18.05.2024, 12:59
Ich habe das Vorstellungsgespräch (aus persönlichen Gründen) inzwischen abgesagt.
In der Zwischenzeit habe ich etwas Recherche betrieben, vielleicht ist das für noch jemanden interessant:
Gegenwärtige dauert es bis zur Bestellung eher 6-7 Jahr als die drei Jahre Mindestassessorzeit. Die Ernennung geht nicht rein nach Wartezeit (d.h. gute Noten/Bewertungen zählen schon), aber die Wartezeit ist wohl ein entscheidender Faktor. Deswegen erscheint mir die Gefahr weniger, dass man auf dem Erstellen freien Posten ernannt wird, sondern eher, dass man ewig Assessor bleibt.
Die Zuweisung des Assessors zu einem Ausbildungsnotar ist nicht wohnortsorientiert und recht kurzfristig. Man kann also Glück haben, man kann aber auch innerhalb von ein paar Wochen umziehen müssen.
Es gibt Sonderverwendungen (Berlin, Brüssel, Würzburg) und die kammer ist hinterher, dass Assessoren diese Aufgaben übernehmen. Danach ist es wohl aber einfacher, ernannt zu werden.
Das Vorstellungsgespräch hat einen fachlichen Teil, bei dem eine Beratungssituation bewertet werden muss, wobei es wohl um die Herangehensweise und nicht das Fachwissen geht, und einen persönlichen Teil zu Motivation. In dem wird wohl auch abgechecktckt, ob man örtlich flexibel ist.
Alles bezieht sich auf die rheinische Notarkammer. Wie es in anderen Kammern ist, weiß ich nicht.
In der Zwischenzeit habe ich etwas Recherche betrieben, vielleicht ist das für noch jemanden interessant:
Gegenwärtige dauert es bis zur Bestellung eher 6-7 Jahr als die drei Jahre Mindestassessorzeit. Die Ernennung geht nicht rein nach Wartezeit (d.h. gute Noten/Bewertungen zählen schon), aber die Wartezeit ist wohl ein entscheidender Faktor. Deswegen erscheint mir die Gefahr weniger, dass man auf dem Erstellen freien Posten ernannt wird, sondern eher, dass man ewig Assessor bleibt.
Die Zuweisung des Assessors zu einem Ausbildungsnotar ist nicht wohnortsorientiert und recht kurzfristig. Man kann also Glück haben, man kann aber auch innerhalb von ein paar Wochen umziehen müssen.
Es gibt Sonderverwendungen (Berlin, Brüssel, Würzburg) und die kammer ist hinterher, dass Assessoren diese Aufgaben übernehmen. Danach ist es wohl aber einfacher, ernannt zu werden.
Das Vorstellungsgespräch hat einen fachlichen Teil, bei dem eine Beratungssituation bewertet werden muss, wobei es wohl um die Herangehensweise und nicht das Fachwissen geht, und einen persönlichen Teil zu Motivation. In dem wird wohl auch abgechecktckt, ob man örtlich flexibel ist.
Alles bezieht sich auf die rheinische Notarkammer. Wie es in anderen Kammern ist, weiß ich nicht.
19.05.2024, 12:02
OLG Köln, Beschluss vom 23.11.2020 - Not 7/20 - hier steht doch das Meiste drin, was zum Bewerbungsverfahren und zu den Notenanforderungen interessieren könnte.
@Notatüt: Was ist an der womöglich längeren Assessorenzeit aus Deiner Sicht problematisch? Die Tätigkeit, die Fahrerei, der Verdienst?
@Notatüt: Was ist an der womöglich längeren Assessorenzeit aus Deiner Sicht problematisch? Die Tätigkeit, die Fahrerei, der Verdienst?
19.05.2024, 21:38
Wobei das Verfahren wohl nach dem Urteil angepasst wurde, weil die fachlichen Bewertungen ganz überwiegend aus der Examensnote besteht und weniger Gewicht auf die fachlichen Fragen gelegt wird.
Für mich war es letztlich eine Entscheidung für meine jetzige Stelle und nicht primär gegen das Notariat. Aber sicher, die örtliche Flexibilität im Assessordienst (v.a. regelmäßige Vertretungen überall im Bezirk) und die Ungewissheit, wo man später landet, machen das Notariat schon unattraktiver.
Bei mir kam dann noch hinzu, dass ich mir realistische Chancen ausrechne, in sechs bis acht Jahren bei meinem jetzigen Arbeitgeber in die Partnerschaft aufgenommen zu werden. Bei u.U. sieben Jahre Assessordienst sind die finanziellen Unterschiede dann überschaubar bzw. von Faktoren abhängig (Ort des Notariats/ Geschäftsentwicklung der Kanzlei), die ich nicht vorhersehen kann. Und letztendlich mag ich meinen jetzigen Job - manchmal hilft ja die andere Option, um das erst zu realisieren.
Für mich war es letztlich eine Entscheidung für meine jetzige Stelle und nicht primär gegen das Notariat. Aber sicher, die örtliche Flexibilität im Assessordienst (v.a. regelmäßige Vertretungen überall im Bezirk) und die Ungewissheit, wo man später landet, machen das Notariat schon unattraktiver.
Bei mir kam dann noch hinzu, dass ich mir realistische Chancen ausrechne, in sechs bis acht Jahren bei meinem jetzigen Arbeitgeber in die Partnerschaft aufgenommen zu werden. Bei u.U. sieben Jahre Assessordienst sind die finanziellen Unterschiede dann überschaubar bzw. von Faktoren abhängig (Ort des Notariats/ Geschäftsentwicklung der Kanzlei), die ich nicht vorhersehen kann. Und letztendlich mag ich meinen jetzigen Job - manchmal hilft ja die andere Option, um das erst zu realisieren.
20.05.2024, 11:30
(18.05.2024, 12:59)Notatüt schrieb: Ich habe das Vorstellungsgespräch (aus persönlichen Gründen) inzwischen abgesagt.
In der Zwischenzeit habe ich etwas Recherche betrieben, vielleicht ist das für noch jemanden interessant:
Gegenwärtige dauert es bis zur Bestellung eher 6-7 Jahr als die drei Jahre Mindestassessorzeit. Die Ernennung geht nicht rein nach Wartezeit (d.h. gute Noten/Bewertungen zählen schon), aber die Wartezeit ist wohl ein entscheidender Faktor. Deswegen erscheint mir die Gefahr weniger, dass man auf dem Erstellen freien Posten ernannt wird, sondern eher, dass man ewig Assessor bleibt.
Die Zuweisung des Assessors zu einem Ausbildungsnotar ist nicht wohnortsorientiert und recht kurzfristig. Man kann also Glück haben, man kann aber auch innerhalb von ein paar Wochen umziehen müssen.
Es gibt Sonderverwendungen (Berlin, Brüssel, Würzburg) und die kammer ist hinterher, dass Assessoren diese Aufgaben übernehmen. Danach ist es wohl aber einfacher, ernannt zu werden.
Das Vorstellungsgespräch hat einen fachlichen Teil, bei dem eine Beratungssituation bewertet werden muss, wobei es wohl um die Herangehensweise und nicht das Fachwissen geht, und einen persönlichen Teil zu Motivation. In dem wird wohl auch abgechecktckt, ob man örtlich flexibel ist.
Alles bezieht sich auf die rheinische Notarkammer. Wie es in anderen Kammern ist, weiß ich nicht.
Ich weiß nicht woher diese Zahlen kommen, aber realistisch dürfte derzeit eine Wartezeit von 4-4,5 Jahren sein. Die Assessoren die länger warten, schielen eher auf bestimmte Stellen (Düsseldorf, Köln, Heimatort, etc.) oder nutzen die Assessorenzeit für die Kindererziehung. Wer örtlich flexibel ist, wird deutlich schneller eine Stelle bekommen. Die Stellen sind so ausgeschrieben, dass statistisch nach 3,5-4 Jahren jeder Assessor mit einer Stelle versorgt werden kann.
gez. derzeitiger Assessor in der Rheinischen Kammer
20.05.2024, 11:44
(20.05.2024, 11:30)Notarassessor schrieb:(18.05.2024, 12:59)Notatüt schrieb: Ich habe das Vorstellungsgespräch (aus persönlichen Gründen) inzwischen abgesagt.
In der Zwischenzeit habe ich etwas Recherche betrieben, vielleicht ist das für noch jemanden interessant:
Gegenwärtige dauert es bis zur Bestellung eher 6-7 Jahr als die drei Jahre Mindestassessorzeit. Die Ernennung geht nicht rein nach Wartezeit (d.h. gute Noten/Bewertungen zählen schon), aber die Wartezeit ist wohl ein entscheidender Faktor. Deswegen erscheint mir die Gefahr weniger, dass man auf dem Erstellen freien Posten ernannt wird, sondern eher, dass man ewig Assessor bleibt.
Die Zuweisung des Assessors zu einem Ausbildungsnotar ist nicht wohnortsorientiert und recht kurzfristig. Man kann also Glück haben, man kann aber auch innerhalb von ein paar Wochen umziehen müssen.
Es gibt Sonderverwendungen (Berlin, Brüssel, Würzburg) und die kammer ist hinterher, dass Assessoren diese Aufgaben übernehmen. Danach ist es wohl aber einfacher, ernannt zu werden.
Das Vorstellungsgespräch hat einen fachlichen Teil, bei dem eine Beratungssituation bewertet werden muss, wobei es wohl um die Herangehensweise und nicht das Fachwissen geht, und einen persönlichen Teil zu Motivation. In dem wird wohl auch abgechecktckt, ob man örtlich flexibel ist.
Alles bezieht sich auf die rheinische Notarkammer. Wie es in anderen Kammern ist, weiß ich nicht.
Ich weiß nicht woher diese Zahlen kommen, aber realistisch dürfte derzeit eine Wartezeit von 4-4,5 Jahren sein. Die Assessoren die länger warten, schielen eher auf bestimmte Stellen (Düsseldorf, Köln, Heimatort, etc.) oder nutzen die Assessorenzeit für die Kindererziehung. Wer örtlich flexibel ist, wird deutlich schneller eine Stelle bekommen. Die Stellen sind so ausgeschrieben, dass statistisch nach 3,5-4 Jahren jeder Assessor mit einer Stelle versorgt werden kann.
gez. derzeitiger Assessor in der Rheinischen Kammer
Zur ganzen Ehrlichkeit gehört es aber auch, mitzuteilen, dass es im Rheinland auch sehr schlechte Stellen gibt, die sich wirtschaftlich kaum oder sogar gar nicht tragen. Die Kammer vergibt in solchen Fällen "großzügig" Darlehen...
20.05.2024, 12:31
(19.05.2024, 21:38)Notatüt schrieb: Wobei das Verfahren wohl nach dem Urteil angepasst wurde, weil die fachlichen Bewertungen ganz überwiegend aus der Examensnote besteht und weniger Gewicht auf die fachlichen Fragen gelegt wird.
Für mich war es letztlich eine Entscheidung für meine jetzige Stelle und nicht primär gegen das Notariat. Aber sicher, die örtliche Flexibilität im Assessordienst (v.a. regelmäßige Vertretungen überall im Bezirk) und die Ungewissheit, wo man später landet, machen das Notariat schon unattraktiver.
Bei mir kam dann noch hinzu, dass ich mir realistische Chancen ausrechne, in sechs bis acht Jahren bei meinem jetzigen Arbeitgeber in die Partnerschaft aufgenommen zu werden. Bei u.U. sieben Jahre Assessordienst sind die finanziellen Unterschiede dann überschaubar bzw. von Faktoren abhängig (Ort des Notariats/ Geschäftsentwicklung der Kanzlei), die ich nicht vorhersehen kann. Und letztendlich mag ich meinen jetzigen Job - manchmal hilft ja die andere Option, um das erst zu realisieren.
Danke für die Antwort. Das ist nachvollziehbar. Der Assessorendienst verlangt in dieser Hinsicht schon viel ab und ist, wenn es mit Zuweisungen und Vertretungen entfernungsmäßig ungünstig läuft, vermutlich insgesamt ähnlich belastend wie die Tätigkeit als RA in der Kanzlei rein stundenmäßig arbeitsintensiv ist.
Die finanzielle Perspektive als Notar ist natürlich in der Tat zweifelhaft. Hier glänzt der notarielle Berufsstand traditionell nicht mit Transparenz, zumal sich die Einkommen natürlich nach Standort stark unterscheiden (dass sich einzelne Stellen gar nicht tragen, dürfte wegen der diesbzgl. Regelungen der BNotO die absolute Ausnahme sein; die Behauptung von Greif scheint hier eher ins Blaue hinein zu erfolgen).
Die von Dir, Notatüt, angedeutete Rechnung, dass es überschlägig finanziell genauso attraktiv ist, 6-8 Jahre MK-/GK-Associate und dann dort Partner zu sein, wie 4 Jahre Assessor und dann Notar, teile ich. Insgesamt dürfte der MK-/GK-Weg bei dieser Betrachtung sogar (deutlich?) attraktiver sein, wenn man zugrunde legt, dass die erste Notarstelle eher in der Peripherie des Rheinlands liegt.
Andererseits: Wenn man sieht, dass sich die 12-Pkt-Kandidaten idR doch für's Notariat entscheiden und Hengeler und Co. (wo sie bereits weit sechsstellig verdienen) dafür verlassen, darf man obige Annahme dennoch bezweifeln, denn die werden das schon im Blick haben, oder wie siehst Du das? Natürlich spielt in erster Linie die Tätigkeit die ausschlaggebende Rolle für die Berufswahl, aber die Kandidaten werden die Nachteile des Notariats (Fahrererei, Zuweisungen etc.) schon gründlich mit den Vorteilen (neben Unabhängigkeit eben insb./u.a. finanzielle Perspektive) abwägen. Und wer vier Jahre bei Hengeler in Düsseldorf im M&A war, wird zumindest nicht allein deswegen Assessor in der Rhein. Kammer, weil er dort die Aussicht auf eine unabhängigere und selbständige Tätigkeit in anderer Rolle hat.
20.05.2024, 12:48
(20.05.2024, 12:31)Putzo23 schrieb:(19.05.2024, 21:38)Notatüt schrieb: Wobei das Verfahren wohl nach dem Urteil angepasst wurde, weil die fachlichen Bewertungen ganz überwiegend aus der Examensnote besteht und weniger Gewicht auf die fachlichen Fragen gelegt wird.
Für mich war es letztlich eine Entscheidung für meine jetzige Stelle und nicht primär gegen das Notariat. Aber sicher, die örtliche Flexibilität im Assessordienst (v.a. regelmäßige Vertretungen überall im Bezirk) und die Ungewissheit, wo man später landet, machen das Notariat schon unattraktiver.
Bei mir kam dann noch hinzu, dass ich mir realistische Chancen ausrechne, in sechs bis acht Jahren bei meinem jetzigen Arbeitgeber in die Partnerschaft aufgenommen zu werden. Bei u.U. sieben Jahre Assessordienst sind die finanziellen Unterschiede dann überschaubar bzw. von Faktoren abhängig (Ort des Notariats/ Geschäftsentwicklung der Kanzlei), die ich nicht vorhersehen kann. Und letztendlich mag ich meinen jetzigen Job - manchmal hilft ja die andere Option, um das erst zu realisieren.
Danke für die Antwort. Das ist nachvollziehbar. Der Assessorendienst verlangt in dieser Hinsicht schon viel ab und ist, wenn es mit Zuweisungen und Vertretungen entfernungsmäßig ungünstig läuft, vermutlich insgesamt ähnlich belastend wie die Tätigkeit als RA in der Kanzlei rein stundenmäßig arbeitsintensiv ist.
Die finanzielle Perspektive als Notar ist natürlich in der Tat zweifelhaft. Hier glänzt der notarielle Berufsstand traditionell nicht mit Transparenz, zumal sich die Einkommen natürlich nach Standort stark unterscheiden (dass sich einzelne Stellen gar nicht tragen, dürfte wegen der diesbzgl. Regelungen der BNotO die absolute Ausnahme sein; die Behauptung von Greif scheint hier eher ins Blaue hinein zu erfolgen).
Die von Dir, Notatüt, angedeutete Rechnung, dass es überschlägig finanziell genauso attraktiv ist, 6-8 Jahre MK-/GK-Associate und dann dort Partner zu sein, wie 4 Jahre Assessor und dann Notar, teile ich. Insgesamt dürfte der MK-/GK-Weg bei dieser Betrachtung sogar (deutlich?) attraktiver sein, wenn man zugrunde legt, dass die erste Notarstelle eher in der Peripherie des Rheinlands liegt.
Andererseits: Wenn man sieht, dass sich die 12-Pkt-Kandidaten idR doch für's Notariat entscheiden und Hengeler und Co. (wo sie bereits weit sechsstellig verdienen) dafür verlassen, darf man obige Annahme dennoch bezweifeln, denn die werden das schon im Blick haben, oder wie siehst Du das? Natürlich spielt in erster Linie die Tätigkeit die ausschlaggebende Rolle für die Berufswahl, aber die Kandidaten werden die Nachteile des Notariats (Fahrererei, Zuweisungen etc.) schon gründlich mit den Vorteilen (neben Unabhängigkeit eben insb./u.a. finanzielle Perspektive) abwägen. Und wer vier Jahre bei Hengeler in Düsseldorf im M&A war, wird zumindest nicht allein deswegen Assessor in der Rhein. Kammer, weil er dort die Aussicht auf eine unabhängigere und selbständige Tätigkeit in anderer Rolle hat.
Kenne solche Fälle mit Darlehen aus dem Bekanntenkreis. Regelungen in der BNotO machen aus zu geringen Umsätzen keine auskömmlichen. Darüber spricht man natürlich eher nicht so gerne (schon gar nicht gegenüber Notarassessoren, denen gegenüber man sich als der erfolgreiche, seeehr beschäftigte Notar präsentieren möchte/muss). Ins Blaue hinein getroffen werden eher Karriereentscheidungen wie oben dargestellt, da kein Associate von Freshhengeler & Dingsbums vor seiner Entscheidung eine BWA eines durchschnittlichen Notariats gesehen hat (woher auch, die gibt ja niemand heraus). Es heißt halt "als Notar verdient man viel" und gut. Das stimmt in vielen Fällen auch, in anderen Fällen aber nicht. Aufgrund der Ortsgebundenheit hat man es nur bedingt in der Hand, wobei die Hoffnung auf die nächstbessere Stelle nach 5-10 Jahren natürlich auch realistisch ist. Wie überall: Licht und Schatten.
20.05.2024, 14:17
(20.05.2024, 11:44)Greif schrieb:(20.05.2024, 11:30)Notarassessor schrieb:(18.05.2024, 12:59)Notatüt schrieb: Ich habe das Vorstellungsgespräch (aus persönlichen Gründen) inzwischen abgesagt.
In der Zwischenzeit habe ich etwas Recherche betrieben, vielleicht ist das für noch jemanden interessant:
Gegenwärtige dauert es bis zur Bestellung eher 6-7 Jahr als die drei Jahre Mindestassessorzeit. Die Ernennung geht nicht rein nach Wartezeit (d.h. gute Noten/Bewertungen zählen schon), aber die Wartezeit ist wohl ein entscheidender Faktor. Deswegen erscheint mir die Gefahr weniger, dass man auf dem Erstellen freien Posten ernannt wird, sondern eher, dass man ewig Assessor bleibt.
Die Zuweisung des Assessors zu einem Ausbildungsnotar ist nicht wohnortsorientiert und recht kurzfristig. Man kann also Glück haben, man kann aber auch innerhalb von ein paar Wochen umziehen müssen.
Es gibt Sonderverwendungen (Berlin, Brüssel, Würzburg) und die kammer ist hinterher, dass Assessoren diese Aufgaben übernehmen. Danach ist es wohl aber einfacher, ernannt zu werden.
Das Vorstellungsgespräch hat einen fachlichen Teil, bei dem eine Beratungssituation bewertet werden muss, wobei es wohl um die Herangehensweise und nicht das Fachwissen geht, und einen persönlichen Teil zu Motivation. In dem wird wohl auch abgechecktckt, ob man örtlich flexibel ist.
Alles bezieht sich auf die rheinische Notarkammer. Wie es in anderen Kammern ist, weiß ich nicht.
Ich weiß nicht woher diese Zahlen kommen, aber realistisch dürfte derzeit eine Wartezeit von 4-4,5 Jahren sein. Die Assessoren die länger warten, schielen eher auf bestimmte Stellen (Düsseldorf, Köln, Heimatort, etc.) oder nutzen die Assessorenzeit für die Kindererziehung. Wer örtlich flexibel ist, wird deutlich schneller eine Stelle bekommen. Die Stellen sind so ausgeschrieben, dass statistisch nach 3,5-4 Jahren jeder Assessor mit einer Stelle versorgt werden kann.
gez. derzeitiger Assessor in der Rheinischen Kammer
Zur ganzen Ehrlichkeit gehört es aber auch, mitzuteilen, dass es im Rheinland auch sehr schlechte Stellen gibt, die sich wirtschaftlich kaum oder sogar gar nicht tragen. Die Kammer vergibt in solchen Fällen "großzügig" Darlehen...
Ein Darlehen bekommt jeder Assessor, wenn er denn möchte, schlicht zur Finanzierung der Übergabe (Möbel, Technik). Für (quasi) Nullstellen gibt es einen zusätzlichen Topf. Stellen, die sich nicht tragen, sind sehr selten, m.E. 5-10% und auch im Vorhinein identifizierbar, weil man die Urkundszahlen kennt und die meisten Notare ihre Zahlen offenlegen.
20.05.2024, 14:24
(20.05.2024, 12:31)Putzo23 schrieb:(19.05.2024, 21:38)Notatüt schrieb: Wobei das Verfahren wohl nach dem Urteil angepasst wurde, weil die fachlichen Bewertungen ganz überwiegend aus der Examensnote besteht und weniger Gewicht auf die fachlichen Fragen gelegt wird.
Für mich war es letztlich eine Entscheidung für meine jetzige Stelle und nicht primär gegen das Notariat. Aber sicher, die örtliche Flexibilität im Assessordienst (v.a. regelmäßige Vertretungen überall im Bezirk) und die Ungewissheit, wo man später landet, machen das Notariat schon unattraktiver.
Bei mir kam dann noch hinzu, dass ich mir realistische Chancen ausrechne, in sechs bis acht Jahren bei meinem jetzigen Arbeitgeber in die Partnerschaft aufgenommen zu werden. Bei u.U. sieben Jahre Assessordienst sind die finanziellen Unterschiede dann überschaubar bzw. von Faktoren abhängig (Ort des Notariats/ Geschäftsentwicklung der Kanzlei), die ich nicht vorhersehen kann. Und letztendlich mag ich meinen jetzigen Job - manchmal hilft ja die andere Option, um das erst zu realisieren.
Danke für die Antwort. Das ist nachvollziehbar. Der Assessorendienst verlangt in dieser Hinsicht schon viel ab und ist, wenn es mit Zuweisungen und Vertretungen entfernungsmäßig ungünstig läuft, vermutlich insgesamt ähnlich belastend wie die Tätigkeit als RA in der Kanzlei rein stundenmäßig arbeitsintensiv ist.
Die finanzielle Perspektive als Notar ist natürlich in der Tat zweifelhaft. Hier glänzt der notarielle Berufsstand traditionell nicht mit Transparenz, zumal sich die Einkommen natürlich nach Standort stark unterscheiden (dass sich einzelne Stellen gar nicht tragen, dürfte wegen der diesbzgl. Regelungen der BNotO die absolute Ausnahme sein; die Behauptung von Greif scheint hier eher ins Blaue hinein zu erfolgen).
Die von Dir, Notatüt, angedeutete Rechnung, dass es überschlägig finanziell genauso attraktiv ist, 6-8 Jahre MK-/GK-Associate und dann dort Partner zu sein, wie 4 Jahre Assessor und dann Notar, teile ich. Insgesamt dürfte der MK-/GK-Weg bei dieser Betrachtung sogar (deutlich?) attraktiver sein, wenn man zugrunde legt, dass die erste Notarstelle eher in der Peripherie des Rheinlands liegt.
Andererseits: Wenn man sieht, dass sich die 12-Pkt-Kandidaten idR doch für's Notariat entscheiden und Hengeler und Co. (wo sie bereits weit sechsstellig verdienen) dafür verlassen, darf man obige Annahme dennoch bezweifeln, denn die werden das schon im Blick haben, oder wie siehst Du das? Natürlich spielt in erster Linie die Tätigkeit die ausschlaggebende Rolle für die Berufswahl, aber die Kandidaten werden die Nachteile des Notariats (Fahrererei, Zuweisungen etc.) schon gründlich mit den Vorteilen (neben Unabhängigkeit eben insb./u.a. finanzielle Perspektive) abwägen. Und wer vier Jahre bei Hengeler in Düsseldorf im M&A war, wird zumindest nicht allein deswegen Assessor in der Rhein. Kammer, weil er dort die Aussicht auf eine unabhängigere und selbständige Tätigkeit in anderer Rolle hat.
Finanziell dürfte die Partner der Top 10 bis Top 20 Kanzleien über dem Durchschnitt der Notareinkommen liegen. Dafür wird dort auch nur jeder 10(?) Associate Partner. Aber wer sich das zutraut und vor allem an einen möglichst hohen Verdienst gelegen ist, der dürfte die GK vorziehen. Beachte werden sollte dabei allerdings auch, dass in der GK typischerweise mit Anfang 60 Schluss ist und der Notar, wenn er möchte, noch 5 Jahre dranhängen kann. Aus meiner Assessorentätigkeit (Ausbilder & Vertretungen) kenne ich jedenfalls keinen Notar, der finanziell unzufrieden ist, insbesondere vor dem Hintergrund der Arbeitszeiten.
21.05.2024, 15:19
Zustimmung bezüglich der besseren Planbarkeit der Laufbahn.
Bezieht sich die Aussage der in wirtschaftlicher Hinsicht zufriedenen Ausbilder auch auf Standorte auf dem Land/in der Peripherie von NRW, oder nur auf Notare in der Großstadt oder im Speckgürtel?
Andere Frage: Wie viele Std. arbeitest Du als Assessor pro Woche ca. und wie herausfordernd findest Du die Assessorentätigkeit?
Bezieht sich die Aussage der in wirtschaftlicher Hinsicht zufriedenen Ausbilder auch auf Standorte auf dem Land/in der Peripherie von NRW, oder nur auf Notare in der Großstadt oder im Speckgürtel?
Andere Frage: Wie viele Std. arbeitest Du als Assessor pro Woche ca. und wie herausfordernd findest Du die Assessorentätigkeit?