03.08.2018, 10:00
Klingt ja an nackten Zahlen ganz nett, allerdings sieht das schon wieder anders aus, wenn man bedenkt dass von den 150.000€ an die 42% rein für die Steuer weggehen und die Kanzleimiete, Equipment, ggf. ne Reno etc auch noch bezahlt werden müssen. Dann sieht das Endergebnis was netto am Ende bei rauskommt nämlich schon wieder bedeutend anders aus.
Selbständigkeit ist auch nicht für jeden was. Vor 30-40 Jahren hatte man es da noch einfacher, früher hat auch einfach nicht jeder (Jura) studiert sondern nur die aus gutem Elternhaus die es sich leisten konnten. Heute ist die Dichte an Anwälten auch einfach derart hoch, dass man schon auch ein gutes Polster oder anderweitige Unterstützung/Kredit braucht, um die Anfangszeit zu überbrücken. Man wird einfach nicht ab Monat 1 Gewinn einfahren können. Die Lage (Großstadt oder Dorf) macht bei der Miete etc auch einen Unterschied. Ich kann schon verstehen, warum man lieber angestellt ist und damit monatlich weiß, was aufs Konto kommt, anstatt zusehen zu müssen, dass Mandanten (wieder)kommen, rechtzeitig zahlen, man sich überlegt ob/wann man in den Urlaub fährt, weil dann natürlich die Kanzlei dicht ist (man auch da für Mandanten erreichbar sein sollte und eine Vertretung die Post durchgucken sollte, falls etwas wichtiges kommt) etc etc.
Wenn es läuft ist es ja gut, aber sooo frei und easy wie du es hier darstellst ist es nämlich nicht. Ich kenne einige die die Selbständigkeit als Anwalt wieder aufgegeben haben, weil es viel stressiger und (planungsmäßig) unsicherer war als der Angestelltenjob (kommt halt auch da immer drauf an, wo und zu welchen Konditionen man arbeitet; aber man weiß idR einfach was man hat und es ist besser planbar). Und heutzutage können z.B. auch schon 2-3 schlechte Google-Bewertungen (gerechtfertigt oder ungerechtfertigt sei dahingestellt; Meinungsfreiheit lebt hoch und dagegen anzugehen ist auch langwierig) dazu führen, dass deine kleine Kanzlei deutlich weniger aufgesucht wird.
Selbständigkeit ist auch nicht für jeden was. Vor 30-40 Jahren hatte man es da noch einfacher, früher hat auch einfach nicht jeder (Jura) studiert sondern nur die aus gutem Elternhaus die es sich leisten konnten. Heute ist die Dichte an Anwälten auch einfach derart hoch, dass man schon auch ein gutes Polster oder anderweitige Unterstützung/Kredit braucht, um die Anfangszeit zu überbrücken. Man wird einfach nicht ab Monat 1 Gewinn einfahren können. Die Lage (Großstadt oder Dorf) macht bei der Miete etc auch einen Unterschied. Ich kann schon verstehen, warum man lieber angestellt ist und damit monatlich weiß, was aufs Konto kommt, anstatt zusehen zu müssen, dass Mandanten (wieder)kommen, rechtzeitig zahlen, man sich überlegt ob/wann man in den Urlaub fährt, weil dann natürlich die Kanzlei dicht ist (man auch da für Mandanten erreichbar sein sollte und eine Vertretung die Post durchgucken sollte, falls etwas wichtiges kommt) etc etc.
Wenn es läuft ist es ja gut, aber sooo frei und easy wie du es hier darstellst ist es nämlich nicht. Ich kenne einige die die Selbständigkeit als Anwalt wieder aufgegeben haben, weil es viel stressiger und (planungsmäßig) unsicherer war als der Angestelltenjob (kommt halt auch da immer drauf an, wo und zu welchen Konditionen man arbeitet; aber man weiß idR einfach was man hat und es ist besser planbar). Und heutzutage können z.B. auch schon 2-3 schlechte Google-Bewertungen (gerechtfertigt oder ungerechtfertigt sei dahingestellt; Meinungsfreiheit lebt hoch und dagegen anzugehen ist auch langwierig) dazu führen, dass deine kleine Kanzlei deutlich weniger aufgesucht wird.
03.08.2018, 10:05
Die Steuer wird aber erst nach Abzug der Kanzleimiete und Bezahlung der ReFas etc abgezogen...
03.08.2018, 10:13
Das stimmt, mea culpa - da hätte ich die Reihenfolge anders darstellen sollen. Dennoch wird bei einem Umsatz von 150.000€ auch zuerst bei Abzug von Miete, Reno etc der Umsatz immer noch deutlich über der Grenze von knapp 55.000€ liegen...und ab der Grenze greift dann der Spitzensteuersatz von 42%...das Ganze halbert sich dann also fast.
So oder so wollte ich nur klarstellen, dass 150.000€ Umsatz erstmal als nackte Zahl gut klingen und manche Referendare vllt. das große Geld da nun sehen ("ist ja wie bei einer GK was ich da raushaben kann"), aber als Selbständiger eben Steuer und die laufenden Kosten noch abgezogen werden müssen, so dass am Ende netto eben dann doch nicht so viel übrig bleibt wie es halt zunächst den Eindruck erweckt.
So oder so wollte ich nur klarstellen, dass 150.000€ Umsatz erstmal als nackte Zahl gut klingen und manche Referendare vllt. das große Geld da nun sehen ("ist ja wie bei einer GK was ich da raushaben kann"), aber als Selbständiger eben Steuer und die laufenden Kosten noch abgezogen werden müssen, so dass am Ende netto eben dann doch nicht so viel übrig bleibt wie es halt zunächst den Eindruck erweckt.
03.08.2018, 10:14
Abgesehen davon, dass man als Selbständiger einen derartigen Umsatz auch erstmal generieren und seine Mandanten an Land schaffen muss - was gerade in der Anfangszeit wohl eher unrealistisch sein dürfte.
03.08.2018, 10:16
Da wäre ich mir noch nicht mal so sicher, weil auch die sonstige Infrastruktur (IT, Literatur, Fortbildungen, ggf. Dienstwagen etc) massenhaft Geld kosten und häufig komplett unterschätzt werden. Ich miete ja nicht einfach ein Büro an, setz Frau Koslowski an den Tresen und dann geht das Verdienen los.
03.08.2018, 10:31
Da hast du recht.
03.08.2018, 10:39
Machen ich gute Arbeit der Herr!
03.08.2018, 10:39
Bei einem Bekannten, der ein paar Jahre selbständig war, bewegten sich die laufenden Kosten zwischen 6.000 - 7.000€/Monat (also Miete, Reno, Versicherungen, IT, Beck-Zugang, Fachanwalt etc etc)...also schon 72.000 - 84.000€ pro Jahr. Wenn man dann mal die 150.000€ nimmt bleiben davon ca. 66.000€ übrig, darauf dann noch mal 42% Steuer zahlen und man kommt am Ende monatlich mit 2.750€ netto raus.
Ist dann halt die Frage, ob sich das wirklich lohnt...finanziell betrachtet ist das ja nun absolut kein Verdienst, den man in der Angestelltenwelt nicht erreichen könnte. Urlaub muss man auch zusehen, ob/wann man den nimmt, denn in der Zeit wird für die Kanzlei nichts verdient und man muss trotzdem irgendwie erreichbar sein etc. Mir wäre es den Aufwand und den Kampf ums überleben von Monat zu Monat, hoffend dass es sich nicht verschlechtert, ständige Mandantenakquise etc, für das Geld was am Ende bei rauskommt dann jedenfalls nicht wert.
Ist dann halt die Frage, ob sich das wirklich lohnt...finanziell betrachtet ist das ja nun absolut kein Verdienst, den man in der Angestelltenwelt nicht erreichen könnte. Urlaub muss man auch zusehen, ob/wann man den nimmt, denn in der Zeit wird für die Kanzlei nichts verdient und man muss trotzdem irgendwie erreichbar sein etc. Mir wäre es den Aufwand und den Kampf ums überleben von Monat zu Monat, hoffend dass es sich nicht verschlechtert, ständige Mandantenakquise etc, für das Geld was am Ende bei rauskommt dann jedenfalls nicht wert.
03.08.2018, 10:44
@RAmäher:
"Das Examen sagt jedoch über die Befähigung zur erfolgreichen Tätigkeit als Anwalt so gut wie gar nichts aus, nicht zuletzt weil Anwälte auch bei Misserfolg bezahlt werden."
Ist dann nur die Frage, ob die Mandanten auch wiederkommen und dir weiterhin Umsatz bringen bzw. dich empfehlen, denn häufig stellt es sich für Laien nunmal einfach so dar "natürlich habe ich recht und muss gewinnen; wenn ich verliere war der Anwalt schlecht."
"Das Examen sagt jedoch über die Befähigung zur erfolgreichen Tätigkeit als Anwalt so gut wie gar nichts aus, nicht zuletzt weil Anwälte auch bei Misserfolg bezahlt werden."
Ist dann nur die Frage, ob die Mandanten auch wiederkommen und dir weiterhin Umsatz bringen bzw. dich empfehlen, denn häufig stellt es sich für Laien nunmal einfach so dar "natürlich habe ich recht und muss gewinnen; wenn ich verliere war der Anwalt schlecht."
03.08.2018, 11:30
@RAsenmäher: kannst du dir mal bitte deine frauenfeindlichen Sprüche sparen? Es nervt nur noch.