08.08.2021, 22:50
(08.08.2021, 22:42)Investitionsstau schrieb:(08.08.2021, 22:35)Gast schrieb:(08.08.2021, 22:20)Gast schrieb:(08.08.2021, 20:29)Gastio schrieb:(08.08.2021, 20:04)Gast schrieb: Was mir hier ein wenig zu kurz kommt ist die Eigenverantwortung:
Wer sich für Jura entscheidet merkt doch schnell, wie wichtig die Note ist und wie schwer die Bewertungen zu durchschauen sind. Aber wer weitermacht, der nimmt das eben billigend in Kauf.
Wer sich dann nach dem ersten Examen keine Job bei Aldi sucht, um 5 Tage in der Woche für den Verbesserungsversuch zu lernen, der trifft eine eigenverantwortliche Entscheidung.
Wer dann nicht bei einer Versicherung anheuert, sondern sich in das Referendariat begibt, der kennt die Bewertungspraxis und den Zeitpunkt seiner Klausuren, aber auch der weiteren Klausuren im Verbesserungsversuch, ab dem Tag seiner Zulassung. Wer sich ein Land wie M-V aussucht, in dem Einstellungen und Klausuren nur einmal im Jahr stattfinden, oder ein anderes Land, in dem die Klausuren 75 % zählen, der weiß was das bedeutet oder verschließt seine Augen davor.
Im Übrigen: Wass soll sich denn zwischenzeitlich geändert haben, das Klausuren nicht mehr dazu geeignet seien, juristische Kompetenzen zu bewerten? In den 50ern hatte der Palandt nur einen Bruchteil des heutigen Umfangs, und dennoch gab es auch in den 80ern noch Klausuren. Die Beständigkeit von Systemen, und dass sie nicht alle paar Jahre über Bord geworfen werfen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern begründet den Erfolg der Bundesrepublik!
Den Erfolg der Bundesrepublik? Au weia... Dir ist aber schon klar, dass wir aktuell ein digitales 3.Weltland geworden sind. Wir sind nicht in der Lage bis zum Ende des Jahrzehnts eine digitale Verwaltung zu organisieren. Viele deutsche Konzerne hängen am Tropf der staatlichen Subvention und sind in vielen Bereichen nicht mehr konkurrenzfähig und werden es auch weiterhin nicht sein, wenn Deutschland die Sache mit der Digitalisierung so weiter treibt.
Und das rührt nicht von irgendwo her, sondern ist vielmehr Teil dieser erzkonservativen Haltung, dass immer mehr "Papierumdreher" produziert.
Mit preußischer Beständigkeit gewinnt man im 21. Jahrhundert keine internationale Anerkennung mehr. Im Gegenteil, es wäre notwendig in vielen Bereichen den Dogmatismus bei Seite zu schieben und neue Wege zu gehen, ohne natürlich dabei alles auf den Kopf zu stellen. Auch bei uns Juristen!
Man sollte sich in Deutschland allgemein mal die Frage stellen: Will ich gute Juristen produzieren, die effektiv mit ihren Mandanten gute und zweckmäßige Lösungen entwickeln oder lieber eine sogenannte Beständigkeit fetischisieren.
Wie wir in diesem Thread gelernt haben, will das Jura Studium gute Juristen produzieren, die sowohl Bismarck, Hitler, Honecker und Merkel gleichsam gute Dienste leisten können.
Wenn das tatsächlich die Anforderungen sind, schäme ich mich das erste Mal in meinem Leben für mein vb im Ersten Examen.
Es ist erstaunlich, wie sehr sich Juristen an ihre völlig überkommene Prüfungsform klammern. In allen anderen Studiengängen hat man das Staatsexamen inzwischen weitestgehend abgeschafft. Selbst die Mediziner, deren Beruf wesentlich verantwortungsvoller ist als der des Juristen, haben lange erkannt, dass es nicht zielführend ist, "Fähigkeiten" an Hand irgendwelcher zusammengebastelter Fälle abzuprüfen. Weil dadurch nicht irgendwelche Methodik abgeprüft wird, sondern lediglich Systemfestigkeit. Wer kann das im Fall vorgekaute am schnellsten wiedergeben? Lächerlich.
Zu den ganzen Posts, in denen die Leichtigkeit des Verbesserungsversuchs dargetan wird, gehe ich mal nicht ein, weil ich sie für Getrolle halte.
Völlig schief, was Du da schreibst: Das Jura-Studium will gar nichts, ein Studium kann gar keinen Willen bilden.
Letztlich ist es wie bei einer Sprache: Wer die chinesische Sprache erlernt hat, kann mit dieser Fähigkeit gute oder schlechte Dinge sagen, ohne dass die Sprache daran schuld wäre. Für einen guten Juristen etwa im Bürgerlichen Recht macht die Staatsform keinen Unterschied. Anders mag dies im Staatsrecht oder im Strafrecht sein.
Wo soll denn bitte das Staatsexamen abgeschafft worden sein? Ich kenne nur Diplom-Studiengänge die in Bachelor/Master geändert wurden.
Sorry, aber das ist Wortklauberei. Du hast den/die Kolleg/in mit seiner Absicht, den Zweck des Jurastudiums zu beschreiben, genau verstanden. Kein Grund hier gleich im ersten Satz mit so einem schlichten Rhetoriktrumpf ums Eck zu kommen.
Recht ist nicht neutral und ist es noch nie gewesen. Recht war schon immer politisch, gerade das Zivilrecht.
Jura ist eine halbe Sprachwissenschaft, eine präzise Sprache steht einem Juristen gut zu Gesicht.
Im Übrigen: das deutsche Jura-Studium will selbstverständlich nur solche Juristen produzieren, die auf dem Boden des GG stehen, insofern war der entsprechende Vor-vor-vor-Post daneben.
08.08.2021, 23:05
Systemfestigkeit ist wichtig für Systembestand. Dass das Examen dafür verlässlichen Output generiert, ist durch Kontinuitäten in Justiz und Verwaltung über politische Systemwechsel hinweg nachgewiesen, wurde hier auch thematisiert. Kann man moralisch sehen wie man will, aber Moral ist im Rechtsstaat keine verbindliche Kategorie und für den Fortbestand desselben (lies: des Systems) ohne Belang, was auch immer ihr davon halten mögt.
Die Digitalisierung bringt inhaltlich keine Neuerung, sondern lediglich eine andere Plattform für den Fortbestand des Systems. Bei dem Stand der KI wird sie personell nur Auswirkungen auf nachgeordnete Bereiche haben, nicht auf die Juristen. Sie wird mehr Sekretariatsaufgaben auf diese verlagern ohne dass dies monetär kompensiert wird, weil politisch nicht vermittelbar. Den Bestand wird es nicht gefährden.
Die Anwaltschaft sollte sich darüber nicht aufregen. Die Staatsquote wird steigen, das Staatspersonal nicht. Also wird mehr outgesourct als ohnehin schon. An die Anwaltschaft. Deren Steuern werden hoch genug sein, um die Outsourcer zu finanzieren.
Dass die Justiz Volljuristen auf TV-L E10 einstellt, ist nur logische Konsequenz des Ausschusses, den das System durch die Examina produziert und für den im höheren Dienst eben immer weniger Kapazitäten bestehen werden, und der Tatsache, dass immer weniger Leute dumm genug sind, im Angesicht der Digitalisierung eine Ausbildung für den nachgeordneten Bereich anzugehen. Es wird genug Bewerber geben.
Die Digitalisierung bringt inhaltlich keine Neuerung, sondern lediglich eine andere Plattform für den Fortbestand des Systems. Bei dem Stand der KI wird sie personell nur Auswirkungen auf nachgeordnete Bereiche haben, nicht auf die Juristen. Sie wird mehr Sekretariatsaufgaben auf diese verlagern ohne dass dies monetär kompensiert wird, weil politisch nicht vermittelbar. Den Bestand wird es nicht gefährden.
Die Anwaltschaft sollte sich darüber nicht aufregen. Die Staatsquote wird steigen, das Staatspersonal nicht. Also wird mehr outgesourct als ohnehin schon. An die Anwaltschaft. Deren Steuern werden hoch genug sein, um die Outsourcer zu finanzieren.
Dass die Justiz Volljuristen auf TV-L E10 einstellt, ist nur logische Konsequenz des Ausschusses, den das System durch die Examina produziert und für den im höheren Dienst eben immer weniger Kapazitäten bestehen werden, und der Tatsache, dass immer weniger Leute dumm genug sind, im Angesicht der Digitalisierung eine Ausbildung für den nachgeordneten Bereich anzugehen. Es wird genug Bewerber geben.
08.08.2021, 23:43
(08.08.2021, 22:16)Gast schrieb:(08.08.2021, 20:29)Gastio schrieb:(08.08.2021, 20:04)Gast schrieb: Was mir hier ein wenig zu kurz kommt ist die Eigenverantwortung:
Wer sich für Jura entscheidet merkt doch schnell, wie wichtig die Note ist und wie schwer die Bewertungen zu durchschauen sind. Aber wer weitermacht, der nimmt das eben billigend in Kauf.
Wer sich dann nach dem ersten Examen keine Job bei Aldi sucht, um 5 Tage in der Woche für den Verbesserungsversuch zu lernen, der trifft eine eigenverantwortliche Entscheidung.
Wer dann nicht bei einer Versicherung anheuert, sondern sich in das Referendariat begibt, der kennt die Bewertungspraxis und den Zeitpunkt seiner Klausuren, aber auch der weiteren Klausuren im Verbesserungsversuch, ab dem Tag seiner Zulassung. Wer sich ein Land wie M-V aussucht, in dem Einstellungen und Klausuren nur einmal im Jahr stattfinden, oder ein anderes Land, in dem die Klausuren 75 % zählen, der weiß was das bedeutet oder verschließt seine Augen davor.
Im Übrigen: Wass soll sich denn zwischenzeitlich geändert haben, das Klausuren nicht mehr dazu geeignet seien, juristische Kompetenzen zu bewerten? In den 50ern hatte der Palandt nur einen Bruchteil des heutigen Umfangs, und dennoch gab es auch in den 80ern noch Klausuren. Die Beständigkeit von Systemen, und dass sie nicht alle paar Jahre über Bord geworfen werfen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern begründet den Erfolg der Bundesrepublik!
Den Erfolg der Bundesrepublik? Au weia... Dir ist aber schon klar, dass wir aktuell ein digitales 3.Weltland geworden sind. Wir sind nicht in der Lage bis zum Ende des Jahrzehnts eine digitale Verwaltung zu organisieren. Viele deutsche Konzerne hängen am Tropf der staatlichen Subvention und sind in vielen Bereichen nicht mehr konkurrenzfähig und werden es auch weiterhin nicht sein, wenn Deutschland die Sache mit der Digitalisierung so weiter treibt.
Und das rührt nicht von irgendwo her, sondern ist vielmehr Teil dieser erzkonservativen Haltung, dass immer mehr "Papierumdreher" produziert.
Mit preußischer Beständigkeit gewinnt man im 21. Jahrhundert keine internationale Anerkennung mehr. Im Gegenteil, es wäre notwendig in vielen Bereichen den Dogmatismus bei Seite zu schieben und neue Wege zu gehen, ohne natürlich dabei alles auf den Kopf zu stellen. Auch bei uns Juristen!
Man sollte sich in Deutschland allgemein mal die Frage stellen: Will ich gute Juristen produzieren, die effektiv mit ihren Mandanten gute und zweckmäßige Lösungen entwickeln oder lieber eine sogenannte Beständigkeit fetischisieren.
Und was genau hat die Digitalisierung der Verwaltung mit Juristen zu tun? Politische Akteure haben die Mittel zu beschaffen und die ITler haben die Digitalisierung durchzuführen, das ist keine Aufgabe für Juristen, zumal Juristen in der Verwaltung im Ganzen gesehen ohnehin nur seltene Phänomene sind. Ob eine Baugenehmigung in Papierform oder elektronisch erteilt wird oder ob ich mich in Papierform oder elektronisch zur Ersten Prüfung melden kann ist völlig irrelevant für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes. Die Digitalisierung ist nicht der heilige Gral, sie lässt einigen Aufwand verschwinden, schafft dabei aber neue Probleme, man sollte das nicht zu hoch hängen. Bezeichnend auch, dass dein Beitrag sich allein auf diese Oberflächlichkeit beschränkt hat, und nicht in die Tiefe ging.
Ehm, Juristen machen den Hauptteil in unserem Parlament aus. Auch die Spitzen der Verwaltung wird im wesentlichen von Juristen geführt oder zumindest von Verwaltungsbeamten mit der typisch anzutreffenden Juristenmentalität. Zumindest habe ich noch nie einen studierten Informatiker in einer Behörde gesehen.
Zum Thema Digitalisierung als heiliger Gral: Doch das ist sie! Ich weiß ja nicht woran du dabei denkst, aber ich denke da schlicht und ergreifend an eine effizient laufenden Wirtschaft. Effizientere Wirtschaft (Produktivität)= Wettbewerbsfähigkeit. Ohne die Digitalisierung keine Produktivitätssteigerung. Das wir hiervon noch nichts spüren, liegt schlicht und ergreifend daran, dass wir von unserer Substanz leben.
Die Digitalisierung kann auch nicht einfach bei uns Halt machen, weil 1. Erfahrungsgemäß Einige von uns später in politischer Verantwortung stehen werden. Juristen ohne IT-Kompetenz in der Politik sollte -polemisch ausgedrückt - verboten werden.
2. Wir als Überträger des Rechts, Spiegelbild der Gesellschaft sind und Rechtssicherheit erzeugen. Wir können uns nicht im Schneckentempo organisieren, während die Wirtschaft immer schneller und komplexer wird. Das gilt für die gesamte Juristenschaft, sowie die Verwaltung.
3. Innovation mag ein geflügelter nichtssagender Begriff geworden sein, aber die Nutzung und Anwendung von datenwissenschaftlichen und mathematischen Methoden werden irgendwann, schon aus Präzisionsgründen, Teil der juristischen Arbeit werden. Wieso? Weil wir nunmal Rahmengeber und Ordner der Wirtschaft sind! Eine datengetriebene Ökonomie kann nicht von Juristen beurteilt werden, die keinen Schimmer davon haben.
09.08.2021, 16:14
Eine muntere Runde durchs Forum auf acht Seiten: von Rechtspflegern am Sozialgericht über den Staat als Arbeitgeber im allgemeinen, die Reformunwilligkeit desselben, das Notensystem, Lebenshaltung in Ost und West, Eigenverantwortung, Juristen unter Bismarck und Hitler hin zur Digitalisierung der Verwaltung. Bleibt nur noch die Frage: GK oder R1?
09.08.2021, 16:18
(09.08.2021, 16:14)Gast schrieb: Eine muntere Runde durchs Forum auf acht Seiten: von Rechtspflegern am Sozialgericht über den Staat als Arbeitgeber im allgemeinen, die Reformunwilligkeit desselben, das Notensystem, Lebenshaltung in Ost und West, Eigenverantwortung, Juristen unter Bismarck und Hitler hin zur Digitalisierung der Verwaltung. Bleibt nur noch die Frage: GK oder R1?
Und: Wie ist es mit Kind im Job?
Bedeutend schlauer als: PS5 oder XBOX, Fußball oder Handball, Star Wars oder Herr der Ringe ist das hier auch nicht. Es macht aber einfach Spaß
09.08.2021, 16:47
(09.08.2021, 16:14)Gast schrieb: Eine muntere Runde durchs Forum auf acht Seiten: von Rechtspflegern am Sozialgericht über den Staat als Arbeitgeber im allgemeinen, die Reformunwilligkeit desselben, das Notensystem, Lebenshaltung in Ost und West, Eigenverantwortung, Juristen unter Bismarck und Hitler hin zur Digitalisierung der Verwaltung. Bleibt nur noch die Frage: GK oder R1?
Schön dargestellt . Etwa 90% der threads hier entwickeln sich nach dem Stille-Post-Prinzip. Wenn man die letzten 2 Seiten liest kommt man im Leben nicht auf die Ausgangsfrage oder Thematik