13.01.2022, 11:57
(12.01.2022, 19:14)Ahrens schrieb: Wir arbeiten nun vollends agil im Unternehmen. Ein Anpassungsprozess den viele Juristen bei uns noch nicht so ganz begriffen haben. Das mag aber auch am Alter liegen
Ich arbeite überhaupt nicht agil. Mandant sagt mir im Erstgespräch, was er will und ich schreibe dann die Klage und führe den ganzen Prozess durch. Anpassungen an neue Entwicklungen und neue Absprachen mit dem Mandanten?! Nicht mit mir! Agil ist mir zu modern.
13.01.2022, 12:32
(13.01.2022, 09:35)omnimodo schrieb:(12.01.2022, 19:14)Ahrens schrieb:(12.01.2022, 18:32)guga schrieb: definiere IT Skills. Ich kenne die Unternehmenswelt und IT Skills sind sehr selten. Meistens meinen die Leute damit einfach nur die gängigen Office Anwendungen. Wirklich schwer ist es nicht sie zu erlernen. Jeder mit zwei Examina schafft das, wenn er nur will.
Ich kann da nur aus meiner eigenen „Welt“ berichten. Wir arbeiten nun vollends agil im Unternehmen. Ein Anpassungsprozess den viele Juristen bei uns noch nicht so ganz begriffen haben. Das mag aber auch am Alter liegen.
Grobes Verständnis für den Aufbau eines IT-Produkts, Datenbanken und Netzwerke sollte man haben. Gerade in der Datenschutzberatung zeigt sich, wer IT-Kenntnisse wirklich hat und wer nicht. Die Infos stehen natürlich gerne mal zu einem Gespräch bereit, haben aber auch keine Zeit uns Juristen alles von 0 auf zu erklären. Als informatisch ungeschulte Berufsgruppe manchmal ein Drahtseilakt. Da scheinen die Wirtschaftsjuristen oft im Vorteil zu sein. So zumindest mein Eindruck. Viele Volljuristen scheitern bei uns schon am agilen Arbeiten.
Edit: Ein weiteres sehr anschauliches Beispiel ist das Thema - auch wenn ich den Begriff nicht mag - Legal Tech. Ich kann an dieser Stelle leider nicht in die Tiefe gehen, aber uns ist es in einem Projekt tatsächlich gelungen gewisse Compliance Abgleichungen mit einer gewissen Fehlertoleranz zu „automatisieren“. Die Volljuristen standen bei diesem Projekt mit ihren seltsamen Bedenken oft nur im Weg. Manchmal hab ich das Gefühl einige Kollegen lehnen Technologie einfach aus Prinzip ab. Immer in der Sorge sie könnten dadurch ersetzt werden.
Oder dass die Software nicht funktioniert und sie am Ende haften, weil sie euch nicht ausreichend gewarnt haben.
Zum agilen Arbeiten muss man wohl nix sagen. Das ist das Busszzword schlechthin und bedeutet nichts.
Ne, Ne, mit Haftungsfragen hat das selten zu tun. Da kann es auch keine zwei Meinungen geben; hier muss man alles abklopfen. Es geht vielmehr, um ein irrationales Unbehagen, dass regelmäßig zum Ausdruck gebracht wird. Es geht ja auch nicht alles direkt in Produktion.
Zum agilen Arbeiten in Unternehmen, meinst du das ironisch? Also von Buzzword kann bei "agile" nicht mehr die Rede sein. Das ist kein Hokuspokus, sondern eine etabliertes Arbeitsmodell, dass je nach Branche natürlich Anpassungsbedarf hat. Jedes erfolgreiche Unternehmen arbeitet agil und der Jurist muss sich künftig in dieses Gefüge einfinden, ob er will oder nicht.
13.01.2022, 12:38
Jeder Jurist arbeitet agil. Warst du überhaupt im Ref?
13.01.2022, 12:46
(13.01.2022, 12:38)Gast schrieb: Jeder Jurist arbeitet agil. Warst du überhaupt im Ref?
Wo genau behaupte ich das? Das IT-Umfeld, die Produktentwicklung, alle digitalen Banken arbeiten agil. Wenn Juristen hier tätig sind, können sie schlecht die Füße hochlegen und „Nö“ sagen.
Edit: Agil nicht im Sinne des Wortes, sondern im Sinne der Arbeitsmethode, die sich agil nennt.
13.01.2022, 13:30
Agil = oberflächlich, aber gut verkauft?
13.01.2022, 13:34
13.01.2022, 13:38
Jeder Jurist arbeitet agil:
https://www.haufe.de/personal/hr-managem...28832.html
"Anforderungen zu Beginn bekannt" - Nein, es ist ein Prozess. Ich spreche die ganze Zeit mit dem Mandanten und warte die Entwicklungen ab.
"Änderungen von Anforderungen im Projekt schwer" - Nein, ich reagiere pausenlos auf die Gegenseite und das Gericht. In welcher Welt soll ein Anwalt anders arbeiten können?!?!
"Hohe Kosten für spätere Anforderungsänderungen" - Nein, die gesamte Arbeitsweise des Anwalts ist auf Änderungen und Anpassungen ausgerichtet. Egal ob Gerichtsverfahren oder Vertragsverhandlungen oder Gestaltungen. Man stimmt sich die ganze Zeit ab und passt sich an neue Anforderungen an.
"Anforderungsbeschreibung aus technischer Sicht" - Nein
"Sequenzieller Entwicklungsprozess" - Nein
"Starrer Projektmanagementprozess" - Nein
usw.
Hast du jemals eine Anwaltskanzlei von innen gesehen?! In welcher Welt arbeiten Juristen und Anwälte nicht bereits seit 500 Jahren agil?
https://www.haufe.de/personal/hr-managem...28832.html
"Anforderungen zu Beginn bekannt" - Nein, es ist ein Prozess. Ich spreche die ganze Zeit mit dem Mandanten und warte die Entwicklungen ab.
"Änderungen von Anforderungen im Projekt schwer" - Nein, ich reagiere pausenlos auf die Gegenseite und das Gericht. In welcher Welt soll ein Anwalt anders arbeiten können?!?!
"Hohe Kosten für spätere Anforderungsänderungen" - Nein, die gesamte Arbeitsweise des Anwalts ist auf Änderungen und Anpassungen ausgerichtet. Egal ob Gerichtsverfahren oder Vertragsverhandlungen oder Gestaltungen. Man stimmt sich die ganze Zeit ab und passt sich an neue Anforderungen an.
"Anforderungsbeschreibung aus technischer Sicht" - Nein
"Sequenzieller Entwicklungsprozess" - Nein
"Starrer Projektmanagementprozess" - Nein
usw.
Hast du jemals eine Anwaltskanzlei von innen gesehen?! In welcher Welt arbeiten Juristen und Anwälte nicht bereits seit 500 Jahren agil?
13.01.2022, 13:54
Ich kann noch nicht so ganz nachvollziehen, wieso die Beiträge plötzlich so ausfallend werden. Meiner Ansicht nach können Anwälte selten gut agil arbeiten. Das hat auch was mit der hierarchischen Haltung zu tun. So jedenfalls meine Erfahrung. Für die meisten bei uns war das zumindest eine große Umstellung. Man ist praktisch ständig in Meetings und soll ständig ein Statement zu Vorprodukten abgeben. Insbesondere Juristen verfallen dann gerne wieder ins Wasserfall-Modell. Auch ich bin davor nicht gefeilt.
Zudem entspricht die klassisch-juristische Arbeitsweise nicht den Zielvorstellung der agilen Methode. Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation. Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als
Vertragsverhandlung.
Während wir Produkte und Waren konkretisieren und uns vertraglich festlegen wollen, entzerren die Infos diesen Prozess. Das scheint dann viele ältere Kollegen ziemlich zu nerven, weil sie es anders gewohnt sind und waren.
Edit: Du beschreibst den Kanzlei-Kosmos, ich den eines Unternehmens oder einer Bank die agil arbeitet. Zur agilen Methode gehört mehr als nur permanente Reaktion und Flexibilität.
Zudem entspricht die klassisch-juristische Arbeitsweise nicht den Zielvorstellung der agilen Methode. Funktionierende Software mehr als umfassende Dokumentation. Zusammenarbeit mit dem Kunden mehr als
Vertragsverhandlung.
Während wir Produkte und Waren konkretisieren und uns vertraglich festlegen wollen, entzerren die Infos diesen Prozess. Das scheint dann viele ältere Kollegen ziemlich zu nerven, weil sie es anders gewohnt sind und waren.
Edit: Du beschreibst den Kanzlei-Kosmos, ich den eines Unternehmens oder einer Bank die agil arbeitet. Zur agilen Methode gehört mehr als nur permanente Reaktion und Flexibilität.