18.10.2023, 14:27
(18.10.2023, 14:07)Egal schrieb:(18.10.2023, 10:11)nachdenklich schrieb:(18.10.2023, 10:04)guga schrieb: Lol, hat CMS mittlerweile überhaupt E-Akten?
Ich finde man sollte in diesem Themenbereich in die nahe Zukunft schauen....es werden aktuell riesige Schritte gemacht.
Bei uns im Unternehmen interessieren wir uns sehr für ChatGPT. Einzelne Dinge in anderen Abteilungen werden bei uns schon mithilfe von KI erstellt und auch ChatGPT haben wir für einzelne Dinge bereits ausprobiert.
Wenn ChatGPT auf Beck Online zugreifen könnte, wäre das aus meiner Sicht eine wesentliche Verbesserung. In den USA gab es einen Fall, wo ChatGPT ein Urteil sehr glaubwürdig erfunden hatte. Der Anwalt hatte das Urteil ungeprüft übernommen und in seinem Schriftsatz verwertet. Das ist erst aufgefallen, als das Gericht die Quellenangabe überprüfen wollte. Das darf natürlich nicht sein und solange diese Gefahr besteht, kann man sich mE nicht auf ChatGPT verlassen.
Wenn ChatGPT aber zuverlässige Quellen auswählt und diese Fehler ausgemerzt sind, könnte es sehr hilfreich sein. Mindestens zu Recherchezwecken wäre es aus meiner Sicht sinnvoll einsetzbar. Bislang quälen wir (oder der Referendar für euch) uns mühsam durch Beck-Online um Urteile oder Literatur zu finden, die unsere Rechtsansicht deckt. Wenn das schneller gehen würde, könnte man ChatGPT sehr sinnvoll einsetzen.
Dass dadurch Arbeitsplätze verloren gehen, denke ich nicht. Das wurde bei jedem technischen Fortschritt befürchtet und ist nie eingetreten.
Naja, letzteres bleibt abzuwarten....ich habe da eher meine Zweifel. Wenn der Rechtsanwalt aufgrund des erheblich reduzierten Aufwands mehr Zeit in andere Sachen investieren kann, warum sollte ich als AG dann einen weiteren RA einstellen? Es ist ja in der Regel gerade nicht so, dass es zu viele potentielle Mandate gibt und die Sozietät nur zu wenig Zeit/Mitarbeiter hat, um diese abzuarbeiten (Es mag vllt einige solcher Sozietäten geben....die Regel ist es mit Sicherheit nicht). Der RA muss ja auch Geld erwirtschaften - im Gegensatz zum Syndikusanwalt.
18.10.2023, 15:18
(18.10.2023, 14:27)nachdenklich schrieb:(18.10.2023, 14:07)Egal schrieb:(18.10.2023, 10:11)nachdenklich schrieb:(18.10.2023, 10:04)guga schrieb: Lol, hat CMS mittlerweile überhaupt E-Akten?
Ich finde man sollte in diesem Themenbereich in die nahe Zukunft schauen....es werden aktuell riesige Schritte gemacht.
Bei uns im Unternehmen interessieren wir uns sehr für ChatGPT. Einzelne Dinge in anderen Abteilungen werden bei uns schon mithilfe von KI erstellt und auch ChatGPT haben wir für einzelne Dinge bereits ausprobiert.
Wenn ChatGPT auf Beck Online zugreifen könnte, wäre das aus meiner Sicht eine wesentliche Verbesserung. In den USA gab es einen Fall, wo ChatGPT ein Urteil sehr glaubwürdig erfunden hatte. Der Anwalt hatte das Urteil ungeprüft übernommen und in seinem Schriftsatz verwertet. Das ist erst aufgefallen, als das Gericht die Quellenangabe überprüfen wollte. Das darf natürlich nicht sein und solange diese Gefahr besteht, kann man sich mE nicht auf ChatGPT verlassen.
Wenn ChatGPT aber zuverlässige Quellen auswählt und diese Fehler ausgemerzt sind, könnte es sehr hilfreich sein. Mindestens zu Recherchezwecken wäre es aus meiner Sicht sinnvoll einsetzbar. Bislang quälen wir (oder der Referendar für euch) uns mühsam durch Beck-Online um Urteile oder Literatur zu finden, die unsere Rechtsansicht deckt. Wenn das schneller gehen würde, könnte man ChatGPT sehr sinnvoll einsetzen.
Dass dadurch Arbeitsplätze verloren gehen, denke ich nicht. Das wurde bei jedem technischen Fortschritt befürchtet und ist nie eingetreten.
Naja, letzteres bleibt abzuwarten....ich habe da eher meine Zweifel. Wenn der Rechtsanwalt aufgrund des erheblich reduzierten Aufwands mehr Zeit in andere Sachen investieren kann, warum sollte ich als AG dann einen weiteren RA einstellen? Es ist ja in der Regel gerade nicht so, dass es zu viele potentielle Mandate gibt und die Sozietät nur zu wenig Zeit/Mitarbeiter hat, um diese abzuarbeiten (Es mag vllt einige solcher Sozietäten geben....die Regel ist es mit Sicherheit nicht). Der RA muss ja auch Geld erwirtschaften - im Gegensatz zum Syndikusanwalt.
Abseits vom Thema, aber ... auch der Syndikusanwalt (bzw. insbesondere) muss Ressourcen planen und ein Budget managen - gerade in Unternehmen ist KI ein sehr großes Thema. "Erwirtschaften" ist da vielleicht nicht das Stichwort, aber der Syndikusanwalt hat ja auch nicht unbegrenzt Zeit und Budget.
Weißt Du, wie eine Rechtsabteilung im Unternehmen arbeitet? Gerade der markierte Satz trifft auf sehr viele Rechtsabteilungen zu - jedenfalls nach meiner Erfahrung. Meine Abteilung zB kommt mit den tausend Anfragen der Kollegen überhaupt nicht hinterher, deswegen bleibt dann leider auch was liegen und einiges wird gar nicht erst bearbeitet. KI ist daher extrem interessant für Unternehmen, da man dann endlich mal weg von den "Kleinigkeiten" kommt und die Fachabteilungen selbstständiger werden.
Am Ende haben RA und Syndizi gemeinsam, dass sie Dienstleister sind und Mandanten oft einen Ansprechpartner möchten, dem sie vertrauen - zumindest das kann eine KI aktuell nicht ersetzen. Bleibt abzuwarten, wo die Reise hingeht. Vielleicht werden wir ja alle durch Roboter ersetzt.
18.10.2023, 17:24
Wir werden sehen was kommt..... ich denke jedenfalls, dass erhebliche Auswirkungen auf dem Rechtsdienstleistungsmarkt haben wird (nicht nur Anwaltschaft....Versicherungen, Unternehmen usw) und das in Zukunft weniger Juristen gebraucht werden. Insbesondere werden die GKs unter Kostendruck kommen und man wird sich Fragen, ob man Associates noch derartige Gehälter bieten kann, wenn sich die Praxis des "salary cap" immer weiter durchsetzen wird. Ich denke, dass entweder weniger Volljuristen-Associates eingestellt werden, oder aber einfach mehr "transaction lawyers" (Wirtschaftsrechtler usw) für 60.000 aufwärts. Auch in Versicherungen sehe ich beim Verwaltungs-/Sachbearbeiter"wasserkopf" erhebliches Einsparmöglichkeiten mit KI/Legal-Tech. G
@Egal: mein bester Kollege ist in BW bei einem Mittelständler untergekommen. Vertragsrecht. Laut seiner Aussage gab es vorher das "4 Augen-Prinzip" in der Vertragsrechtsabteilung. Mit Legal-Tech ist er der einzige Jurist der die Endprüfung durchführt (Verträge bis bestimmte Summe). Laut seiner Aussage soll der Chef auch mehrmals kommuniziert haben, dass die Rechtsabteilung zu groß und kostenintensiv sei ;-).
PS: chtagbt kann ja bspw. auch alle Programmiersprachen und soll - so habe ich jedenfalls gelesen - auch den schweren Einstiegstest bei google als Softwaringenieur mit Bravour absolviert haben.....vllt haben sich die Ingieure damit selbst obsolet gemacht?
@Egal: mein bester Kollege ist in BW bei einem Mittelständler untergekommen. Vertragsrecht. Laut seiner Aussage gab es vorher das "4 Augen-Prinzip" in der Vertragsrechtsabteilung. Mit Legal-Tech ist er der einzige Jurist der die Endprüfung durchführt (Verträge bis bestimmte Summe). Laut seiner Aussage soll der Chef auch mehrmals kommuniziert haben, dass die Rechtsabteilung zu groß und kostenintensiv sei ;-).
PS: chtagbt kann ja bspw. auch alle Programmiersprachen und soll - so habe ich jedenfalls gelesen - auch den schweren Einstiegstest bei google als Softwaringenieur mit Bravour absolviert haben.....vllt haben sich die Ingieure damit selbst obsolet gemacht?
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18.10.2023, 17:36
Also Stand Jetzt ist ChatGPT im Beantworten meiner juristischen Fragen echt schlecht. Der wird ne gute Haftpflicht benötigen
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18.10.2023, 17:44
(18.10.2023, 14:27)nachdenklich schrieb:(18.10.2023, 14:07)Egal schrieb:(18.10.2023, 10:11)nachdenklich schrieb:(18.10.2023, 10:04)guga schrieb: Lol, hat CMS mittlerweile überhaupt E-Akten?
Ich finde man sollte in diesem Themenbereich in die nahe Zukunft schauen....es werden aktuell riesige Schritte gemacht.
Bei uns im Unternehmen interessieren wir uns sehr für ChatGPT. Einzelne Dinge in anderen Abteilungen werden bei uns schon mithilfe von KI erstellt und auch ChatGPT haben wir für einzelne Dinge bereits ausprobiert.
Wenn ChatGPT auf Beck Online zugreifen könnte, wäre das aus meiner Sicht eine wesentliche Verbesserung. In den USA gab es einen Fall, wo ChatGPT ein Urteil sehr glaubwürdig erfunden hatte. Der Anwalt hatte das Urteil ungeprüft übernommen und in seinem Schriftsatz verwertet. Das ist erst aufgefallen, als das Gericht die Quellenangabe überprüfen wollte. Das darf natürlich nicht sein und solange diese Gefahr besteht, kann man sich mE nicht auf ChatGPT verlassen.
Wenn ChatGPT aber zuverlässige Quellen auswählt und diese Fehler ausgemerzt sind, könnte es sehr hilfreich sein. Mindestens zu Recherchezwecken wäre es aus meiner Sicht sinnvoll einsetzbar. Bislang quälen wir (oder der Referendar für euch) uns mühsam durch Beck-Online um Urteile oder Literatur zu finden, die unsere Rechtsansicht deckt. Wenn das schneller gehen würde, könnte man ChatGPT sehr sinnvoll einsetzen.
Dass dadurch Arbeitsplätze verloren gehen, denke ich nicht. Das wurde bei jedem technischen Fortschritt befürchtet und ist nie eingetreten.
Naja, letzteres bleibt abzuwarten....ich habe da eher meine Zweifel. Wenn der Rechtsanwalt aufgrund des erheblich reduzierten Aufwands mehr Zeit in andere Sachen investieren kann, warum sollte ich als AG dann einen weiteren RA einstellen? Es ist ja in der Regel gerade nicht so, dass es zu viele potentielle Mandate gibt und die Sozietät nur zu wenig Zeit/Mitarbeiter hat, um diese abzuarbeiten (Es mag vllt einige solcher Sozietäten geben....die Regel ist es mit Sicherheit nicht). Der RA muss ja auch Geld erwirtschaften - im Gegensatz zum Syndikusanwalt.
Dass ich kein Geld "erwirtschaften" muss, stimmt ja nun so nicht. Ich hole in dem Sinne kein Geld von außen rein, aber ich bediene interne Anfragen der Kollegen, die du in dem Fall mit Mandanten gleichsetzen kannst. Wenn du es so sehen willst, sparen wir uns dadurch die Kosten für den externen Anwalt. Kein Unternehmen kann es sich leisten, seine Mitarbeiter unnütz rumsitzen zu lassen. Dementsprechend gibt es eine Bedarfsplanung für jeden Bereich. Und ja, potentiell sind die meisten Abteilungen eher unterbesetzt als überbesetzt. Es bleiben also auch Sachen liegen und werden nachrangig bearbeitet.
Bevor ich im Unternehmen angefangen habe, habe ich einige Jahre als angestellte Anwältin gearbeitet. Wenn KI die Arbeit erleichtert, finde ich das gut. Die freiwerdende Kapazität kann man für andere Dinge nutzen. Sicherlich magst du Recht haben, dass der ein oder andere Mitarbeiter damit unnötig wird, aber sicherlich nicht in der Masse, wie du befürchtest. Ich weiß nicht, wie alt du bist. Ich erinnere mich noch sehr gut an MS DOS, Norton Commander, das "neue" Windows 3.1., die ersten massentauglichen Internetversuche, die Einführung des Smartphones und konkret für Juristen an die Einführung des beA. Jedes davon für sich genommen ist eine kleine technische Revolution, die die Arbeit erheblich erleichterte und Zeit einsparte. Die meisten Jobs gibt es trotzdem noch. Man passt sich an und wer das nicht mehr kann, ist sowieso reif für die Rente. So geschehen beim beA, als sich einige Anwälte der Nutzung verweigerten und freiwillig in Rente gingen.
Oder, auch für mich unvorstellbar, aber die Generationen vor uns haben ihre Hausarbeiten oder Recherchen noch komplett offline anfertigen müssen. Die sind früher zur Bibliothek, haben sich das Bücherverzeichnis in Papierformat angeschaut und damit ihre Hausarbeit geschrieben. Keine Ahnung, wie es mit Zeitschriftenartikeln war, ob es dafür ebenfalls ein Verzeichnis gab. Das muss sehr aufwendig gewesen sein und viel Zeit gekostet haben, seine Rechtsansicht durch Literatur zu verifizieren. Trotz der vermutlich massiven Zeitersparnis ist mir nicht bekannt, dass es nach der Einführung des Internets und Beck-Online Herrscharren an arbeitslosen Juristen gegeben hätte.
21.10.2023, 23:06
(18.10.2023, 17:44)Egal schrieb:Hausarbeiten damals waren echt mühsam. Bevor es bei uns in der Uni einen juris-Zugang gab, hat man von Fußnote zu Fußnote gehangelt. Die Kopierer haben geglüht und 6-8 Wochen waren die Regel, um eine HA zu schreiben. Mit juris wurde es anders, da man die Problemfelder schneller eingegrenzt hatte.(18.10.2023, 14:27)nachdenklich schrieb:(18.10.2023, 14:07)Egal schrieb:(18.10.2023, 10:11)nachdenklich schrieb:(18.10.2023, 10:04)guga schrieb: Lol, hat CMS mittlerweile überhaupt E-Akten?
Ich finde man sollte in diesem Themenbereich in die nahe Zukunft schauen....es werden aktuell riesige Schritte gemacht.
Bei uns im Unternehmen interessieren wir uns sehr für ChatGPT. Einzelne Dinge in anderen Abteilungen werden bei uns schon mithilfe von KI erstellt und auch ChatGPT haben wir für einzelne Dinge bereits ausprobiert.
Wenn ChatGPT auf Beck Online zugreifen könnte, wäre das aus meiner Sicht eine wesentliche Verbesserung. In den USA gab es einen Fall, wo ChatGPT ein Urteil sehr glaubwürdig erfunden hatte. Der Anwalt hatte das Urteil ungeprüft übernommen und in seinem Schriftsatz verwertet. Das ist erst aufgefallen, als das Gericht die Quellenangabe überprüfen wollte. Das darf natürlich nicht sein und solange diese Gefahr besteht, kann man sich mE nicht auf ChatGPT verlassen.
Wenn ChatGPT aber zuverlässige Quellen auswählt und diese Fehler ausgemerzt sind, könnte es sehr hilfreich sein. Mindestens zu Recherchezwecken wäre es aus meiner Sicht sinnvoll einsetzbar. Bislang quälen wir (oder der Referendar für euch) uns mühsam durch Beck-Online um Urteile oder Literatur zu finden, die unsere Rechtsansicht deckt. Wenn das schneller gehen würde, könnte man ChatGPT sehr sinnvoll einsetzen.
Dass dadurch Arbeitsplätze verloren gehen, denke ich nicht. Das wurde bei jedem technischen Fortschritt befürchtet und ist nie eingetreten.
Naja, letzteres bleibt abzuwarten....ich habe da eher meine Zweifel. Wenn der Rechtsanwalt aufgrund des erheblich reduzierten Aufwands mehr Zeit in andere Sachen investieren kann, warum sollte ich als AG dann einen weiteren RA einstellen? Es ist ja in der Regel gerade nicht so, dass es zu viele potentielle Mandate gibt und die Sozietät nur zu wenig Zeit/Mitarbeiter hat, um diese abzuarbeiten (Es mag vllt einige solcher Sozietäten geben....die Regel ist es mit Sicherheit nicht). Der RA muss ja auch Geld erwirtschaften - im Gegensatz zum Syndikusanwalt.
Dass ich kein Geld "erwirtschaften" muss, stimmt ja nun so nicht. Ich hole in dem Sinne kein Geld von außen rein, aber ich bediene interne Anfragen der Kollegen, die du in dem Fall mit Mandanten gleichsetzen kannst. Wenn du es so sehen willst, sparen wir uns dadurch die Kosten für den externen Anwalt. Kein Unternehmen kann es sich leisten, seine Mitarbeiter unnütz rumsitzen zu lassen. Dementsprechend gibt es eine Bedarfsplanung für jeden Bereich. Und ja, potentiell sind die meisten Abteilungen eher unterbesetzt als überbesetzt. Es bleiben also auch Sachen liegen und werden nachrangig bearbeitet.
Bevor ich im Unternehmen angefangen habe, habe ich einige Jahre als angestellte Anwältin gearbeitet. Wenn KI die Arbeit erleichtert, finde ich das gut. Die freiwerdende Kapazität kann man für andere Dinge nutzen. Sicherlich magst du Recht haben, dass der ein oder andere Mitarbeiter damit unnötig wird, aber sicherlich nicht in der Masse, wie du befürchtest. Ich weiß nicht, wie alt du bist. Ich erinnere mich noch sehr gut an MS DOS, Norton Commander, das "neue" Windows 3.1., die ersten massentauglichen Internetversuche, die Einführung des Smartphones und konkret für Juristen an die Einführung des beA. Jedes davon für sich genommen ist eine kleine technische Revolution, die die Arbeit erheblich erleichterte und Zeit einsparte. Die meisten Jobs gibt es trotzdem noch. Man passt sich an und wer das nicht mehr kann, ist sowieso reif für die Rente. So geschehen beim beA, als sich einige Anwälte der Nutzung verweigerten und freiwillig in Rente gingen.
Oder, auch für mich unvorstellbar, aber die Generationen vor uns haben ihre Hausarbeiten oder Recherchen noch komplett offline anfertigen müssen. Die sind früher zur Bibliothek, haben sich das Bücherverzeichnis in Papierformat angeschaut und damit ihre Hausarbeit geschrieben. Keine Ahnung, wie es mit Zeitschriftenartikeln war, ob es dafür ebenfalls ein Verzeichnis gab. Das muss sehr aufwendig gewesen sein und viel Zeit gekostet haben, seine Rechtsansicht durch Literatur zu verifizieren. Trotz der vermutlich massiven Zeitersparnis ist mir nicht bekannt, dass es nach der Einführung des Internets und Beck-Online Herrscharren an arbeitslosen Juristen gegeben hätte.
KI wird den Juristen nicht ersetzen, aber der Job wird anders und das wird nicht jedem schmecken. Wir haben bei uns für die Bearbeitung von Versicherungsfällen erste KI Anwendungen im Einsatz. KI die Versicherungsbetrug viel besser effizienter aufdeckt, die die Bestimmung von Rückstellungen von Schadenfällen vornimmt, die Ermittlungsakten ausliest und zusammenfasst, unsere eigene Urteilsdatenbanken viel besser handhabbar macht und immer mehr Dunkelverarbeitung von Schadenfällen. Alles Themen, die bereits laufen. Deswegen haben wir keinen Juristen entlassen, aber es fallen einzelne Tätigkeiten weg und es gibt schon Kollegen, die sich darüber beklagen
21.10.2023, 23:43
Vielleicht ist es auch eine Frage der Arbeitsweise, ob man vermutet, von KI ersetzt zu werden oder nicht.
Unser Unternehmen ist in der Basis technisch und wir haben einen extremen Fachkräftebedarf/-mangel in diesen Bereichen. Alles, was uns mit Hilfe von Technik die Arbeit erleichtert, ist für uns sinnvoll und nützlich.
Durch meine Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat bekomme ich relativ viele unserer IT-Themen mit, wie unsere Mitarbeiter die Technik immer mehr ausfeilen und verbessern und auch was wir uns in der Verwaltung für IT-Lösungen einkaufen oder selbst programmieren. Bei uns im Unternehmen stehen alle Vorzeichen in Richtung weiterer Digitalisierung.
Dagegen war die WPG, in der ich vorher gearbeitet habe, trotz digitaler Mandantenakte, IT-technisch noch im Steinzeitalter. Ich glaube, dort ist die Angst vor technischen Lösungen viel größer.
Das hat zwar nur mittelbar mit uns Juristen zu tun, aber wir werden schon mitbekommen, ob in 10-15 Jahren noch genauso viele Juristen gebraucht werden wie jetzt. Der Markt wird es regeln und sollte es zu einer hohen Arbeitslosigkeit unter Juristen kommen, werden sowieso die Studentenzahlen sinken.
Bis dahin aber steht uns erst einmal eine hohe Zahl an Pensionierungen der sog. Boomergeneration bevor. Viele der jetzigen Richter, Staatsanwälte usw. gehen in wenigen Jahren in Rente. Gerade im Osten ist das der Fall, weil nach der Wende viele Richterposten mit jungen und mittelalten Juristen besetzt wurden, die jetzt im Vor-Rentenalter sind. Diese Stellen müssen neu besetzt werden und z.B. in MV beklagt man seit einigen Jahren einen Juristenmangel.
Unser Unternehmen ist in der Basis technisch und wir haben einen extremen Fachkräftebedarf/-mangel in diesen Bereichen. Alles, was uns mit Hilfe von Technik die Arbeit erleichtert, ist für uns sinnvoll und nützlich.
Durch meine Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat bekomme ich relativ viele unserer IT-Themen mit, wie unsere Mitarbeiter die Technik immer mehr ausfeilen und verbessern und auch was wir uns in der Verwaltung für IT-Lösungen einkaufen oder selbst programmieren. Bei uns im Unternehmen stehen alle Vorzeichen in Richtung weiterer Digitalisierung.
Dagegen war die WPG, in der ich vorher gearbeitet habe, trotz digitaler Mandantenakte, IT-technisch noch im Steinzeitalter. Ich glaube, dort ist die Angst vor technischen Lösungen viel größer.
Das hat zwar nur mittelbar mit uns Juristen zu tun, aber wir werden schon mitbekommen, ob in 10-15 Jahren noch genauso viele Juristen gebraucht werden wie jetzt. Der Markt wird es regeln und sollte es zu einer hohen Arbeitslosigkeit unter Juristen kommen, werden sowieso die Studentenzahlen sinken.
Bis dahin aber steht uns erst einmal eine hohe Zahl an Pensionierungen der sog. Boomergeneration bevor. Viele der jetzigen Richter, Staatsanwälte usw. gehen in wenigen Jahren in Rente. Gerade im Osten ist das der Fall, weil nach der Wende viele Richterposten mit jungen und mittelalten Juristen besetzt wurden, die jetzt im Vor-Rentenalter sind. Diese Stellen müssen neu besetzt werden und z.B. in MV beklagt man seit einigen Jahren einen Juristenmangel.
22.10.2023, 08:36
Natürlich kann es sein, dass bei der einen Kanzlei oder beim anderen Unternehmen grundsätzlich extremer Mehrbedarf besteht und KI/Digitalisierung hier endlich den erhofften Synergieeffekt erzielt. Im Großen wird sich das aber sehr negativ auf die Rechtsbranche auswirken.
Von der propagierten "Pensionierungswelle" höre ich schon seit 2014/15. Damals mit "Stichtag" ab 2022 aufwärts. Jetzt dann eben ab 2028...
Letztens las ich einen LTO Artikel über die Pensionierungswelle im Osten...30-50% der Richter/StA würden dann ab Ende der 20er in Pension gehen. Die zahlen waren dann eigentlich sehr überschaubar, in Thüringen bspw 40 Richter.....
Was ich damit sagen will: Es kommen jedes Jahr ca 8000 Volljuristen auf den Arbeitsmarkt, der Nachwuchs wird mit Sicherheit kein Problem des Staates sein. Dieser "Ruf" des Nachwuchsmangels ist eher eine verkapptes Verlangen nach einer höheren Besoldung. Aus meiner Ref AG wollten fast alle zum Staat, sei es Justiz oder Verwaltung. Soweit ich das jetzt überblicken kann, haben es gerade einmal 3/20 geschafft.
Für eine E13 Stelle in der Kommunalverwaltung, auf die ich mich beworben hatte, gab es zwei Bewerberrunden mit jeweils 6 und 7 Bewerbern..... Gerade in der aktuellen Situation, in der die wirtschaftliche Zukunft aufgrund diverser geopolitischer Konflikte auf unabsehbare Zeit unwägbar und risikoreich bleiben wird, in einer Zeit des harte globalen Wettbewerbs (welcher auf Effektivität und Kostenersparnis getrimmt ist), genau hier wird der Staat als Arbeitgeber mit sicherer und planbarer Zukunft noch deutlich attraktiver werden.
BTW: unabhängig jetzt von den Auswirkungen auf den juristischen Arbeitsmarkt. Vor einigen Monaten gab es in einem Wirtschaftsmagazin ein Interview mit dem ehemaligen Präsidenten der Weltbank bzgl KI und Automatisierung. Er prognostiziert - im Gegensatz zu Bill Gates und Co - erhebliche negative Auswirkungen, gerade für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in westlichen Ländern. Denn diese neue Form des "Outsourcings" würde diesmal primär die (gehobene) Mittelschicht treffen, welche idR am politischen Leben aktiv partizipiert und somit die Säulen des Gesllschaft mittelfristig erschüttern. Man darf gespannt sein, was in Zukunft noch alles auf uns zukommt.
Von der propagierten "Pensionierungswelle" höre ich schon seit 2014/15. Damals mit "Stichtag" ab 2022 aufwärts. Jetzt dann eben ab 2028...
Letztens las ich einen LTO Artikel über die Pensionierungswelle im Osten...30-50% der Richter/StA würden dann ab Ende der 20er in Pension gehen. Die zahlen waren dann eigentlich sehr überschaubar, in Thüringen bspw 40 Richter.....
Was ich damit sagen will: Es kommen jedes Jahr ca 8000 Volljuristen auf den Arbeitsmarkt, der Nachwuchs wird mit Sicherheit kein Problem des Staates sein. Dieser "Ruf" des Nachwuchsmangels ist eher eine verkapptes Verlangen nach einer höheren Besoldung. Aus meiner Ref AG wollten fast alle zum Staat, sei es Justiz oder Verwaltung. Soweit ich das jetzt überblicken kann, haben es gerade einmal 3/20 geschafft.
Für eine E13 Stelle in der Kommunalverwaltung, auf die ich mich beworben hatte, gab es zwei Bewerberrunden mit jeweils 6 und 7 Bewerbern..... Gerade in der aktuellen Situation, in der die wirtschaftliche Zukunft aufgrund diverser geopolitischer Konflikte auf unabsehbare Zeit unwägbar und risikoreich bleiben wird, in einer Zeit des harte globalen Wettbewerbs (welcher auf Effektivität und Kostenersparnis getrimmt ist), genau hier wird der Staat als Arbeitgeber mit sicherer und planbarer Zukunft noch deutlich attraktiver werden.
BTW: unabhängig jetzt von den Auswirkungen auf den juristischen Arbeitsmarkt. Vor einigen Monaten gab es in einem Wirtschaftsmagazin ein Interview mit dem ehemaligen Präsidenten der Weltbank bzgl KI und Automatisierung. Er prognostiziert - im Gegensatz zu Bill Gates und Co - erhebliche negative Auswirkungen, gerade für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in westlichen Ländern. Denn diese neue Form des "Outsourcings" würde diesmal primär die (gehobene) Mittelschicht treffen, welche idR am politischen Leben aktiv partizipiert und somit die Säulen des Gesllschaft mittelfristig erschüttern. Man darf gespannt sein, was in Zukunft noch alles auf uns zukommt.
22.10.2023, 08:48
Naja, es kommen etwa 1500-2000 doppel VB auf den Markt pro Jahr. Das ist wenig.
22.10.2023, 08:57
(22.10.2023, 08:48)guga schrieb: Naja, es kommen etwa 1500-2000 doppel VB auf den Markt pro Jahr. Das ist wenig.
Also ich finde das nicht wenig. Wir reden von Doppel-VB, dann wird es noch viele geben die 1x VB und 1x (hohes)B haben oder 2x hohes B usw. Und denen sollte man auch keine schlechtere juristische Kompetenz zuschreiben. Juristenmangel gibt es nicht.