu, dass ausreichend Personal zur Verfügung steht, welches den "Arbeitsanfall" bewältigen kann. Zweitens ist für eine ausreichende Qualität der Rechtsprechung ja wohl auch die fachliche Qualifikation der Richter entscheidend. Das erste Problem ist dadurch zu lösen, dass man mehr Stellen schafft (Ja, dafür müssen Steuermittel bereitgestellt werden!).
Dadurch verschärft sich das zweite Problem, dass man noch mehr qualifizierte Bewerber finden muss. Das gelingt aber nur, wenn sie auch ein annehmbares Angebot vorfinden. Und Vergleichsangebote finden sich eben auch in der freien Wirtschaft. Das heißt nicht, dass man R1-Richter jetzt wie Großkanzlei-Associates bezahlen muss. Das wäre schon deswegen falsch, wann dann der finanzielle Anreiz eine zu starke Gewichtung einnehmen würde. Aber wenn schon über "amtsangemessen" gesprochen wird, sollte man sich vielleicht einmal die sehr große Verantwortung von Richtern vor Augen führen. Ohne, dass ich nun direkt dran wäre, kann man wahrscheinlich schon behaupten, dass der Richterberuf (jedenfalls in der Regel) kein Däumchendrehen (mehr) ist - insbesondere am Anfang.
Wir sollten uns einmal überlegen, ob wir uns wirklich unseren Rechtsstaat kaputtsparen wollen. Ich denke, es ist nicht so weit hergeholt, wenn man davon ausgeht, dass ein bisschen vom Rechtsruck auch damit zu tun hat, dass die Justiz nicht mehr so effektiv ist, wie sie sein sollte.
Das gilt natürlich auch für andere Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge, die m.E. deutlich zu schlecht entlohnt sind. Da geht es um Jobs, die ohnehin kaum jemand übernehmen will und die dann auch noch miserabel bezahlt werden.
24.02.2025, 12:41
(24.02.2025, 11:27)Antijurist schrieb: Was man hier so alles liest (ich habe nicht alle neun Seiten durchgelesen)...
Vielleicht sollte man einmal grundlegender ansetzen:
Ist euch ein funktionierender Rechtstaat wichtig?
Wenn ja, gehört erstens dazu, dass ausreichend Personal zur Verfügung steht, welches den "Arbeitsanfall" bewältigen kann. Zweitens ist für eine ausreichende Qualität der Rechtsprechung ja wohl auch die fachliche Qualifikation der Richter entscheidend. Das erste Problem ist dadurch zu lösen, dass man mehr Stellen schafft (Ja, dafür müssen Steuermittel bereitgestellt werden!).
Dadurch verschärft sich das zweite Problem, dass man noch mehr qualifizierte Bewerber finden muss. Das gelingt aber nur, wenn sie auch ein annehmbares Angebot vorfinden. Und Vergleichsangebote finden sich eben auch in der freien Wirtschaft. Das heißt nicht, dass man R1-Richter jetzt wie Großkanzlei-Associates bezahlen muss. Das wäre schon deswegen falsch, wann dann der finanzielle Anreiz eine zu starke Gewichtung einnehmen würde. Aber wenn schon über "amtsangemessen" gesprochen wird, sollte man sich vielleicht einmal die sehr große Verantwortung von Richtern vor Augen führen. Ohne, dass ich nun direkt dran wäre, kann man wahrscheinlich schon behaupten, dass der Richterberuf (jedenfalls in der Regel) kein Däumchendrehen (mehr) ist - insbesondere am Anfang.
Wir sollten uns einmal überlegen, ob wir uns wirklich unseren Rechtsstaat kaputtsparen wollen. Ich denke, es ist nicht so weit hergeholt, wenn man davon ausgeht, dass ein bisschen vom Rechtsruck auch damit zu tun hat, dass die Justiz nicht mehr so effektiv ist, wie sie sein sollte.
Das gilt natürlich auch für andere Bereiche der öffentlichen Daseinsvorsorge, die m.E. deutlich zu schlecht entlohnt sind. Da geht es um Jobs, die ohnehin kaum jemand übernehmen will und die dann auch noch miserabel bezahlt werden.
So sieht es aus.