31.12.2021, 20:46
Das mag in Relation zu der Gesamtbevölkerung - wie hier richtig gesagt - viel sein. In HH kostet eine 2 Zimmer Wohnung in vernünftiger Lage (also nicht billatedt etc) 1.2 warm; und vielleicht will man ja auch als Single mal 3 Zimmer ?!:D
Und wenn ich mir das Gehalt von Freunden anschaue (Ingenieur/Psychologe) die mit Ende 20 mehr verdienen + tatsächlich 40h arbeiten-oder zumindest Überstunden bezahlt bekommen/abbummeln können- kann ich R1 nicht als „viel Holz“ bezeichnen. Zumal - wie schon so oft gesagt - in 10 Jahren R1 noch weiter angehängt wird.
Wofür ich mehr Gehalt „rausballen“ würde? Tut meiner Meinung nichts zur Sache, aber: Eigentum/größere Mietwohnung/ geiles Fahrrad etc. Man will ja nicht ewig den Lebensstandard eines Studenten/Referendars.
Mal sehen, was das BVerfG zur besoldung sagt.
Und wenn ich mir das Gehalt von Freunden anschaue (Ingenieur/Psychologe) die mit Ende 20 mehr verdienen + tatsächlich 40h arbeiten-oder zumindest Überstunden bezahlt bekommen/abbummeln können- kann ich R1 nicht als „viel Holz“ bezeichnen. Zumal - wie schon so oft gesagt - in 10 Jahren R1 noch weiter angehängt wird.
Wofür ich mehr Gehalt „rausballen“ würde? Tut meiner Meinung nichts zur Sache, aber: Eigentum/größere Mietwohnung/ geiles Fahrrad etc. Man will ja nicht ewig den Lebensstandard eines Studenten/Referendars.
Mal sehen, was das BVerfG zur besoldung sagt.
31.12.2021, 21:37
(31.12.2021, 18:56)Realisto schrieb: Manche Vorstellungen hier kann ich nur schwer nachvollziehen.
Meine Eltern hatten zusammen keine 2,5k netto und davon ein Haus am Bodensee plus jedes Jahr Urlaub finanziert...
Mein Opa hat 1960 500DM verdient und konnte ein Haus bauen.
Schon was von Inflation gehört?
31.12.2021, 22:25
(31.12.2021, 20:46)Richterordentliche schrieb: Das mag in Relation zu der Gesamtbevölkerung - wie hier richtig gesagt - viel sein. In HH kostet eine 2 Zimmer Wohnung in vernünftiger Lage (also nicht billatedt etc) 1.2 warm; und vielleicht will man ja auch als Single mal 3 Zimmer ?!:D
Und wenn ich mir das Gehalt von Freunden anschaue (Ingenieur/Psychologe) die mit Ende 20 mehr verdienen + tatsächlich 40h arbeiten-oder zumindest Überstunden bezahlt bekommen/abbummeln können- kann ich R1 nicht als „viel Holz“ bezeichnen. Zumal - wie schon so oft gesagt - in 10 Jahren R1 noch weiter angehängt wird.
Dann blieben dir immer noch ca 1.500 € zur freien Verwendung, wenn man grob mit 3k Einkommen und 1,5k für die Wohnung rechnet, womit man ebenfalls noch ohne weiteres gut über die Runden kommt. Es würde nur eng werden, wenn dann noch ein Luxusauto und ausgefallener Lebensstil dazukommen würden. Einen solch exklusiven Lebensstil hatten Richter aber nie wirklich.
Ich hatte vor 15 Jahren die Tocher eines AG-Richters in der Klasse, zwei Kinder, Mutter Hausfrau, die hatten zwar das mit Abstand edelste Haus, davon abgesehen war es aber ebenfalls wenig glamourös. Die Bude war gehoben eingerichtet, niemand ist in KIK-Klamotten rumgelaufen oder mit dem Dacia vorgefahren, aber es gab auch keine Gucci Handtaschen, Oberklasseautos oder Familienurlaube auf den Seychellen im 5 Sterne Hotel. Gehobener Mittelstand halt. Wenn man das alles als Single möchte, muss man tatsächlich in der GK ranklotzen.
Im Vergleich zu anderen Berufsgruppen kannst du dir in der R-Besoldung in der Regel sowohl eine Berufsunfähigkeits- als auch Krankentagegeldversicherung und eine großartige private Altersvorsorge sparen, was je nach Absicherungsgrad im Monat auch 200-500 € ausmacht, die jemand anders in Lohnsteuerklasse 1 erst mal mit 400-1000 € mehr brutto im Monat reinholen muss, bevor er wirklich an dir vorbeizieht.
Ich habe ehrlich gesagt auch keine Richter im Ref kennen gelernt, die neben dem Meckern tatsächlich 40h+/Woche gearbeitet haben, von Richtern auf Probe ohne Routine und in abgesoffenen Dezernaten oder Karrieristen, die jedes Urteil auf BGH-Niveau schreiben wollen und sich für alles freiwillig melden, mal abgesehen. Im Gegenteil, bei meiner Ausbilderin am AG war schon vor Corona Home Office die Regel, sofern kein Sitzungstag war. Mein Eindruck war, dass die meisten mit 30-35h ganz gut hingekommen sind, sofern es nicht ausnahmsweise einen Peak gab.
Dass die Richterbesoldung vom BVerfG kippen wird, denke ich auch, ich erwarte hier aber keine merklichen Sprünge, die einen wesentlichen Wandel im Lebensstil ermöglichen werden. Lass es vielleicht mal 100 bis maximal 200 € netto in Lohnsteuerklasse 1 sein.
31.12.2021, 22:33
(31.12.2021, 21:37)DonJuansohn schrieb:(31.12.2021, 18:56)Realisto schrieb: Manche Vorstellungen hier kann ich nur schwer nachvollziehen.
Meine Eltern hatten zusammen keine 2,5k netto und davon ein Haus am Bodensee plus jedes Jahr Urlaub finanziert...
Mein Opa hat 1960 500DM verdient und konnte ein Haus bauen.
Schon was von Inflation gehört?
Ja, habe ich, man kann es sogar schön nachrechnen. Ich schätz, dass sie damals rund 4500 DM (auf 2250 € gerundet) gemeinsam im Monat hatten, eher etwas weniger als Krankenschwester und KFZ-Meister. Wenn ich das mit einem Inflationsrechner (https://www.finanz-tools.de/inflationsre...aftverlust) von 1992 bis heute hochrechne, würde es einem heutigen Nettoeinkommen von 3.627 € entsprechen. Geringfühgig mehr als die hier so viel diskutierte R1-Eingangsbesoldung, dafür aber für zwei Erwachsene und ein Kind.
31.12.2021, 23:02
Jo, dann such doch mal am Bodensee ein Haus, das du mit 3k netto Familieneinkommen finanziert kriegst. Vor 60 Jahren hast auch in einer Bretterbude wohnen können, da war nix mit Solarpflicht und Co. Schätze mal mit 3k Kreditrate allein könntest was finden..
01.01.2022, 05:25
(31.12.2021, 23:02)HerrKules schrieb: Jo, dann such doch mal am Bodensee ein Haus, das du mit 3k netto Familieneinkommen finanziert kriegst. Vor 60 Jahren hast auch in einer Bretterbude wohnen können, da war nix mit Solarpflicht und Co. Schätze mal mit 3k Kreditrate allein könntest was finden..
Du findest auch heute am Bodensee noch Häuser, die du mit 1500-2000 €/Monat finanziert bekommst. Dass das Niveau der Immobilienpreise in den letzten Jahren in bestimmten Regionen und Großstädten massiv angezogen ist, ist aber ein allgemeines Problem, dass nicht nur Juristen trifft und auch auf die Mieten durchschlägt. Im Gegenzug liegen die Zinsen heute bei 1-2 %, während in den 90ern noch 10-12 % veranschlagt wurden.
Trotzdem können sich anscheinend noch genug Menschen dort Häuser leisten, die nicht alle von der Uni kommen und 100k+/Jahr verdienen. Der klassische Einverdienerhaushalt ist im Allgemeinen quasi ausgestorben, da wird es heute nicht nur als Richter eng. In den meisten Familien gibt es heute zumindest 1,5 Verdiener, womit du als Akademikerpärchen mit 4-5k/Monat auch am Bodensee wieder gut dabei bist. Das klassische Lehrerpärchen mit 2x A13 oder Richter + Lehrer mit R1+A13 schwimmt immer noch relativ weit oben und kann sich eine Immobilie ohne große Einschränkungen leisten.
Daneben war der Hauskauf für die meisten Menschen immer mit Verzicht und Disziplin verbunden, insbesondere in den ersten Jahren, sofern man nicht aus reichem Elternhaus kommt, dass einen wesentlichen Teil beisteuern kann. Meine Großeltern hatten ihre Häuser mit Freunden noch größtenteils selbst (gegenseitig) gebaut, meine Eltern konnten sich schon den Hausbau leisten, dafür wurde ansonsten am Anfang der Gürtel eng geschnallt. 1 Auto, Samstags Wocheneinkauf im Aldi und Pauschalurlaub in der Türkei, bis man aus dem Gröbsten raus war. Es war und ist immer eine Frage der Prioritäten. Und wenn man alles ohne Verzicht will, stehen einem als Jurist mit 2xvb dafür die Türen offen, es in der GK ranzuklotzen. Auch diese Wahl hat sonst quasi niemand.
Mit 3,5k/Monat gehört man als Single trotz allem schon zu den reichsten 10 % in Deutschland, ab 5k/Monat ist man als Familie mit einem Kind in oberen zehn Prozent, das sollte man nicht vergessen: https://www.businessinsider.de/wirtschaf...t-test-r9/
Das 2xA13/R1+A13 Pärchen wäre sogar schon in den Top 3-5 % was das Haushaltseinkommen angeht. Es tut mir leid, aber das ist für mich meckern auf sehr, sehr hohem Niveau, auf das die überwiegende Mehrheit in Deutschland nur hochblicken kann.
02.01.2022, 09:07
Meine Nichtakademiker Großeltern konnten sich auch ein Haus in einer größeren Stadt leisten. Mein Urgroßvater hat sein Haus auch noch selbst gebaut in der Stadt.
Meine Eltern konnten sich ein Haus im Dorf leisten mit 1 x A13 und streckenweise einem Teilzeitgehalt.
Wenn du dir ein Haus kaufen willst, dann musst du aufs Dorf ziehen und nicht am Bodensee gucken. Anfahrt zur Arbeit ist zwar länger, aber viele haben ja seit Corona 100 % Home Office und brauchen kein Haus in der Stadt mehr.
Meine Eltern konnten sich ein Haus im Dorf leisten mit 1 x A13 und streckenweise einem Teilzeitgehalt.
Wenn du dir ein Haus kaufen willst, dann musst du aufs Dorf ziehen und nicht am Bodensee gucken. Anfahrt zur Arbeit ist zwar länger, aber viele haben ja seit Corona 100 % Home Office und brauchen kein Haus in der Stadt mehr.
02.01.2022, 09:12
(01.01.2022, 05:25)Realisto schrieb:(31.12.2021, 23:02)HerrKules schrieb: Jo, dann such doch mal am Bodensee ein Haus, das du mit 3k netto Familieneinkommen finanziert kriegst. Vor 60 Jahren hast auch in einer Bretterbude wohnen können, da war nix mit Solarpflicht und Co. Schätze mal mit 3k Kreditrate allein könntest was finden..
Du findest auch heute am Bodensee noch Häuser, die du mit 1500-2000 €/Monat finanziert bekommst. Dass das Niveau der Immobilienpreise in den letzten Jahren in bestimmten Regionen und Großstädten massiv angezogen ist, ist aber ein allgemeines Problem, dass nicht nur Juristen trifft und auch auf die Mieten durchschlägt. Im Gegenzug liegen die Zinsen heute bei 1-2 %, während in den 90ern noch 10-12 % veranschlagt wurden.
Trotzdem können sich anscheinend noch genug Menschen dort Häuser leisten, die nicht alle von der Uni kommen und 100k+/Jahr verdienen. Der klassische Einverdienerhaushalt ist im Allgemeinen quasi ausgestorben, da wird es heute nicht nur als Richter eng. In den meisten Familien gibt es heute zumindest 1,5 Verdiener, womit du als Akademikerpärchen mit 4-5k/Monat auch am Bodensee wieder gut dabei bist. Das klassische Lehrerpärchen mit 2x A13 oder Richter + Lehrer mit R1+A13 schwimmt immer noch relativ weit oben und kann sich eine Immobilie ohne große Einschränkungen leisten.
Daneben war der Hauskauf für die meisten Menschen immer mit Verzicht und Disziplin verbunden, insbesondere in den ersten Jahren, sofern man nicht aus reichem Elternhaus kommt, dass einen wesentlichen Teil beisteuern kann. Meine Großeltern hatten ihre Häuser mit Freunden noch größtenteils selbst (gegenseitig) gebaut, meine Eltern konnten sich schon den Hausbau leisten, dafür wurde ansonsten am Anfang der Gürtel eng geschnallt. 1 Auto, Samstags Wocheneinkauf im Aldi und Pauschalurlaub in der Türkei, bis man aus dem Gröbsten raus war. Es war und ist immer eine Frage der Prioritäten. Und wenn man alles ohne Verzicht will, stehen einem als Jurist mit 2xvb dafür die Türen offen, es in der GK ranzuklotzen. Auch diese Wahl hat sonst quasi niemand.
Mit 3,5k/Monat gehört man als Single trotz allem schon zu den reichsten 10 % in Deutschland, ab 5k/Monat ist man als Familie mit einem Kind in oberen zehn Prozent, das sollte man nicht vergessen: https://www.businessinsider.de/wirtschaf...t-test-r9/
Das 2xA13/R1+A13 Pärchen wäre sogar schon in den Top 3-5 % was das Haushaltseinkommen angeht. Es tut mir leid, aber das ist für mich meckern auf sehr, sehr hohem Niveau, auf das die überwiegende Mehrheit in Deutschland nur hochblicken kann.
+1 für diesen Beitrag.
Und wer meint, dass ihm ein solches Entgelt nicht reicht dem steht es ja frei, den Beruf zu wechseln.
Sorry, aber die Besoldungshöhe ist doch im Vorfeld bekannt. Hätte man eben was anderes machen sollen, wenn man gerne mehr verdienen will...
02.01.2022, 09:27
Die Beiträge zur tatsächlichen Arbeitsbelastung waren wirklich sehr interessant. Ich würde mich freuen, wenn hier noch mehr aus dem Nähkästchen erzählt wird...
03.01.2022, 01:52
Eine Immobilie kann man sich auch mit R1 locker leisten. Hauskauf 70.000 EUR und noch einmal 50.000 EUR für Sanierung etc, das ist locker zu stemmen. Ich dürft eben nicht in Stuttgart, München oder so suchen sondern in Bautzen, Plauen oder Zwickau.