12.09.2022, 10:27
Guten Morgen zusammen,
ich habe das Ref frisch beendet und mache mir gerade Gedanken, wie ich meinen Berufseinstieg gestalten soll. Ich möchte nach spätestens 2-3 Jahren in die Selbständigkeit und bis dahin möglichst viel lernen. Ich dachte jetzt daran, diese 2-3 Jahre bei einer GK im Litigation-Bereich zu verbringe? Haltet ihr das sinnvoll? Lernt man da das nötige Handwerkszeug für die Selbständigkeit?
Würde mich über Tipps sehr freuen :)
ich habe das Ref frisch beendet und mache mir gerade Gedanken, wie ich meinen Berufseinstieg gestalten soll. Ich möchte nach spätestens 2-3 Jahren in die Selbständigkeit und bis dahin möglichst viel lernen. Ich dachte jetzt daran, diese 2-3 Jahre bei einer GK im Litigation-Bereich zu verbringe? Haltet ihr das sinnvoll? Lernt man da das nötige Handwerkszeug für die Selbständigkeit?
Würde mich über Tipps sehr freuen :)
12.09.2022, 10:48
Wichtiger als das "Handwerkszeug" fände ich, dass Du Mandanten findest, die Du in Deine Selbständigkeit mitnehmen kannst. Von der GK klappt das in der Regel nicht. Ich würde da eher in einer kleinen Kanzlei starten. Da werden dann auch die Sachen gemacht, die Du später als FWW Anwalt so machst.
12.09.2022, 14:38
Ich denke da auch eher an kleinere Einheiten. Zum einen wegen der Mandanten, die man (evtl.!) mitnehmen kann. Das ist in einer kleineren Einheit eher gegeben als in einer GK, wo du als 1year gar keinen Mandantenkontakt hast.
Konzerne wie Siemens werden wegen dir auch nicht von der GK zur Einmann-Kanzlei wechseln. Bei kleineren Firmen ist das schon eher denkbar, wobei auch dort das alles andere als die Regel ist.
Die Arbeitsweise in einer GK unterscheidet sich zudem deutlich von der in einer MK oder KK. In einer GK herrscht eine andere Mentalität, du hast andere Ressourcen, ggf. internationale Mandate mit anderen Erwartungen usw.
Ich würde eher zusehen, dass du irgendwo anfängst, wo du auch lernen kannst, wie man eine Kanzlei führt, wie die Arbeitsabläufe in der Kanzlei sind, wie neue Mandate gewonnen werden, wie die Buchhaltung funktioniert, wie man mit (Privat-)Mandanten umgeht etc. Das würde ich natürlich nicht gleich offenlegen, aber in kleineren Kanzleien bekommst du darüber eher Einblicke als in einer großen. Das Handwerkszeug haben wir Juristen nämlich. Was vielen für die Selbständigkeit fehlt, sind praktische Erfahrungen damit.
Konzerne wie Siemens werden wegen dir auch nicht von der GK zur Einmann-Kanzlei wechseln. Bei kleineren Firmen ist das schon eher denkbar, wobei auch dort das alles andere als die Regel ist.
Die Arbeitsweise in einer GK unterscheidet sich zudem deutlich von der in einer MK oder KK. In einer GK herrscht eine andere Mentalität, du hast andere Ressourcen, ggf. internationale Mandate mit anderen Erwartungen usw.
Ich würde eher zusehen, dass du irgendwo anfängst, wo du auch lernen kannst, wie man eine Kanzlei führt, wie die Arbeitsabläufe in der Kanzlei sind, wie neue Mandate gewonnen werden, wie die Buchhaltung funktioniert, wie man mit (Privat-)Mandanten umgeht etc. Das würde ich natürlich nicht gleich offenlegen, aber in kleineren Kanzleien bekommst du darüber eher Einblicke als in einer großen. Das Handwerkszeug haben wir Juristen nämlich. Was vielen für die Selbständigkeit fehlt, sind praktische Erfahrungen damit.
12.09.2022, 20:53
GK ist die beste Idee wenn du die Selbstständigkeit in M&A, Tax oder IP/IT planst. Bei einer 1-Mann-Kanzlei werden die Großkonzerne dann sicher Schlange stehen.
12.09.2022, 21:02
(12.09.2022, 10:27)Gast schrieb: Guten Morgen zusammen,
ich habe das Ref frisch beendet und mache mir gerade Gedanken, wie ich meinen Berufseinstieg gestalten soll. Ich möchte nach spätestens 2-3 Jahren in die Selbständigkeit und bis dahin möglichst viel lernen. Ich dachte jetzt daran, diese 2-3 Jahre bei einer GK im Litigation-Bereich zu verbringe? Haltet ihr das sinnvoll? Lernt man da das nötige Handwerkszeug für die Selbständigkeit?
Würde mich über Tipps sehr freuen :)
Je nach GK und Bereich bist du in den zwei Jahren in Litigation vielleicht an nur 3 oder 4 Verfahren im Rechtsmittel beteiligt, dann hast du eigentlich kaum etwas gelernt, was sich gleich sinnvoll nutzen lässt. Dann lieber ne solide Regionalkanzlei oder MK.
12.09.2022, 21:55
(12.09.2022, 10:27)Gast schrieb: Guten Morgen zusammen,
ich habe das Ref frisch beendet und mache mir gerade Gedanken, wie ich meinen Berufseinstieg gestalten soll. Ich möchte nach spätestens 2-3 Jahren in die Selbständigkeit und bis dahin möglichst viel lernen. Ich dachte jetzt daran, diese 2-3 Jahre bei einer GK im Litigation-Bereich zu verbringe? Haltet ihr das sinnvoll? Lernt man da das nötige Handwerkszeug für die Selbständigkeit?
Würde mich über Tipps sehr freuen :)
Wo machst du dich denn selbstständig? Zufällig in Südbayern?
13.09.2022, 15:21
(12.09.2022, 21:55)Gast schrieb:(12.09.2022, 10:27)Gast schrieb: Guten Morgen zusammen,
ich habe das Ref frisch beendet und mache mir gerade Gedanken, wie ich meinen Berufseinstieg gestalten soll. Ich möchte nach spätestens 2-3 Jahren in die Selbständigkeit und bis dahin möglichst viel lernen. Ich dachte jetzt daran, diese 2-3 Jahre bei einer GK im Litigation-Bereich zu verbringe? Haltet ihr das sinnvoll? Lernt man da das nötige Handwerkszeug für die Selbständigkeit?
Würde mich über Tipps sehr freuen :)
Wo machst du dich denn selbstständig? Zufällig in Südbayern?
Ne eher in der Nähe von Frankfurt. Willst du etwa in Südbayern eine Kanzlei gründen?
Zu den Vorschlägen: ich habe natürlich schon an kleinere Kanzleien gedacht. Allerdings komme ich da kaum über 40k Jahresgehalt und das bin ich ehrlich gesagt nicht bereit zu machen. Von etwas gößeren Kanzleien Mandanten "mitnehmen" ist natürlich nicht so einfach, das ist mir klar. Mir geht es auch eher darum, das tägliche Handwerkszeug zu lernen und natürlich Kapital für die Gründung zu sammeln.
Wie sieht es in Boutiquen aus?
13.09.2022, 16:19
(13.09.2022, 15:21)Gast schrieb:(12.09.2022, 21:55)Gast schrieb:(12.09.2022, 10:27)Gast schrieb: Guten Morgen zusammen,
ich habe das Ref frisch beendet und mache mir gerade Gedanken, wie ich meinen Berufseinstieg gestalten soll. Ich möchte nach spätestens 2-3 Jahren in die Selbständigkeit und bis dahin möglichst viel lernen. Ich dachte jetzt daran, diese 2-3 Jahre bei einer GK im Litigation-Bereich zu verbringe? Haltet ihr das sinnvoll? Lernt man da das nötige Handwerkszeug für die Selbständigkeit?
Würde mich über Tipps sehr freuen :)
Wo machst du dich denn selbstständig? Zufällig in Südbayern?
Ne eher in der Nähe von Frankfurt. Willst du etwa in Südbayern eine Kanzlei gründen?
Zu den Vorschlägen: ich habe natürlich schon an kleinere Kanzleien gedacht. Allerdings komme ich da kaum über 40k Jahresgehalt und das bin ich ehrlich gesagt nicht bereit zu machen. Von etwas gößeren Kanzleien Mandanten "mitnehmen" ist natürlich nicht so einfach, das ist mir klar. Mir geht es auch eher darum, das tägliche Handwerkszeug zu lernen und natürlich Kapital für die Gründung zu sammeln.
Wie sieht es in Boutiquen aus?
In der GK machst du ziemlich große Verfahren, um das "Handwerkszeug" zu lernen, sollte man m.E. aber gleichzeitig auch etwas auf Quantität setzen, gerade um später fit im Prozess zu sein, den Du als junger Anwalt in der GK nur aus dem Backoffice mitbekommst. Zusätzlich lernt man in der GK null über Büroorga, Buchhaltung, vielleicht gerade noch so Rechnungen (prüfen auf jeden Fall, schreiben wirst Du sie auch eher nicht), etc. Was administrativ auf einen zukommt, darf man echt nicht unterschätzen.
Daher: lieber dorthin gehen, wo Du viel über den "Alltag" eines Prozessanwalts mitbekommst.
13.09.2022, 16:36
(13.09.2022, 15:21)Gast schrieb: Zu den Vorschlägen: ich habe natürlich schon an kleinere Kanzleien gedacht. Allerdings komme ich da kaum über 40k Jahresgehalt und das bin ich ehrlich gesagt nicht bereit zu machen. Von etwas gößeren Kanzleien Mandanten "mitnehmen" ist natürlich nicht so einfach, das ist mir klar. Mir geht es auch eher darum, das tägliche Handwerkszeug zu lernen und natürlich Kapital für die Gründung zu sammeln.2-3 Jahre ist ohnehin schon eher sportlich. Wenn man das so machen möchte würde es sich anbieten direkt eine Kanzlei zu nehmen, in der man direkt schon genug Fälle für einen passenden Fachanwalt sammeln kann. Anderenfalls ist man als Neugründer erstmal FWW und muss sich dort über einige Jahre eine Spezialisierung aufbauen um überhaupt genug passende Mandate zu haben. Da man aber kein Fachanwalt ist dauert das noch einmal länger, da viele nach Fachanwälten suchen...
Wie sieht es in Boutiquen aus?
Beim Erlernen des Handwerkszeugs wird man in der GK auch eher wenig Mehrwert haben. Als Neugründer darfst du erst einmal alles selbst machen, während du in der GK wohl eher wenige Kostennoten nach RVG schreiben wirst.
Ich würde entweder eine mittelständische Kanzlei mit breiter Abdeckung oder eine Boutique mit Nähe zur "Front" (also kein reines Beratungsgeschäft für einige Großmandanten) empfehlen.
Gibt es Rechtsgebiete die besonders interessant für dich wären?
13.09.2022, 17:22
Wenn du eine Idee hast in welchem Rechtsgebiet du tätig sein möchtest, bietet es sich tatsächlich an, erstmal in eine kleinere oder spezialisierte Kanzlei zu gehen um den Fachanwalt zu machen. Ein bekannter von mir (promoviert) wurde am Anfang oft gefragt ob er das als Nicht-Fachanwalt überhaupt kann. Wenn du auf Großkanzlei/Boutique Mandaten abzielst würde ich eher einige Jahre Erfahrung sammeln bis du dich als Experte etabliert hast.
Es hat schon seinen Reiz sich ganz schnell selbständig zu machen, aber das fachliche und bürokratische Know-how auf einmal zu lernen ist schon hart
Es hat schon seinen Reiz sich ganz schnell selbständig zu machen, aber das fachliche und bürokratische Know-how auf einmal zu lernen ist schon hart