18.12.2023, 22:35
Hallo an Alle,
ich überlege schon seit sehr langer Zeit, ein Studium der Rechtswissenschaften aufzunehmen.
Zu meinem Background: 27 Jahre, Beamter in einem Ministerium (A 10), Bachelor Verwaltungswissenschaften.
Aufgrund meines Studiums habe ich auch schon einige Bezugspunkte zu den Rechtswissenschaften herstellen können (u.a. VwVfG, VwGO, BGB ; Module im Zivilrecht, allg. und besonderem Verwaltungsrecht, Haushaltsrecht, etc.).
Allerdings könnte ich ein Studium der Rechtswissenschaften lediglich nebenberuflich (in Vollzeit oder vollzeitnah; bis ca. 30 Stunden/ Woche) absolvieren. Dies würde ich dann im Rahmen eines Fernstudiums an der FU Hagen aufnehmen (Teilzeit-Fernstudium).
Ist ein nebenberufliches Jura-Studium aus Eurer Sicht machbar - auch mit entsprechenden Noten (mind. befriedigend)?
Derzeit studiere ich nebenberuflich Verwaltungswissenschaften im Master, um perspektivisch die Möglichkeit eines Aufstiegs vom gehobenen in den höheren Verwaltungsdienst zu haben. Allerdings fordert und erfüllt mich dieses Studium nicht in dem Ausmaße, welches ich mir wünsche.
Vorab vielen Dank für Eure Antworten!
ich überlege schon seit sehr langer Zeit, ein Studium der Rechtswissenschaften aufzunehmen.
Zu meinem Background: 27 Jahre, Beamter in einem Ministerium (A 10), Bachelor Verwaltungswissenschaften.
Aufgrund meines Studiums habe ich auch schon einige Bezugspunkte zu den Rechtswissenschaften herstellen können (u.a. VwVfG, VwGO, BGB ; Module im Zivilrecht, allg. und besonderem Verwaltungsrecht, Haushaltsrecht, etc.).
Allerdings könnte ich ein Studium der Rechtswissenschaften lediglich nebenberuflich (in Vollzeit oder vollzeitnah; bis ca. 30 Stunden/ Woche) absolvieren. Dies würde ich dann im Rahmen eines Fernstudiums an der FU Hagen aufnehmen (Teilzeit-Fernstudium).
Ist ein nebenberufliches Jura-Studium aus Eurer Sicht machbar - auch mit entsprechenden Noten (mind. befriedigend)?
Derzeit studiere ich nebenberuflich Verwaltungswissenschaften im Master, um perspektivisch die Möglichkeit eines Aufstiegs vom gehobenen in den höheren Verwaltungsdienst zu haben. Allerdings fordert und erfüllt mich dieses Studium nicht in dem Ausmaße, welches ich mir wünsche.
Vorab vielen Dank für Eure Antworten!
18.12.2023, 23:11
Da Du Dich im Rahmen des Studiums eh an diesen terminus gewöhnen müsstest: Es kommt drauf an.
Mit 27 hast Du hoffentlich schon eine bessere Selbsteinschätzung als der übliche Ersti Anfang 20. Bist Du strukturiert (ohne äußere Struktur), diszipliniert, frustrationstolerant? Wie ist Deine Auffassungsgabe?
Dann organisatorisches: 30h sind viel. Was ist Dein Zeithorizont? Hast Du Familie? Wie stehts um die Gesundheit?
Ich kenne Leute, die von Semester 1 an fleißig waren, aber nie über ausreichende Noten hinaus gekommen sind. Ich kenne Leute, die in der Examensvorbereitung zum ersten Mal Jura gemacht haben und das Prädikat mitgenommen haben.
Letztendlich musst Du ("nur") den Stil erlernen und durch X Übungsfälle Systemverständnis und Problembewusstsein entwickeln.
Dein Profil und Deine Neigungen bieten ja schonmal eine gute Grundlage (wobei ich allerdings niemanden kenne, der die Jura Anteile in anderen Studiengängen mit dem Stx vergleichbar fand).
Alles in allem wäre es dennoch eine Herausforderung, das kann man jedenfalls sagen. Ich hätte es niemals geschafft.
Mein Tipp: Suche auf linkedin oä nach Leuten, die in Hagen Teilzeit Jura studiert haben und frag sie aus. Vielleicht hast Du damit Glück.
Mit 27 hast Du hoffentlich schon eine bessere Selbsteinschätzung als der übliche Ersti Anfang 20. Bist Du strukturiert (ohne äußere Struktur), diszipliniert, frustrationstolerant? Wie ist Deine Auffassungsgabe?
Dann organisatorisches: 30h sind viel. Was ist Dein Zeithorizont? Hast Du Familie? Wie stehts um die Gesundheit?
Ich kenne Leute, die von Semester 1 an fleißig waren, aber nie über ausreichende Noten hinaus gekommen sind. Ich kenne Leute, die in der Examensvorbereitung zum ersten Mal Jura gemacht haben und das Prädikat mitgenommen haben.
Letztendlich musst Du ("nur") den Stil erlernen und durch X Übungsfälle Systemverständnis und Problembewusstsein entwickeln.
Dein Profil und Deine Neigungen bieten ja schonmal eine gute Grundlage (wobei ich allerdings niemanden kenne, der die Jura Anteile in anderen Studiengängen mit dem Stx vergleichbar fand).
Alles in allem wäre es dennoch eine Herausforderung, das kann man jedenfalls sagen. Ich hätte es niemals geschafft.
Mein Tipp: Suche auf linkedin oä nach Leuten, die in Hagen Teilzeit Jura studiert haben und frag sie aus. Vielleicht hast Du damit Glück.
18.12.2023, 23:30
(18.12.2023, 23:11)refaref22 schrieb: Da Du Dich im Rahmen des Studiums eh an diesen terminus gewöhnen müsstest: Es kommt drauf an.
Mit 27 hast Du hoffentlich schon eine bessere Selbsteinschätzung als der übliche Ersti Anfang 20. Bist Du strukturiert (ohne äußere Struktur), diszipliniert, frustrationstolerant? Wie ist Deine Auffassungsgabe?
Dann organisatorisches: 30h sind viel. Was ist Dein Zeithorizont? Hast Du Familie? Wie stehts um die Gesundheit?
Ich kenne Leute, die von Semester 1 an fleißig waren, aber nie über ausreichende Noten hinaus gekommen sind. Ich kenne Leute, die in der Examensvorbereitung zum ersten Mal Jura gemacht haben und das Prädikat mitgenommen haben.
Letztendlich musst Du ("nur") den Stil erlernen und durch X Übungsfälle Systemverständnis und Problembewusstsein entwickeln.
Dein Profil und Deine Neigungen bieten ja schonmal eine gute Grundlage (wobei ich allerdings niemanden kenne, der die Jura Anteile in anderen Studiengängen mit dem Stx vergleichbar fand).
Alles in allem wäre es dennoch eine Herausforderung, das kann man jedenfalls sagen. Ich hätte es niemals geschafft.
Mein Tipp: Suche auf linkedin oä nach Leuten, die in Hagen Teilzeit Jura studiert haben und frag sie aus. Vielleicht hast Du damit Glück.
Danke für Deine Antwort! Ich möchte behaupten, dass ich über eine schnelle bzw. gute Auffassungsgabe verfüge - zumindest wurde mir diese oftmals bescheinigt. Dazu bin ich strukturiert und diszipliniert.
Weiterhin habe ich keine familiären Verpflichtungen, was man im Hinblick auf die Zeit als Vorteil bewerten kann. Ich nehme an, das Studium der Rechtswissenschaften würde in etwa neun bis zehn Jahre in Anspruch nehmen, sodass ich mit 36 oder 37 Jahren Volljurist wäre - wobei dann ja immer noch 30+ Arbeitsjahre auf einen warten...
Danke für den Tipp!
19.12.2023, 14:06
Eine wichtige Frage wäre, wo möchtest du hin und was willst du beruflich machen?
Da du bereits verbeamtet bist ist der Master ein viel schnellerer und leichterer Weg in den hD als das Jurastudium.
Bringt dir das Jurastudium denn etwas?
Nicht falsch verstehen, Spaß ist auch wichtig, aber willst du das aus Spaß machen oder wegen einem beruflichen Werdegang.
Für das Referendariat (für den hD) müsstest du dich je nach Bundesland sogar entlassen lassen.
Wenn dein Ziel ist später wirklich juristisch zu arbeiten, dann mach es.
Wenn es nur der hd ist, dann mach den Master
Da du bereits verbeamtet bist ist der Master ein viel schnellerer und leichterer Weg in den hD als das Jurastudium.
Bringt dir das Jurastudium denn etwas?
Nicht falsch verstehen, Spaß ist auch wichtig, aber willst du das aus Spaß machen oder wegen einem beruflichen Werdegang.
Für das Referendariat (für den hD) müsstest du dich je nach Bundesland sogar entlassen lassen.
Wenn dein Ziel ist später wirklich juristisch zu arbeiten, dann mach es.
Wenn es nur der hd ist, dann mach den Master
19.12.2023, 14:22
bei mir im Studium hat das damals auch jemand versucht. War Beamter bei der Bezirksregierung. Er hat aber nach einem Jahr abgebrochen, da es ihn "zerrissen" hat. Die Belastung ist schon enorm. Spätestens in der Examensvorbereitungsphase kann ich es mir nicht mehr vorstellen. Wir hatten auch einen Kollegen der zuvor Ausbilder an der Beamtenfachhochschule war und dann in Vollzeit Jura studiert hat. Ö-Recht war nicht sein Problem, aber er hatte dann halt andere Baustellen. Außerdem hat er festgestellt, dass Theorie und Praxis durchaus unterschiedlich ist
Ich will dir nicht völlig abraten, denn man kann es ja mal probieren, aber du solltest dann selbstkritisch an das Thema rangehen
Ich will dir nicht völlig abraten, denn man kann es ja mal probieren, aber du solltest dann selbstkritisch an das Thema rangehen
19.12.2023, 15:55
(19.12.2023, 14:06)Werweißdennsowas schrieb: Eine wichtige Frage wäre, wo möchtest du hin und was willst du beruflich machen?
Da du bereits verbeamtet bist ist der Master ein viel schnellerer und leichterer Weg in den hD als das Jurastudium.
Bringt dir das Jurastudium denn etwas?
Nicht falsch verstehen, Spaß ist auch wichtig, aber willst du das aus Spaß machen oder wegen einem beruflichen Werdegang.
Für das Referendariat (für den hD) müsstest du dich je nach Bundesland sogar entlassen lassen.
Wenn dein Ziel ist später wirklich juristisch zu arbeiten, dann mach es.
Wenn es nur der hd ist, dann mach den Master
Eigentlich möchte ich schon gerne in der Verwaltung bleiben, perspektivisch gerne auch mit Personal- und Führungsverantwortung.
Wobei ich auch offen für andere Berufsfelder bin: Richter, Staatsanwalt und Co. In diese Berufszweige habe ich aber noch keine hinreichenden Einblicke erhalten, um eine Meinung zu bilden.
Im Rahmen meines Studiums habe ich diverse Module im Zivilrecht, allg. und bes. Verwaltungsrecht, Haushaltsrecht, etc. belegt und mir bereitet das juristische Arbeiten Spaß (Gutachtenstil, Prüfschemata, Begriffsdefinitionen, abstraktes Denken, u.a.). Aber dann ist da die "Kosten-Nutzen-Relation", das stimmt natürlich.
Ggf. wäre ja eine Möglichkeit, nach dem Master noch nebenberuflich ein Jurastudium zu absolvieren. Dann hätte ich die Qualifikation für den hD und könnte "aus dem Spaß heraus" dennoch Jura studieren.
19.12.2023, 15:58
(19.12.2023, 14:22)Freidenkender schrieb: bei mir im Studium hat das damals auch jemand versucht. War Beamter bei der Bezirksregierung. Er hat aber nach einem Jahr abgebrochen, da es ihn "zerrissen" hat. Die Belastung ist schon enorm. Spätestens in der Examensvorbereitungsphase kann ich es mir nicht mehr vorstellen. Wir hatten auch einen Kollegen der zuvor Ausbilder an der Beamtenfachhochschule war und dann in Vollzeit Jura studiert hat. Ö-Recht war nicht sein Problem, aber er hatte dann halt andere Baustellen. Außerdem hat er festgestellt, dass Theorie und Praxis durchaus unterschiedlich ist
Ich will dir nicht völlig abraten, denn man kann es ja mal probieren, aber du solltest dann selbstkritisch an das Thema rangehen
Das kann ich mir gut vorstellen. Das hängt sicherlich auch mit den privaten Verhältnissen bzw. Voraussetzungen zusammen: hat man eine Familie, wie sieht es finanziell aus, etc.
Und ja: mit der Examensvorbereitung nebenbei einen 40h-Job abzureißen, dürfte ein (Alb-)Traum sein...
19.12.2023, 16:06
Bis zur Examensvorbereitung kein Problem danach kannst du es vergessen, wenn du nicht 4 gewinnt spielen willst.
19.12.2023, 16:53
Um dir etwas Mut zu machen. Ich gehe derzeit einen ähnlichen Weg. Ich arbeite 40h/Woche als Ingenieur und studiere seit 3 Jahren an der Fernuni Hagen "Vollzeit" (belege genau die Module, die für einen Vollzeitstudenten empfohlen werden). Für mich hat es neben der Arbeit funktioniert.
Natürlich sind die Themengebiete nicht annähernd so verinnerlicht, wie sie es bei einem Vollzeitstudium wären. Ich habe für die Klausuren sehr modular gelernt und geschaut, mit welchem Wissen ich möglichst viele Punkte erhalte. Zum Bespiel habe ich mich in BGB BT 1 fast ausschließlich mit Kaufrecht beschäftigt, da dies in jeder zweiten Übungsaufgabe vorkam. Werkvertrag, Mietvertrag usw. habe ich mir nur die Grundlagen angeeignet.
Nach diesem Semester bin ich mit allen Modulen durch und werde mich ab April Vollzeit auf das Examen vorbereiten.
Also möglich ist es definitiv. Du musst dir jedoch klarmachen, dass du bei der Examensvorbereitung nicht groß auf vorhandenes Wissen aufbauen kannst. Ich werde mir definitiv die Bereiche nochmal sauberer erarbeiten müssen.
Natürlich sind die Themengebiete nicht annähernd so verinnerlicht, wie sie es bei einem Vollzeitstudium wären. Ich habe für die Klausuren sehr modular gelernt und geschaut, mit welchem Wissen ich möglichst viele Punkte erhalte. Zum Bespiel habe ich mich in BGB BT 1 fast ausschließlich mit Kaufrecht beschäftigt, da dies in jeder zweiten Übungsaufgabe vorkam. Werkvertrag, Mietvertrag usw. habe ich mir nur die Grundlagen angeeignet.
Nach diesem Semester bin ich mit allen Modulen durch und werde mich ab April Vollzeit auf das Examen vorbereiten.
Also möglich ist es definitiv. Du musst dir jedoch klarmachen, dass du bei der Examensvorbereitung nicht groß auf vorhandenes Wissen aufbauen kannst. Ich werde mir definitiv die Bereiche nochmal sauberer erarbeiten müssen.
19.12.2023, 17:07
(19.12.2023, 16:53)Ingenieur schrieb: Um dir etwas Mut zu machen. Ich gehe derzeit einen ähnlichen Weg. Ich arbeite 40h/Woche als Ingenieur und studiere seit 3 Jahren an der Fernuni Hagen "Vollzeit" (belege genau die Module, die für einen Vollzeitstudenten empfohlen werden). Für mich hat es neben der Arbeit funktioniert.
Natürlich sind die Themengebiete nicht annähernd so verinnerlicht, wie sie es bei einem Vollzeitstudium wären. Ich habe für die Klausuren sehr modular gelernt und geschaut, mit welchem Wissen ich möglichst viele Punkte erhalte. Zum Bespiel habe ich mich in BGB BT 1 fast ausschließlich mit Kaufrecht beschäftigt, da dies in jeder zweiten Übungsaufgabe vorkam. Werkvertrag, Mietvertrag usw. habe ich mir nur die Grundlagen angeeignet.
Nach diesem Semester bin ich mit allen Modulen durch und werde mich ab April Vollzeit auf das Examen vorbereiten.
Also möglich ist es definitiv. Du musst dir jedoch klarmachen, dass du bei der Examensvorbereitung nicht groß auf vorhandenes Wissen aufbauen kannst. Ich werde mir definitiv die Bereiche nochmal sauberer erarbeiten müssen.
Gratulation an Dich. Vollzeitarbeiten und nebenbei alle Klausuren und Scheine bestehen? Du musst wirklich eine besondere Motivation haben, dieses "verfluchte" Jurastudium durchzuziehen :D. Wenn ich nach meinen 45-50h in der Kanzlei nach Hause gekommen bin, war ich vom Kopf her so erschöpft, dass lerntechnisch nichts mehr ging.
Wer so eine eiserne Motivation, Lernwille und Organisationstalent hat, der wird die Examina mit Bravour schaffen.
Trotzdem eine Frage: Warum gehst du nicht den Weg über die Patentanwaltschaft? Als Freiberufler bzw als Partner in einer Sozietät dürftest du die meisten Juristen monetär abhängen? Ich habe mich jetzt mit den Voraussetzungen bzgl Prüfung usw aber au h nicht auseinandergesetzt.