20.01.2023, 10:01
Hi ihr Lieben,
ich bin seit ca einem halben Jahr Associate in einer Großkanzlei & fühle mich an sich total wohl, habe tolle Chefs, die mich im Gesamtgefüge der Kanzlei eher behüten und sehr geduldig & nett sind. Heftigen Druck von außen kenne ich so eigentlich nicht & auf meine Bedürfnisse wird viel (in GK-Maßstäben) Rücksicht genommen.
Was mich etwas umtreibt ist einfach die Sorge, nicht gut genug zu sein bzw nicht in ausreichendem Maß besser zu werden. Auch jetzt noch gehen Dokument
ich bin seit ca einem halben Jahr Associate in einer Großkanzlei & fühle mich an sich total wohl, habe tolle Chefs, die mich im Gesamtgefüge der Kanzlei eher behüten und sehr geduldig & nett sind. Heftigen Druck von außen kenne ich so eigentlich nicht & auf meine Bedürfnisse wird viel (in GK-Maßstäben) Rücksicht genommen.
Was mich etwas umtreibt ist einfach die Sorge, nicht gut genug zu sein bzw nicht in ausreichendem Maß besser zu werden. Auch jetzt noch gehen Dokument
20.01.2023, 10:49
Ups, vom Chef erwischt.
20.01.2023, 11:21
Huch, keine Ahnung, was da schief gelaufen ist, aber danke für den Hinweis ?
Ich wollte schreiben, dass so gut wie keine Dokumente (oder nur extrem einfache) mal ohne wesentliche Änderungen rausgehen.
Manchmal fehlt mir der nötige Perfektionismus vielleicht, aber auch wenn ich mir eigentlich viel Mühe gebe und Zeit investiere, ist es eher selten so, dass das Outcome ein redaktioneller Knüller ist. Was dann tatsächlich raus geht ist immer auf den Punkt & präzise. Sehe ich daneben dann meinen Entwurf, stinkt der schon ziemlich ab dagegen.
Dazu kommt, dass ich oft keine Unaufmerksamkeitsfehler mache (Rechtschreibung idR aber nicht), die ich einfach nicht aus mir rauskriege.
Tatsächlich beschwert sich bisher niemand, alle sind total geduldig und nett.
Ich habe aber dennoch den Verdacht oder die Sorge, dass ich nicht gut genug bin oder eben nicht schnell genug besser werde & qualitativ auf der Stelle trete. Da wir uns alle super verstehen, habe ich auch Angst, dass man mich vielleicht aus purer Nettigkeit & weil ich keinen großen Mist mache, mehr oder weniger in Ruhe lässt und vielleicht nicht so kritisiert, wie es nötig wäre.
Kennt das jemand? Wird es besser bzw. was kann ich tun?
Ich wollte schreiben, dass so gut wie keine Dokumente (oder nur extrem einfache) mal ohne wesentliche Änderungen rausgehen.
Manchmal fehlt mir der nötige Perfektionismus vielleicht, aber auch wenn ich mir eigentlich viel Mühe gebe und Zeit investiere, ist es eher selten so, dass das Outcome ein redaktioneller Knüller ist. Was dann tatsächlich raus geht ist immer auf den Punkt & präzise. Sehe ich daneben dann meinen Entwurf, stinkt der schon ziemlich ab dagegen.
Dazu kommt, dass ich oft keine Unaufmerksamkeitsfehler mache (Rechtschreibung idR aber nicht), die ich einfach nicht aus mir rauskriege.
Tatsächlich beschwert sich bisher niemand, alle sind total geduldig und nett.
Ich habe aber dennoch den Verdacht oder die Sorge, dass ich nicht gut genug bin oder eben nicht schnell genug besser werde & qualitativ auf der Stelle trete. Da wir uns alle super verstehen, habe ich auch Angst, dass man mich vielleicht aus purer Nettigkeit & weil ich keinen großen Mist mache, mehr oder weniger in Ruhe lässt und vielleicht nicht so kritisiert, wie es nötig wäre.
Kennt das jemand? Wird es besser bzw. was kann ich tun?
20.01.2023, 13:22
Das mit den Änderungen im Dokument hat weniger mit dir zu tun, als mehr damit, dass jeder seinen eigenen Stil hat. Der eine Vorgesetzte will diesen Stil umgesetzt haben, der andere sagt sich "Passt schon, auch wenn ich es anders formuliert hätte".
Auch ich mit meinen 9 Jahren Berufserfahrung bekomme diverse Änderungen, wenn die Sache über den Tisch meiner Vorgesetzten läuft. Genauso hätte ich manchmal gerne in Schriftsätzen einer Kollegin rumgekrakelt, weil ich den Text anders formuliert hätte und sie mir den Schriftsatz zum Drüberschauen gegeben hat. Mache ich in dem Fall aber nicht, es sei denn sie hat einen echten Fehler drin, denn Kollegen die eigene Sicht überstülpen gehört sich m.E. nicht. Dass Vorgesetzte das anders handhaben, liegt manchmal in der Natur der Sache, hängt aber auch vom jeweiligen Vorgesetzten ab.
Einer der Partner in meiner früheren Kanzlei war bekannt dafür, dass ALLES, egal was, mit dem Rotstift angemarkert zurückkommt. Ich hatte mit diesem Partner weniger zu tun, weiß aber dass viele Kollegen davon genervt waren. Das waren nämlich nicht alles Berufseinsteiger, sondern Leute mit teils 20 oder mehr Jahren Berufserfahrung. Und es waren wie gesagt auch nicht zwangsläufig Fehler, sondern individuelle Präferenzen.
Auch ich mit meinen 9 Jahren Berufserfahrung bekomme diverse Änderungen, wenn die Sache über den Tisch meiner Vorgesetzten läuft. Genauso hätte ich manchmal gerne in Schriftsätzen einer Kollegin rumgekrakelt, weil ich den Text anders formuliert hätte und sie mir den Schriftsatz zum Drüberschauen gegeben hat. Mache ich in dem Fall aber nicht, es sei denn sie hat einen echten Fehler drin, denn Kollegen die eigene Sicht überstülpen gehört sich m.E. nicht. Dass Vorgesetzte das anders handhaben, liegt manchmal in der Natur der Sache, hängt aber auch vom jeweiligen Vorgesetzten ab.
Einer der Partner in meiner früheren Kanzlei war bekannt dafür, dass ALLES, egal was, mit dem Rotstift angemarkert zurückkommt. Ich hatte mit diesem Partner weniger zu tun, weiß aber dass viele Kollegen davon genervt waren. Das waren nämlich nicht alles Berufseinsteiger, sondern Leute mit teils 20 oder mehr Jahren Berufserfahrung. Und es waren wie gesagt auch nicht zwangsläufig Fehler, sondern individuelle Präferenzen.
20.01.2023, 13:31
Nachtrag:
Wenn du "echte" Fehler machst oder die Formulierung wirklich schlecht ist - das wird mit der Zeit besser. Wir Juristen schreiben juristische Texte ja in sehr hochtrabenden Juristendeutsch, obwohl die meisten von uns im Alltag keinen Stock im Hintern haben. In dem Fall musst du darauf achten, die Ausdrucksweise der "hingerotzen" Email, die du an einen Freund oder auch guten Kollegen schreibst, nicht auf den juristischen Text zu übertragen, sondern bewusst auf Wortwahl, Satzbau etc. zu achten.
Wie gesagt, das kommt mit der Zeit. Vieles sind Standardfloskeln, die man bei häufiger Benutzung automatisch drauf hat.
Ein Tipp, den ich schon mal an anderer Stelle gegeben habe: wenn die Zeit es erlaubt, lege den Text am Abend beiseite und schicke ihn noch nicht raus. Am nächsten Morgen kannst du frisch ausgeruht noch einmal drauf schauen und den ein oder anderen Fehler entdecken und ausmerzen.
Wenn du "echte" Fehler machst oder die Formulierung wirklich schlecht ist - das wird mit der Zeit besser. Wir Juristen schreiben juristische Texte ja in sehr hochtrabenden Juristendeutsch, obwohl die meisten von uns im Alltag keinen Stock im Hintern haben. In dem Fall musst du darauf achten, die Ausdrucksweise der "hingerotzen" Email, die du an einen Freund oder auch guten Kollegen schreibst, nicht auf den juristischen Text zu übertragen, sondern bewusst auf Wortwahl, Satzbau etc. zu achten.
Wie gesagt, das kommt mit der Zeit. Vieles sind Standardfloskeln, die man bei häufiger Benutzung automatisch drauf hat.
Ein Tipp, den ich schon mal an anderer Stelle gegeben habe: wenn die Zeit es erlaubt, lege den Text am Abend beiseite und schicke ihn noch nicht raus. Am nächsten Morgen kannst du frisch ausgeruht noch einmal drauf schauen und den ein oder anderen Fehler entdecken und ausmerzen.
20.01.2023, 14:19
(20.01.2023, 11:21)Knupsermi schrieb: Huch, keine Ahnung, was da schief gelaufen ist, aber danke für den Hinweis ?
Ich wollte schreiben, dass so gut wie keine Dokumente (oder nur extrem einfache) mal ohne wesentliche Änderungen rausgehen.
Manchmal fehlt mir der nötige Perfektionismus vielleicht, aber auch wenn ich mir eigentlich viel Mühe gebe und Zeit investiere, ist es eher selten so, dass das Outcome ein redaktioneller Knüller ist. Was dann tatsächlich raus geht ist immer auf den Punkt & präzise. Sehe ich daneben dann meinen Entwurf, stinkt der schon ziemlich ab dagegen.
Dazu kommt, dass ich oft keine Unaufmerksamkeitsfehler mache (Rechtschreibung idR aber nicht), die ich einfach nicht aus mir rauskriege.
Tatsächlich beschwert sich bisher niemand, alle sind total geduldig und nett.
Ich habe aber dennoch den Verdacht oder die Sorge, dass ich nicht gut genug bin oder eben nicht schnell genug besser werde & qualitativ auf der Stelle trete. Da wir uns alle super verstehen, habe ich auch Angst, dass man mich vielleicht aus purer Nettigkeit & weil ich keinen großen Mist mache, mehr oder weniger in Ruhe lässt und vielleicht nicht so kritisiert, wie es nötig wäre.
Kennt das jemand? Wird es besser bzw. was kann ich tun?
Kenn ich.... Vor allem das mit den Flüchtigkeitsfehlern nervt mich. Ich gebe mir wirklich viel Mühe, lese mindestens einmal, meist öfter, über alles nochmal drüber und trotzdem passieren mir manchmal Zahlendreher o.ä..
20.01.2023, 15:42
Es wäre doch eigenartig, wenn du nach sechs Monaten im Job die gleiche Arbeitsqualität abliefern würdest, wie dein Chef mit 10+ Jahren Berufserfahrung. Natürlich sind seine Überarbeitungen und Ergebnisse oft besser als deine. Solange du stetig besser wirst, ist das kein Problem.
20.01.2023, 18:10
20.01.2023, 19:21
(20.01.2023, 18:10)Humpa schrieb:(20.01.2023, 13:31)Egal schrieb: Wir Juristen schreiben juristische Texte ja in sehr hochtrabenden Juristendeutsch,
Hochtrabendes Deutsch findet man doch eher, wenn Nicht-Juristen juristische Texte schreiben.
findest Du? Ich verzweifle z.B. regelmäßig bei Texten zum Steuerrecht. Mein Highlight diese Woche war unsere interne Kommunikation "Änderungen zu Steuerliche Behandlung der Bewirtungen von Geschäftsfreunden und Mahlzeitengewährung an Arbeitnehmer" von unserer Abteilung Steuer und deren Juristen. Ich glaube dazu sollte ich noch mal ein Seminar belegen
20.01.2023, 20:26
Das muss man unterscheiden: Was sind fachliche Fehler? Was sind geschäftliche Gepflogenheiten, die man nicht kennt? Da sind Korrekturen notwendig. Dann gibt es noch Kanzleispezifika, die einfach so gehandhabt werden, ohne richtig oder falsch zu sein.
Und daneben gibt es noch blinden Aktionismus und Pedanterie. Ich kann mich noch erinnern, wie ich ziemlich am Anfang einen englischen Artikel für ein als wissenschaftlichen Artikel getarntes Werbevehikel geschrieben habe. Das Ding wurde vom Counsel abstrus verdenglischt. Was er dabei nicht auf dem Schirm hatte war, dass ich englischsprachig aufgewachsen bin. Da muss man darüber stehen, den Vorgesetzten ihre Powerpointästhetik aus 2004 lassen.
Und daneben gibt es noch blinden Aktionismus und Pedanterie. Ich kann mich noch erinnern, wie ich ziemlich am Anfang einen englischen Artikel für ein als wissenschaftlichen Artikel getarntes Werbevehikel geschrieben habe. Das Ding wurde vom Counsel abstrus verdenglischt. Was er dabei nicht auf dem Schirm hatte war, dass ich englischsprachig aufgewachsen bin. Da muss man darüber stehen, den Vorgesetzten ihre Powerpointästhetik aus 2004 lassen.