17.10.2023, 09:13
So liebe Leute, wie ihr schon am Titel erkennen könnt, möchte ich die Justiz verlassen.
Das Problem ist, dass ich erst 1,5Monaten Proberichter bin.
Warum ich nach so kurzer Zeit hier wieder raus will?
Ich nach etwa 4 Tagen jeden einzelnen Tag hier gehasst. Ich arbeite Mo-So und kann nicht mal ansatzweise den Aktenberg bearbeiten. Habe kaum Kollegen, und muss praktisch für jede Frage heruntelefonieren oÄ. Die Kollegen äußern insoweit auch nur Durchhalteparolen. Das alles gepaart mit dem Erledigungsdruck (Beurteilung) macht mir zu schaffen. Ich habe zum Teil keinen Appetit und schlafe kaum. Das ständige Gefühl nie fertig zu sein oder Feierabend zu haben, war genau das was mich am Studium und Ref massiv gestört haben. Es ist nicht so, dass ich mich nicht hinsetzten mag und 8-10h pro Tag vollgas zu geben, aber danach soll dann bitte auch Feierabend sein. Leider sehe ich auch bei älteren Kollegen, dass das dort nicht der Fall ist. Die haben zum Teil nicht mal Freude am Urlaub, weil Urlaub = vorher und nacher enorm viel Stress.
Man könnte jetzt natürlich sagen, dass ich faul und nicht belastbar sei aber irgendwie muss ich meine 2x vb auch geschafft haben. Das ist mir ja auch nicht zugeflogen.
Etwas positives, bis auf das einigermaßen gute Ansehen, konnte ich noch nicht an dem Job finden. Klar, aller Anfang ist schwer aber ich möchte hier ungern Lebenszeit vergeuden. Rechtlich interessant ist der Job hier leider für mich auch nicht. Ich bin eher Straf- und Öffrechtler.
Ich überlege daher in die Verwaltung zu wechseln. Habe allerdings schiss, dass meine kurze Zeit hier zum Problem wird.
Gibt's Erfahrungen
Das Problem ist, dass ich erst 1,5Monaten Proberichter bin.
Warum ich nach so kurzer Zeit hier wieder raus will?
Ich nach etwa 4 Tagen jeden einzelnen Tag hier gehasst. Ich arbeite Mo-So und kann nicht mal ansatzweise den Aktenberg bearbeiten. Habe kaum Kollegen, und muss praktisch für jede Frage heruntelefonieren oÄ. Die Kollegen äußern insoweit auch nur Durchhalteparolen. Das alles gepaart mit dem Erledigungsdruck (Beurteilung) macht mir zu schaffen. Ich habe zum Teil keinen Appetit und schlafe kaum. Das ständige Gefühl nie fertig zu sein oder Feierabend zu haben, war genau das was mich am Studium und Ref massiv gestört haben. Es ist nicht so, dass ich mich nicht hinsetzten mag und 8-10h pro Tag vollgas zu geben, aber danach soll dann bitte auch Feierabend sein. Leider sehe ich auch bei älteren Kollegen, dass das dort nicht der Fall ist. Die haben zum Teil nicht mal Freude am Urlaub, weil Urlaub = vorher und nacher enorm viel Stress.
Man könnte jetzt natürlich sagen, dass ich faul und nicht belastbar sei aber irgendwie muss ich meine 2x vb auch geschafft haben. Das ist mir ja auch nicht zugeflogen.
Etwas positives, bis auf das einigermaßen gute Ansehen, konnte ich noch nicht an dem Job finden. Klar, aller Anfang ist schwer aber ich möchte hier ungern Lebenszeit vergeuden. Rechtlich interessant ist der Job hier leider für mich auch nicht. Ich bin eher Straf- und Öffrechtler.
Ich überlege daher in die Verwaltung zu wechseln. Habe allerdings schiss, dass meine kurze Zeit hier zum Problem wird.
Gibt's Erfahrungen
Wer Richter auf Probe bzw. Staatsanwalt werden möchte, sollte sich mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Das Karriere-Dossier ist als Print-Buch sowie als E-Book für alle 16 Bundesländer erhältlich:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
Und zur Vorbereitung auf das alles entscheidende Vorstellungsgespräch sollte man auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben.
17.10.2023, 09:35
DU kannst vorher gar nicht wissen, wie der tatsächliche Arbeitsalltag eines Berufsanfängers bei Gericht aussieht. Es gibt doch einfach zu viele Unwägbarkeiten; hier sei beispielsweise die Kammer genannt. In der Baurechtskammer hast Du dann den Salat. Die Probezeit ist auch für Dich eine Zeit des Kennenlernens und des "Erprobens".
Ich habe auch eine ehemalige Kommilitonin, die mit zwei VB im Gepäck idealisiert in den Richterberuf gestartet ist. Sie war vom Arbeitsvolumen einfach völlig erschlagen und als "Perfektionistin" aus Ref und Studium gewohnt ausreichend Zeit für eine austarierte Entscheidungsfindung zu haben. Sie hat zwar die Probezeit abgewartet um ihre Entscheidung nicht überhastet zu treffen und um genügend Erfahrungsmaterial für die Interessenabwägung zu bündeln, im Endeffekt hat sie sich dann aber für eine ruhige Position in der Kommune entschieden. Und das ist doch gut so. Ich würde den Fehler in keiner Weise bei dir sehen.
An deiner Stelle würde ich trotzdem noch einmal das Gespräch suchen und versuchen mehr Kontakt zu deinen Kollegen aufzubauen und über deine aktuelle Situation - auch mit deinen "Vorgesetzten - zu diskutieren. Das ist doch keine Schande. Mit deinen Noten stehen dir alle Türen offen, mach Dir keinen Druck.
Ich habe auch eine ehemalige Kommilitonin, die mit zwei VB im Gepäck idealisiert in den Richterberuf gestartet ist. Sie war vom Arbeitsvolumen einfach völlig erschlagen und als "Perfektionistin" aus Ref und Studium gewohnt ausreichend Zeit für eine austarierte Entscheidungsfindung zu haben. Sie hat zwar die Probezeit abgewartet um ihre Entscheidung nicht überhastet zu treffen und um genügend Erfahrungsmaterial für die Interessenabwägung zu bündeln, im Endeffekt hat sie sich dann aber für eine ruhige Position in der Kommune entschieden. Und das ist doch gut so. Ich würde den Fehler in keiner Weise bei dir sehen.
An deiner Stelle würde ich trotzdem noch einmal das Gespräch suchen und versuchen mehr Kontakt zu deinen Kollegen aufzubauen und über deine aktuelle Situation - auch mit deinen "Vorgesetzten - zu diskutieren. Das ist doch keine Schande. Mit deinen Noten stehen dir alle Türen offen, mach Dir keinen Druck.
17.10.2023, 12:10
Ich habe damals auch aus der Justiz in die Verwaltung gewechselt nach unter einem Jahr und es nicht bereut. Klar wird man Dich ggf. danach fragen, aber du kannst es ja erklären und mit den Noten solltest Du auch kein Problem haben, eine Stelle in der Verwaltung zu finden, die Dir zusagt.
Meiner Meinung nach ist das Leben zu kurz und unsere Ausbildung zu lang, um sich durch Tätigkeiten oder Umstände zu quälen, die einen fertigmachen. Daher mein Rat: Exit.
Meiner Meinung nach ist das Leben zu kurz und unsere Ausbildung zu lang, um sich durch Tätigkeiten oder Umstände zu quälen, die einen fertigmachen. Daher mein Rat: Exit.
17.10.2023, 12:29
Hi, ich würde mir keine Sorgen machen, dass du noch in der Probezeit bist. Es ist eher so, dass ein Wechsel in der Probezeit begrüßt wird, da das neue Ressort dich dann auch noch für einen längeren Zeitraum in der Probezeit begutachten kann.
17.10.2023, 12:43
Es ist vermutlich auch eine innere Einstellungsfrage, am Ende des Tages zum Feierabend abschalten zu können und richtig Feierabend zu machen und bis zum nächsten Tag die Arbeit aus dem Kopf zu verbannen.
Dein Problem des Overloads und des Nichtabschaltenkönnens ist ja kein genuin richterlichen Problem. Wenn du dich da optimieren kannst, könntest du ggf Spaß an der Sache finden. Wie man das aber macht, weiss ich leider auch nicht.
Magst du noch ein paar Hinweise geben, um welche Art von Bundesland und/oder Richtertätigkeit (AG, LG, Baukammer usw) es bei dir geht?:
Dein Problem des Overloads und des Nichtabschaltenkönnens ist ja kein genuin richterlichen Problem. Wenn du dich da optimieren kannst, könntest du ggf Spaß an der Sache finden. Wie man das aber macht, weiss ich leider auch nicht.
Magst du noch ein paar Hinweise geben, um welche Art von Bundesland und/oder Richtertätigkeit (AG, LG, Baukammer usw) es bei dir geht?:
17.10.2023, 14:25
(17.10.2023, 12:43)JuraLiebhaber schrieb: Es ist vermutlich auch eine innere Einstellungsfrage, am Ende des Tages zum Feierabend abschalten zu können und richtig Feierabend zu machen und bis zum nächsten Tag die Arbeit aus dem Kopf zu verbannen.
[...]
Hier würde ich mit einhaken:
Wenn du Dir den Druck wegen anstehender Beurteilung machst: Für was ist diese wichtig und wie wichtig ist sie (mit Abstand betrachtet) wirklich?
17.10.2023, 14:53
Ich bin auch nach 4 Monaten von der Justiz in die Verwaltung gewechselt. Mir ging es ähnlich wie dir. Ich fand es von Tag eins an furchtbar und wollte meine Zeit dort nicht verschwenden.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Umstand so früh zu wechseln ein Nachteil für mich war. Hatte mich bei mehreren Behörden beworben und alle hätten mich genommen. Man muss den Grund halt erklären können.
Ob es letztlich die richtige Entscheidung ist die Justiz zu verlassen musst du für dich selbst entscheiden. Ein Weg zurück wird es wahrscheinlich eher nicht geben. Aber ich kann für mich zumindest sagen, dass der Einstieg in die Verwaltung wesentlich angenehmer war als in der Justiz.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Umstand so früh zu wechseln ein Nachteil für mich war. Hatte mich bei mehreren Behörden beworben und alle hätten mich genommen. Man muss den Grund halt erklären können.
Ob es letztlich die richtige Entscheidung ist die Justiz zu verlassen musst du für dich selbst entscheiden. Ein Weg zurück wird es wahrscheinlich eher nicht geben. Aber ich kann für mich zumindest sagen, dass der Einstieg in die Verwaltung wesentlich angenehmer war als in der Justiz.
17.10.2023, 15:42
(17.10.2023, 14:53)Mi*Me schrieb: Ich bin auch nach 4 Monaten von der Justiz in die Verwaltung gewechselt. Mir ging es ähnlich wie dir. Ich fand es von Tag eins an furchtbar und wollte meine Zeit dort nicht verschwenden.
Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Umstand so früh zu wechseln ein Nachteil für mich war. Hatte mich bei mehreren Behörden beworben und alle hätten mich genommen. Man muss den Grund halt erklären können.
Ob es letztlich die richtige Entscheidung ist die Justiz zu verlassen musst du für dich selbst entscheiden. Ein Weg zurück wird es wahrscheinlich eher nicht geben. Aber ich kann für mich zumindest sagen, dass der Einstieg in die Verwaltung wesentlich angenehmer war als in der Justiz.
Also ich bin in der Verwaltung und kann bestätigen, dass wir mittlerweile echt viele haben, die aus der Justiz zur Verwaltung gewechselt sind. Bisher sind alle geblieben und soweit auch zufrieden. Ich kenne auch welche , die unter einem Jahr bereits gewechselt haben.
17.10.2023, 20:04
Bist Du am AG oder LG? Welches Rechtsgebiet? Dezernatsstruktur? Vorher vakant, vollgelaufen,...?
Es ist auf der knappen Tatsachengrundlage schwer, etwas dazu zu sagen.
Es ist auf der knappen Tatsachengrundlage schwer, etwas dazu zu sagen.
17.10.2023, 20:36
(17.10.2023, 20:04)Praktiker schrieb: Bist Du am AG oder LG? Welches Rechtsgebiet? Dezernatsstruktur? Vorher vakant, vollgelaufen,...?
Es ist auf der knappen Tatsachengrundlage schwer, etwas dazu zu sagen.
Finde ich auch eher schwierig. Man sollte sich auch als ProRi nicht zu sehr unter Druck setzen lassen. Gerade wenn die Dezernate voll sind: die brauchen dich auch! Da geht es auch darum, konsequent auch mal abzuladen, wenn der Vorgänger den Terminplan viel zu vollgestopft hat. Falls am LG: wie viele mdl. Verhandlungen sind denn pro Woche als Eri angesetzt? Und am AG?