18.09.2024, 11:19
(18.09.2024, 10:19)hyaene_mit_hut schrieb: [...] Vom Sozialrecht zum Scharfschützen ist es ein weiter Schritt, keine Frage. Ich kann da jetzt ganz zynisch sagen "Naja, Hauptsache was mit Menschen!" [...]
Musste laut lachen :D
Zu Deiner Situation an sich: Deine Krankheit ist vielleicht gar nicht schlecht. Als ich deine Posts grade gelesen habe, dachte ich mir nur, Du bräuchtest dringend eine Pause - dein Körper sagt Dir offenbar das gleiche.
Mein Tipp wäre, die Krankheit auszukurieren, ohne dabei zu viel über Jura nachzudenken und auch danach in der generellen Vorbereitung ein Stück runter zu fahren. Ich habe noch nie erlebt, dass Menschen bessere Leistungen erbracht haben, wenn sie sich übermäßig gestresst haben, wie das bei Dir zu sein scheint. Wenn Du ohnehin nicht so weit von der Entscheidung entfernt bist, das Zweite gar nicht mehr zu machen, dann kannst du es auch ruhiger angehen und schauen, ob es dann doch ganz gut läuft. Und wenn es nicht klappt, stehst Du auch nicht schlechter, als wenn Du es gar nicht versuchst.
Ich glaube aber tatsächlich, dass Du das schon hinkriegst, wenn Du es ein bisschen ruhiger angehst und Deinem Körper Zeit und Gelegenheit gibst, sich zu erholen. Ich weiß aber auch, dass das leichter gesagt, als getan ist. Ich habe selbst in der Examensvorbereitung Ohrenschmerzen bekommen, weil mein Kiefer permanent angespannt war und konnte auch nie voll runterfahren.
Ein Richter hat mir vor kurzem erzählt, dass er auf einer einsamen Berghütte ohne Strom und fließendes Wasser Urlaub gemacht hat. Die ersten vier Tage war er total nervös, weil er nichts tun konnte und danach soll größte Entspannung eingetreten sein. Das nur als Idee, könnte mir vorstellen, dass Dir 10 Tage ohne äußere Einflüsse ziemlich gut tun und viel Kraft geben könnten. Und wegen dem Lernausfall würde ich mich dann nicht stressen, die Erholung bringt Dir im Examen mehr, als das, was Du in der Zeit gelesen hättest - da bin ich mir sicher.
18.09.2024, 13:47
Alles Gute und gute Besserung. Ich persönlich wollte nie etwas anderes werden als Juristin, daher hatte ich diese Sinnkrise während der Examenszeit nicht. Dafür aber später im Beruf, als ich mich fast wegen Burnout in eine Klinik einweisen lassen wollte und deine Ausführungen klingen gar nicht so unähnlich zu meinen damaligen Gedanken. Ich habe in der Zeit auch über jedwede berufliche Alternativen nachgedacht, obwohl ich (im Gegensatz zu Dir zB) nie etwas anderes machen wollte. ABER, ich habe mit meinen Examina nicht das gemacht, weshalb ich eigentlich Juristin werden wollte. Daher ging es dann los mit dem Selbstmitleid, dem Gefühl, völlig sinnfreie Tätigkeiten zu machen (weil ich auch "Menschen helfen" wollte, das aber nicht in der Form gemacht habe, wie ursprünglich angedacht), Verzweiflung und auch Wut über mich selbst, meine Entscheidungen und die Situation, die ausweglos schien. Das war sie aber nicht, aber das musste ich mir erst wieder ins Gedächtnis bringen und auch meine ursprüngliche Motivation für Jura wieder finden. Überarbeitung und Erschöpfung können komische Dinge mit der mentalen Gesundheit machen - das ist nicht zu unterschätzen.
Das vorweg. Was mir sehr geholfen hat, war Abstand. Ich habe meinen Job gewechselt, aber auch eine Auszeit genommen. Ja, in die Natur gehen und vor allem seinen Alltag hinter sich zu lassen, war tatsächlich extrem geil. Ich habe auch bei meinem Exit mit einigen Kollegen (auch Partnern) gesprochen und sehr viele waren in einer ähnlichen Situation. Ihr würdet nicht glauben, wie viele der nach außen so selbstbewusst und selbstsicher wirkenden Juristen innerlich völlig anders sind - alle kochen mit Wasser und die wenigsten von uns haben das Studium und Ref ohne Nachwirkungen hinter sich gebracht - es sprechen nur die Wenigsten darüber und man fühlt sich daher natürlich oft hoffnungslos und allein. Besonders förderlich war für mich, dass ich durch diese Situation auch ein Coaching gemacht habe, da ich das Gefühl hatte, nicht mehr "ich" zu sein. Dort habe ich gelernt, nochmal in mich zu gehen und zu schauen, was ICH eigentlich wirklich will - mache ich das, was ich tue, wirklich für mich oder was ist die Motivation dahinter (Erwartungen erfüllen, Geld, Image fallen mir als Optionen ein). Mit dem Wissen, was genau mich eigentlich glücklich macht, habe ich mich neu sortiert. Spoiler: es hat nichts mit Arbeit zu tun, wobei die mich durchaus erfüllt - es ist aber NICHT mein Lebensinhalt und das muss ich mir auch jetzt noch immer wieder selbst sagen. Ich bin heute noch genauso motiviert wie damals, habe aber meine Prioritäten neu sortiert und gehe täglich mit Freude zur Arbeit und mit Freude auch in den Feierabend. Vielleicht hilft Dir die kurze Verschnaufpause und Du kannst mal kurz stoppen und Dich sammeln. Das Leben bietet so viele tolle Dinge, dass ein Job nicht zu Deiner Identität werden muss. Ich glaube, Du wirst dann von selbst merken, dass so kurz vor dem Ziel alles hinzuwerfen, wenn Du doch eigentlich Spaß an der Sache hast, nicht dein Weg sein wird. halte durch!
Edit: Halbssatz hat gefehlt.
Das vorweg. Was mir sehr geholfen hat, war Abstand. Ich habe meinen Job gewechselt, aber auch eine Auszeit genommen. Ja, in die Natur gehen und vor allem seinen Alltag hinter sich zu lassen, war tatsächlich extrem geil. Ich habe auch bei meinem Exit mit einigen Kollegen (auch Partnern) gesprochen und sehr viele waren in einer ähnlichen Situation. Ihr würdet nicht glauben, wie viele der nach außen so selbstbewusst und selbstsicher wirkenden Juristen innerlich völlig anders sind - alle kochen mit Wasser und die wenigsten von uns haben das Studium und Ref ohne Nachwirkungen hinter sich gebracht - es sprechen nur die Wenigsten darüber und man fühlt sich daher natürlich oft hoffnungslos und allein. Besonders förderlich war für mich, dass ich durch diese Situation auch ein Coaching gemacht habe, da ich das Gefühl hatte, nicht mehr "ich" zu sein. Dort habe ich gelernt, nochmal in mich zu gehen und zu schauen, was ICH eigentlich wirklich will - mache ich das, was ich tue, wirklich für mich oder was ist die Motivation dahinter (Erwartungen erfüllen, Geld, Image fallen mir als Optionen ein). Mit dem Wissen, was genau mich eigentlich glücklich macht, habe ich mich neu sortiert. Spoiler: es hat nichts mit Arbeit zu tun, wobei die mich durchaus erfüllt - es ist aber NICHT mein Lebensinhalt und das muss ich mir auch jetzt noch immer wieder selbst sagen. Ich bin heute noch genauso motiviert wie damals, habe aber meine Prioritäten neu sortiert und gehe täglich mit Freude zur Arbeit und mit Freude auch in den Feierabend. Vielleicht hilft Dir die kurze Verschnaufpause und Du kannst mal kurz stoppen und Dich sammeln. Das Leben bietet so viele tolle Dinge, dass ein Job nicht zu Deiner Identität werden muss. Ich glaube, Du wirst dann von selbst merken, dass so kurz vor dem Ziel alles hinzuwerfen, wenn Du doch eigentlich Spaß an der Sache hast, nicht dein Weg sein wird. halte durch!
Edit: Halbssatz hat gefehlt.
18.09.2024, 14:04
Ihr habt Recht damit, dass ich diese Pause wirklich brauche. Soweit es geht, lasse ich Jura für ein paar Tage liegen, schaue die neue Staffel Family Guy, und mache sonst - gar nichts. Vielleicht mal ein Spaziergang, wenn ich wieder fit genug bin. Kein stundenlanges Krafttraining, wie sonst 6 Tage die Woche, irgendwo gequetscht vor oder nach die Arbeit 😂😅💪🏻, sondern einfach mal wieder meinen Pflegehund einsammeln, auf ne Wiese setzen, und zugucken.
Ich habe inzwischen ja auch einige Klausuren zurückbekommen; Strafrecht ist sogar - wenn auch ultra knapp - bestanden (die Hölle muss zugefroren sein, das war genauso wahrscheinlich), Zivilrecht ist im befriedigenden Bereich. Einzelleistungen, und beim nächsten Mal können es auch wieder 2P sein, ich hüte mich vor Hochmut. Aber ich mache Fortschritte, das ist wichtig, und das habe ich schwarz auf weiß. Und das lässt mich auch etwas besser schlafen.
Die Pause war nötig. Echt. Ich habe noch gut 30 Tage Urlaub übrig, die ich nicht genommen habe, und den Urlaub dieses Jahr, den ich hatte, habe ich auf einem Marinestützpunkt verbracht. 15km marschieren am Tag, mit original 7 Äpfeln und 3 Bananen für 4 Tage, weil glutenfrei nicht ging, einkaufen aber auch nicht. 😂 Es war super schön, ich habe jeden Abend am Hafen gesessen, die Riesen betrachtet, die dort vor Anker lagen, und habe das Gefühl genossen, Zuhause zu sein. Körperliche Erschöpfung davon, dann die zwei Jobs, die dauerhaft bestehende, unterschwellige Trauer - ich brauche jetzt die Pause. Und wenn ich deswegen meinen Nebenjob verliere, ist das vielleicht nicht das schlechteste, dann schlaf ich wenigstens wieder nachts. Ich komme schon klar.
Klar weiß ich immer noch nicht, wie es weitergehen soll. Es geht aber erstmal weiter, wenn ich wieder fit bin. Langsam, mit kleinen Schritten und gemäßigtem, vor allem aber sinnvollerem Krafteinsatz, und dann schaue ich, ob es reicht. Wenn ja: wohl gut. Wenn nein: wohl blöd. Aber die Welt geht nicht unter, wenn ich es versuche, und mein Maß an Leiden darunter lässt sich reduzieren, wenn ich den Nebenjob quittiere, und einfach mal schaue, dass ich langsamer mache.
Ich habe inzwischen ja auch einige Klausuren zurückbekommen; Strafrecht ist sogar - wenn auch ultra knapp - bestanden (die Hölle muss zugefroren sein, das war genauso wahrscheinlich), Zivilrecht ist im befriedigenden Bereich. Einzelleistungen, und beim nächsten Mal können es auch wieder 2P sein, ich hüte mich vor Hochmut. Aber ich mache Fortschritte, das ist wichtig, und das habe ich schwarz auf weiß. Und das lässt mich auch etwas besser schlafen.
Die Pause war nötig. Echt. Ich habe noch gut 30 Tage Urlaub übrig, die ich nicht genommen habe, und den Urlaub dieses Jahr, den ich hatte, habe ich auf einem Marinestützpunkt verbracht. 15km marschieren am Tag, mit original 7 Äpfeln und 3 Bananen für 4 Tage, weil glutenfrei nicht ging, einkaufen aber auch nicht. 😂 Es war super schön, ich habe jeden Abend am Hafen gesessen, die Riesen betrachtet, die dort vor Anker lagen, und habe das Gefühl genossen, Zuhause zu sein. Körperliche Erschöpfung davon, dann die zwei Jobs, die dauerhaft bestehende, unterschwellige Trauer - ich brauche jetzt die Pause. Und wenn ich deswegen meinen Nebenjob verliere, ist das vielleicht nicht das schlechteste, dann schlaf ich wenigstens wieder nachts. Ich komme schon klar.
Klar weiß ich immer noch nicht, wie es weitergehen soll. Es geht aber erstmal weiter, wenn ich wieder fit bin. Langsam, mit kleinen Schritten und gemäßigtem, vor allem aber sinnvollerem Krafteinsatz, und dann schaue ich, ob es reicht. Wenn ja: wohl gut. Wenn nein: wohl blöd. Aber die Welt geht nicht unter, wenn ich es versuche, und mein Maß an Leiden darunter lässt sich reduzieren, wenn ich den Nebenjob quittiere, und einfach mal schaue, dass ich langsamer mache.
27.09.2024, 23:10
Funny thing, still haven't made my mind up.
Ich war jetzt zwei Wochen mit Corona krankgeschrieben, und habe die Zeit auch echt gebraucht. Musste durchatmen, schlafen. Jura komplett liegen lassen, wirklich komplett. Es sind noch ärger Konzentrationsprobpem da (ich kann mich z Bsp ums Verrecken nicht daran erinnern, welches Bein ich mir vor 4 Monaten gebrochen habe. Ich weiß es wirklich einfach nicht mehr), aber insgesamt geht's morgen wieder los.
Meine Klausuren muss ich so oder so jedensfalls auf Januar schieben, weil mein Arzt mir die Löffel langezogen hat, dass die Tumore jetzt raus müssen, und alles andere völlig egal ist. Ich kriege also dieses Jahr noch den Hals aufgeschnitten, und das will ich vernünftig verarbeiten. Also: Verlängerung EVD, weil nochmal krank.
Ich laufe bis dahin einfach ganz normal mit, freue mich auch auf die AGs, nur die Klausuren nicht. Aber das wird schon. Step by step jetzt. Hinschmeißen kann ich immer noch.
Ich war jetzt zwei Wochen mit Corona krankgeschrieben, und habe die Zeit auch echt gebraucht. Musste durchatmen, schlafen. Jura komplett liegen lassen, wirklich komplett. Es sind noch ärger Konzentrationsprobpem da (ich kann mich z Bsp ums Verrecken nicht daran erinnern, welches Bein ich mir vor 4 Monaten gebrochen habe. Ich weiß es wirklich einfach nicht mehr), aber insgesamt geht's morgen wieder los.
Meine Klausuren muss ich so oder so jedensfalls auf Januar schieben, weil mein Arzt mir die Löffel langezogen hat, dass die Tumore jetzt raus müssen, und alles andere völlig egal ist. Ich kriege also dieses Jahr noch den Hals aufgeschnitten, und das will ich vernünftig verarbeiten. Also: Verlängerung EVD, weil nochmal krank.
Ich laufe bis dahin einfach ganz normal mit, freue mich auch auf die AGs, nur die Klausuren nicht. Aber das wird schon. Step by step jetzt. Hinschmeißen kann ich immer noch.
28.09.2024, 00:13
Alles Gute und toi toi toi für den Eingriff!
Gesundheit sollte jetzt wirklich an erster Stelle stehen.
Gesundheit sollte jetzt wirklich an erster Stelle stehen.
01.10.2024, 10:10
Do it!
Schon mal ans Schreiben gedacht!? Du hast Talent für anschauliches Schreiben. Also vllt. kannst du ein Volontariat bei einer Zeitung etc. machen - das zweite Stex dürfte dich allemal qualifizieren. Und: Es ist was mit Menschen, ggf. Soziales und Munition im weitesten Sinne verschießen on top :)
Alles Gute!
Schon mal ans Schreiben gedacht!? Du hast Talent für anschauliches Schreiben. Also vllt. kannst du ein Volontariat bei einer Zeitung etc. machen - das zweite Stex dürfte dich allemal qualifizieren. Und: Es ist was mit Menschen, ggf. Soziales und Munition im weitesten Sinne verschießen on top :)
Alles Gute!
20.10.2024, 19:45
Auch, wenn sich der Thread eher zu einem persönlichen Rumgeheule entwickelt, der etwas Blogcharakter hat, gebe ich mal ein kleines Update.
Es fühlt sich an, als hätte ich aufgegeben. Dabei habe ich mich nur entschieden, eine gesundheitsbedingte Pause zu machen. Hier schwenkt keiner endgültig die weiße Fahne, und ich werde meine Klausuren auch schreiben - nur nicht im Dezember. Ich könnte meinen Kadaver wahrscheinlich irgendwie über die Ziellinie schleifen, aber der Preis ist mir im Moment dafür zu hoch.
Ich brauche jetzt einen Moment, um das alles zu verarbeiten. Ein kleiner Tumor ist schon rausgenommen worden, der gutartig war. Das hat erstmal etwas Hoffnung gemacht, dass auch die großen im Hals gutartig sind, nun ist das doofe Ding wiedergekommen. Selbe Stelle, drückt wieder auf den Knochen, alles doof. Wird also die zehnte (!) OP dieses Jahr.
Das ist an sich nicht so schlimm. Körperlich kann ich relativ viel verpacken. Ich bin nach sieben von neun OPs wieder arbeiten gegangen, war nicht mal krankgeschrieben. Aber ich merke: Ich bin emotional gerade durch. Und man müsste mir mein letztes Studium (Psychologie) mitsamt der gesamten Literatur auf den Schädel hauen, wenn ich da jetzt nicht alle Hufe in den Asphalt stemmen und sagen würde: "Nein. Das hier ist gerade kein Krieg, in dem jede:r Krieger:in zählt. Es ist ein Referendariat, in dem ich ganz stumpf ausfallen kann, ohne dass irgendwer dadurch einen Nachteil hat. Das Land kann sich das leisten, der Staat kann sich das leisten, wenn ich jetzt drei Wochen, vier Wochen, zwei Monate dienstunfähig bin."
Und trotzdem fühlt es sich so sehr nach Versagen an.
Ein ganz ganz ganz riesengroßes Lob möchte ich mal wieder für den EVD am OLG Hamm dalassen. Ich habe die AG-Leiter kurz und unemotional darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Tumore eben festgestellt worden sind, dass noch nicht klar ist, ob Daumen rauf oder Daumen runter, und habe gefragt, ob ich vielleicht trotzdem während der Krankschreibung weiter zur AG kommen darf. Nicht so sehr, weil ich glaube, dass es einen massiven juristischen Mehrwert für mich in der Zeit hat, sondern weil ich mich einfach momentan übel haltlos fühle und versuche, eine halbwegs normale Struktur beizubehalten. Mehr psychologische Gründe als sonst was, you See.
Und alle haben zugestimmt, dass ich weiterhin kommen darf. Hab ich dann doch ein bisschen geheult, einfach weil das wirkliche Unterstützung ist und ich einfach dankbar bin.
Meinen Nebenjob habe ich natürlich gekündigt, auch wenn das Geld fehlen wird.
TL;DR: Pausen und Unterbrechungen werden im EVD ohne Probleme angenommen und verstanden. Da geht es nicht nur didaktisch extrem gut zu, sondern auch menschlich.
Es fühlt sich an, als hätte ich aufgegeben. Dabei habe ich mich nur entschieden, eine gesundheitsbedingte Pause zu machen. Hier schwenkt keiner endgültig die weiße Fahne, und ich werde meine Klausuren auch schreiben - nur nicht im Dezember. Ich könnte meinen Kadaver wahrscheinlich irgendwie über die Ziellinie schleifen, aber der Preis ist mir im Moment dafür zu hoch.
Ich brauche jetzt einen Moment, um das alles zu verarbeiten. Ein kleiner Tumor ist schon rausgenommen worden, der gutartig war. Das hat erstmal etwas Hoffnung gemacht, dass auch die großen im Hals gutartig sind, nun ist das doofe Ding wiedergekommen. Selbe Stelle, drückt wieder auf den Knochen, alles doof. Wird also die zehnte (!) OP dieses Jahr.
Das ist an sich nicht so schlimm. Körperlich kann ich relativ viel verpacken. Ich bin nach sieben von neun OPs wieder arbeiten gegangen, war nicht mal krankgeschrieben. Aber ich merke: Ich bin emotional gerade durch. Und man müsste mir mein letztes Studium (Psychologie) mitsamt der gesamten Literatur auf den Schädel hauen, wenn ich da jetzt nicht alle Hufe in den Asphalt stemmen und sagen würde: "Nein. Das hier ist gerade kein Krieg, in dem jede:r Krieger:in zählt. Es ist ein Referendariat, in dem ich ganz stumpf ausfallen kann, ohne dass irgendwer dadurch einen Nachteil hat. Das Land kann sich das leisten, der Staat kann sich das leisten, wenn ich jetzt drei Wochen, vier Wochen, zwei Monate dienstunfähig bin."
Und trotzdem fühlt es sich so sehr nach Versagen an.
Ein ganz ganz ganz riesengroßes Lob möchte ich mal wieder für den EVD am OLG Hamm dalassen. Ich habe die AG-Leiter kurz und unemotional darüber in Kenntnis gesetzt, dass die Tumore eben festgestellt worden sind, dass noch nicht klar ist, ob Daumen rauf oder Daumen runter, und habe gefragt, ob ich vielleicht trotzdem während der Krankschreibung weiter zur AG kommen darf. Nicht so sehr, weil ich glaube, dass es einen massiven juristischen Mehrwert für mich in der Zeit hat, sondern weil ich mich einfach momentan übel haltlos fühle und versuche, eine halbwegs normale Struktur beizubehalten. Mehr psychologische Gründe als sonst was, you See.
Und alle haben zugestimmt, dass ich weiterhin kommen darf. Hab ich dann doch ein bisschen geheult, einfach weil das wirkliche Unterstützung ist und ich einfach dankbar bin.
Meinen Nebenjob habe ich natürlich gekündigt, auch wenn das Geld fehlen wird.
TL;DR: Pausen und Unterbrechungen werden im EVD ohne Probleme angenommen und verstanden. Da geht es nicht nur didaktisch extrem gut zu, sondern auch menschlich.
20.10.2024, 19:56
(01.10.2024, 10:10)Hutschnur schrieb: Do it!
Schon mal ans Schreiben gedacht!? Du hast Talent für anschauliches Schreiben. Also vllt. kannst du ein Volontariat bei einer Zeitung etc. machen - das zweite Stex dürfte dich allemal qualifizieren. Und: Es ist was mit Menschen, ggf. Soziales und Munition im weitesten Sinne verschießen on top :)
Alles Gute!
Es ist mir todespeinlich, das zuzugeben, und ich kriege auch immer wieder eine kleine Panikattacke, wenn ich Übersichten über Auflage und Verkäufe sehe, aber ich bin tatsächlich Autorin und im Bereich Psychothriller unterwegs. Mein aktueller Roman, der 2021 bereits hätte erscheinen sollen und damit mal eben solide 3 Jahre Verspätung hat, wird und wird einfach nicht fertig, weil ich nicht die Zeit zusammengekratzt kriege, um wirklich mal ein paar Stunden konzentriert dran zu arbeiten. Irgendwann wird das noch was... irgendwann.
Das ist aber wirklich nur ein Hobby, und ich möchte es nicht gern zu Erwerbszwecken machen. Als unbekannte Autorin verdiene ich ohnehin nicht besonders viel pro eingereichtem Roman, muss das aber auch nicht. Schreiben ist und war schon immer eine Leidenschaft, die mir unendlich viel gibt. Sich wirklich nach dem Markt richten zu müssen - was man als Autor:in im Hauptberuf machen sollte - ginge mir ziemlich zuwider. Ich möchte die Geschichten erzählen, die erzählt werden wollen. Ob es dann auch die sind, die gelesen werden wollen, weiß ich nicht. Entsprechend möchte ich auch nicht so gern zurück in den Journalismus (auch wenn ich nur Erfahrung damit habe, für eine Lokalzeitung zu schreiben und für Parteiprogramme).
Aber ganz lieben Dank! :) :) :)
Vor 9 Stunden
Viel Erfolg und alles Gute für deinen Weg!
Ich kennen Leute die als diplomjuristIn glücklich geworden sind..
Aber ich wollte eigentlich nur eben eine anderer Idee noch in den Raum werfen:
Damit du dich ohne finanzielle Sorgen auf dich konzentrieren und dann ggf. auch wieder lernen kannst, überlege doch vielleicht einen Bildungskredit aufzunehmen.
Ich habe das gemacht.
In den usa ist ein Kredit mehr als normal, hier will es jeder vermeiden.
Aber wenn man ein paar tausend Euro Schulden hat, sind die m.E. gut investiert, wenn man sich dann besser auf die Ausbildung / Zukunft vorbereiten kann.
Ich schätze dich so ein, dass du jedenfalls früher oder später gut genug verdienen wirst, um 200€ Raten abzubezahlen..
Alles gute nochmal
Ich kennen Leute die als diplomjuristIn glücklich geworden sind..
Aber ich wollte eigentlich nur eben eine anderer Idee noch in den Raum werfen:
Damit du dich ohne finanzielle Sorgen auf dich konzentrieren und dann ggf. auch wieder lernen kannst, überlege doch vielleicht einen Bildungskredit aufzunehmen.
Ich habe das gemacht.
In den usa ist ein Kredit mehr als normal, hier will es jeder vermeiden.
Aber wenn man ein paar tausend Euro Schulden hat, sind die m.E. gut investiert, wenn man sich dann besser auf die Ausbildung / Zukunft vorbereiten kann.
Ich schätze dich so ein, dass du jedenfalls früher oder später gut genug verdienen wirst, um 200€ Raten abzubezahlen..
Alles gute nochmal