10.03.2019, 20:03
(10.03.2019, 15:45)Ribel schrieb: Ich möchte hier niemanden entmutigen, aber in Justizkreisen werden Einstellungen von Richtern mit Noten unter 8 extrem kritisch gesehen. Es gilt -so jüngst auch das BVerwG- eigentlich als klassisches Ziel, die besten 10 Prozent für eine Tätigkeit als Ri zu gewinnen.
Davon wird selbstverständlich abgewichen -die Mindestnoten zeigen das überdeutlich-, aber 7,5 dürfte auch nicht für die besten 30 Prozent reichen.
In diesem Noten-Bereich braucht es also kumulativ einen extremen Bedarf, keine "besseren" Kandidaten und besondere Umstände in der Person des Bewerbers, damit es mit dem Ri klappt.
Bei der StA ist der Bedarf erfahrungsgemäß ein wenig höher und die Kandidatenlage ein wenig schlechter, so dass dort "schwächere" Noten vergleichsweise bessere Ausgangssituationen schaffen können.
Deswegen am besten bei der konkret zuständigen Stelle anrufen und wenn dort signalisiert wird, dass es gerade günstig ist (z.B. weil neue Stellen geschaffen werden oder Vakanzen dringend geschlossen werden müssen), dann versucht es unbedingt. Aber seid nicht enttäuscht bzw. zweifelt an Euch, wenn es trotzdem nicht klappt. Es gibt einfach insgesamt nur sehr wenige freie Stellen...
Wahre Worte.
Hast du das Az. von dem Urteil des BVerwG?
10.03.2019, 21:48
"aber in Justizkreisen werden Einstellungen von Richtern mit Noten unter 8 extrem kritisch gesehen. Es gilt -so jüngst auch das BVerwG- eigentlich als klassisches Ziel, die besten 10 Prozent für eine Tätigkeit als Ri zu gewinnen."
Dann müssen sich die Justiz bzw die Justizministerien schon mal die Fragen stellen:
-Zahle ich leistungsgerecht?
-Muss ich mal aktiv auf mögliche Bewerber zugehen wie das Kanzleien machen?
-Sind meine Büros für die erwarteten Leistungen auch entsprechend eingerichtet?
-Ermöglicht die IT ein komfortables Arbeiten?
-Sollten die Ausbilder in der Justiz auch motvierend auf die Referendare einwirken?
Dann müssen sich die Justiz bzw die Justizministerien schon mal die Fragen stellen:
-Zahle ich leistungsgerecht?
-Muss ich mal aktiv auf mögliche Bewerber zugehen wie das Kanzleien machen?
-Sind meine Büros für die erwarteten Leistungen auch entsprechend eingerichtet?
-Ermöglicht die IT ein komfortables Arbeiten?
-Sollten die Ausbilder in der Justiz auch motvierend auf die Referendare einwirken?
10.03.2019, 22:08
Hallo Ribel,
hallo Forum,
wahrscheinlich spieltest Du auf diese Entscheidung an? https://www.bverwg.de/de/220917B2C56.16.0
Dabei dürfte -wenn auch dort nur für Berlin ausgeführt- die Rn. 86 besonders interressant sein:
"Das Einstellungsniveau ist daher in gravierender Weise herabgesetzt worden. Es befindet sich gegenwärtig auf einem Stand, der dem Anliegen "überdurchschnittlich qualifizierte Kräfte" für den Justizdienst gewinnen oder gar im "Wettbewerb um die besten Köpfe" mithalten zu können, offenkundig nicht entspricht. Die vom Bundesverfassungsgericht in Bezug genommene Größenordnung der besten 10 % der Absolventen (BVerfG, Urteil vom 5. Mai 2015 - 2 BvL 17/09 u.a. - BVerfGE 139, 64 Rn. 152) ist nicht annähernd erreicht. Dies gilt selbst dann, wenn man mit den vom beklagten Land im Revisionsverfahren vorgelegten Statistiken davon ausgeht, dass weiterhin der größte Teil der eingestellten Bewerber über das Prädikat vollbefriedigend verfügt."
Damit kritisiert das BVerWG die in Berlin noch vergleichsweise hohen Mindestanforderungen von mindestens 7,5 im Ersten und (zum streitgegenständlichen Zeitraum noch) 8,5 im Zweiten Examen recht deutlich. Dass Richterbund und co. vorher schon skeptisch waren, was die Absenkung der Notenschwellen betrifft, ist bekannt.
Vor diesem Hintergrund bin ich gespannt, wie die einstellenden Behörden mit den Pensionierungswellen umgehen werden. Ein weiteres Absenken der Notengrenzen ist -zumal dieses Jahr das Bundesverfassungsgericht über die Vorlage des BVerwG entscheiden soll- m.E. sehr unwahrscheinlich. Wie der GastX aber geschrieben hat, ist es wegen der obejktiven Bedingungen teilweise schwierig, gute Bewerber zu gewinnen.
Im Übrigen wünsche ich natürlich trotzdem allen, dass es mit der Wunschstelle oder einem guten Plan klappt.
hallo Forum,
wahrscheinlich spieltest Du auf diese Entscheidung an? https://www.bverwg.de/de/220917B2C56.16.0
Dabei dürfte -wenn auch dort nur für Berlin ausgeführt- die Rn. 86 besonders interressant sein:
"Das Einstellungsniveau ist daher in gravierender Weise herabgesetzt worden. Es befindet sich gegenwärtig auf einem Stand, der dem Anliegen "überdurchschnittlich qualifizierte Kräfte" für den Justizdienst gewinnen oder gar im "Wettbewerb um die besten Köpfe" mithalten zu können, offenkundig nicht entspricht. Die vom Bundesverfassungsgericht in Bezug genommene Größenordnung der besten 10 % der Absolventen (BVerfG, Urteil vom 5. Mai 2015 - 2 BvL 17/09 u.a. - BVerfGE 139, 64 Rn. 152) ist nicht annähernd erreicht. Dies gilt selbst dann, wenn man mit den vom beklagten Land im Revisionsverfahren vorgelegten Statistiken davon ausgeht, dass weiterhin der größte Teil der eingestellten Bewerber über das Prädikat vollbefriedigend verfügt."
Damit kritisiert das BVerWG die in Berlin noch vergleichsweise hohen Mindestanforderungen von mindestens 7,5 im Ersten und (zum streitgegenständlichen Zeitraum noch) 8,5 im Zweiten Examen recht deutlich. Dass Richterbund und co. vorher schon skeptisch waren, was die Absenkung der Notenschwellen betrifft, ist bekannt.
Vor diesem Hintergrund bin ich gespannt, wie die einstellenden Behörden mit den Pensionierungswellen umgehen werden. Ein weiteres Absenken der Notengrenzen ist -zumal dieses Jahr das Bundesverfassungsgericht über die Vorlage des BVerwG entscheiden soll- m.E. sehr unwahrscheinlich. Wie der GastX aber geschrieben hat, ist es wegen der obejktiven Bedingungen teilweise schwierig, gute Bewerber zu gewinnen.
Im Übrigen wünsche ich natürlich trotzdem allen, dass es mit der Wunschstelle oder einem guten Plan klappt.
11.03.2019, 10:29
Das Az. der Gästin stimmt. Details aus der aktuellen Einstellungspraxis kenne ich nicht. Unsere Proberichter befrage ich aber auch nicht nach der Note, wenn sie mit einer Akte in der Tür stehen...
13.03.2019, 18:58
Wie ist es eigentlich, wenn man nicht genommen wurde, also nach einem Auswahlgespräch: ist man dann für immer raus (in dem Bundesland) oder kann man es (aussichtsreich) später nochmal versuchen?
13.03.2019, 19:39
Kommt aus Bundesland an. In NRW ist es wohl so gut wie unmöglich, da die OLG-Bezirke sich untereinander austauschen.
13.03.2019, 19:42
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Kommt aus Bundesland an. In NRW ist es wohl so gut wie unmöglich, da die OLG-Bezirke sich untereinander austauschen.
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Ich kenne dennoch jemanden, der in Hamm abgelehnt, in Düsseldorf aber genommen wurde. Er hat gut begründen können, warum es in Hamm nicht so gut lief.
Kommt aus Bundesland an. In NRW ist es wohl so gut wie unmöglich, da die OLG-Bezirke sich untereinander austauschen.
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Ich kenne dennoch jemanden, der in Hamm abgelehnt, in Düsseldorf aber genommen wurde. Er hat gut begründen können, warum es in Hamm nicht so gut lief.
14.03.2019, 09:55
Ich erhielt in Düsseldorf zunächst eine Absage und dann aus Hamm doch noch eine Zusage. Kenne einen weiteren Proberichter, der in Hamm abgelehnt und letztendlich in Düsseldorf genommen wurde. Wer wirklich Richter werden will, sollte sich von einer Ablehnung, die zugegeben eine riesen Enttäuschung darstellt, nicht demotivieren lassen, sondern im nächsten Gespräch einfach besser sein. Außerdem empfehle ich, in der Zwischenzeit nach Alternativen Ausschau zu halten, denn ein Ass im Ärmel beruhigt!
14.03.2019, 10:50
In NDS kannst du dich bei Ablehnung auf Grund der Noten ohne Probleme direkt bei den anderen OLGs bewerben. Warst du bei einem Einstellungsinterview und wirst abgelehnt, gilt das für alle drei Bezirke und man kann sichnach 2 Jahren erneut bewerben.
14.03.2019, 16:12
Ich habe die letzten Seiten überflogen und nichts Entsprechendes gefunden. Daher meine Frage:
War jemand kürzlich bei einem Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe/ StA in Brandenburg und
kann kurz referieren, wie die Gespräche dort ablaufen?
War jemand kürzlich bei einem Vorstellungsgespräch als Richter auf Probe/ StA in Brandenburg und
kann kurz referieren, wie die Gespräche dort ablaufen?