19.04.2022, 01:59
Wart ihr während eures Studiums in einer Burschenschaft bzw. Bruderschaft? Ich bin 19 und werde dieses Jahr mit dem Studium beginnen. Mein Cousin hat mir davon aber strikt abgeraten, da das alles jungfräuliche Freaks sein sollen, die sich mit Ritterkostümen und Schwertern gegenseitig Narben zuziehen.
Stimmt das?
Stimmt das?
19.04.2022, 05:38
Jap
19.04.2022, 06:49
„… die sich mit Ritterkostümen und Schwertern gegenseitig Narben zuziehen.
Stimmt das?“
Jep. Und dauernder Alkoholkonsum.
Stimmt das?“
Jep. Und dauernder Alkoholkonsum.
19.04.2022, 07:39
Naja, Ritterkostüm und Schwert schonmal gar nicht. Man verwendet spezielle Fechtwaffen und trägt eben traditionelle Schutzkleidung. Richtig durchgeführt gibt's auch eher keine Narben. Gibt übrigens auch nicht schlagende Studentenverbindungen. Aber wenn du dir sowas suchst achte darauf, dass du nicht gerade bei den besonders rechts eingestellten Verbindungen landest.
19.04.2022, 09:51
Ich kann nur dazu raten. Habe zwar nur noch einen Arm und eine halbe Nase, dafür war es aber eine großartige Zeit und mit meiner Burschenschafts-Ritterrüstung, die bei mir im Schrank hängt, bin ich der Blickfang bei jedem Black Tie-Event.
19.04.2022, 11:35
(19.04.2022, 09:51)GKast schrieb: Ich kann nur dazu raten. Habe zwar nur noch einen Arm und eine halbe Nase, dafür war es aber eine großartige Zeit und mit meiner Burschenschafts-Ritterrüstung, die bei mir im Schrank hängt, bin ich der Blickfang bei jedem Black Tie-Event.
Nicht zu vergessen, dass der alte Herr, bei dem du jetzt als Chauffeur angestellt bist, dir wichtige Kontakte vermittelt hat!
19.04.2022, 11:55
Also um ehrlich zu sein ich habs nicht bereut. Auch die Vorurteile sind bis auf ein paar Ausnahmen (die es aber nunmal gibt) nicht wahr. Ich selber bin beispielsweise armenischer Jude. Ziemlich nervig, wenn man nicht nur wegen seiner Abstammung von irgendwelchen Leuten angesprochen wird, sondern mittlerweile sich für die Mitgliedschaft in einer Studentenverbindung rechtfertigen muss. Im Grunde sind das auch wieder nur Vorurteile. Die meisten schnappen irgendetwas auf und halten das dann für wahr. Bei mir im Bund gibt es Palästinenser, Rumänen, Holländer, Armenier etc. Natürlich mehr Deutsche, aber das ist nunmal dem Ausländeranteil an der Uni geschuldet.
Was aber stimmt:
- Schlagende Verbindungen fechten. Hierbei können teilweise bleibende Verletzungen entstehen (Kösener Lächeln / Scherzl)
- Man Schutzkleidung, die aufgrund der Kettenrüstung etwas seltsam aussieht. Bei der Mensur willst dennoch lieber auf Nummer sicher gehn :)
- Es wird massiv viel Alkohol getrunken (die Mengen kann man Außenstehenden kaum vermitteln)
- Sehr viele Verpflichtungen (Interne Verwaltung und Verantwortung für Aktive, Softskillseminare, Reisen, und viele derbe langweilige Geschichtsvorträge)
Nachteile:
- Mich hat es vom in den ersten Semestern stark vom studieren abgehalten (besoffen lernt es sich nunmal nicht gut)
- Jeder Depp meint zu wissen, was in ner Verbindung passiert und schmeißt einen direkt in die Naziecke
Ich bin mittlerweile (jüngerer) Alter Herr und muss sagen, dass ich ohne die Verbindung die ganzen Reisen und Seminare nicht finanziert bekommen hätte. Heute profitiere ich davon. Zudem knüpft man tatsächlich sehr enge Freundschaften (durch künstlich geschaffene Extremsituationen). Natürlich sind nicht alle Mitglieder eines Bundes deine Freunde...Es ist halt wie in jedem anderen Sportverein. Mit manchen kommst du klar, mit anderen nicht.
Was aber auf jeden Fall zu bedenken ist: Du musst mit hierarchischen Strukturen klarkommen. Wer als Erstsemester denkt, er hat was zu melden ist in ner Verbindung falsch. Dafür kann man aber sehr vieles erleben, was man sonst so nicht mitnehmen kann. Und ich muss sagen, dass bis heute gerade meine erste Mensur ein Ereignis war, dass mich geprägt hat. Die Momente kurz vor der Mensur, waren mit die intensivsten (Angst, Aufregung etc) die ich in meinem Leben hatte. Das Examen kam da bei nie ran.
Du musst auf jeden Fall 2 Semester vorm Examen aus dem "aktiven" Betrieb raus. Sonst verhaust dein Examen. Für mich hats am Ende mit mündlicher und Schwerpunkt geradeso fürs VB gereicht. Ich nehme an, dass ich ohne Verbindung einen besseren Abschluss gemacht hätte, aber halt auch vieles (gerade Softskills) nicht mitgenommen hätte.
Cheers!
Was aber stimmt:
- Schlagende Verbindungen fechten. Hierbei können teilweise bleibende Verletzungen entstehen (Kösener Lächeln / Scherzl)
- Man Schutzkleidung, die aufgrund der Kettenrüstung etwas seltsam aussieht. Bei der Mensur willst dennoch lieber auf Nummer sicher gehn :)
- Es wird massiv viel Alkohol getrunken (die Mengen kann man Außenstehenden kaum vermitteln)
- Sehr viele Verpflichtungen (Interne Verwaltung und Verantwortung für Aktive, Softskillseminare, Reisen, und viele derbe langweilige Geschichtsvorträge)
Nachteile:
- Mich hat es vom in den ersten Semestern stark vom studieren abgehalten (besoffen lernt es sich nunmal nicht gut)
- Jeder Depp meint zu wissen, was in ner Verbindung passiert und schmeißt einen direkt in die Naziecke
Ich bin mittlerweile (jüngerer) Alter Herr und muss sagen, dass ich ohne die Verbindung die ganzen Reisen und Seminare nicht finanziert bekommen hätte. Heute profitiere ich davon. Zudem knüpft man tatsächlich sehr enge Freundschaften (durch künstlich geschaffene Extremsituationen). Natürlich sind nicht alle Mitglieder eines Bundes deine Freunde...Es ist halt wie in jedem anderen Sportverein. Mit manchen kommst du klar, mit anderen nicht.
Was aber auf jeden Fall zu bedenken ist: Du musst mit hierarchischen Strukturen klarkommen. Wer als Erstsemester denkt, er hat was zu melden ist in ner Verbindung falsch. Dafür kann man aber sehr vieles erleben, was man sonst so nicht mitnehmen kann. Und ich muss sagen, dass bis heute gerade meine erste Mensur ein Ereignis war, dass mich geprägt hat. Die Momente kurz vor der Mensur, waren mit die intensivsten (Angst, Aufregung etc) die ich in meinem Leben hatte. Das Examen kam da bei nie ran.
Du musst auf jeden Fall 2 Semester vorm Examen aus dem "aktiven" Betrieb raus. Sonst verhaust dein Examen. Für mich hats am Ende mit mündlicher und Schwerpunkt geradeso fürs VB gereicht. Ich nehme an, dass ich ohne Verbindung einen besseren Abschluss gemacht hätte, aber halt auch vieles (gerade Softskills) nicht mitgenommen hätte.
Cheers!
19.04.2022, 12:01
(19.04.2022, 11:55)Gast schrieb: - Es wird massiv viel Alkohol getrunken (die Mengen kann man Außenstehenden kaum vermitteln)
Ich find dieses ganze Lebensbundprinzip sinnvoll und gut. Selbst das Fechten hätte mich nicht abgeschreckt oder die Strukturen. Aber dieses extreme und zwanghafte Saufen hat mich dann doch davon abgehalten, eine Verbindung jemals ernsthaft in Betracht zu ziehen. Ich trinke gerne und kann auch einiges ab. Aber mir an einem Dienstag 3 Liter Bier reinzuschütten, nur weil irgendeiner sagt "Sauf!", das widerstrebt mir grundlegend. Schade drum.
19.04.2022, 12:09
(19.04.2022, 12:01)Gast schrieb:(19.04.2022, 11:55)Gast schrieb: - Es wird massiv viel Alkohol getrunken (die Mengen kann man Außenstehenden kaum vermitteln)
Ich find dieses ganze Lebensbundprinzip sinnvoll und gut. Selbst das Fechten hätte mich nicht abgeschreckt oder die Strukturen. Aber dieses extreme und zwanghafte Saufen hat mich dann doch davon abgehalten, eine Verbindung jemals ernsthaft in Betracht zu ziehen. Ich trinke gerne und kann auch einiges ab. Aber mir an einem Dienstag 3 Liter Bier reinzuschütten, nur weil irgendeiner sagt "Sauf!", das widerstrebt mir grundlegend. Schade drum.
Mit 3 Liter bist du an nem etwas süffigerem Abend sogar ganz gut dabei :) Wie gesagt man kann es Außenstehenden kaum vermitteln. Eine Kanne hat fast 2 Liter Fassungsvermögen. Wenn man dann 4-5 Kannen und zusätzlich noch paar normale Biere trinkt bist recht schnell bei 10-15 Liter. Dann kommt noch ne andere Verbindung spontan auf Besuch vorbei dann werdens 20-25 Liter. Von den "extremen" Abenden ganz zu schweigen. Auf die Art kannst natürlich nicht studieren.
Deshalb empfehle ich jedem möglichst die letzten 2 Semester vor dem Examen garnicht mehr aufs Haus zu gehen.
19.04.2022, 12:20
(19.04.2022, 12:09)Gast schrieb:(19.04.2022, 12:01)Gast schrieb:(19.04.2022, 11:55)Gast schrieb: - Es wird massiv viel Alkohol getrunken (die Mengen kann man Außenstehenden kaum vermitteln)
Ich find dieses ganze Lebensbundprinzip sinnvoll und gut. Selbst das Fechten hätte mich nicht abgeschreckt oder die Strukturen. Aber dieses extreme und zwanghafte Saufen hat mich dann doch davon abgehalten, eine Verbindung jemals ernsthaft in Betracht zu ziehen. Ich trinke gerne und kann auch einiges ab. Aber mir an einem Dienstag 3 Liter Bier reinzuschütten, nur weil irgendeiner sagt "Sauf!", das widerstrebt mir grundlegend. Schade drum.
Mit 3 Liter bist du an nem etwas süffigerem Abend sogar ganz gut dabei :) Wie gesagt man kann es Außenstehenden kaum vermitteln. Eine Kanne hat fast 2 Liter Fassungsvermögen. Wenn man dann 4-5 Kannen und zusätzlich noch paar normale Biere trinkt bist recht schnell bei 10-15 Liter. Dann kommt noch ne andere Verbindung spontan auf Besuch vorbei dann werdens 20-25 Liter. Von den "extremen" Abenden ganz zu schweigen. Auf die Art kannst natürlich nicht studieren.
Deshalb empfehle ich jedem möglichst die letzten 2 Semester vor dem Examen garnicht mehr aufs Haus zu gehen.
Joa, deswegen halt, extremes und zwanghaftes Saufen, das ist für mich auf dem Niveau von Ballermanntouristen. Halt zu sagen, ich geb' mir jetzt ne Kanne, nur um 30 Sekunden später zu pabsten. Das ist für mich irgendein pubertäres Verhalten aber nun gut, jeder wird mit dem glücklich, was er mag. Daher nur schade, dass sich kaum eine Verbindung vom extremen Saufen lösen kann und man die Identifikation fast immer im massivsten Alkoholkonsum sieht.