15.06.2023, 01:45
Hallo,
ich habe vor kurzem mein zweites Staatsexamen bestanden und würde am liebsten in einem Unternehmen arbeiten.
Das Problem ist, dass ich mit den Bereichen, für die die meisten Stellen von Unternehmen, für die ich mich interessiere, ausgeschrieben sind (Datenschutz, Compliance etc.), bisher nie was zu tun hatte (auch kein passender Schwerpunkt oder Berufsfeld). Fast überall ist Berufserfahrung entweder zwingend vorausgesetzt oder soll "idealerweise" vorhanden sein. Bis jetzt war noch keine Bewerbung erfolgreich und ich denke, dass ich immer sofort raus bin, sobald sich jemand bewirbt, der irgendwelche Vorerfahrung hat. Ich kann leider immer nur schreiben und sagen, dass es mich interessiert und ich mich gerne einarbeiten möchte.
Ich weiß, dass ich es noch nicht so lange versuche und vielleicht ja die 20. Bewerbung Erfolg hat, aber ich hätte trotzdem gerne eine Einschätzung.
Sind meine Erfolgsaussichten so schlecht, dass ich es lieber auch woanders probieren sollte?
Ich bewerbe mich nur, wenn in der Stellenausschreibung zweimal befriedigend oder gar nichts zur Note steht. Es kann natürlich trotzdem sein, dass sich auch immer notenmäßig bessere Leute bewerben. Ich wurde in einem Vorstellungsgespräch auch schon gefragt, wieso mein zweites Examen so schlecht ist. Für Verbesserungsversuch habe ich aber wirklich keine Nerven mehr. Note 1. Examen: 8,98 und 2. Examen: 7,12
ich habe vor kurzem mein zweites Staatsexamen bestanden und würde am liebsten in einem Unternehmen arbeiten.
Das Problem ist, dass ich mit den Bereichen, für die die meisten Stellen von Unternehmen, für die ich mich interessiere, ausgeschrieben sind (Datenschutz, Compliance etc.), bisher nie was zu tun hatte (auch kein passender Schwerpunkt oder Berufsfeld). Fast überall ist Berufserfahrung entweder zwingend vorausgesetzt oder soll "idealerweise" vorhanden sein. Bis jetzt war noch keine Bewerbung erfolgreich und ich denke, dass ich immer sofort raus bin, sobald sich jemand bewirbt, der irgendwelche Vorerfahrung hat. Ich kann leider immer nur schreiben und sagen, dass es mich interessiert und ich mich gerne einarbeiten möchte.
Ich weiß, dass ich es noch nicht so lange versuche und vielleicht ja die 20. Bewerbung Erfolg hat, aber ich hätte trotzdem gerne eine Einschätzung.
Sind meine Erfolgsaussichten so schlecht, dass ich es lieber auch woanders probieren sollte?
Ich bewerbe mich nur, wenn in der Stellenausschreibung zweimal befriedigend oder gar nichts zur Note steht. Es kann natürlich trotzdem sein, dass sich auch immer notenmäßig bessere Leute bewerben. Ich wurde in einem Vorstellungsgespräch auch schon gefragt, wieso mein zweites Examen so schlecht ist. Für Verbesserungsversuch habe ich aber wirklich keine Nerven mehr. Note 1. Examen: 8,98 und 2. Examen: 7,12
15.06.2023, 08:42
Ich würde nicht ausschließen, dass es auch ohne Vorerfahrung klappt (deine Noten sind doch insgesamt recht gut), aber leichter wäre es jedenfalls, wenn du Vorerfahrung hast.
Was spricht denn aus deiner Sicht gegen einen Einstieg in einer Kanzlei? Falls es dir um Worklifebalance und Flexibilität geht, wäre ggf. ein Big4 Ableger eine gute Idee und zudem ein guter Weg, potentielle Unternehmen kennenzulernen, zu denen du später wechseln könntest.
Was spricht denn aus deiner Sicht gegen einen Einstieg in einer Kanzlei? Falls es dir um Worklifebalance und Flexibilität geht, wäre ggf. ein Big4 Ableger eine gute Idee und zudem ein guter Weg, potentielle Unternehmen kennenzulernen, zu denen du später wechseln könntest.
15.06.2023, 09:02
(15.06.2023, 01:45)Juliet123 schrieb: Hallo,
ich habe vor kurzem mein zweites Staatsexamen bestanden und würde am liebsten in einem Unternehmen arbeiten.
Das Problem ist, dass ich mit den Bereichen, für die die meisten Stellen von Unternehmen, für die ich mich interessiere, ausgeschrieben sind (Datenschutz, Compliance etc.), bisher nie was zu tun hatte (auch kein passender Schwerpunkt oder Berufsfeld). Fast überall ist Berufserfahrung entweder zwingend vorausgesetzt oder soll "idealerweise" vorhanden sein. Bis jetzt war noch keine Bewerbung erfolgreich und ich denke, dass ich immer sofort raus bin, sobald sich jemand bewirbt, der irgendwelche Vorerfahrung hat. Ich kann leider immer nur schreiben und sagen, dass es mich interessiert und ich mich gerne einarbeiten möchte.
Ich weiß, dass ich es noch nicht so lange versuche und vielleicht ja die 20. Bewerbung Erfolg hat, aber ich hätte trotzdem gerne eine Einschätzung.
Sind meine Erfolgsaussichten so schlecht, dass ich es lieber auch woanders probieren sollte?
Ich bewerbe mich nur, wenn in der Stellenausschreibung zweimal befriedigend oder gar nichts zur Note steht. Es kann natürlich trotzdem sein, dass sich auch immer notenmäßig bessere Leute bewerben. Ich wurde in einem Vorstellungsgespräch auch schon gefragt, wieso mein zweites Examen so schlecht ist. Für Verbesserungsversuch habe ich aber wirklich keine Nerven mehr. Note 1. Examen: 8,98 und 2. Examen: 7,12
Eine Möglichkeit die angestrebte Spezialisierung zu zeigen wäre z.B. schon den Fachanwaltslehrgang im entsprechenden Rechtsgebiet zu machen. Damit zeigst du trotz fehlender Vorerfahrungen Einsatz und die notwendigen theoretischen Kenntnisse.
15.06.2023, 10:10
Ausgeschlossen ist es nicht - hier im Forum sind auch einige, die den Berufseinstieg in einem Unternehmen gefunden haben.
Aber ja, es ist mit Berufserfahrung etwas "einfacher", was aber nicht an den Noten liegen wird (lass Dir bitte nicht einreden, dass eine davon "schlecht" ist, absoluter Quatsch!). Grund hierfür ist überwiegend, dass Juristen in Unternehmen idR sehr selbstständig arbeiten und alleine für "ihren" Bereich verantwortlich sind - man muss also in der Lage sein, alleine Entscheidungen zu treffen und das kann man "besser", wenn man etwas mehr Ahnung vom Thema hat. Klar kann man sich reinlesen, muss man auch als "erfahrener" Anwalt machen, wenn man einen anderen Bereich zugeteilt machen, aber man weiß dann wenigstens auch schon, wie es "läuft". Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ein Fachanwaltstitel hier unbedingt weiterhilft (wie will man als Berufsanfänger da auch spontan auf die Fallzahlen kommen) - Lehrgang vielleicht, aber auch das ersetzt keine Berufserfahrung. Dazu gehört halt nicht nur das Fachliche, sondern auch die Softskills - man muss schon einigermaßen selbstsicher sein und es hilft mir persönlich schon, Erfahrung mit Verhandlungsrunden und allgemein mit Mandantenkommunikation zu haben.
Deine Mitbewerber haben wahrscheinlich zu einem nicht unwesentlichen Teil Berufserfahrung, Du konkurrierst also gerade nicht wie zB bei GKen mit lauter anderen Referendaren, die teilweise auch einfach Manpower brauchen (Beispiel M&A).
Hier im Forum gibt es schon viele verschiedene Threads zu den Arbeitsweisen in Unternehmen/Rechtsabteilungen und warum Berufserfahrung dort bevorzugt wird - da wirst du sehen, dass es wirklich nicht unmöglich ist, aber die Stellen sind leider auch begehrt/begrenzt.
Aber ja, es ist mit Berufserfahrung etwas "einfacher", was aber nicht an den Noten liegen wird (lass Dir bitte nicht einreden, dass eine davon "schlecht" ist, absoluter Quatsch!). Grund hierfür ist überwiegend, dass Juristen in Unternehmen idR sehr selbstständig arbeiten und alleine für "ihren" Bereich verantwortlich sind - man muss also in der Lage sein, alleine Entscheidungen zu treffen und das kann man "besser", wenn man etwas mehr Ahnung vom Thema hat. Klar kann man sich reinlesen, muss man auch als "erfahrener" Anwalt machen, wenn man einen anderen Bereich zugeteilt machen, aber man weiß dann wenigstens auch schon, wie es "läuft". Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ein Fachanwaltstitel hier unbedingt weiterhilft (wie will man als Berufsanfänger da auch spontan auf die Fallzahlen kommen) - Lehrgang vielleicht, aber auch das ersetzt keine Berufserfahrung. Dazu gehört halt nicht nur das Fachliche, sondern auch die Softskills - man muss schon einigermaßen selbstsicher sein und es hilft mir persönlich schon, Erfahrung mit Verhandlungsrunden und allgemein mit Mandantenkommunikation zu haben.
Deine Mitbewerber haben wahrscheinlich zu einem nicht unwesentlichen Teil Berufserfahrung, Du konkurrierst also gerade nicht wie zB bei GKen mit lauter anderen Referendaren, die teilweise auch einfach Manpower brauchen (Beispiel M&A).
Hier im Forum gibt es schon viele verschiedene Threads zu den Arbeitsweisen in Unternehmen/Rechtsabteilungen und warum Berufserfahrung dort bevorzugt wird - da wirst du sehen, dass es wirklich nicht unmöglich ist, aber die Stellen sind leider auch begehrt/begrenzt.
15.06.2023, 19:28
(15.06.2023, 10:10)Ex-GK schrieb: Ausgeschlossen ist es nicht - hier im Forum sind auch einige, die den Berufseinstieg in einem Unternehmen gefunden haben.
Aber ja, es ist mit Berufserfahrung etwas "einfacher", was aber nicht an den Noten liegen wird (lass Dir bitte nicht einreden, dass eine davon "schlecht" ist, absoluter Quatsch!). Grund hierfür ist überwiegend, dass Juristen in Unternehmen idR sehr selbstständig arbeiten und alleine für "ihren" Bereich verantwortlich sind - man muss also in der Lage sein, alleine Entscheidungen zu treffen und das kann man "besser", wenn man etwas mehr Ahnung vom Thema hat. Klar kann man sich reinlesen, muss man auch als "erfahrener" Anwalt machen, wenn man einen anderen Bereich zugeteilt machen, aber man weiß dann wenigstens auch schon, wie es "läuft". Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass ein Fachanwaltstitel hier unbedingt weiterhilft (wie will man als Berufsanfänger da auch spontan auf die Fallzahlen kommen) - Lehrgang vielleicht, aber auch das ersetzt keine Berufserfahrung. Dazu gehört halt nicht nur das Fachliche, sondern auch die Softskills - man muss schon einigermaßen selbstsicher sein und es hilft mir persönlich schon, Erfahrung mit Verhandlungsrunden und allgemein mit Mandantenkommunikation zu haben.
Deine Mitbewerber haben wahrscheinlich zu einem nicht unwesentlichen Teil Berufserfahrung, Du konkurrierst also gerade nicht wie zB bei GKen mit lauter anderen Referendaren, die teilweise auch einfach Manpower brauchen (Beispiel M&A).
Hier im Forum gibt es schon viele verschiedene Threads zu den Arbeitsweisen in Unternehmen/Rechtsabteilungen und warum Berufserfahrung dort bevorzugt wird - da wirst du sehen, dass es wirklich nicht unmöglich ist, aber die Stellen sind leider auch begehrt/begrenzt.
+1
Es wird nicht unbedingt einfach, ist aber auch nicht unmöglich. Wenn du also die Zeit und Geduld hast, auf die Zusage auf die vielleicht 20. Bewerbung zu warten, mach das.
Bist du derzeit arbeitslos? Zu lange arbeitslos sein ist allerdings auch nicht gut, es sei denn du kannst die Lücke gut verkaufen (hier im Forum nehmen viele eine Auszeit bevor sie ins Berufsleben (allerdings GK) einsteigen).
Ich würde mir wohl eine Frist setzen, bis zu der ich entweder in ein Unternehmen eingestiegen bin oder für den Fall, dass es nicht klappt, mich woanders bewerbe.
Den Weg ins Unternehmen verbaust du dir ja nicht, nur weil du z.B. zunächst in einer Kanzlei in vergleichbaren Rechtsgebieten anfängst.
Ich selbst arbeite seit dem letzten Jahr im Unternehmen, habe aber schon einige Jahre Berufserfahrung. Wie Ex-GK schreibt, ist ein erfahrener Kollege den Unternehmen lieber, weil man sehr selbständig arbeiten muss. Das heißt aber nicht, dass es unmöglich ist.
Und lass dir bitte nicht einreden, dein 2. Examen sei schlecht. Bei dem Spruch könnte ich echt mit den Augen rollen, weil es mich an ein Bewerbungsgespräch erinnert, in dem man mich bewusst(?) schlecht gemacht hat während man selbst von seiner "High End Beratung" schwärmte. Einige Leute sollten mal von ihrem hohen Ross herunterkommen. Deine Note ist gut und selbst wenn sie schlechter wäre, macht dich das noch nicht zu einem schlechten Juristen.
16.06.2023, 08:19
Kommt drauf an, im Vergleich zu deinem ersten Examen ist das zweite schon schlechter, genügt aber eigentlich noch den meisten Anforderungen von Unternehmen.
Lass dich nicht runterziehen und verkauf dich nicht unter Wert. Die Ergebnisse sind doch solide. Einfach weiter Bewerbungen verschicken. Würde aber auch empfehlen, dass du dich auch in Kanzleien bewirbst. In Unternehmen ist es der Regelfall, dass diese doch sehr stark auf Arbeitserfahrung etc. schauen.
Lass dich nicht runterziehen und verkauf dich nicht unter Wert. Die Ergebnisse sind doch solide. Einfach weiter Bewerbungen verschicken. Würde aber auch empfehlen, dass du dich auch in Kanzleien bewirbst. In Unternehmen ist es der Regelfall, dass diese doch sehr stark auf Arbeitserfahrung etc. schauen.
16.06.2023, 09:18
Vielen Dank euch allen :)
Dann werde ich mich wohl auch woanders bewerben. Ich wollte am liebsten ins Unternehmen, weil ich nicht unbedingt Anwalt werden will, aber eine Zeit lang wäre es schon ok. Ja, ich bin gerade arbeitslos und will das möglichst kurz noch bleiben.
Dann werde ich mich wohl auch woanders bewerben. Ich wollte am liebsten ins Unternehmen, weil ich nicht unbedingt Anwalt werden will, aber eine Zeit lang wäre es schon ok. Ja, ich bin gerade arbeitslos und will das möglichst kurz noch bleiben.
23.10.2023, 18:05
Wie würdet ihr das Angebot einschätzen, mit zweimal 6,5 P. in einem Dax-Unternehmen dank Wahlstation einzusteigen, allerdings Teilzeit mit 4 Tagen pro Woche, da derzeit keine volle Stelle frei ist? Es ist ziemlich sicher absehbar, dass daraus auf Dauer eine volle Stelle wird, allerdings nicht, wann konkret. Zudem ist das Rechtsgebiet doch recht speziell und das Team entsprechend klein, weshalb ich Sorge habe, mich dadurch direkt zu Berufsbeginn inhaltlich festzulegen und auch nicht die Ausbildungskapazitäten einer Kanzlei / zumindest eines größeren Inhouse-Teams zu haben. Wäre an eurer Meinung interessiert!
23.10.2023, 20:37
(23.10.2023, 18:05)nik schrieb: Wie würdet ihr das Angebot einschätzen, mit zweimal 6,5 P. in einem Dax-Unternehmen dank Wahlstation einzusteigen, allerdings Teilzeit mit 4 Tagen pro Woche, da derzeit keine volle Stelle frei ist? Es ist ziemlich sicher absehbar, dass daraus auf Dauer eine volle Stelle wird, allerdings nicht, wann konkret. Zudem ist das Rechtsgebiet doch recht speziell und das Team entsprechend klein, weshalb ich Sorge habe, mich dadurch direkt zu Berufsbeginn inhaltlich festzulegen und auch nicht die Ausbildungskapazitäten einer Kanzlei / zumindest eines größeren Inhouse-Teams zu haben. Wäre an eurer Meinung interessiert!
Gehalt? und wie speziell ist die thematik?
23.10.2023, 21:56
Gehalt müsste ich noch konkret erfragen, müssten aber um die 55 sein. Wäre im Bankrecht.