19.09.2021, 23:32
Von einem Headhunter durfte ich mir letztens anhören, dass die Noten noch Jahre nach dem Berufseinstieg entscheidend sind, unabhängig von der Berufserfahrung und Spezialisierung.
Ist dies zutreffend?
Bitte nur Rückmeldung von Erfahrenen und keine Hören-Sagen-Erfahrungen.
Ist dies zutreffend?
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20.09.2021, 08:19
Also für die Justiz würde ich das aus persönlicher Erfahrung eher verneinen, da sind die Noten nur bei der Einladung zum Einstellungsinterview relevant. Die Abordnung ans Obergericht zur Erprobung läuft vorrangig nach Dienstzeit, für andere Abordnungen (z.B. ans Ministerium) sind eher persönliche Empfehlungen oder Fürsprachen wichtig. (Vielleicht sind für die Abordnung als WiMI ans BVerfG Noten relevanter, aber auch da braucht man schon einen Kontakt zu einem Richter, dem man zugeordnet werden möchte.) Ob man dann ans Obergericht wechselt oder Richter mit Zulage bzw. Vorsitzender wird, hängt eher von der Arbeit, dem Wohlwollen des Präsidenten und insbesondere damit einhergehend von der Anpassungsfähigkeit an gerichtsinterne Gepflogenheiten ab ("Ist das einer von uns?"). Fun Fact: Mir hat ein Präsident einmal im Beurteilungsgespräch beiläufig gesagt: "Oh ich sehe in den Akten, Sie haben zweimal Gut im Examen. Na, darauf kommt es bei uns ja nicht an..." Das schließt nicht aus, dass Leute mit sehr guten Noten in der Justiz Karriere machen - mir würden da schon einige einfallen. Aber da lag es dann nicht an den Noten.
Für die Partnerchancen als Anwalt spielen Noten m.E. keine Rolle. Ich bin nur im Bewerbungsgespräch darauf angesprochen worden, in den Jahren danach ging es primär nur um Umsatz, dann natürlich Umgang mit Mandanten, Teamfähigkeit etc.
Ich denke schon, dass im weiteren Berufsleben bei Stellenwechseln immer noch einmal ein bisschen auf die Noten geschaut wird, d.h., ob sie jetzt unter einem kritischen Level sind. Aber entscheidender ist dann das (spezialisierte) Profil und vor allem eine persönliche Fürsprache durch Leute, die schon mit einem gearbeitet haben.
Für die Partnerchancen als Anwalt spielen Noten m.E. keine Rolle. Ich bin nur im Bewerbungsgespräch darauf angesprochen worden, in den Jahren danach ging es primär nur um Umsatz, dann natürlich Umgang mit Mandanten, Teamfähigkeit etc.
Ich denke schon, dass im weiteren Berufsleben bei Stellenwechseln immer noch einmal ein bisschen auf die Noten geschaut wird, d.h., ob sie jetzt unter einem kritischen Level sind. Aber entscheidender ist dann das (spezialisierte) Profil und vor allem eine persönliche Fürsprache durch Leute, die schon mit einem gearbeitet haben.
20.09.2021, 08:26
Nein, sonst würde es ja keine Partner mit a in der GK geben. Da kommt es eher auf Acquisefähigkeiten an. Was bringt der schlaueste doppel-vbler, wenn er keine Mandanten anwerben kann?
20.09.2021, 08:41
In der Justiz scheint es schon etwas Bedeutung zu haben. In den ersten Jahren waren die Examensnoten bei mir noch in den Beurteilungen wiedergegeben, und bei verschiedenen Gelegenheiten wurden sie beiläufig erwähnt, wenn es um die weitere Entwicklung ging.
Besonders scheint es mir darauf anzukommen, wenn es um Versetzung oder Abordnung aus dem inneren Kreis der Justiz hinaus geht und das Kriterium "gehört zu uns und hat sich hier bewährt" an Gewicht verliert.
Noten sind also nach der Einstellung ganz sicher nicht das entscheidende Kriterium, können einem aber von Fall zu Fall durchaus nützlich sein (welchen Anteil die Examensnoten dann am Ende haben, lässt sich natürlich nicht sagen).
Besonders scheint es mir darauf anzukommen, wenn es um Versetzung oder Abordnung aus dem inneren Kreis der Justiz hinaus geht und das Kriterium "gehört zu uns und hat sich hier bewährt" an Gewicht verliert.
Noten sind also nach der Einstellung ganz sicher nicht das entscheidende Kriterium, können einem aber von Fall zu Fall durchaus nützlich sein (welchen Anteil die Examensnoten dann am Ende haben, lässt sich natürlich nicht sagen).
21.09.2021, 16:52
(20.09.2021, 08:26)2 x a(rbeitslos) schrieb: Nein, sonst würde es ja keine Partner mit a in der GK geben. Da kommt es eher auf Acquisefähigkeiten an. Was bringt der schlaueste doppel-vbler, wenn er keine Mandanten anwerben kann?
Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte, dass die wenigsten GK-Partner ein ausreichend haben. Was du beschreibst, ist sicherlich die Ausnahme. Dein Post liest sich wie die (leider übliche) Fehlannahme, der qualifizierte Vb-Jurist sei ein inkompetenter, zur Akquise unfähiger Soziopath, während der Doppel-a-Jurist die geballte Menschlichkeit und Softskillmaschine in Person ist. Woher kommt dieser Nonsens immer? Kein Prädikatsjurist in meinem Umfeld ist wegen seiner Noten ein „schräger Vogel“, den man nicht einem A-Absolventen vorziehen würde, weil letzterer ja sooo viel besser mit seinen Mitmenschen klarkommt. Damit scheinen sich Leute tatsächlich über ihre Noten hinwegzutrösten.
Noten bleiben für Juristen vermutlich immer wichtig, wenngleich sie für den Berufsstart am wichtigsten sind.
21.09.2021, 17:26
(19.09.2021, 23:32)Gast schrieb: Von einem Headhunter durfte ich mir letztens anhören, dass die Noten noch Jahre nach dem Berufseinstieg entscheidend sind, unabhängig von der Berufserfahrung und Spezialisierung.
Ist dies zutreffend?
Bitte nur Rückmeldung von Erfahrenen und keine Hören-Sagen-Erfahrungen.
Kommt darauf an, wohin es gehen soll. Die ein oder andere GK hält da auch später noch an Notenanforderungen fest. Ansonsten werden Noten aber immer unwichtiger. Insbesondere Feinabstufungen treten in den Hintergrund, so dass etwa ein vb genügt oder zwei solide befriedigend auf einmal auch für sehr gefragte Stellen mit Berufserfahrung in Ordnung sind.
Aber es kann natürlich noch sein, dass totale Ausfälle in den Noten Auswirkungen haben können.
21.09.2021, 17:36
Als Anwalt mit 10 Jahren Berufserfahrung kann ich Dir sagen, dass die Noten so lange eine (entscheidende) Rolle spielen, bis Du so viel eigenen (!) Umsatz mit in die Kanzlei bringst, dass die Mitpartner die Noten wegen der Dollarzeichen in ihren Augen nicht mehr sehen.
21.09.2021, 17:40
(21.09.2021, 17:26)Gast Gast schrieb:(19.09.2021, 23:32)Gast schrieb: Von einem Headhunter durfte ich mir letztens anhören, dass die Noten noch Jahre nach dem Berufseinstieg entscheidend sind, unabhängig von der Berufserfahrung und Spezialisierung.
Ist dies zutreffend?
Bitte nur Rückmeldung von Erfahrenen und keine Hören-Sagen-Erfahrungen.
Kommt darauf an, wohin es gehen soll. Die ein oder andere GK hält da auch später noch an Notenanforderungen fest. Ansonsten werden Noten aber immer unwichtiger. Insbesondere Feinabstufungen treten in den Hintergrund, so dass etwa ein vb genügt oder zwei solide befriedigend auf einmal auch für sehr gefragte Stellen mit Berufserfahrung in Ordnung sind.
Aber es kann natürlich noch sein, dass totale Ausfälle in den Noten Auswirkungen haben können.
Jup. Ein Wechsel mit 2x8 aus einer GK in eine andere GK/Boutique die streng an doppel VB festhält wird schwierig.
Gut mit der HR stellen, die erzählen ab und an ganz interessante Stories in der Hinsicht.
21.09.2021, 17:40
(21.09.2021, 17:40)Gast schrieb:(21.09.2021, 17:26)Gast Gast schrieb:(19.09.2021, 23:32)Gast schrieb: Von einem Headhunter durfte ich mir letztens anhören, dass die Noten noch Jahre nach dem Berufseinstieg entscheidend sind, unabhängig von der Berufserfahrung und Spezialisierung.
Ist dies zutreffend?
Bitte nur Rückmeldung von Erfahrenen und keine Hören-Sagen-Erfahrungen.
Kommt darauf an, wohin es gehen soll. Die ein oder andere GK hält da auch später noch an Notenanforderungen fest. Ansonsten werden Noten aber immer unwichtiger. Insbesondere Feinabstufungen treten in den Hintergrund, so dass etwa ein vb genügt oder zwei solide befriedigend auf einmal auch für sehr gefragte Stellen mit Berufserfahrung in Ordnung sind.
Aber es kann natürlich noch sein, dass totale Ausfälle in den Noten Auswirkungen haben können.
Jup. Ein Wechsel mit 2x8 aus einer GK in eine andere GK/Boutique die streng an doppel VB festhält wird schwierig.
Gut mit der HR stellen, die erzählen ab und an ganz interessante Stories in der Hinsicht.
*gilt natürlich auch für andere Arbeitgeber, mir sind jetzt aber nur GK/Boutique Fälle bekannt.
21.09.2021, 17:48
(21.09.2021, 17:40)Gast schrieb:(21.09.2021, 17:40)Gast schrieb:(21.09.2021, 17:26)Gast Gast schrieb:(19.09.2021, 23:32)Gast schrieb: Von einem Headhunter durfte ich mir letztens anhören, dass die Noten noch Jahre nach dem Berufseinstieg entscheidend sind, unabhängig von der Berufserfahrung und Spezialisierung.
Ist dies zutreffend?
Bitte nur Rückmeldung von Erfahrenen und keine Hören-Sagen-Erfahrungen.
Kommt darauf an, wohin es gehen soll. Die ein oder andere GK hält da auch später noch an Notenanforderungen fest. Ansonsten werden Noten aber immer unwichtiger. Insbesondere Feinabstufungen treten in den Hintergrund, so dass etwa ein vb genügt oder zwei solide befriedigend auf einmal auch für sehr gefragte Stellen mit Berufserfahrung in Ordnung sind.
Aber es kann natürlich noch sein, dass totale Ausfälle in den Noten Auswirkungen haben können.
Jup. Ein Wechsel mit 2x8 aus einer GK in eine andere GK/Boutique die streng an doppel VB festhält wird schwierig.
Gut mit der HR stellen, die erzählen ab und an ganz interessante Stories in der Hinsicht.
*gilt natürlich auch für andere Arbeitgeber, mir sind jetzt aber nur GK/Boutique Fälle bekannt.
Aber es ist halt schon so, dass jetzt etwa bei einem Wechsel ins Unternehmen mit X Jahren Berufserfahrung die Note nicht das entscheidende Kriterium der Auswahl ist. Da schaut man dann schon sehr auf die Vorerfahrung und Spezialisierung.
Leider neigt das Forum ja gerne zu schwarz-weiß denken. Da sagt man einmal, Note ist dann nicht mehr ganz so wichtig, schon kommen die Kollegen ums Eck, die fragen, ob man dann mit 2x 5 Punkten und drei Jahren Berufserfahrung bei BMW genommen wird...