21.10.2023, 20:42
Hallo alle miteinander,
ich bin Physikstudent im Master und interessiere mich für rechtliche Themen. Jedenfalls mochte ich schon seit der Schule argumentieren und schreiben. Zeitlich würde es jetzt ähnlich lang dauern Patentanwalt zu werden wie Rechtsanwalt, also nochmal neu Jura zu machen.
Ich überlege mir das jetzt unter dem Aspekt wie attraktiv die Arbeitsmärkte sind und vielleicht künftig sein werden. Habt ihr da eine Ahnung?
Gehaltsmäßig habe ich schon Wünsche, also ich würde schon gerne 6-stellig verdienen und bei 120k würde ich sagen, dass ich sattuiert bin. Soll heißen, dass die GK Gehälter von 140k+ jetzt nicht das entscheidende sind
ich bin Physikstudent im Master und interessiere mich für rechtliche Themen. Jedenfalls mochte ich schon seit der Schule argumentieren und schreiben. Zeitlich würde es jetzt ähnlich lang dauern Patentanwalt zu werden wie Rechtsanwalt, also nochmal neu Jura zu machen.
Ich überlege mir das jetzt unter dem Aspekt wie attraktiv die Arbeitsmärkte sind und vielleicht künftig sein werden. Habt ihr da eine Ahnung?
Gehaltsmäßig habe ich schon Wünsche, also ich würde schon gerne 6-stellig verdienen und bei 120k würde ich sagen, dass ich sattuiert bin. Soll heißen, dass die GK Gehälter von 140k+ jetzt nicht das entscheidende sind
22.10.2023, 00:36
Die Tätigkeiten eines Patentwalts decken sich ja typischerweise nicht mit denen eines Rechtsanwalts (im Patentrecht)? Insoweit würde ich das nicht so alternativ darstellen, sondern eher überlegen was dein Interesse ist.
Außerdem würde ein Jurastudium erfordern neben dem für das Patentrecht relevanten Zivilrecht auch noch Öffentliches Recht und Strafrecht lernen zu müssen....ein Jurastudium würde dann wohl noch mal jahrelanges (Vollzeit)-Studium bedeuten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich das auch finanziell lohnen würde.
Letztendlich kann dir keiner sagen, wie der Arbeitsmarkt in X Jahren ist. Nach aktuellem Stand sind deine Gehaltsvorstellungen aber auch kein Selbstläufer und wohl nur mit entsprechenden Noten zu erreichen.
Außerdem würde ein Jurastudium erfordern neben dem für das Patentrecht relevanten Zivilrecht auch noch Öffentliches Recht und Strafrecht lernen zu müssen....ein Jurastudium würde dann wohl noch mal jahrelanges (Vollzeit)-Studium bedeuten. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sich das auch finanziell lohnen würde.
Letztendlich kann dir keiner sagen, wie der Arbeitsmarkt in X Jahren ist. Nach aktuellem Stand sind deine Gehaltsvorstellungen aber auch kein Selbstläufer und wohl nur mit entsprechenden Noten zu erreichen.
22.10.2023, 00:38
Wie kommst du darauf, dass es gleich lang dauern würde? Der Weg zum Volljurist kostet dich nochmal Minimum sieben Jahre, schnell auch mal acht. Solange dauert keine Ausbildung zum Patentanwalt. Da wärst du ca. nach der Hälfte der Zeit am Ziel.
Der andere große Unterschied ist, dass du dich in der PA-Ausbildung schon spezialisierst. Bei einem Jurastudium würdest du nochmal alles lernen - aber kein Patentrecht. Außer vielleicht eine Vorlesung im ganzen Studium. Willst du das?
Wegen der Berufsaussichten ist schwer eine Prognose zu treffen. Beiden Berufsständen geht es aktuell gut. Vorteil Patentanwalt ist, dass es nicht so notenabhängig ist wie bei Jura. Außer wirst du dich beim neuen Unified Patent Court auch als Patentanwalt zulassen können (etwas aufwändiger, glaube ich, aber es geht).
Als Anwalt gibt es jedenfalls die höheren Einstiegsgehälter, dafür werden Patentanwälte schneller Partner und verdienen dann auch sehr gut. Es ist jedenfalls als Patentanwalt einfacher sicher im Bereich Patentrecht langfristig zu etablieren als als Rechtsanwalt.
Der andere große Unterschied ist, dass du dich in der PA-Ausbildung schon spezialisierst. Bei einem Jurastudium würdest du nochmal alles lernen - aber kein Patentrecht. Außer vielleicht eine Vorlesung im ganzen Studium. Willst du das?
Wegen der Berufsaussichten ist schwer eine Prognose zu treffen. Beiden Berufsständen geht es aktuell gut. Vorteil Patentanwalt ist, dass es nicht so notenabhängig ist wie bei Jura. Außer wirst du dich beim neuen Unified Patent Court auch als Patentanwalt zulassen können (etwas aufwändiger, glaube ich, aber es geht).
Als Anwalt gibt es jedenfalls die höheren Einstiegsgehälter, dafür werden Patentanwälte schneller Partner und verdienen dann auch sehr gut. Es ist jedenfalls als Patentanwalt einfacher sicher im Bereich Patentrecht langfristig zu etablieren als als Rechtsanwalt.
22.10.2023, 02:07
Ich habe mir nun einige Threads in einigen Foren zum Thema angeschaut. Mein Bild: in den 80ern/90ern war es ein Top Beruf mit Top Aussichten, aber jetzt wird der Kuchen kleiner und die Zahl der PAs größer. Außerdem scheint man in seiner Nische festzusitzen und kann auch schlecht andere Tätigkeiten als Patentrecht mehr machen.
22.10.2023, 03:03
(22.10.2023, 02:07)DerPhysiker schrieb: Ich habe mir nun einige Threads in einigen Foren zum Thema angeschaut. Mein Bild: in den 80ern/90ern war es ein Top Beruf mit Top Aussichten, aber jetzt wird der Kuchen kleiner und die Zahl der PAs größer. Außerdem scheint man in seiner Nische festzusitzen und kann auch schlecht andere Tätigkeiten als Patentrecht mehr machen.
Das kann ich nicht bestätigen. Die mir bekannten PA-Kanzleien suchen alle. Vor allem wenn du nicht nur Prosecution machen willst, sondern auch Litigation. Da gibt’s sogar Spots in Großkanzleien.
Abgesehen davon, als RA im Patentrecht bist du auch super spezialisiert. Natürlich bin ich als RA grundsätzlich befähigt nun auch Mietrecht oder so zu machen… aber davon habe ich keine Ahnung mehr. Ich mache seit einem Jahrzehnt nur Patentrecht. Faktisch bin ich auch in einer Nische „gefangen“.
Aber wenn du natürlich unbedingt den RA-Titel haben willst, kannst du es machen. Wenn dein Ziel aber Patentrecht ist, wäre (von deinem Ausgangspunkt) der PA meines Erachtens deutlich sinnvoller.
PS: Dieses „vor 20 Jahren war es richtig geil, heute ist es scheisse“ hörst du in jedem juristischen Gebiet. Scheint eine Berufskrankheit zu sein.
22.10.2023, 10:18
(22.10.2023, 03:03)Patenter Gast schrieb:(22.10.2023, 02:07)DerPhysiker schrieb: Ich habe mir nun einige Threads in einigen Foren zum Thema angeschaut. Mein Bild: in den 80ern/90ern war es ein Top Beruf mit Top Aussichten, aber jetzt wird der Kuchen kleiner und die Zahl der PAs größer. Außerdem scheint man in seiner Nische festzusitzen und kann auch schlecht andere Tätigkeiten als Patentrecht mehr machen.
Das kann ich nicht bestätigen. Die mir bekannten PA-Kanzleien suchen alle. Vor allem wenn du nicht nur Prosecution machen willst, sondern auch Litigation. Da gibt’s sogar Spots in Großkanzleien.
Abgesehen davon, als RA im Patentrecht bist du auch super spezialisiert. Natürlich bin ich als RA grundsätzlich befähigt nun auch Mietrecht oder so zu machen… aber davon habe ich keine Ahnung mehr. Ich mache seit einem Jahrzehnt nur Patentrecht. Faktisch bin ich auch in einer Nische „gefangen“.
Aber wenn du natürlich unbedingt den RA-Titel haben willst, kannst du es machen. Wenn dein Ziel aber Patentrecht ist, wäre (von deinem Ausgangspunkt) der PA meines Erachtens deutlich sinnvoller.
PS: Dieses „vor 20 Jahren war es richtig geil, heute ist es scheisse“ hörst du in jedem juristischen Gebiet. Scheint eine Berufskrankheit zu sein.
Aber bei den RAs ist doch gerade ein richtiger Mangel? Bei den PAs wird dann argumentiert, dass die Kanzleien absichtlich zu viel ausbilden, um hinterher auf die Gehälter drücken zu können
22.10.2023, 10:40
Also zum einen gibt es keinen Mangel an Juristen und bestimmt nicht an Rechtsanwälten. Evenuell gibt es zu wenige Juristen mit Doppelprädikatsexamina (also die besten 10-15 % eines jeden Jahrgangs).
Aber das kann ich Dir schon einmal vorweg sagen: planbar sind Prädikatsexamina mit Sicherheit nicht. Des Weiteren kann keiner in die Zukunft schauen, sprich die allgemeine Situation im Rechtsdienstleistungsmarkt in 8 Jahren antizipieren (Künstliche Intelligenz + wirtschaftliche Rezession).
Ich hoffe dir ist bewusst, dass die Masse der Anwälte weit weg von den hier im Forum kolportierten Gehältern verdient. Dieses Forum spiegelt nicht die wirtschaftliche Realität eines Großteils der Juristen wider. Hier sammeln sich - sofern diese Angaben überhaupt in einem anonymen Forum denn stimmen - zu einem überwiegenden Anteil Absolventen mit herausragenden Noten.
Zumindest ist deine pauschal gehaltene Aussage, dass "gerade" (obwohl in deinem Fall minimum 7 Jahre Studium und Ref "drauf" gehen würden) ein "Mangel" ein RAe herrscht und du u.a. deshalb daran deine berufliche Zukunft koppelst, etwas naiv
Aber das kann ich Dir schon einmal vorweg sagen: planbar sind Prädikatsexamina mit Sicherheit nicht. Des Weiteren kann keiner in die Zukunft schauen, sprich die allgemeine Situation im Rechtsdienstleistungsmarkt in 8 Jahren antizipieren (Künstliche Intelligenz + wirtschaftliche Rezession).
Ich hoffe dir ist bewusst, dass die Masse der Anwälte weit weg von den hier im Forum kolportierten Gehältern verdient. Dieses Forum spiegelt nicht die wirtschaftliche Realität eines Großteils der Juristen wider. Hier sammeln sich - sofern diese Angaben überhaupt in einem anonymen Forum denn stimmen - zu einem überwiegenden Anteil Absolventen mit herausragenden Noten.
Zumindest ist deine pauschal gehaltene Aussage, dass "gerade" (obwohl in deinem Fall minimum 7 Jahre Studium und Ref "drauf" gehen würden) ein "Mangel" ein RAe herrscht und du u.a. deshalb daran deine berufliche Zukunft koppelst, etwas naiv
22.10.2023, 11:45
Kann meinem Vorredner zustimmen. Von allem was man hört fehlt es nicht an Juristen, sondern an guten Juristen.
22.10.2023, 13:02
(22.10.2023, 10:18)DerPhysiker schrieb:(22.10.2023, 03:03)Patenter Gast schrieb:(22.10.2023, 02:07)DerPhysiker schrieb: Ich habe mir nun einige Threads in einigen Foren zum Thema angeschaut. Mein Bild: in den 80ern/90ern war es ein Top Beruf mit Top Aussichten, aber jetzt wird der Kuchen kleiner und die Zahl der PAs größer. Außerdem scheint man in seiner Nische festzusitzen und kann auch schlecht andere Tätigkeiten als Patentrecht mehr machen.
Das kann ich nicht bestätigen. Die mir bekannten PA-Kanzleien suchen alle. Vor allem wenn du nicht nur Prosecution machen willst, sondern auch Litigation. Da gibt’s sogar Spots in Großkanzleien.
Abgesehen davon, als RA im Patentrecht bist du auch super spezialisiert. Natürlich bin ich als RA grundsätzlich befähigt nun auch Mietrecht oder so zu machen… aber davon habe ich keine Ahnung mehr. Ich mache seit einem Jahrzehnt nur Patentrecht. Faktisch bin ich auch in einer Nische „gefangen“.
Aber wenn du natürlich unbedingt den RA-Titel haben willst, kannst du es machen. Wenn dein Ziel aber Patentrecht ist, wäre (von deinem Ausgangspunkt) der PA meines Erachtens deutlich sinnvoller.
PS: Dieses „vor 20 Jahren war es richtig geil, heute ist es scheisse“ hörst du in jedem juristischen Gebiet. Scheint eine Berufskrankheit zu sein.
Aber bei den RAs ist doch gerade ein richtiger Mangel? Bei den PAs wird dann argumentiert, dass die Kanzleien absichtlich zu viel ausbilden, um hinterher auf die Gehälter drücken zu können
Ich habe nicht mitbekommen, dass PA-Kanzleien im Litigation Bereich die Gehälter drücken. Klar, die drei Mann PA-Kanzlei in Bielefeld zahlt andere Gehälter aber in München und Düsseldorf sieht es anders aus.
Wie andere schon geschrieben haben, es herrscht ein Mangel an guten Anwälten. Mit 7 Punkten im Examen kommst du zB als Anwalt nicht zu Hogan Lovells, auch mit einem zusätzlichen Master in Physik. Aber wie der Markt 2031 aussieht, kann sowieso niemand sicher sagen.
Du musst dich fragen, was dein Schwerpunkt das nächste Jahrzehnt sein soll. Willst du Jura lernen oder Patentrecht machen. Davon hängt mE deine Entscheidung ab. Erfolgreich kann man mit beiden Ausbildungen sein.
23.10.2023, 00:51