22.10.2023, 09:00
Hat ja auch niemand behauptet? Es gibt einen Mangel an doppelt VB Juristen.
22.10.2023, 09:03
22.10.2023, 12:08
22.10.2023, 18:39
(22.10.2023, 12:08)Patenter Gast schrieb:(22.10.2023, 08:48)guga schrieb: Naja, es kommen etwa 1500-2000 doppel VB auf den Markt pro Jahr. Das ist wenig.
Woher hast du die Zahl? 2019 gab es 6500 neue Volljuristen. Die Doppel-vb Quote liegt nicht bei 30%, sondern viel niedriger.
Nein, 2019 gab es knapp 8.000 neue Volljuristen und 9500 mit erstem Staatsexamen. Auch 2020 gab es ca 8000 neue Volljuristen. Die Doppel-VB quote liegt in der Tat niedriger. Allerdings ist die VB-Quote auch im zweiten Examen - je nach Bundesland - höher als die "Ausreichend-Quote". im Ersten Examen schreiben inklusive SP ca 33 % der Absolventen ein VB.
22.10.2023, 23:23
(22.10.2023, 18:39)nachdenklich schrieb:(22.10.2023, 12:08)Patenter Gast schrieb:(22.10.2023, 08:48)guga schrieb: Naja, es kommen etwa 1500-2000 doppel VB auf den Markt pro Jahr. Das ist wenig.
Woher hast du die Zahl? 2019 gab es 6500 neue Volljuristen. Die Doppel-vb Quote liegt nicht bei 30%, sondern viel niedriger.
Nein, 2019 gab es knapp 8.000 neue Volljuristen und 9500 mit erstem Staatsexamen. Auch 2020 gab es ca 8000 neue Volljuristen. Die Doppel-VB quote liegt in der Tat niedriger. Allerdings ist die VB-Quote auch im zweiten Examen - je nach Bundesland - höher als die "Ausreichend-Quote". im Ersten Examen schreiben inklusive SP ca 33 % der Absolventen ein VB.
Ich habe mir die gleichen Fragen wie du gestellt, da ich gerade kurz vor der Examensvorbereitung stehe und noch ohne zeitlichen Verlust "nur" den Bachelor abschliesen und mir so viel Zeit ersparen kann. Jedoch stelle ich mir auch die Frage, wie andere Berufsgruppen darstehen werden, wenn die Juristen durch die KI-Entwicklung ernsthafte Probleme bekommen werden. Werden dann BWLer, Journalisten, Ingenieure und co besser dastehen?
Ingenieure beispielsweise mussten schon vor 10 Jahren, als ich mein Erststudium als Elektrotechniker abschloss, keine Berechnungen mehr selbst durchführen. Trotzdem wurden sie in den letzten 10 Jahren nicht ersetzbar.
Wenn die Entwicklung so rasant voranschreitet, dass Juristen in großen Zahlen arbeitslos werden, wird es auch zig andere Berufsgruppen treffen und wir stehen als Gesellschaft erneut vor der "sozialen Frage".
23.10.2023, 09:17
Du hast ein Studium der Elektrotechnik erfolgreich absolviert und möchtest noch Jura studieren? Sind denn die Verdienstchancen als Ingenieur in Mint-Fächern so schlecht ?
Zu deinen anderen Ausführungen: Jura ist nun einmal eine reine Text- bzw. "Sprachwissenschaft" und deshalb zu einem Großteil durch KI ersetzbar. Das heißt nicht, dass es keine Juristen mehr bedarf. Der strategische Aspekt, die Taktik usw usf bedarf auch in Zukunft wohl noch die Tätigkeit eines RA. Trotz stetig besserer KI wird es - zumindest auf absehbare Zeit - immer noch einen Juristen brauchen, der die Ergebnisse am Ende überprüft. Durch KI wird die sehr kostenintensive Associate-Arbeit wegrationalisiert, da der Mandant nicht mehr akzeptieren wird, für langwierige Recherche oder Schriftsätze hohe Stundensätze zu zahlen (oder aber auf die Studie von Goldman-Sachs, die Juristen als besonders von KI bedroht einschätzt). Ferner werden nicht ganz so komplex gelagerte Fälle/Vertragsgestaltung inklusive Vertretung vor dem AG usw schon in naher Zukunft komplett wegfallen, was für viele der 140.000 Anwälte immer doch das tägliche Brot ist. Ich denke man lehnt sich wirklich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man die Meinung vertritt, dass es in Zukunft deutlich weniger Juristen bedarf.
Auch werden natürlich BWLER Jobs wegfallen (es kommt da auf den Bereich an...Strategieberatung, Restrukturierung und M&A weniger..dafür eher bei Controlling, DD, Steuern). ChatGBT hat die Aufnahmeprüfung für Softwareingenieure bei Google mit Bestnoten bestanden, da es alle Programmiersprachen beherrscht.
Und ja, KI wird Auswirkungen auf unsere Gesellschaft haben. Wie ich geschrieben habe: das Interview mit dem Weltbankpräsidenten war sehr interessant. Er geht davon aus, dass durch die Effekte auf die (gehobene) Mittelschicht (RAe, Bänker usw) und damit auf die partizipierende und tragende Säule unserer Gesellschaft bedrohlich sein wird.
Zu deinen anderen Ausführungen: Jura ist nun einmal eine reine Text- bzw. "Sprachwissenschaft" und deshalb zu einem Großteil durch KI ersetzbar. Das heißt nicht, dass es keine Juristen mehr bedarf. Der strategische Aspekt, die Taktik usw usf bedarf auch in Zukunft wohl noch die Tätigkeit eines RA. Trotz stetig besserer KI wird es - zumindest auf absehbare Zeit - immer noch einen Juristen brauchen, der die Ergebnisse am Ende überprüft. Durch KI wird die sehr kostenintensive Associate-Arbeit wegrationalisiert, da der Mandant nicht mehr akzeptieren wird, für langwierige Recherche oder Schriftsätze hohe Stundensätze zu zahlen (oder aber auf die Studie von Goldman-Sachs, die Juristen als besonders von KI bedroht einschätzt). Ferner werden nicht ganz so komplex gelagerte Fälle/Vertragsgestaltung inklusive Vertretung vor dem AG usw schon in naher Zukunft komplett wegfallen, was für viele der 140.000 Anwälte immer doch das tägliche Brot ist. Ich denke man lehnt sich wirklich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man die Meinung vertritt, dass es in Zukunft deutlich weniger Juristen bedarf.
Auch werden natürlich BWLER Jobs wegfallen (es kommt da auf den Bereich an...Strategieberatung, Restrukturierung und M&A weniger..dafür eher bei Controlling, DD, Steuern). ChatGBT hat die Aufnahmeprüfung für Softwareingenieure bei Google mit Bestnoten bestanden, da es alle Programmiersprachen beherrscht.
Und ja, KI wird Auswirkungen auf unsere Gesellschaft haben. Wie ich geschrieben habe: das Interview mit dem Weltbankpräsidenten war sehr interessant. Er geht davon aus, dass durch die Effekte auf die (gehobene) Mittelschicht (RAe, Bänker usw) und damit auf die partizipierende und tragende Säule unserer Gesellschaft bedrohlich sein wird.
23.10.2023, 09:45
@nachenklich bist du zufällig Sascha Lobo? Finde den Pessimismus, den du hier betreibst, ziemlich übertrieben. Dass in Zukunft ein Großteil der Juristen überflüssig wird, wird nicht passieren. An einigen Stellen wird KI zum Einsatz kommen aber sie wird Juristen nicht ersetzen und zu Taxifahrern machen. Die Gründe und Argumente wurden in diesem Thread im Wesentlichen genannt. Wir können uns hier gerne in 3 Jahren nochmal treffen und uns erneut unterhalten. Bin mir ziemlich sicher, dass die Nachfrage nach Juristen dann noch größer sein wird als heute schon; gab neulich wieder einen Artikel auf LTO, dass die Absolventenzahlen zurückgehen.
23.10.2023, 10:16
(22.10.2023, 23:23)Ingenieur schrieb:(22.10.2023, 18:39)nachdenklich schrieb:(22.10.2023, 12:08)Patenter Gast schrieb:(22.10.2023, 08:48)guga schrieb: Naja, es kommen etwa 1500-2000 doppel VB auf den Markt pro Jahr. Das ist wenig.
Woher hast du die Zahl? 2019 gab es 6500 neue Volljuristen. Die Doppel-vb Quote liegt nicht bei 30%, sondern viel niedriger.
Nein, 2019 gab es knapp 8.000 neue Volljuristen und 9500 mit erstem Staatsexamen. Auch 2020 gab es ca 8000 neue Volljuristen. Die Doppel-VB quote liegt in der Tat niedriger. Allerdings ist die VB-Quote auch im zweiten Examen - je nach Bundesland - höher als die "Ausreichend-Quote". im Ersten Examen schreiben inklusive SP ca 33 % der Absolventen ein VB.
Ich habe mir die gleichen Fragen wie du gestellt, da ich gerade kurz vor der Examensvorbereitung stehe und noch ohne zeitlichen Verlust "nur" den Bachelor abschliesen und mir so viel Zeit ersparen kann. Jedoch stelle ich mir auch die Frage, wie andere Berufsgruppen darstehen werden, wenn die Juristen durch die KI-Entwicklung ernsthafte Probleme bekommen werden. Werden dann BWLer, Journalisten, Ingenieure und co besser dastehen?
Ingenieure beispielsweise mussten schon vor 10 Jahren, als ich mein Erststudium als Elektrotechniker abschloss, keine Berechnungen mehr selbst durchführen. Trotzdem wurden sie in den letzten 10 Jahren nicht ersetzbar.
Wenn die Entwicklung so rasant voranschreitet, dass Juristen in großen Zahlen arbeitslos werden, wird es auch zig andere Berufsgruppen treffen und wir stehen als Gesellschaft erneut vor der "sozialen Frage".
Du hast doch den Vorteil, dass du jederzeit umspringen kannst :-)
Wir im Unternehmen suchen Ingenieure für Elektrotechnik und haben in Kooperation mit einer FH mittlerweile einen dualen Studiengang geschaffen, damit wir die kommenden Jahre daraus unseren Nachwuchs rekrutieren können.
Wie gesagt, der Markt wird sich regulieren. Vor 23 Jahren (ups, schon so lange her) hat ein Ex von mir Mechatroniker gelernt. Damals war das noch ein komplett neuer Beruf, der noch nicht sehr weit verbreitet war. Wenn man als Beispiel die KFZ-Branche nimmt, gibt es glaube ich mittlerweile kaum noch jemanden, der nur KFZ-Mechaniker wird. Wenn, dann machen die eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker. Die bereits ausgelernten KFZ-Mechaniker sind aber nicht alle arbeitslos geworden. Die haben sich weitergebildet und arbeiten weiterhin in der KFZ-Werkstatt.
Mit den Juristen wird es ähnlich sein. Dann braucht man halt nicht mehr den Referendar zum Review. Aus Sicht der Kanzleien ist das nicht dramatisch und der Referendar wird entweder andere Aufgaben bekommen, damit man weiterhin Nachwuchs rekrutiert oder er muss sich einen anderen Nebenjob suchen, um Geld dazuzuverdienen. Den hochspezialisierten Anwalt wird man weiterhin benötigen. Diejenigen, deren Tätigkeit ersetzbar geworden ist, werden sich anpassen und Tätigkeiten übernehmen, die eine KI nicht übernehmen kann. Ist ja nicht so, dass der Mensch ab Ende der Ausbildung nicht mehr lernfähig ist...
23.10.2023, 10:22
(23.10.2023, 10:16)Egal schrieb:(22.10.2023, 23:23)Ingenieur schrieb:(22.10.2023, 18:39)nachdenklich schrieb:(22.10.2023, 12:08)Patenter Gast schrieb:(22.10.2023, 08:48)guga schrieb: Naja, es kommen etwa 1500-2000 doppel VB auf den Markt pro Jahr. Das ist wenig.
Woher hast du die Zahl? 2019 gab es 6500 neue Volljuristen. Die Doppel-vb Quote liegt nicht bei 30%, sondern viel niedriger.
Nein, 2019 gab es knapp 8.000 neue Volljuristen und 9500 mit erstem Staatsexamen. Auch 2020 gab es ca 8000 neue Volljuristen. Die Doppel-VB quote liegt in der Tat niedriger. Allerdings ist die VB-Quote auch im zweiten Examen - je nach Bundesland - höher als die "Ausreichend-Quote". im Ersten Examen schreiben inklusive SP ca 33 % der Absolventen ein VB.
Ich habe mir die gleichen Fragen wie du gestellt, da ich gerade kurz vor der Examensvorbereitung stehe und noch ohne zeitlichen Verlust "nur" den Bachelor abschliesen und mir so viel Zeit ersparen kann. Jedoch stelle ich mir auch die Frage, wie andere Berufsgruppen darstehen werden, wenn die Juristen durch die KI-Entwicklung ernsthafte Probleme bekommen werden. Werden dann BWLer, Journalisten, Ingenieure und co besser dastehen?
Ingenieure beispielsweise mussten schon vor 10 Jahren, als ich mein Erststudium als Elektrotechniker abschloss, keine Berechnungen mehr selbst durchführen. Trotzdem wurden sie in den letzten 10 Jahren nicht ersetzbar.
Wenn die Entwicklung so rasant voranschreitet, dass Juristen in großen Zahlen arbeitslos werden, wird es auch zig andere Berufsgruppen treffen und wir stehen als Gesellschaft erneut vor der "sozialen Frage".
Du hast doch den Vorteil, dass du jederzeit umspringen kannst :-)
Wir im Unternehmen suchen Ingenieure für Elektrotechnik und haben in Kooperation mit einer FH mittlerweile einen dualen Studiengang geschaffen, damit wir die kommenden Jahre daraus unseren Nachwuchs rekrutieren können.
Wie gesagt, der Markt wird sich regulieren. Vor 23 Jahren (ups, schon so lange her) hat ein Ex von mir Mechatroniker gelernt. Damals war das noch ein komplett neuer Beruf, der noch nicht sehr weit verbreitet war. Wenn man als Beispiel die KFZ-Branche nimmt, gibt es glaube ich mittlerweile kaum noch jemanden, der nur KFZ-Mechaniker wird. Wenn, dann machen die eine Ausbildung zum KFZ-Mechatroniker. Die bereits ausgelernten KFZ-Mechaniker sind aber nicht alle arbeitslos geworden. Die haben sich weitergebildet und arbeiten weiterhin in der KFZ-Werkstatt.
Mit den Juristen wird es ähnlich sein. Dann braucht man halt nicht mehr den Referendar zum Review. Aus Sicht der Kanzleien ist das nicht dramatisch und der Referendar wird entweder andere Aufgaben bekommen, damit man weiterhin Nachwuchs rekrutiert oder er muss sich einen anderen Nebenjob suchen, um Geld dazuzuverdienen. Den hochspezialisierten Anwalt wird man weiterhin benötigen. Diejenigen, deren Tätigkeit ersetzbar geworden ist, werden sich anpassen und Tätigkeiten übernehmen, die eine KI nicht übernehmen kann. Ist ja nicht so, dass der Mensch ab Ende der Ausbildung nicht mehr lernfähig ist...
Da fällt mir gerade noch ein anderes Beispiel ein:
Vor ein paar Jahren gab es einen Aufschrei, als die Selbstscannerkassen in den Supermärkten eingeführt wurde. Alle, mich inklusive, dachten, man werde damit weniger Personal benötigen. Aktuell lese ich allerdings schon den gefühlt 100. Artikel in der Tageszeitung, dass die Supermärkte sich über Personalmangel beklagen. Die finden offenbar keine Leute mehr und bauen DESWEGEN Selbstscannerkassen ein. Paradox.
23.10.2023, 10:36
Also das kann man so nicht vergleichen. Und ja, in anderen europ- Ländern sind Selbstkassen schon die Regel und es werden dann Schüler/Studenten benötigt um die Regale aufzufüllen.
Aber bzgl Legal-Tech. In was möchtest Du dich da als klassischer Jurist fortbilden? Klar bedarf es da ein gewisses Technikverständnis, aber dem Grunde nach wird es in Zukunft auf die richtige Fragestellung ankommen. Der normale Jurist wird kein Programm entwickeln oder fortentwickeln. Er wird auch technische Probleme etc nicht lösen können. Dafür wird es dann Spezialisten geben. Und ja, Legal-Tech wird bestimmt auch juristische Probleme mit sich bringen, aber das wird die Rechtsbranche nicht ernähren.
Wie ich schon erwähnte: Beck-online entwickelt eine KI. Ich bin wirklich gespannt was diese bringen wird, wenn also KI Zugriff auf alle Urteile, Kommentierungen, Literaturmeinungen usw haben wird. Wenn man in der Sozietät/Unternehmen dann noch eine Software einsetzt um kanzleiinterne Vermerke, Schriftsätze usw mit KI zu verbinden, dann wird es deutliche Synergieeffekte erzeugen. Ich denke, dass wir hier in den nächsten 1-2 Jahren unglaubliche Fortschritte machen werden.
Aber bzgl Legal-Tech. In was möchtest Du dich da als klassischer Jurist fortbilden? Klar bedarf es da ein gewisses Technikverständnis, aber dem Grunde nach wird es in Zukunft auf die richtige Fragestellung ankommen. Der normale Jurist wird kein Programm entwickeln oder fortentwickeln. Er wird auch technische Probleme etc nicht lösen können. Dafür wird es dann Spezialisten geben. Und ja, Legal-Tech wird bestimmt auch juristische Probleme mit sich bringen, aber das wird die Rechtsbranche nicht ernähren.
Wie ich schon erwähnte: Beck-online entwickelt eine KI. Ich bin wirklich gespannt was diese bringen wird, wenn also KI Zugriff auf alle Urteile, Kommentierungen, Literaturmeinungen usw haben wird. Wenn man in der Sozietät/Unternehmen dann noch eine Software einsetzt um kanzleiinterne Vermerke, Schriftsätze usw mit KI zu verbinden, dann wird es deutliche Synergieeffekte erzeugen. Ich denke, dass wir hier in den nächsten 1-2 Jahren unglaubliche Fortschritte machen werden.