03.01.2022, 19:40
Das Ref geht 1,5 Jahre bis zu den Klausuren. Das Rep würde nur 1 Jahr dauern. Wenn du sofort beginnst, dann würdest du ja früher oder später die Kollegen aus deinem Durchgang überholen. Wozu? Im Studium hast du auch nicht gleich im ersten Semester ein Rep besucht.
04.01.2022, 15:03
Ich habe in den Siebzigern Jura studiert. Da damals der NC in zahlreichen Fächern aufgrund des Boomer-Andrangs extrem hoch war und Jura keinen NC hatte, sass man am ersten Tag mit 500 Leuten zur Einführungsveranstaltung im Audi Max. Als Zulassung zum ersten Examen musste auch ein Schein in VWL vorgelegt werden. Die Durchfallquote war aufgrund des verworrenen Vortrags des Professors recht hoch. Zahlreiche Kollegen sind nach Würzburg abgewandert und haben den Schein dort gemacht. Im ersten Examen war die Durchfallquote recht hoch. Es sollte halt die Anzahl der Referendare gedrückt werden und auch die Bummelanten ,die es einfach mal probierten, mussten aussortiert werden. Als Referendar wurde man als Beamter auf Widerruf eingestellt und konnte auch von den 1800 DM damals ordentlich leben. Das wurde dem Bundesland, in dem ich Referendar war, dann aber zu teuer und die Referendarzeit um ein halbes Jahr gekürzt. Laut Mitteilung des Ministeriums sollte die Abkürzung der Referendarzeit bei der Schwierigkeit der Klausuren berücksichtigt werden. Mein Jahrgang war der erste mit abgekürzter Referendarzeit. Der Notenschnitt war miserabel. Aber das war auch schon egal. Es gab in der Justiz in unserem Bundesland so wenig Stellen , dass mein Studienfreund mit 9,7 im zweiten nicht eingestellt wurde. Ja - die guten alten Zeiten.
05.01.2022, 16:47
(04.01.2022, 15:03)Gastxyz schrieb: Ich habe in den Siebzigern Jura studiert. Da damals der NC in zahlreichen Fächern aufgrund des Boomer-Andrangs extrem hoch war und Jura keinen NC hatte, sass man am ersten Tag mit 500 Leuten zur Einführungsveranstaltung im Audi Max. Als Zulassung zum ersten Examen musste auch ein Schein in VWL vorgelegt werden. Die Durchfallquote war aufgrund des verworrenen Vortrags des Professors recht hoch. Zahlreiche Kollegen sind nach Würzburg abgewandert und haben den Schein dort gemacht. Im ersten Examen war die Durchfallquote recht hoch. Es sollte halt die Anzahl der Referendare gedrückt werden und auch die Bummelanten ,die es einfach mal probierten, mussten aussortiert werden. Als Referendar wurde man als Beamter auf Widerruf eingestellt und konnte auch von den 1800 DM damals ordentlich leben. Das wurde dem Bundesland, in dem ich Referendar war, dann aber zu teuer und die Referendarzeit um ein halbes Jahr gekürzt. Laut Mitteilung des Ministeriums sollte die Abkürzung der Referendarzeit bei der Schwierigkeit der Klausuren berücksichtigt werden. Mein Jahrgang war der erste mit abgekürzter Referendarzeit. Der Notenschnitt war miserabel. Aber das war auch schon egal. Es gab in der Justiz in unserem Bundesland so wenig Stellen , dass mein Studienfreund mit 9,7 im zweiten nicht eingestellt wurde. Ja - die guten alten Zeiten.
Bist du / Sind Sie heute Partner einer Kanzlei oder ebenfalls Richter?
Dienstältester Poster hier aber wohl auf jeden Fall
05.01.2022, 18:09
Hört sich nach Rentner an
05.01.2022, 22:49
Die Erklärung für das leichtere Examen in den 70, 80iger Jahren ist Recht simpel. Jura stand nur einigen wenigen privilegierten Studenten offen. Jedenfalls im Vergleich zu den heutigen Zahlen. Damals hatten auch nicht 50% Abi. Die Auslese begann also schon sehr früh. Außerdem gab es eben nur die Bibliothek. Keine Reps. Nichts.
Dann begann der Run aufs Jura Studium und man musste sich etwas einfallen lassen. Das hat man dann soweit getrieben, dass heute sehr viele 1. Examen Absolventen auf das 2. Stex verzichten. Was für uns natürlich toll ist, weil der Arbeitsmarkt relativ entspannt ist.
Dann begann der Run aufs Jura Studium und man musste sich etwas einfallen lassen. Das hat man dann soweit getrieben, dass heute sehr viele 1. Examen Absolventen auf das 2. Stex verzichten. Was für uns natürlich toll ist, weil der Arbeitsmarkt relativ entspannt ist.
06.01.2022, 14:34
Meine Eltern habe Anfang der 80er Jura studiert. Im großen und Ganzen wurden tatsächlich ähnliche Fälle geprüft. EBV, GoA, Mängelgewährleistung, Testament auslegen, ETBI, Verkehrsschilder, Prüfungsrecht des Bpräsidenten usw. Mein Vater prüft seit langer Zeit im ersten Examen und erzählt immer wieder, dass er, obwohl er nie praktisch Staatsrecht gemacht hat, fast alle Staatsrechtsklausuren mit seinem damaligen Wissen akzeptabel lösen könnte. Ok, Europarecht gab es im Pflichtfach noch nicht und mittlerweile sind die Klausuren länger und teilweise werden mehr exotische Dinge geprüft. Das Recht entwickelt sich eben weiter und wird immer ausdifferenzierter. Außerdem ist die Prüfungsvorbereitung ganz erheblich leichter als früher. Das Internet und allgemein digitale Produkte waren für mich ein riesiger Vorteil. Man hat halt immer einen Müko in der Hosentasche.
Die Noten sind doch auch im Wesentlichen seit der Einführung des 18 Punkte Systems gleich geblieben.
Die Noten sind doch auch im Wesentlichen seit der Einführung des 18 Punkte Systems gleich geblieben.
06.01.2022, 22:29
(05.01.2022, 22:49)Opa schrieb: Die Erklärung für das leichtere Examen in den 70, 80iger Jahren ist Recht simpel. Jura stand nur einigen wenigen privilegierten Studenten offen. Jedenfalls im Vergleich zu den heutigen Zahlen. Damals hatten auch nicht 50% Abi. Die Auslese begann also schon sehr früh. Außerdem gab es eben nur die Bibliothek. Keine Reps. Nichts.
Dann begann der Run aufs Jura Studium und man musste sich etwas einfallen lassen. Das hat man dann soweit getrieben, dass heute sehr viele 1. Examen Absolventen auf das 2. Stex verzichten. Was für uns natürlich toll ist, weil der Arbeitsmarkt relativ entspannt ist.
Warum war es dadurch leichter, dass es keine Reps gab? Und heißt es nicht immer, dass schon Goethe im Rep war? Oder meinst Du: kein Uni-Rep? Aber dann müsste es doch schwieriger gewesen sein?
06.01.2022, 23:33
(06.01.2022, 22:29)Praktiker schrieb:(05.01.2022, 22:49)Opa schrieb: Die Erklärung für das leichtere Examen in den 70, 80iger Jahren ist Recht simpel. Jura stand nur einigen wenigen privilegierten Studenten offen. Jedenfalls im Vergleich zu den heutigen Zahlen. Damals hatten auch nicht 50% Abi. Die Auslese begann also schon sehr früh. Außerdem gab es eben nur die Bibliothek. Keine Reps. Nichts.
Dann begann der Run aufs Jura Studium und man musste sich etwas einfallen lassen. Das hat man dann soweit getrieben, dass heute sehr viele 1. Examen Absolventen auf das 2. Stex verzichten. Was für uns natürlich toll ist, weil der Arbeitsmarkt relativ entspannt ist.
Warum war es dadurch leichter, dass es keine Reps gab? Und heißt es nicht immer, dass schon Goethe im Rep war? Oder meinst Du: kein Uni-Rep? Aber dann müsste es doch schwieriger gewesen sein?
Durch Reps und mehr verfügbaren Wissen steigen die Anforderungen :) wenn in jedem zweiten Buch ein Problem ausführlich erörtert wird, wird eher erwartet, dass der Kandidat das kennt und umfassend lösen kann, als wenn es nur in einem kaum bekannten BGH Urteil erwähnt wird.
So zumindest die Professoren an der Uni.
07.01.2022, 00:41
(05.01.2022, 22:49)Opa schrieb: Die Erklärung für das leichtere Examen in den 70, 80iger Jahren ist Recht simpel. Jura stand nur einigen wenigen privilegierten Studenten offen. Jedenfalls im Vergleich zu den heutigen Zahlen. Damals hatten auch nicht 50% Abi. Die Auslese begann also schon sehr früh. Außerdem gab es eben nur die Bibliothek. Keine Reps. Nichts.
Dann begann der Run aufs Jura Studium und man musste sich etwas einfallen lassen. Das hat man dann soweit getrieben, dass heute sehr viele 1. Examen Absolventen auf das 2. Stex verzichten. Was für uns natürlich toll ist, weil der Arbeitsmarkt relativ entspannt ist.
Ich kann hier grundsätzlich nicht mitreden, meine mich aber zu erinnern, dass es kommerzielle Reps schon in den 20ern des 20Jahrhundert gab; wohlmöglich schon früher. Habe das irgendwann mal im Zusammenhang mit einem Juristen aus dieser Zeit aufgegriffen; in einem Wikipediabeitrag. Kann mich aber jetzt leider nicht mehr erinnern, wer das war.
Ps. Alpmann ist wohl auch schon über 70 Jahre am Start.
07.01.2022, 23:02
Früher gab es kein/kaum Uni-Rep, da sind alle zum Privatrepetitor.