15.07.2021, 13:53
(15.07.2021, 13:13)Gast schrieb: Jeder der sich aktuell noch für ein Jura-Studium entschieden hat, ist in meinen Augen selbst Schuld.
Die stetige Entwicklung war und ist absehbar. Auch Wertenscheidungen sind durchaus durch Grenzwerte, Prüfanker trivialisierbar und dadurch auc kalkulierbar. Denn auch diese Entstehen auf der Basis von theoriegestützten, regelbeherrschbaren Kausalitäten. Ansonsten fände die Rechtsfindung auf der Basis von Willkürentscheidungen statt.
Im Übrigen findet die Diskussion in der IT bereits statt und ganz sicher nicht hier bei uns. Die lachen uns aus, bei dem Quatsch, der hier erzählt wird.
Naja das ist aber jetzt ganz großer Quark in meinen Augen. Ich stimme hinsichtlich der Trivialisierungsmöglichkeiten durchaus überein. Die Ausgestaltung dieser Entwicklung muss aber von Juristen vorangetrieben werden. Wie sollen Informatiker hier ohne Juristen sinnvoll agieren? Diese Entwicklung findet im Übrigen auch bei uns statt, von den ganzen Legal Tech Hubs an den Unis wie das in Köln oder Münster (recode.law), den it und rechtsblog, die Blockchain & Law Community and so on... Von den zahlreichen RAKammern und unserer Lobby im BT ganz zu schweigen.
Insofern, ohne uns wird sich ganz nichts bewegen!
15.07.2021, 13:56
(15.07.2021, 13:13)Gast schrieb: Jeder der sich aktuell noch für ein Jura-Studium entschieden hat, ist in meinen Augen selbst Schuld.
Die stetige Entwicklung war und ist absehbar. Auch Wertenscheidungen sind durchaus durch Grenzwerte, Prüfanker trivialisierbar und dadurch auc kalkulierbar. Denn auch diese Entstehen auf der Basis von theoriegestützten, regelbeherrschbaren Kausalitäten. Ansonsten fände die Rechtsfindung auf der Basis von Willkürentscheidungen statt.
Im Übrigen findet die Diskussion in der IT bereits statt und ganz sicher nicht hier bei uns. Die lachen uns aus, bei dem Quatsch, der hier erzählt wird.
Die IT-Gläubigen hier in der Diskussion verstehen halt leider nicht, was die Arbeit eines Rechtsanwalts ausmacht. Mag sein, dass ich irgendeine Wertentscheidung durch KI treffen lassen kann... das ersetzt meine Arbeit als Anwalt aber nicht.
Genauso könnte ich sagen, dass es bald keine Ärzte mehr braucht. Der Computer muss nur vom Patienten mit den Symptomen gefüttert werden, dazu kommen die Laborwerte = Diagnose. Und die Operationen übernimmt ein super präzise arbeitender Roboter.
Und die IT'ler dürfen mich gerne auslachen. Ich verdiene solange mein sechsstelliges Gehalt und sehe, wie die ganzen GKs händeringend nach Berufseinsteigern suchen und die Einstiegsgehälter wieder angehoben haben. Es wäre sogar super, wenn es mal vernünftige computergestützte Assistenzsysteme gäbe. Die Informationsflut nimmt in meinem Alltag immer mehr zu, die Prozesse und Sachverhalte werden komplexer, Gesetze und Rechtsprechung ebenso. Irgendwann brauchen wir KI Unterstützung, weil das alles gar nicht mehr mit reiner Man Power zu schaffen ist. Dadurch wird unsere Arbeit aber nicht obsolet.
15.07.2021, 14:14
Das Geld sei dir von Herzen gegönnt. :)
Ändert aber nichts an Tatsachen und künftig erwartbaren und logischen Entwicklungen.
Klar, werden Juristen (nebenher) daran mitarbeiten müssen. Habe ich Gegenteiliges behauptet? Nur arbeiten Sie dann an ihrer Rationalisierung.
Ändert aber nichts an Tatsachen und künftig erwartbaren und logischen Entwicklungen.
Klar, werden Juristen (nebenher) daran mitarbeiten müssen. Habe ich Gegenteiliges behauptet? Nur arbeiten Sie dann an ihrer Rationalisierung.
15.07.2021, 14:19
(15.07.2021, 14:14)Gast schrieb: Das Geld sei dir von Herzen gegönnt. :)
Ändert aber nichts an Tatsachen und künftig erwartbaren und logischen Entwicklungen.
Klar, werden Juristen (nebenher) daran mitarbeiten müssen. Habe ich Gegenteiliges behauptet? Nur arbeiten Sie dann an ihrer Rationalisierung.
Eine selbstagierende Iudex ex machina halte ich für höchst unwahrscheinlich und alles andere als logisch und erwartbar, Kollege. Du unterschätzt etwas die zu erwartenden Beharrungskräfte und den allgemeinen Umgang mit dem Recht.
Aber gut, ich habe keine Glaskugel, insoweit abwarten und Tee trinken.
15.07.2021, 14:28
(15.07.2021, 14:14)Gast schrieb: Das Geld sei dir von Herzen gegönnt. :)
Ändert aber nichts an Tatsachen und künftig erwartbaren und logischen Entwicklungen.
Klar, werden Juristen (nebenher) daran mitarbeiten müssen. Habe ich Gegenteiliges behauptet? Nur arbeiten Sie dann an ihrer Rationalisierung.
Da unterscheiden wir uns eben in unserer Prognose, es wird kein "nebenher" für Anwälte geben, sondern sie werden weiterhin sehr gefragt sein.
Vielleicht ein kleines Beispiel aus der Praxis, wenn ich hier mit unseren "Senioren" spreche: Eine wirtschaftsrechtliche Streitigkeit aus der Zeit um 1990 konnten sie damals mit 1-2 Anwälten bearbeiten. Hätte ihnen die heutige Technik zur Verfügung gestanden (PCs, Datenbanken, Videomeetings und -verhandlungen usw.) hätten sie die damalige Streitigkeit problemlos mit einem einzelnen Anwalt bearbeiten können und der hätte wahrscheinlich doppelt bis dreifach so viele Fälle geschafft.
Nun ist das Jahr 2021 und die Streitigkeiten sind so komplex geworden, dass wir trotz des Einsatzes der ganzen neuen Technik mit 4 oder mehr Anwälten auf einem solchen Fall drauf hängen. Ja, die 1990er Fälle würden wir heute nebenher abreißen, nur gibt es die gar nicht mehr.
Conclusio: Es bringt recht wenig, die Arbeit aus 2021 zu nehmen und zu sagen, ja, mit der Technik im Jahr 2041 werdet ihr alle nichts mehr zu tun haben. Denn die Sachverhalte und Fälle dann werden eben nicht "2021er Arbeit" sein, sondern sich genauso fortentwickeln und komplexer werden (es wurde in den letzten 100 Jahren eigentlich nie simpler).
Daher bin ich mir sicher, dass ich auch 2041 noch einiges zu tun haben werde als Anwalt.
15.07.2021, 14:50
Naja, wie gesagt an eine Iudex ex machina glaube ich nicht und halte ich auch für wenig sinnstiftend.
Dein Vergleich hinkt aber in meinen Augen auch sehr. Eine wie bisher zu erwartende lineare Entwicklung wird es mit der KI nicht geben. Die Rationalisierungseffekte werden mMn enorm sein, aber längst nicht alle Bereiche betreffen und vielmehr die Berusfsausübung verändern. Die Frage ist dann, ob wir da mit unserer Schmalspur-Ausbildung noch so gefragt sein werden.
Dein Vergleich hinkt aber in meinen Augen auch sehr. Eine wie bisher zu erwartende lineare Entwicklung wird es mit der KI nicht geben. Die Rationalisierungseffekte werden mMn enorm sein, aber längst nicht alle Bereiche betreffen und vielmehr die Berusfsausübung verändern. Die Frage ist dann, ob wir da mit unserer Schmalspur-Ausbildung noch so gefragt sein werden.
15.07.2021, 15:17
(15.07.2021, 14:50)Gastio schrieb: Naja, wie gesagt an eine Iudex ex machina glaube ich nicht und halte ich auch für wenig sinnstiftend.
Dein Vergleich hinkt aber in meinen Augen auch sehr. Eine wie bisher zu erwartende lineare Entwicklung wird es mit der KI nicht geben. Die Rationalisierungseffekte werden mMn enorm sein, aber längst nicht alle Bereiche betreffen und vielmehr die Berusfsausübung verändern. Die Frage ist dann, ob wir da mit unserer Schmalspur-Ausbildung noch so gefragt sein werden.
Linear war die Entwicklung bisher auch nicht
Abgesehen davon, ist die jur. Ausbildung sicher einiges aber keine Schmalspur-Ausbildung. Es gibt wenige Studiengänge heutzutage, die zum einen so breit in ein Fach einführen und den Studenten gleichzeitig noch so viele Freiheiten zur eigenen Fortbildung lassen. Das viele Jura-Studenten diese Freiheit nicht zu schätzen wissen und nicht in Anspruch nehmen, steht auf einem anderen Blatt.
Diese ganzen Bindestrich-Bachelorstudiengänge daneben sind für mich die wahren Schmalspur-Ausbildungen. Da wird den Studenten in drei Jahren von allem ein bisschen was vermittelt und am Ende können sie eigentlich nichts wirklich. Dann bekommst du ein paar Vorlesungen hierzu, ein paar dazu, aber nur weil man man zwei Semester Einführung in die IT gehört hat - was dann ca. 2x 14 Vorlesungen á 90 Minuten waren, also 42 Stunden - hat man noch lange keine Ahnung von IT. Oder mit anderen Worten, wenn ich mich zwei Wochen Vollzeit mit dem Thema beschäftige, bin ich auf dem gleichen Stand inkl. Nachbereitung.
Ich bin sehr froh, dass die jur. Ausbildung hier noch wirklich vertieftes Wissen in die Materie vermittelt, statt mit ein paar Jura-Vorlesungen plus paar Schnittstellen-Themen/sonstigem Kram, die Leute nur zum Bachelor-Abschluss schleust.
15.07.2021, 17:04
(15.07.2021, 13:13)Gast schrieb: Jeder der sich aktuell noch für ein Jura-Studium entschieden hat, ist in meinen Augen selbst Schuld.
Frage mich tatsächlich auch, wieso es noch Leute gibt, die Jura studieren wollen. Es gibt da draußen weitaus lukrativere Studiengänge wie BWL oder Informatik, die zudem noch deutlich kürzer sind und auch bessere Jobaussichten versprechen.
15.07.2021, 18:30
(15.07.2021, 15:17)Gasto schrieb:(15.07.2021, 14:50)Gastio schrieb: Naja, wie gesagt an eine Iudex ex machina glaube ich nicht und halte ich auch für wenig sinnstiftend.
Dein Vergleich hinkt aber in meinen Augen auch sehr. Eine wie bisher zu erwartende lineare Entwicklung wird es mit der KI nicht geben. Die Rationalisierungseffekte werden mMn enorm sein, aber längst nicht alle Bereiche betreffen und vielmehr die Berusfsausübung verändern. Die Frage ist dann, ob wir da mit unserer Schmalspur-Ausbildung noch so gefragt sein werden.
Linear war die Entwicklung bisher auch nicht
Abgesehen davon, ist die jur. Ausbildung sicher einiges aber keine Schmalspur-Ausbildung. Es gibt wenige Studiengänge heutzutage, die zum einen so breit in ein Fach einführen und den Studenten gleichzeitig noch so viele Freiheiten zur eigenen Fortbildung lassen. Das viele Jura-Studenten diese Freiheit nicht zu schätzen wissen und nicht in Anspruch nehmen, steht auf einem anderen Blatt.
Diese ganzen Bindestrich-Bachelorstudiengänge daneben sind für mich die wahren Schmalspur-Ausbildungen. Da wird den Studenten in drei Jahren von allem ein bisschen was vermittelt und am Ende können sie eigentlich nichts wirklich. Dann bekommst du ein paar Vorlesungen hierzu, ein paar dazu, aber nur weil man man zwei Semester Einführung in die IT gehört hat - was dann ca. 2x 14 Vorlesungen á 90 Minuten waren, also 42 Stunden - hat man noch lange keine Ahnung von IT. Oder mit anderen Worten, wenn ich mich zwei Wochen Vollzeit mit dem Thema beschäftige, bin ich auf dem gleichen Stand inkl. Nachbereitung.
Ich bin sehr froh, dass die jur. Ausbildung hier noch wirklich vertieftes Wissen in die Materie vermittelt, statt mit ein paar Jura-Vorlesungen plus paar Schnittstellen-Themen/sonstigem Kram, die Leute nur zum Bachelor-Abschluss schleust.
Stimme teilweise zu. Auch ich habe die Tiefe im Studium sehr genossen. Allerdings zählen unsere Empfindungen und Wünsche nicht. Denn am Ende goutiert leider der Markt was er braucht und was nicht. Ich kann dir sagen, Juristen ohne Schnittstellenkompetenz haben und werden zunehmend einen schweren Stand haben. Der Markt bedient sich am Ende dann lieber den günstigeren und weitaus besser spezialisierten "Bindestrich-Bachlor Absolventen", die es verstehen in einem Projekt effektiv und multidisziplinär zu arbeiten.
15.07.2021, 18:49
(15.07.2021, 17:04)Gast schrieb:(15.07.2021, 13:13)Gast schrieb: Jeder der sich aktuell noch für ein Jura-Studium entschieden hat, ist in meinen Augen selbst Schuld.
Frage mich tatsächlich auch, wieso es noch Leute gibt, die Jura studieren wollen. Es gibt da draußen weitaus lukrativere Studiengänge wie BWL oder Informatik, die zudem noch deutlich kürzer sind und auch bessere Jobaussichten versprechen.
Die können kein Mathe.