30.05.2022, 07:25
Hallo zusammen,
ich bin seit ein paar Jahren bei der Justiz. Als ich mich beworben habe, habe ich zwar relativ schnell eine Einladung zum Vorstellungsespräch bekommen, fand dieses aber ziemlich unangenehm (es war eher ein: "Und warum haben Sie das in Ihrem Leben so gemacht und nicht so? Warum wollen Sie trotz der schlechten Arbeitsbedingungen zu uns?") und eine Rückmeldung gab es erst nach ein paar Monaten, wo ich dann allerdings meine Wunschstelle an einem beliebten Standort bekommen habe. Das ging einigen jedoch anders, die unter Druck gesetzt und dann an einen Standort jwd geschickt wurden. Überhaupt haben meine Kolleg*innen ähnliche, teilweise noch wesentlich unangenehmere Erfahrungen bei der Bewerbung gemacht. Zwei meiner wirklich guten Ref-AG-Kolleg*innen hat das Vorstellungsgespräch sogar bewogen, trotz Angebot einer Stelle lieber woanders hinzugehen.
Die Arbeit an sich macht mir viel Spaß. Die Arbeitsbedingungen sind - bei aller Liebe für den Job - aber wirklich mies. Das gilt natürlich zunächst einmal für das Gehalt. Auch bei Berücksichtigung der späteren Pension verdienen wir im Verhältnis zu Anwält*innen, aber auch z.B. zu Jurist*innen in der Verwaltung, nicht gut. Und auch sonst ... ein paar Beispiele in zufälliger Reihenfolge: Homeoffice ist bei uns in der Behörde nicht möglich, alle paar Wochen nächtlicher Rufdienst ohne jedweden Ausgleich, Handyempfang haben wir in unseren Büros nur bei offenem Fenster, regelmäßig 60-Stunden-Wochen, meine PC-Maus hakt seit Wochen und ich bekomme keine neue, wir haben nicht mal Mülleimer auf den Toiletten, die vielgepriesene Vereinbarkeit von Familie und Beruf (die ich auch sehr wichtig finde) wird auf dem Rücken der Kolleg*innen hergestellt, die keine Familie haben und die dann halt die Vertretung und den Sitzungsdienst auffangen.
Warum ist das so? Für das, was die Justiz verlangt und bekommt (in meinem Fall 2x mittleres vb, Dr. und LL.M., und damit bin ich im Vergleich zu meinen Kolleg*innen sicherlich nicht überdurchschnittlich qualifiziert) - warum behandelt sie ihre Leute dafür so schlecht? Ist das ein überkommenes Elite-Denken? Ja, die Justiz ist trotz allem sehr beliebt und die Beliebtheit ist durch Corona sicherlich noch gestiegen. Aber darauf kann man sich doch nicht ausruhen! Ich sehe so viele motivierte und engagierte Kolleg*innen, die zunehmend in ihrem Frust versinken. Das ist so schade und kann doch echt nicht im Sinne der Justiz sein. Ich glaube, niemand hier verlangt, dass ihm oder ihr die Füße geküsst werden, aber etwas mehr Wertschätzung würde mit Sicherheit vielen gut tun.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie erklärt ihr euch das? Wird das irgendwann anders werden?
ich bin seit ein paar Jahren bei der Justiz. Als ich mich beworben habe, habe ich zwar relativ schnell eine Einladung zum Vorstellungsespräch bekommen, fand dieses aber ziemlich unangenehm (es war eher ein: "Und warum haben Sie das in Ihrem Leben so gemacht und nicht so? Warum wollen Sie trotz der schlechten Arbeitsbedingungen zu uns?") und eine Rückmeldung gab es erst nach ein paar Monaten, wo ich dann allerdings meine Wunschstelle an einem beliebten Standort bekommen habe. Das ging einigen jedoch anders, die unter Druck gesetzt und dann an einen Standort jwd geschickt wurden. Überhaupt haben meine Kolleg*innen ähnliche, teilweise noch wesentlich unangenehmere Erfahrungen bei der Bewerbung gemacht. Zwei meiner wirklich guten Ref-AG-Kolleg*innen hat das Vorstellungsgespräch sogar bewogen, trotz Angebot einer Stelle lieber woanders hinzugehen.
Die Arbeit an sich macht mir viel Spaß. Die Arbeitsbedingungen sind - bei aller Liebe für den Job - aber wirklich mies. Das gilt natürlich zunächst einmal für das Gehalt. Auch bei Berücksichtigung der späteren Pension verdienen wir im Verhältnis zu Anwält*innen, aber auch z.B. zu Jurist*innen in der Verwaltung, nicht gut. Und auch sonst ... ein paar Beispiele in zufälliger Reihenfolge: Homeoffice ist bei uns in der Behörde nicht möglich, alle paar Wochen nächtlicher Rufdienst ohne jedweden Ausgleich, Handyempfang haben wir in unseren Büros nur bei offenem Fenster, regelmäßig 60-Stunden-Wochen, meine PC-Maus hakt seit Wochen und ich bekomme keine neue, wir haben nicht mal Mülleimer auf den Toiletten, die vielgepriesene Vereinbarkeit von Familie und Beruf (die ich auch sehr wichtig finde) wird auf dem Rücken der Kolleg*innen hergestellt, die keine Familie haben und die dann halt die Vertretung und den Sitzungsdienst auffangen.
Warum ist das so? Für das, was die Justiz verlangt und bekommt (in meinem Fall 2x mittleres vb, Dr. und LL.M., und damit bin ich im Vergleich zu meinen Kolleg*innen sicherlich nicht überdurchschnittlich qualifiziert) - warum behandelt sie ihre Leute dafür so schlecht? Ist das ein überkommenes Elite-Denken? Ja, die Justiz ist trotz allem sehr beliebt und die Beliebtheit ist durch Corona sicherlich noch gestiegen. Aber darauf kann man sich doch nicht ausruhen! Ich sehe so viele motivierte und engagierte Kolleg*innen, die zunehmend in ihrem Frust versinken. Das ist so schade und kann doch echt nicht im Sinne der Justiz sein. Ich glaube, niemand hier verlangt, dass ihm oder ihr die Füße geküsst werden, aber etwas mehr Wertschätzung würde mit Sicherheit vielen gut tun.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie erklärt ihr euch das? Wird das irgendwann anders werden?
Erste Infos zum Bewerbungsverfahren für den Justizdienst findest Du auf den Richter-Infoseiten von Juristenkoffer.de:
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
30.05.2022, 07:34
30.05.2022, 07:47
(30.05.2022, 07:25)Gast schrieb: Hallo zusammen,
ich bin seit ein paar Jahren bei der Justiz. Als ich mich beworben habe, habe ich zwar relativ schnell eine Einladung zum Vorstellungsespräch bekommen, fand dieses aber ziemlich unangenehm (es war eher ein: "Und warum haben Sie das in Ihrem Leben so gemacht und nicht so? Warum wollen Sie trotz der schlechten Arbeitsbedingungen zu uns?") und eine Rückmeldung gab es erst nach ein paar Monaten, wo ich dann allerdings meine Wunschstelle an einem beliebten Standort bekommen habe. Das ging einigen jedoch anders, die unter Druck gesetzt und dann an einen Standort jwd geschickt wurden. Überhaupt haben meine Kolleg*innen ähnliche, teilweise noch wesentlich unangenehmere Erfahrungen bei der Bewerbung gemacht. Zwei meiner wirklich guten Ref-AG-Kolleg*innen hat das Vorstellungsgespräch sogar bewogen, trotz Angebot einer Stelle lieber woanders hinzugehen.
Die Arbeit an sich macht mir viel Spaß. Die Arbeitsbedingungen sind - bei aller Liebe für den Job - aber wirklich mies. Das gilt natürlich zunächst einmal für das Gehalt. Auch bei Berücksichtigung der späteren Pension verdienen wir im Verhältnis zu Anwält*innen, aber auch z.B. zu Jurist*innen in der Verwaltung, nicht gut. Und auch sonst ... ein paar Beispiele in zufälliger Reihenfolge: Homeoffice ist bei uns in der Behörde nicht möglich, alle paar Wochen nächtlicher Rufdienst ohne jedweden Ausgleich, Handyempfang haben wir in unseren Büros nur bei offenem Fenster, regelmäßig 60-Stunden-Wochen, meine PC-Maus hakt seit Wochen und ich bekomme keine neue, wir haben nicht mal Mülleimer auf den Toiletten, die vielgepriesene Vereinbarkeit von Familie und Beruf (die ich auch sehr wichtig finde) wird auf dem Rücken der Kolleg*innen hergestellt, die keine Familie haben und die dann halt die Vertretung und den Sitzungsdienst auffangen.
Warum ist das so? Für das, was die Justiz verlangt und bekommt (in meinem Fall 2x mittleres vb, Dr. und LL.M., und damit bin ich im Vergleich zu meinen Kolleg*innen sicherlich nicht überdurchschnittlich qualifiziert) - warum behandelt sie ihre Leute dafür so schlecht? Ist das ein überkommenes Elite-Denken? Ja, die Justiz ist trotz allem sehr beliebt und die Beliebtheit ist durch Corona sicherlich noch gestiegen. Aber darauf kann man sich doch nicht ausruhen! Ich sehe so viele motivierte und engagierte Kolleg*innen, die zunehmend in ihrem Frust versinken. Das ist so schade und kann doch echt nicht im Sinne der Justiz sein. Ich glaube, niemand hier verlangt, dass ihm oder ihr die Füße geküsst werden, aber etwas mehr Wertschätzung würde mit Sicherheit vielen gut tun.
Habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Wie erklärt ihr euch das? Wird das irgendwann anders werden?
Ich kann Deine Erfahrungen nur bestätigen und das hat mich damals auch dazu gebracht, der Justiz den Rücken zu kehren und in die Verwaltung zu gehen. Übrigens eine Entscheidung, die ich bis heute keine Sekunde bereut habe.
Ob es anders werden wird, weiß ich nicht, da müssten sich wohl die Rahmenbedingungen und vor allem auch das "Mindset" bestimmter Leute grundlegend ändern, was ich ehrlixh gesagt bezweifle...
30.05.2022, 07:51
Geld halt. Solange sich genug Leute bewerben ändert sich da nicht viel.
30.05.2022, 12:01
Nach meiner Ansicht gibt es zwei wesentliche Faktoren die dazu beigetragen haben. Zunächst ist es die fest verankerte Einstellung der Bürger zu einem günstigen Sozialstaat. in der öffentlichen Diskussion wird häufig aufgeworfen, dass sozialstaatliche Leistungen vielfach ineffizient und unproduktiv eingesetzt werden. der Staat soll nicht viel kosten.
Wirtschaftswachstum kann nur am effektivsten erreicht werden durch Senkung der Steuern und Verringerung von Regulierungen. die Politiker verfolgen zur Durchsetzung parteipolitischer Interessen im öffentlichen Sektor nicht mehr alleine die Daseinversorge sondern Rentabilitätsziele und betreiben damit eine Angebotspolitik. der Staat soll möglichst verschlankt werden und darf nicht viel kosten. damit einhergehend ist die in den Jahren voranschreitende Privatisierung und der Stellenabbau. es wird an allen Ecken und Enden gesparrt. Nicht nur die Justiz sonder auch der Bildungssektor und der Gesundheitssektor haben darunter zu leiden. Probleme sollen nicht mehr durch staatliche Hand beseitigt, sondern dem Markt überlassen werden. das Individuum wird sich selber überlassen. der Staat greift nicht mehr ein.
andererseits stehen die nationalen Volkswirtschaften aufgrund der Globalisierung in einem immer größeren Wettbewerb mit anderen Staaten. Dieser Wachstum hat zu Arbeitslosigkeit in den unterschiedlichsten Sektoren geführt. Zur Wiederbelebung der Wirtschaft hat die Politik einzelne Konjunkturen auf den Weg gerbracht, die zu einer Verschlankung des Staats geführt haben. Steuermittel sollen besser zur Förderung von Unternehmen oder Banken eingesetzt werden, anstatt sozial schwache zu stützen. Daxkonzerne erhalten Coronahilfen in Milliardenhöhe, die Vorstände stecken sich die Taschen voll. Gleichzeitig ist man aber nicht bereit mehr Geld für Justiz auszugeben.
Wirtschaftswachstum kann nur am effektivsten erreicht werden durch Senkung der Steuern und Verringerung von Regulierungen. die Politiker verfolgen zur Durchsetzung parteipolitischer Interessen im öffentlichen Sektor nicht mehr alleine die Daseinversorge sondern Rentabilitätsziele und betreiben damit eine Angebotspolitik. der Staat soll möglichst verschlankt werden und darf nicht viel kosten. damit einhergehend ist die in den Jahren voranschreitende Privatisierung und der Stellenabbau. es wird an allen Ecken und Enden gesparrt. Nicht nur die Justiz sonder auch der Bildungssektor und der Gesundheitssektor haben darunter zu leiden. Probleme sollen nicht mehr durch staatliche Hand beseitigt, sondern dem Markt überlassen werden. das Individuum wird sich selber überlassen. der Staat greift nicht mehr ein.
andererseits stehen die nationalen Volkswirtschaften aufgrund der Globalisierung in einem immer größeren Wettbewerb mit anderen Staaten. Dieser Wachstum hat zu Arbeitslosigkeit in den unterschiedlichsten Sektoren geführt. Zur Wiederbelebung der Wirtschaft hat die Politik einzelne Konjunkturen auf den Weg gerbracht, die zu einer Verschlankung des Staats geführt haben. Steuermittel sollen besser zur Förderung von Unternehmen oder Banken eingesetzt werden, anstatt sozial schwache zu stützen. Daxkonzerne erhalten Coronahilfen in Milliardenhöhe, die Vorstände stecken sich die Taschen voll. Gleichzeitig ist man aber nicht bereit mehr Geld für Justiz auszugeben.
30.05.2022, 12:11
(30.05.2022, 12:01)Lars die Ente schrieb: Nach meiner Ansicht gibt es zwei wesentliche Faktoren die dazu beigetragen haben. Zunächst ist es die fest verankerte Einstellung der Bürger zu einem günstigen Sozialstaat. in der öffentlichen Diskussion wird häufig aufgeworfen, dass sozialstaatliche Leistungen vielfach ineffizient und unproduktiv eingesetzt werden. der Staat soll nicht viel kosten.
Wirtschaftswachstum kann nur am effektivsten erreicht werden durch Senkung der Steuern und Verringerung von Regulierungen. die Politiker verfolgen zur Durchsetzung parteipolitischer Interessen im öffentlichen Sektor nicht mehr alleine die Daseinversorge sondern Rentabilitätsziele und betreiben damit eine Angebotspolitik. der Staat soll möglichst verschlankt werden und darf nicht viel kosten. damit einhergehend ist die in den Jahren voranschreitende Privatisierung und der Stellenabbau. es wird an allen Ecken und Enden gesparrt. Nicht nur die Justiz sonder auch der Bildungssektor und der Gesundheitssektor haben darunter zu leiden. Probleme sollen nicht mehr durch staatliche Hand beseitigt, sondern dem Markt überlassen werden. das Individuum wird sich selber überlassen. der Staat greift nicht mehr ein.
andererseits stehen die nationalen Volkswirtschaften aufgrund der Globalisierung in einem immer größeren Wettbewerb mit anderen Staaten. Dieser Wachstum hat zu Arbeitslosigkeit in den unterschiedlichsten Sektoren geführt. Zur Wiederbelebung der Wirtschaft hat die Politik einzelne Konjunkturen auf den Weg gerbracht, die zu einer Verschlankung des Staats geführt haben. Steuermittel sollen besser zur Förderung von Unternehmen oder Banken eingesetzt werden, anstatt sozial schwache zu stützen. Daxkonzerne erhalten Coronahilfen in Milliardenhöhe, die Vorstände stecken sich die Taschen voll. Gleichzeitig ist man aber nicht bereit mehr Geld für Justiz auszugeben.
Angesichts der Tatsache, dass wir in einem der teuersten Sozialstaaten der Welt leben, irgendwie verständlich, dass die Bürger nicht noch mehr zahlen wollen.
Sozialausgaben iHv einer Billion Euro jährlich sollten ja auch irgendwo genug sein.
Und dass öffentliche Leistungen ineffizient sind, beweisen insbesondere Verwaltung und Justiz ja seit Jahren äußerst eindrucksvoll.
30.05.2022, 12:12
(30.05.2022, 12:11)Anon schrieb:(30.05.2022, 12:01)Lars die Ente schrieb: Nach meiner Ansicht gibt es zwei wesentliche Faktoren die dazu beigetragen haben. Zunächst ist es die fest verankerte Einstellung der Bürger zu einem günstigen Sozialstaat. in der öffentlichen Diskussion wird häufig aufgeworfen, dass sozialstaatliche Leistungen vielfach ineffizient und unproduktiv eingesetzt werden. der Staat soll nicht viel kosten.
Wirtschaftswachstum kann nur am effektivsten erreicht werden durch Senkung der Steuern und Verringerung von Regulierungen. die Politiker verfolgen zur Durchsetzung parteipolitischer Interessen im öffentlichen Sektor nicht mehr alleine die Daseinversorge sondern Rentabilitätsziele und betreiben damit eine Angebotspolitik. der Staat soll möglichst verschlankt werden und darf nicht viel kosten. damit einhergehend ist die in den Jahren voranschreitende Privatisierung und der Stellenabbau. es wird an allen Ecken und Enden gesparrt. Nicht nur die Justiz sonder auch der Bildungssektor und der Gesundheitssektor haben darunter zu leiden. Probleme sollen nicht mehr durch staatliche Hand beseitigt, sondern dem Markt überlassen werden. das Individuum wird sich selber überlassen. der Staat greift nicht mehr ein.
andererseits stehen die nationalen Volkswirtschaften aufgrund der Globalisierung in einem immer größeren Wettbewerb mit anderen Staaten. Dieser Wachstum hat zu Arbeitslosigkeit in den unterschiedlichsten Sektoren geführt. Zur Wiederbelebung der Wirtschaft hat die Politik einzelne Konjunkturen auf den Weg gerbracht, die zu einer Verschlankung des Staats geführt haben. Steuermittel sollen besser zur Förderung von Unternehmen oder Banken eingesetzt werden, anstatt sozial schwache zu stützen. Daxkonzerne erhalten Coronahilfen in Milliardenhöhe, die Vorstände stecken sich die Taschen voll. Gleichzeitig ist man aber nicht bereit mehr Geld für Justiz auszugeben.
Angesichts der Tatsache, dass wir in einem der teuersten Sozialstaaten der Welt leben, irgendwie verständlich, dass die Bürger nicht noch mehr zahlen wollen.
Sozialausgaben iHv einer Billion Euro jährlich sollten ja auch irgendwo genug sein.
Und dass öffentliche Leistungen ineffizient sind, beweisen insbesondere Verwaltung und Justiz ja seit Jahren äußerst eindrucksvoll.
Die Antwort ist ganz einfach
Weil sie es kann.
30.05.2022, 12:17
(30.05.2022, 12:01)Lars die Ente schrieb: Nach meiner Ansicht gibt es zwei wesentliche Faktoren die dazu beigetragen haben. Zunächst ist es die fest verankerte Einstellung der Bürger zu einem günstigen Sozialstaat. in der öffentlichen Diskussion wird häufig aufgeworfen, dass sozialstaatliche Leistungen vielfach ineffizient und unproduktiv eingesetzt werden. der Staat soll nicht viel kosten.
Wirtschaftswachstum kann nur am effektivsten erreicht werden durch Senkung der Steuern und Verringerung von Regulierungen. die Politiker verfolgen zur Durchsetzung parteipolitischer Interessen im öffentlichen Sektor nicht mehr alleine die Daseinversorge sondern Rentabilitätsziele und betreiben damit eine Angebotspolitik. der Staat soll möglichst verschlankt werden und darf nicht viel kosten. damit einhergehend ist die in den Jahren voranschreitende Privatisierung und der Stellenabbau. es wird an allen Ecken und Enden gesparrt. Nicht nur die Justiz sonder auch der Bildungssektor und der Gesundheitssektor haben darunter zu leiden. Probleme sollen nicht mehr durch staatliche Hand beseitigt, sondern dem Markt überlassen werden. das Individuum wird sich selber überlassen. der Staat greift nicht mehr ein.
andererseits stehen die nationalen Volkswirtschaften aufgrund der Globalisierung in einem immer größeren Wettbewerb mit anderen Staaten. Dieser Wachstum hat zu Arbeitslosigkeit in den unterschiedlichsten Sektoren geführt. Zur Wiederbelebung der Wirtschaft hat die Politik einzelne Konjunkturen auf den Weg gerbracht, die zu einer Verschlankung des Staats geführt haben. Steuermittel sollen besser zur Förderung von Unternehmen oder Banken eingesetzt werden, anstatt sozial schwache zu stützen. Daxkonzerne erhalten Coronahilfen in Milliardenhöhe, die Vorstände stecken sich die Taschen voll. Gleichzeitig ist man aber nicht bereit mehr Geld für Justiz auszugeben.
Diese Analyse halte ich für für konfus und falsch. Die Justiz ist nicht Teil des Sozialstaats. Von welchen Steuersenkungen sprichst du? Privatisierung in der Justiz? Verringerung von Regulierungen?
Der Grund dafür, weshalb die Justiz schlecht ausgerüstet ist, liegt daran, dass es die Wähler nicht interessiert und man dort Geld sparen kann, ohne dass es eine wichtige Interessengruppe unmittelbar zu spüren bekommt. Erst dann wenn die Zustände wirklich skandalös werden, wie es z.B. in Berlin zum Teil der Fall ist, interessieren sich die Leute dafür. Politiker, die naturgemäß auf Wählerstimmen angewiesen sind, investieren Geld lieber in Bereiche, die ihnen mehr Stimmen einbringen.
Gleichzeitig sind die Ausgaben im Gesunheitssektor und des Sozialstaats aufgrund verschiedener Faktoren enorm gestiegen. Es besteht daher trotz sehr hoher Steuereinnahmen ein öffentlicher Sparzwang. Dieser lässt sich nunmal aus den o.g. Gründen am einfachsten dort umsetzen, wo es niemanden interessiert (z.b. in der Justiz).
30.05.2022, 12:25
(30.05.2022, 12:11)Anon schrieb:(30.05.2022, 12:01)Lars die Ente schrieb: Nach meiner Ansicht gibt es zwei wesentliche Faktoren die dazu beigetragen haben. Zunächst ist es die fest verankerte Einstellung der Bürger zu einem günstigen Sozialstaat. in der öffentlichen Diskussion wird häufig aufgeworfen, dass sozialstaatliche Leistungen vielfach ineffizient und unproduktiv eingesetzt werden. der Staat soll nicht viel kosten.
Wirtschaftswachstum kann nur am effektivsten erreicht werden durch Senkung der Steuern und Verringerung von Regulierungen. die Politiker verfolgen zur Durchsetzung parteipolitischer Interessen im öffentlichen Sektor nicht mehr alleine die Daseinversorge sondern Rentabilitätsziele und betreiben damit eine Angebotspolitik. der Staat soll möglichst verschlankt werden und darf nicht viel kosten. damit einhergehend ist die in den Jahren voranschreitende Privatisierung und der Stellenabbau. es wird an allen Ecken und Enden gesparrt. Nicht nur die Justiz sonder auch der Bildungssektor und der Gesundheitssektor haben darunter zu leiden. Probleme sollen nicht mehr durch staatliche Hand beseitigt, sondern dem Markt überlassen werden. das Individuum wird sich selber überlassen. der Staat greift nicht mehr ein.
andererseits stehen die nationalen Volkswirtschaften aufgrund der Globalisierung in einem immer größeren Wettbewerb mit anderen Staaten. Dieser Wachstum hat zu Arbeitslosigkeit in den unterschiedlichsten Sektoren geführt. Zur Wiederbelebung der Wirtschaft hat die Politik einzelne Konjunkturen auf den Weg gerbracht, die zu einer Verschlankung des Staats geführt haben. Steuermittel sollen besser zur Förderung von Unternehmen oder Banken eingesetzt werden, anstatt sozial schwache zu stützen. Daxkonzerne erhalten Coronahilfen in Milliardenhöhe, die Vorstände stecken sich die Taschen voll. Gleichzeitig ist man aber nicht bereit mehr Geld für Justiz auszugeben.
Angesichts der Tatsache, dass wir in einem der teuersten Sozialstaaten der Welt leben, irgendwie verständlich, dass die Bürger nicht noch mehr zahlen wollen.
Sozialausgaben iHv einer Billion Euro jährlich sollten ja auch irgendwo genug sein.
Und dass öffentliche Leistungen ineffizient sind, beweisen insbesondere Verwaltung und Justiz ja seit Jahren äußerst eindrucksvoll.
ich bin nicht der Ansicht, dass die Justiz ineffizient arbeitet. hier werden doch gerade hochausgebildete Kräfte für ein Bruchteil ihres Gehalts eingesetzt. Richter würden in der Wirtschaft ein vielfaches mehr verdienen . ich sehe da vielmehr einen Weg die Kosten zu senken, indem man Bürokratie abbaut und Dinge vereinfacht. die verwaltung entwickelt sich nur sehr langsam fort. Wie man an der Digitalisierung sehen kann. aber auch aufgrund von niedrigen Gehältern gehen die kompetenten Menschen eher in die Wirtschaft, wodurch in der Verwaltung auch nicht so erfolgreich gewirtschaftet wird. nach meiner Ansicht sollte man die Steuergelder nicht so viel für unnütze Projekte ausgeben, wie uns jedes mal wieder Andreas Scheuer zeigt.
30.05.2022, 12:31
(30.05.2022, 07:25)Gast schrieb:
(...) meine PC-Maus hakt seit Wochen und ich bekomme keine neue (...)
Warum ist das so? Für das, was die Justiz verlangt und bekommt (in meinem Fall 2x mittleres vb, Dr. und LL.M., und damit bin ich im Vergleich zu meinen Kolleg*innen sicherlich nicht überdurchschnittlich qualifiziert) - warum behandelt sie ihre Leute dafür so schlecht? (...)
Das Beispiel zeigt doch, wie die Denke bei vielen ist und dass es auch deswegen so ist wie es nun einmal ist. Statt dir für 10 Euro eine Maus selbst zu kaufen, arbeitet man lieber über Wochen mit einer kaputten Maus und regt sich darüber auf, dass man keine neue bekommt.
Abgesehen davon ist viele was du schilderst, auch in Unternehmen normal. Deswegen ist es nicht automatisch gut aber bei vielen verschiebt sich sehr der Standard was eigentlich "normal" sein soll und dann wird als normal ein Umfeld angesehen, was sehr viel Arbeit und Geld durch die Vorgesetzen kostet. Das gibt's eben nur selten.