13.12.2021, 23:21
Hallo ihr Lieben,
ich bin auf dieses Forum gestoßen und sehr interessiert am Austausch mit Leuten, die schon mehr Erfahrungen mit Großkanzleien haben.
Gerade bin ich im Ref und wollte ursprünglich eigentlich immer in einer ländlicheren Gegend in einer MK einsteigen. Allerdings bin ich nunmehr aus privaten Gründen nach München gezogen und stelle mir nun die Frage, ob eine Großkanzlei auch etwas für mich wäre.
Von Kollegen habe ich schon so einige Eindrücke mitbekommen, allerdings hatte ich das Gefühl, dass es sich dabei immer etwas um "Schauergeschichten" oder um auf dicke Hose machen handelt.
Es gibt ja online z.B. für einige Kanzleien Richtwerte für die Billable Hours. Wenn man dort etwa bei 1500 Stunden liegt, kann mir doch niemand erzählen, dass man dafür 60 Stunden pro Woche arbeiten muss plus am Wochenende auch verfügbar ist.
Mal dazwischen kann das natürlich vorkommen, wie in fast jedem Bürojob. Allerdings doch nicht über Monate oder gar Jahre hinweg?
Ich würde gerne in einer Großkanzlei anfangen, weil ich juristisch gerne an interessanten Fällen mitarbeiten möchte und nicht Feld, Wald und Wiese machen möchte.
Wie lange sind denn die Anwälte durchschnittlich im Büro in Kanzleien, die inzwischen 120.000 Euro aufwärts zahlen (ich denke da so an Läden wie Görg, Noerr, DLA Piper etc. also nicht die sogenannten Tier 1 Kanzleien)? Mein Interesse bezieht sich vor allem auf die Bereiche abseits des Corporate/Transaktionsgeschäfts, wobei das ja das Herzstück dieser Läden sein dürfte.
Ist es realistisch, dass man dort um 9 anfängt und um 19/20 Uhr gehen kann, Home-Office machen kann und quasi noch ein Leben hat (Stichwort: Familienplanung)?
Würde mich sehr freuen hier Erfahrungsberichte aus 1. Hand zu bekommen (Associates, Referendare, Wiss. Mits.)
ich bin auf dieses Forum gestoßen und sehr interessiert am Austausch mit Leuten, die schon mehr Erfahrungen mit Großkanzleien haben.
Gerade bin ich im Ref und wollte ursprünglich eigentlich immer in einer ländlicheren Gegend in einer MK einsteigen. Allerdings bin ich nunmehr aus privaten Gründen nach München gezogen und stelle mir nun die Frage, ob eine Großkanzlei auch etwas für mich wäre.
Von Kollegen habe ich schon so einige Eindrücke mitbekommen, allerdings hatte ich das Gefühl, dass es sich dabei immer etwas um "Schauergeschichten" oder um auf dicke Hose machen handelt.
Es gibt ja online z.B. für einige Kanzleien Richtwerte für die Billable Hours. Wenn man dort etwa bei 1500 Stunden liegt, kann mir doch niemand erzählen, dass man dafür 60 Stunden pro Woche arbeiten muss plus am Wochenende auch verfügbar ist.
Mal dazwischen kann das natürlich vorkommen, wie in fast jedem Bürojob. Allerdings doch nicht über Monate oder gar Jahre hinweg?
Ich würde gerne in einer Großkanzlei anfangen, weil ich juristisch gerne an interessanten Fällen mitarbeiten möchte und nicht Feld, Wald und Wiese machen möchte.
Wie lange sind denn die Anwälte durchschnittlich im Büro in Kanzleien, die inzwischen 120.000 Euro aufwärts zahlen (ich denke da so an Läden wie Görg, Noerr, DLA Piper etc. also nicht die sogenannten Tier 1 Kanzleien)? Mein Interesse bezieht sich vor allem auf die Bereiche abseits des Corporate/Transaktionsgeschäfts, wobei das ja das Herzstück dieser Läden sein dürfte.
Ist es realistisch, dass man dort um 9 anfängt und um 19/20 Uhr gehen kann, Home-Office machen kann und quasi noch ein Leben hat (Stichwort: Familienplanung)?
Würde mich sehr freuen hier Erfahrungsberichte aus 1. Hand zu bekommen (Associates, Referendare, Wiss. Mits.)
13.12.2021, 23:47
(13.12.2021, 23:21)Neu hier schrieb: Ich würde gerne in einer Großkanzlei anfangen, weil ich juristisch gerne an interessanten Fällen mitarbeiten möchte und nicht Feld, Wald und Wiese machen möchte.Interessante Fälle gibt es in jedem Rechtsgebiet in jeder Kanzleigröße. Was an Feld, Wald und Wiese ist deiner Ansicht nach automatisch juristisch uninteressant? Wenn du Anwältin oder Anwalt werden willst, muss es sich am Ende des Tages immer auch kommerziell lohnen und das, was sich am meisten lohnt ist nicht automatisch das "juristisch interessanteste". Warum gehst du nicht zum Gericht oder in die Wissenschaft?
13.12.2021, 23:49
Hier im forum werden dir das alle so bestätigen. Das Gegenteil passt gar nicht ins Weltbild :)
14.12.2021, 00:48
14.12.2021, 00:53
(13.12.2021, 23:47)Gast schrieb:Danke für deine Rückmeldung(13.12.2021, 23:21)Neu hier schrieb: Ich würde gerne in einer Großkanzlei anfangen, weil ich juristisch gerne an interessanten Fällen mitarbeiten möchte und nicht Feld, Wald und Wiese machen möchte.Interessante Fälle gibt es in jedem Rechtsgebiet in jeder Kanzleigröße. Was an Feld, Wald und Wiese ist deiner Ansicht nach automatisch juristisch uninteressant? Wenn du Anwältin oder Anwalt werden willst, muss es sich am Ende des Tages immer auch kommerziell lohnen und das, was sich am meisten lohnt ist nicht automatisch das "juristisch interessanteste". Warum gehst du nicht zum Gericht oder in die Wissenschaft?
Also klassisch schnarchlangweilig finde ich z.B. Mietrecht, Verkehrsunfälle, Inkasso, etc. solche Sachen halt, die eigentlich nur nach Schema F ablaufen und bei denen Masse statt Klasse gilt.
Klar gibts auch in GK fernen Bereichen interessante und abwechslungsreiche Tätigkeiten, das möchte ich gar nicht bestreiten.
Richter reizt mich nicht wirklich. Ich möchte mehr beratend tätig sein und nicht letztlich einen Aktenberg abarbeiten und möglichst immer auf einen Vergleich drängen (so erlebt in meiner Zivilstation und das als KO Kriterium gesehen).
Wissenschaft ist auch reizvoll, allerdings brotlos und der Konkurrenzdruck nicht weniger schlimm als beim Partner werden wollen schätze ich Mal.
Außerdem kann ich mich vom Typ her einfach mehr mit dem Anwalt/Berater als mit einem Lehrer identifizieren
14.12.2021, 00:59
(13.12.2021, 23:21)Neu hier schrieb: Hallo ihr Lieben,
ich bin auf dieses Forum gestoßen und sehr interessiert am Austausch mit Leuten, die schon mehr Erfahrungen mit Großkanzleien haben.
Gerade bin ich im Ref und wollte ursprünglich eigentlich immer in einer ländlicheren Gegend in einer MK einsteigen. Allerdings bin ich nunmehr aus privaten Gründen nach München gezogen und stelle mir nun die Frage, ob eine Großkanzlei auch etwas für mich wäre.
Von Kollegen habe ich schon so einige Eindrücke mitbekommen, allerdings hatte ich das Gefühl, dass es sich dabei immer etwas um "Schauergeschichten" oder um auf dicke Hose machen handelt.
Es gibt ja online z.B. für einige Kanzleien Richtwerte für die Billable Hours. Wenn man dort etwa bei 1500 Stunden liegt, kann mir doch niemand erzählen, dass man dafür 60 Stunden pro Woche arbeiten muss plus am Wochenende auch verfügbar ist.
Mal dazwischen kann das natürlich vorkommen, wie in fast jedem Bürojob. Allerdings doch nicht über Monate oder gar Jahre hinweg?
Ich würde gerne in einer Großkanzlei anfangen, weil ich juristisch gerne an interessanten Fällen mitarbeiten möchte und nicht Feld, Wald und Wiese machen möchte.
Wie lange sind denn die Anwälte durchschnittlich im Büro in Kanzleien, die inzwischen 120.000 Euro aufwärts zahlen (ich denke da so an Läden wie Görg, Noerr, DLA Piper etc. also nicht die sogenannten Tier 1 Kanzleien)? Mein Interesse bezieht sich vor allem auf die Bereiche abseits des Corporate/Transaktionsgeschäfts, wobei das ja das Herzstück dieser Läden sein dürfte.
Ist es realistisch, dass man dort um 9 anfängt und um 19/20 Uhr gehen kann, Home-Office machen kann und quasi noch ein Leben hat (Stichwort: Familienplanung)?
Würde mich sehr freuen hier Erfahrungsberichte aus 1. Hand zu bekommen (Associates, Referendare, Wiss. Mits.)
Ein Jahr hat durchschnittlich 250 Arbeitstage. Davon gehen - konservativ geschätzt - wohl mindestens mal 35 Tage für Urlaub und AU weg. Im Schnitt sind es sogar eher 50 Tage die wegfallen, aber gehen wir einfach davon aus, dass du deinen Jahresurlaub nicht ausschöfpfst und/oder dass du überdurchschnittlich gesund bist. Du hast also 215 Arbeitstage, um deine 1.500 Stunden zu billen. Pro Tag musst du also 7 Stunden aufschreiben. Gerade als Anfänger werden dir dabei aber vermutlich 10-20% rausgekürzt. Außerdem musst du dich noch allgemein auf dem Laufenden halten, was du nicht abrechnen kannst. Vielleicht willst du auch schon an deinem Businesscase arbeiten und mal einen Artikel (mit-)veröffentlichen oder an einer Konferenz teilnehmen. Mittagspause und Kaffeepausen kommen auch noch on top.
Rein rechnerisch ist es also durchaus möglich z.B. mit einer 50h-Woche 1.500 Stunden aufs Jahr zu billen. Wie realistisch das ist sollen andere Leute, die sich besser auskennen, beurteilen.
14.12.2021, 01:11
(14.12.2021, 00:59)Anon schrieb:(13.12.2021, 23:21)Neu hier schrieb: Hallo ihr Lieben,
ich bin auf dieses Forum gestoßen und sehr interessiert am Austausch mit Leuten, die schon mehr Erfahrungen mit Großkanzleien haben.
Gerade bin ich im Ref und wollte ursprünglich eigentlich immer in einer ländlicheren Gegend in einer MK einsteigen. Allerdings bin ich nunmehr aus privaten Gründen nach München gezogen und stelle mir nun die Frage, ob eine Großkanzlei auch etwas für mich wäre.
Von Kollegen habe ich schon so einige Eindrücke mitbekommen, allerdings hatte ich das Gefühl, dass es sich dabei immer etwas um "Schauergeschichten" oder um auf dicke Hose machen handelt.
Es gibt ja online z.B. für einige Kanzleien Richtwerte für die Billable Hours. Wenn man dort etwa bei 1500 Stunden liegt, kann mir doch niemand erzählen, dass man dafür 60 Stunden pro Woche arbeiten muss plus am Wochenende auch verfügbar ist.
Mal dazwischen kann das natürlich vorkommen, wie in fast jedem Bürojob. Allerdings doch nicht über Monate oder gar Jahre hinweg?
Ich würde gerne in einer Großkanzlei anfangen, weil ich juristisch gerne an interessanten Fällen mitarbeiten möchte und nicht Feld, Wald und Wiese machen möchte.
Wie lange sind denn die Anwälte durchschnittlich im Büro in Kanzleien, die inzwischen 120.000 Euro aufwärts zahlen (ich denke da so an Läden wie Görg, Noerr, DLA Piper etc. also nicht die sogenannten Tier 1 Kanzleien)? Mein Interesse bezieht sich vor allem auf die Bereiche abseits des Corporate/Transaktionsgeschäfts, wobei das ja das Herzstück dieser Läden sein dürfte.
Ist es realistisch, dass man dort um 9 anfängt und um 19/20 Uhr gehen kann, Home-Office machen kann und quasi noch ein Leben hat (Stichwort: Familienplanung)?
Würde mich sehr freuen hier Erfahrungsberichte aus 1. Hand zu bekommen (Associates, Referendare, Wiss. Mits.)
Ein Jahr hat durchschnittlich 250 Arbeitstage. Davon gehen - konservativ geschätzt - wohl mindestens mal 35 Tage für Urlaub und AU weg. Im Schnitt sind es sogar eher 50 Tage die wegfallen, aber gehen wir einfach davon aus, dass du deinen Jahresurlaub nicht ausschöfpfst und/oder dass du überdurchschnittlich gesund bist. Du hast also 215 Arbeitstage, um deine 1.500 Stunden zu billen. Pro Tag musst du also 7 Stunden aufschreiben. Gerade als Anfänger werden dir dabei aber vermutlich 10-20% rausgekürzt. Außerdem musst du dich noch allgemein auf dem Laufenden halten, was du nicht abrechnen kannst. Vielleicht willst du auch schon an deinem Businesscase arbeiten und mal einen Artikel (mit-)veröffentlichen oder an einer Konferenz teilnehmen. Mittagspause und Kaffeepausen kommen auch noch on top.
Rein rechnerisch ist es also durchaus möglich z.B. mit einer 50h-Woche 1.500 Stunden aufs Jahr zu billen. Wie realistisch das ist sollen andere Leute, die sich besser auskennen, beurteilen.
Genau, das wären ja die "normalen" durchschnittlichen Arbeitstage von Montag-Freitag. Dann sehe ich da durchaus das Problem, dass man es da schwer hat auf die abrechenbaren Stunden zu kommen, aber es ist möglich. 1500 ist zwar noch eher niedrig angesetzt von mir (zumindest wenn man den Angaben bei Azur glauben mag), aber gibts ja schon (unterhalb der Topadressen).
Die ganzen Horrorgeschichten von den durchgearbeiteten Wochenenden und den Arbeitstagen bis 22 Uhr lassen sich da für mich aber nicht wirklich erklären.
Lustigerweise hat mir ein Kollege nämlich auch gesagt, dass die (deutsche) Großkanzlei bei der er war den Associates die Stundenzahl so vorrechnet, dass für Krankheit und Urlaub insgesamt nur 4 Wochen abgezogen werden (obwohl vertraglich ja mehr vereinbart worden ist). Fand ich sehr befremdlich, wenn ich mir überlegen würde dort zu arbeiten
14.12.2021, 07:18
Du musst bedenken, dass das Erreichen der 1500 Billables nicht bedeutet, dass du den Rest des Jahres zuhause bleiben kannst. Wenn Arbeit zu tun ist (weil gerade eben eine große Transaktion läuft), dann musst du da mitarbeiten, auch wenn du schon 2000 Billables erreicht hast.
14.12.2021, 07:57
Meine Erfahrung als Referendar in einer deutschen Großkanzlei M&A:
Vor 21 Uhr ist keiner nach Hause, eine war mindestens bis 23 Uhr dort und hat mir auch ehrlich gesagt, dass der Partner, der für sie zuständig war da sehr anspruchsvoll sei.
Nebenan im Bereich Real Estate sah das vollkommen anders aus. Die Regel war 9:00/10:00-20:00 Uhr, mal konnten es 21 Uhr werden, aber Wochenende war immer frei, ohne Ausbahme.
Das Problem ist, dass Du es vorher nicht wissen kannst und kaum Jemand im Vorstellungsgesrpäch ehrlich sein wird. Ich denke die wollen auch niemanden, der im Gespräch schon fragt, wie denn die Arbeitszeiten sind.
Vor 21 Uhr ist keiner nach Hause, eine war mindestens bis 23 Uhr dort und hat mir auch ehrlich gesagt, dass der Partner, der für sie zuständig war da sehr anspruchsvoll sei.
Nebenan im Bereich Real Estate sah das vollkommen anders aus. Die Regel war 9:00/10:00-20:00 Uhr, mal konnten es 21 Uhr werden, aber Wochenende war immer frei, ohne Ausbahme.
Das Problem ist, dass Du es vorher nicht wissen kannst und kaum Jemand im Vorstellungsgesrpäch ehrlich sein wird. Ich denke die wollen auch niemanden, der im Gespräch schon fragt, wie denn die Arbeitszeiten sind.
14.12.2021, 08:09
Das schwankt leider wirklich enorm, von Standort zu Standort, von Rechtsgebiet zu Rechtsgebiet und von partner zu Partner.
In transaktionslastigen Bereichen ist es schwieriger
In transaktionslastigen Bereichen ist es schwieriger