06.09.2024, 17:43
Halte das Risiko auch für sehr überschaubar, dass die Leute im öD spürbar über ihr reguläres Renteneintrittsalter hinaus arbeiten wollen. Gerade im öD fällt mir gar kein Beispiel ein, in dem ich das erlebt hätte. Die meisten ergreifen die erste Möglichkeit um in den Ruhestand zu gehen. Dafür nimmt man dann auch bereitwillig finanzielle Abstriche hin.
06.09.2024, 17:53
(06.09.2024, 14:53)Egal schrieb:(05.09.2024, 18:59)Freidenkender schrieb: ist die Frage, was die Anzahl der Juristen über das Unternehmen aussagt. Hängt halt sehr am Geschäftsmodell. Wir sind eine Versicherung mit über 10000 MA und beschäftigen über 400 Juristen. Wenn du in die Konzernrechtsabteilung schaust, dann sind keine 10. Die machen dann aber hart nur Aufsichts-, Gesellschaft-, Kartell-, Vertriebsrecht. Datenschutz, Geldwäsche, Compliancen, Revision, Einkauf etc. läuft in anderen Einheiten. Daher sind Größenvergleiche schwierig und m.E. wenig aussagekräftig
Mir ging es nicht in erster Linie um einen Vergleich oder darum, wer "besser" ist.
Eure Tätigkeit in der Versicherung ist juristischer geprägt als die in einem technischen Unternehmen. Daher habt ihr mehr Juristen, sei es Volljuristen oder welche mit erstem Staatsexamen, als wir.
Ich habe nur das Gefühl, manche haben falsche Vorstellungen davon, wie viel Juristen man zur Führung eines Unternehmens braucht. Es sind in technischen Unternehmen offenbar weniger als man denkt und daher gibt es in diesen Unternehmen konsequenterweise weniger offene Stellen für Juristen. Das hat aber nichts mit einem wie auch immer gearteten Bewerbermarkt zu tun.
Die Fluktuation bei uns ist gering und die meisten juristischen Stellen besetzt. Daher suchen wir aktuell keinen, aber sehr wohl Bewerber anderer Studiengänge und Ausbildungen.
Um damit zurück zum Ausgangsthema zu kommen: sucht bei den Kanzleien nach offenen Stellen. In den Unternehmen gibt es, je nach Branche, einen deutlich geringeren Bedarf. Daher sind dort weniger Stellen ausgeschrieben, unabhängig davon ob es dem Unternehmen schlecht geht oder nicht.
mir ging es auch nicht um besser oder schlechter. Es ist eben sehr speziell und branchenspezifisch.
Mein Hinweis zum Bewerbermarkt habe ich ja bereits weiter oben gegeben. Mein Eindruck ist halt, dass viele Bewerber mit falschen Vorstellungen kommen und denken, die außertariflichen Stellen haben auf mich gewartet. Das gleiche hat mir ein Kollege eines großen Konzern erst diese Woche gesagt. So ein großer Laden hat an verschiedenen Stellen Bedarf. Das ist nicht alles Konzernrecht, aber da wollen alle hin. Da werden aber nur die Besten genommen und die Stellen sind rar.
Daher Stellenbörsen anschauen. Aber bitte nicht erwarten, dass es nach der Bewerbung Selbstläufer sind. Bei der letzten Stelle für Arbeitsrecht hatte ich gut 30 Bewerbungen hier liegen. Da kann man als Unternehmen halt aussuchen. Ist das anders als früher: nein. Zumindest bei uns hat sich da sehr wenig verändert. Wir benchen unsere Bewerberzahlen derzeit gerne mit der Vorcoroniazeit, da die Coronajahre einfach nicht repräsentativ sind und da hat sich fast nichts getan
08.09.2024, 23:08
(06.09.2024, 17:31)nachdenklich schrieb:(06.09.2024, 17:13)Patenter Gast schrieb: Das eine hat ja nichts mit dem anderen zu tun. WG-Zimmer sind auch sehr begehrt. Trotzdem wollen Berufstätige dann zügig aus einem WG Zimmer aus- und in eine eigene Wohnung einziehen.
Das ist völlig richtig. Iwan hatte ich im Juridicum mal eine Studentenzeitschrift beiläufig überflogen, in der u.a. hervorgehoben wurde, dass ein Großteil der Jurastudenten in den ÖD möchte (bzw. in dessen Peripherie unterkommen möchte).
Erstaunlich ist hier der doch frappierende Gegensatz der Topabsolventen von Jura und BWL. Topabsolventen der BWL machen ein Praktikum nach dem anderen, lernen wie verrückt auf die 1,0 bzw 1,3 um sich so - nach diversen AC-Durchgängen - die Chance für Tier 1 oder Tier 2 UB oder IB zu erhalten oder jedenfalls ins IGM Unternehmen zu kommen.
Der Volljurist mit 2x Prädikat (und idR ebenfalls sehr viel Fleiß) hofft relativ häufig auf ruhige Kugel im ÖD. Das ist mir schon länger aufgefallen. Dies ist eventuell dem Umstand geschuldet, dass ein Großteil der Bevölkerung (und damit auch der BWL-Studenten) über die massiven Privilegien im ÖD (insb natürlich bei Verbeamtung) nichts oder nur kaum etwas wissen. Als (angehende) Juristen ist man da wohl etwas aufgeklärter :F.
Das Verstehe ich nicht ganz. Welche Privilegien meinst du? Und warum sollte ein Volljurist mit zwei VB nicht lieber das doppelte in der freien Wirtschaft verdienen wollen? Wie sehen das die anderen?
09.09.2024, 06:40
(08.09.2024, 23:08)Freddie schrieb:Alleine in dem Ministerium, in dem ich arbeite sind wir mehrere dutzend Jungjuristen, von denen wohl beinahe ein jeder Doppel-VB haben dürfte. Der Grund liegt nahe. Ich verdiene eben nicht nur die Hälfte, sondern "nur" 1500 EUR netto weniger im Monat, arbeite aber auch 500 Stunden weniger im Jahr als früher. Wuch ist schlichtweg der alte "Fünf Jahre Sklaventum gegen ein Haus in der Heimat"-Deal unattraktiver geworden, da das nicht mehr so hinhaut, falls es das je getan hat.(06.09.2024, 17:31)nachdenklich schrieb:(06.09.2024, 17:13)Patenter Gast schrieb: Das eine hat ja nichts mit dem anderen zu tun. WG-Zimmer sind auch sehr begehrt. Trotzdem wollen Berufstätige dann zügig aus einem WG Zimmer aus- und in eine eigene Wohnung einziehen.
Das ist völlig richtig. Iwan hatte ich im Juridicum mal eine Studentenzeitschrift beiläufig überflogen, in der u.a. hervorgehoben wurde, dass ein Großteil der Jurastudenten in den ÖD möchte (bzw. in dessen Peripherie unterkommen möchte).
Erstaunlich ist hier der doch frappierende Gegensatz der Topabsolventen von Jura und BWL. Topabsolventen der BWL machen ein Praktikum nach dem anderen, lernen wie verrückt auf die 1,0 bzw 1,3 um sich so - nach diversen AC-Durchgängen - die Chance für Tier 1 oder Tier 2 UB oder IB zu erhalten oder jedenfalls ins IGM Unternehmen zu kommen.
Der Volljurist mit 2x Prädikat (und idR ebenfalls sehr viel Fleiß) hofft relativ häufig auf ruhige Kugel im ÖD. Das ist mir schon länger aufgefallen. Dies ist eventuell dem Umstand geschuldet, dass ein Großteil der Bevölkerung (und damit auch der BWL-Studenten) über die massiven Privilegien im ÖD (insb natürlich bei Verbeamtung) nichts oder nur kaum etwas wissen. Als (angehende) Juristen ist man da wohl etwas aufgeklärter :F.
Das Verstehe ich nicht ganz. Welche Privilegien meinst du? Und warum sollte ein Volljurist mit zwei VB nicht lieber das doppelte in der freien Wirtschaft verdienen wollen? Wie sehen das die anderen?
09.09.2024, 10:32
(08.09.2024, 23:08)Freddie schrieb:(06.09.2024, 17:31)nachdenklich schrieb:(06.09.2024, 17:13)Patenter Gast schrieb: Das eine hat ja nichts mit dem anderen zu tun. WG-Zimmer sind auch sehr begehrt. Trotzdem wollen Berufstätige dann zügig aus einem WG Zimmer aus- und in eine eigene Wohnung einziehen.
Das ist völlig richtig. Iwan hatte ich im Juridicum mal eine Studentenzeitschrift beiläufig überflogen, in der u.a. hervorgehoben wurde, dass ein Großteil der Jurastudenten in den ÖD möchte (bzw. in dessen Peripherie unterkommen möchte).
Erstaunlich ist hier der doch frappierende Gegensatz der Topabsolventen von Jura und BWL. Topabsolventen der BWL machen ein Praktikum nach dem anderen, lernen wie verrückt auf die 1,0 bzw 1,3 um sich so - nach diversen AC-Durchgängen - die Chance für Tier 1 oder Tier 2 UB oder IB zu erhalten oder jedenfalls ins IGM Unternehmen zu kommen.
Der Volljurist mit 2x Prädikat (und idR ebenfalls sehr viel Fleiß) hofft relativ häufig auf ruhige Kugel im ÖD. Das ist mir schon länger aufgefallen. Dies ist eventuell dem Umstand geschuldet, dass ein Großteil der Bevölkerung (und damit auch der BWL-Studenten) über die massiven Privilegien im ÖD (insb natürlich bei Verbeamtung) nichts oder nur kaum etwas wissen. Als (angehende) Juristen ist man da wohl etwas aufgeklärter :F.
Das Verstehe ich nicht ganz. Welche Privilegien meinst du? Und warum sollte ein Volljurist mit zwei VB nicht lieber das doppelte in der freien Wirtschaft verdienen wollen? Wie sehen das die anderen?
Du musst beim öD zwei Situationen unterscheiden, die viele Studis/Refs nicht beachten: Bist du in einer der Anwaltshochburgen oder irgendwo anders. Natürlich bieten sich in München oder Frankfurt viele attraktive Stellen in der Privatwirtschaft.
80% des Lebens spielt sich aber woanders ab. In Kiel, Oldenburg oder Kassel hast du keine Unternehmen oder Kanzleien, die mal eben 120k oder mehr zahlen. Und wenn du später selbstständiger Anwalt bist, kannst du gut verdienen, aber hast eben auch sehr viel Arbeit (und Risiko). Die sichere Beamtenstelle erscheint daneben deutlich attraktiver.
Abgesehen davon, das ganz große Geld in den GKs geht nun einmal auch mit einer sehr hohen Arbeitslast einher. Es gibt genug Menschen, die sagen, dass sie es wertvoller finden, wenn sie Freitags um 16 Uhr mit Freunden im Garten grillen können statt bis 22 Uhr im Büro zu sitzen. Auch wenn es dafür weniger Geld gibt.
09.09.2024, 15:57
Verstehe. Ein guter Bekannter von mir, Ministerialrat, wollte wechseln und hat sich dieses Jahr bei einer Kanzlei beworben. Man sagte ihm noch beim Vorstellungsgespräch ziemlich überrascht, dass es normalerweise andersherum üblich sei – also der Wechsel von der freien Wirtschaft in den Staatsdienst
09.09.2024, 17:33
MR = A16. Die bekommt man idR nicht unter 40 Jahren. Da ist der Ausstieg schon relativ „teuer“, wenn man an den Verlust der bis dahin erworbenen Pensionsansprüche denkt. Ab einem gewissen Alter wird der öD irgendwann zum „Goldenen Käfig“. Je nach Dienstherr gab es aber evtl. noch Altersgeld, das macht den Ausstieg finanziell etwas weniger schmerzhaft.
09.09.2024, 18:00
.
09.09.2024, 18:49
Das lässt aber u.a. außer Acht, dass der überwiegende Teil der Kanzleien und in weiten Teilen z.B. die Justiz und auch die allgemeine Verwaltung und Finanzverwaltung gar nicht spezifisch offene Stellen meldet, aber bei Zusendung passender Bewerber Einstellungen in Summe in nicht unerheblichem Umfang erfolgen.
09.09.2024, 19:14
Bei der Agentur für Arbeit waren noch nie viele Juristenstellen gemeldet oder ausgeschrieben.