08.02.2021, 19:41
(08.02.2021, 19:12)Gast schrieb:(08.02.2021, 18:51)Gast schrieb:(08.02.2021, 18:46)Gast schrieb:(08.02.2021, 18:23)Gast schrieb:Zitat:Jede denkbare Aufgabe, die nicht in rein hoheitlichem Verwaltungshandeln besteht, kann der Markt effektiver, nachhaltiger und ressourcenschonender erledigen, als der Staat.
Völliges Vulgärverständnis von Marktwirtschaft, über die jeder Ökonom heute den Kopf schütteln würde. Das ist, wie gesagt, ein Chicago School Märchen, das längst empirisch widerlegt und in der VWL von niemandem mehr ernsthaft vertreten wird, weils eben auch Schwachsinn ist. Genau diese Denke hat die USA seit den 70er Jahren ruiniert. Der Markt investiert nur dort, wo er sich Gewinne verspricht und zwar kurzfristig. Er ist nicht in der Lage (und konzeptionell auch überhaupt nicht darauf ausgelegt) in Zeitperioden von 20, 50 oder gar 100 Jahren zu denken. Deshalb ist die komplette Infrastruktur in den USA verrottet, das Bildungssystem eine Schande, die Gesundheitsfürsorge für die meisten Menschen auf dem Niveau eines Drittweltlandes. Ich finds ja süß, dass es bei Juristen anscheinend noch ökonomisch Ungebildete gibt, die an diesen Quatsch vom Markt glauben (und ich bin nun wirklich alles andere als links, ich bin FDP Wähler und GK Anwalt, aber für diese Position gibt es einfach keinerlei faktische Grundlage, außer einem kindlichen Marktglauben, der durch nichts empirisch belegt ist).
Echauffiert sich über ökonomische Unbildung bei Juristen, doziert aber gleichzeitig über den (volks-)wirtschaftlichen Niedergang seit den 70ern, ohne Bretton Woods 1971 (https://wtfhappenedin1971.com/) zu nennen. Und als ob das nicht genug wäre, wird noch so getan, als ob 5, 10 oder 20 Jahrespläne jemals funktioniert hätten. Das Sahnehäubchen ist dann die Behauptung, in der VWL würden die -zugegebenermaßen simplifiziert dargestellten- Grundsätze nicht mehr vertreten werden. Tatsächlich gibt es praktisch keinen seriösen Ökonom, der vertreten würde, dass staatliche Planung effektiver wäre, als freie Preisbildung. Wir könnten hier jetzt natürlich über gewisse Ausnahmen diskutieren (insb. Monopole), das ändert aber nichts an den grundlegenden Mechanismen. Freie Preisbildung ermöglicht nach absoluter hM die effektivste und nachhaltigste Ressourcenallokation überhaupt.
Wer hat etwas von Jahresplänen gesagt? Wir reden nicht von der KP in China, sondern davon, dass Staaten Investitionen brauchen, die keine unmittelbare Rendite abwerfen und deswegen vom Markt niemals getätigt werden. Es hat sich hier auch keiner für Staatliche Planung per se ausgesprochen, sondern die 70er Jahre Chicago School Leiche zurückgewiesen, dass man dem Staat am besten kein Geld in die Hand geben soll und man ruhig mal den Markt alles regeln lassen soll. Nenn mir bitte einen seriösen Ökonomen der Moderne, der das noch vertritt? Das hat auch rein gar nichts mit Preisbildung zu tun, völlig anderes Feld. Also keine Ahnung mit dem du da diskutierst, aber offensichtlich nicht mit dem Vorposter.
Ah ok, dann hab ich dich was das angeht falsch verstanden, da du das mit der Effektivität zitiert hattest, weshalb ich davon ausging.
Der behauptete Zwang, dass der Staat investieren müsse, erschließt sich mir trotzdem nicht. Die Investitionen könnten genauso gut von Unternehmen getätigt werden. Zeigt sich in den USA übrigens auch: Von den 10 besten Universitäten der Welt, kommen 8 aus den USA. Nicht das gesamte Bildungssystem der USA verrottet, sondern das >>staatliche<< Bildungssystem. Was ja genau mein Punkt war. Die Privaten kriegen es besser hin.
Und komm mir jetzt bitte nicht damit, dass in den USA zu wenig Geld da wäre, um ein paar Schulgebäude zu sanieren. Die ganzen Steuereinnahmen werden halt direkt an die Rüstungsunternehmen weitergeleitet. Wo wir wieder beim Thema wären, dass der Staat das Steuergeld nicht mal ansatzweise effizient verwendet.
Ernstrhaft, du willst das Bildungssystem in den USA als positives Beispiel heranziehen? Das ist doch genau das, wie es nie nie nie laufen sollte, weil es langfristig gesellschaftlich zu dem failed state führt, der die USA sind. Die Elitenförderung ist ja schön und gut, wichtig für einen breiten gesellschaftlichen Frieden wie es ihn zB in Deutschland mal gab ist aber die eine breite Mittelschicht im Wohlstand. Ich will nicht in einem Land wie den USA leben müssen (was ich übrigens ein paar Jahre getan habe), in dem man nur in Reichenghettos in der Stadt leben kann - nächste Station ist dann Brasilien oder Südafrika.
Bildung in den USA zeigen genau, warum dieses "die privaten machen das" eben NICHT funktioniert. Es funktioniert nur für eine winzig kleine Minderheit, die davon profitiert, aber nicht mal im Ansatz hinreichend zurückgibt ( weil Tickle Down, wie bereits gesagt, nicht funktioniert ). Mir ist mithin ein Universtitätswesen wie es das in Deutschland vor 20 Jahren noch gab tausend mal lieber, als ein Bildungswesen in dem es ein paar wenige Eliteschulen gibt und sonst nur Mist. Und das ist im Übrigen der faktische Gegenbeweis, Deutschland brauchte keine privaten Universitäten um Spitzenforschung UND Spitzenausbildung auf breiter Front zu produzieren. Das Modell soziale Marktwirtschaft ist einfach in allem und jedem Belang absolut überlegen.
08.02.2021, 19:43
PS: zu behaupten, dass die USA zu wenig in Schulen investieren, weil es der "Staat" nicht kann, zeugt von einer geradezu grotesken Unkenntnis amerikanischer Fiskalpolitik und der realpolitischen Kriegsverhältnisse zwischen Republikanern und Demokraten, sowie dem Förderalsystem des Staatenbundes.
08.02.2021, 20:00
(08.02.2021, 19:41)Gast schrieb:(08.02.2021, 19:12)Gast schrieb:(08.02.2021, 18:51)Gast schrieb:(08.02.2021, 18:46)Gast schrieb:(08.02.2021, 18:23)Gast schrieb: Völliges Vulgärverständnis von Marktwirtschaft, über die jeder Ökonom heute den Kopf schütteln würde. Das ist, wie gesagt, ein Chicago School Märchen, das längst empirisch widerlegt und in der VWL von niemandem mehr ernsthaft vertreten wird, weils eben auch Schwachsinn ist. Genau diese Denke hat die USA seit den 70er Jahren ruiniert. Der Markt investiert nur dort, wo er sich Gewinne verspricht und zwar kurzfristig. Er ist nicht in der Lage (und konzeptionell auch überhaupt nicht darauf ausgelegt) in Zeitperioden von 20, 50 oder gar 100 Jahren zu denken. Deshalb ist die komplette Infrastruktur in den USA verrottet, das Bildungssystem eine Schande, die Gesundheitsfürsorge für die meisten Menschen auf dem Niveau eines Drittweltlandes. Ich finds ja süß, dass es bei Juristen anscheinend noch ökonomisch Ungebildete gibt, die an diesen Quatsch vom Markt glauben (und ich bin nun wirklich alles andere als links, ich bin FDP Wähler und GK Anwalt, aber für diese Position gibt es einfach keinerlei faktische Grundlage, außer einem kindlichen Marktglauben, der durch nichts empirisch belegt ist).
Echauffiert sich über ökonomische Unbildung bei Juristen, doziert aber gleichzeitig über den (volks-)wirtschaftlichen Niedergang seit den 70ern, ohne Bretton Woods 1971 (https://wtfhappenedin1971.com/) zu nennen. Und als ob das nicht genug wäre, wird noch so getan, als ob 5, 10 oder 20 Jahrespläne jemals funktioniert hätten. Das Sahnehäubchen ist dann die Behauptung, in der VWL würden die -zugegebenermaßen simplifiziert dargestellten- Grundsätze nicht mehr vertreten werden. Tatsächlich gibt es praktisch keinen seriösen Ökonom, der vertreten würde, dass staatliche Planung effektiver wäre, als freie Preisbildung. Wir könnten hier jetzt natürlich über gewisse Ausnahmen diskutieren (insb. Monopole), das ändert aber nichts an den grundlegenden Mechanismen. Freie Preisbildung ermöglicht nach absoluter hM die effektivste und nachhaltigste Ressourcenallokation überhaupt.
Wer hat etwas von Jahresplänen gesagt? Wir reden nicht von der KP in China, sondern davon, dass Staaten Investitionen brauchen, die keine unmittelbare Rendite abwerfen und deswegen vom Markt niemals getätigt werden. Es hat sich hier auch keiner für Staatliche Planung per se ausgesprochen, sondern die 70er Jahre Chicago School Leiche zurückgewiesen, dass man dem Staat am besten kein Geld in die Hand geben soll und man ruhig mal den Markt alles regeln lassen soll. Nenn mir bitte einen seriösen Ökonomen der Moderne, der das noch vertritt? Das hat auch rein gar nichts mit Preisbildung zu tun, völlig anderes Feld. Also keine Ahnung mit dem du da diskutierst, aber offensichtlich nicht mit dem Vorposter.
Ah ok, dann hab ich dich was das angeht falsch verstanden, da du das mit der Effektivität zitiert hattest, weshalb ich davon ausging.
Der behauptete Zwang, dass der Staat investieren müsse, erschließt sich mir trotzdem nicht. Die Investitionen könnten genauso gut von Unternehmen getätigt werden. Zeigt sich in den USA übrigens auch: Von den 10 besten Universitäten der Welt, kommen 8 aus den USA. Nicht das gesamte Bildungssystem der USA verrottet, sondern das >>staatliche<< Bildungssystem. Was ja genau mein Punkt war. Die Privaten kriegen es besser hin.
Und komm mir jetzt bitte nicht damit, dass in den USA zu wenig Geld da wäre, um ein paar Schulgebäude zu sanieren. Die ganzen Steuereinnahmen werden halt direkt an die Rüstungsunternehmen weitergeleitet. Wo wir wieder beim Thema wären, dass der Staat das Steuergeld nicht mal ansatzweise effizient verwendet.
Ernstrhaft, du willst das Bildungssystem in den USA als positives Beispiel heranziehen? Das ist doch genau das, wie es nie nie nie laufen sollte, weil es langfristig gesellschaftlich zu dem failed state führt, der die USA sind. Die Elitenförderung ist ja schön und gut, wichtig für einen breiten gesellschaftlichen Frieden wie es ihn zB in Deutschland mal gab ist aber die eine breite Mittelschicht im Wohlstand. Ich will nicht in einem Land wie den USA leben müssen (was ich übrigens ein paar Jahre getan habe), in dem man nur in Reichenghettos in der Stadt leben kann - nächste Station ist dann Brasilien oder Südafrika.
Bildung in den USA zeigen genau, warum dieses "die privaten machen das" eben NICHT funktioniert. Es funktioniert nur für eine winzig kleine Minderheit, die davon profitiert, aber nicht mal im Ansatz hinreichend zurückgibt ( weil Tickle Down, wie bereits gesagt, nicht funktioniert ). Mir ist mithin ein Universtitätswesen wie es das in Deutschland vor 20 Jahren noch gab tausend mal lieber, als ein Bildungswesen in dem es ein paar wenige Eliteschulen gibt und sonst nur Mist. Und das ist im Übrigen der faktische Gegenbeweis, Deutschland brauchte keine privaten Universitäten um Spitzenforschung UND Spitzenausbildung auf breiter Front zu produzieren. Das Modell soziale Marktwirtschaft ist einfach in allem und jedem Belang absolut überlegen.
Das private Bildungssystem in den USA, das dort bereits im Pre-K und nicht erst auf Uni-Ebene beginnt, funktioniert tadellos. Das staatliche Bildungssystem ist eine Katastrophe.
Deine Schlussfolgerung: "Mehr staatliches Bildungssystem".
Deutschland ist dagegen kein kein faktischer Gegenbeweis für ein funktionierendes Bildungssystem. Waren wir im PISA-Vergleich jemals auch nur ansatzweise in einer Spitzenposition? Wenn, dann könnten einige skandinavische Länder als Gegenbeweis durchgehen, da bin ich aber zugegebenermaßen nicht ausreichend in der Materie drin, um das beurteilen zu können. Fest steht dabei aber in jedem Fall: Die Skandinavier haben eine siginifikant geringere Steuer- und Abgabenlast als Deutschland.
Die Sache mit der Bildung ist halt am Ende immer die: Es kostet Geld.
Der deutsche "solidarische" Finanzierungsansatz: Der Bäckermeister, der Maurer und die Putzfrau sollen dem Anwaltssohn die Studiengebühren per Steuer finanzieren. Find ich persönlich asozial.
Fairer wäre es, wenn Bildungkosten in der Regel von demjenigen getragen werden, der davon am Ende primär profitiert. Natürlich muss es Instrumentarien geben, die auch Kindern aus einkommensschwachen Familien Zugang zu Bildung ermöglichen. Aber sowas lässt sich ja easy über Stipendien oder Kredite regeln, wie in den USA auch.
Bin mir zudem auch nicht ganz sicher, was du unter dem "Modell soziale Marktwirtschaft" verstehst. Seit Beginn der Diskussion hier, setze ich mich für eine Rückkehr zur sozialen Marktwirtschaft ein. Meine Forderungen entsprechen größtenteils 1:1 dem ursprünglichen Konzept der sozialen Marktwirtschaft. Nur falls hier Unklarheiten bestehen: Soziale Marktwirtschaft ist Neoliberalismus pur, stark durch die österreichische Schule geprägt. Erhard selbst schreib, dass "sozial" in diesem Sinne nicht "Umverteilung" bedeutet. Das soziale solle aus der Marktwirtschaft selbst entstehen, der Staat habe sich aus dem Wettbewerb weitestgehend rauszuhalten.
PS: Meine Zeit in den USA deckt sich überhaupt nicht mit deinen Darstellungen. Habe zwar in einer der übelsten Städte dort gelebt (LA), aber definitiv nicht in einem Reichenghetto und es war trotzdem schön. Sicher, einige Dinge sind in Deutschland angenehmer. Aber Commiefornia ist nunmal auch so gar kein Maßstab, sondern wohl eher der Beweis, dass linksideologische Politik immer nur Elend produziert.
08.02.2021, 20:29
Zitat:Das private Bildungssystem in den USA, das dort bereits im Pre-K und nicht erst auf Uni-Ebene beginnt, funktioniert tadellos. Das staatliche Bildungssystem ist eine Katastrophe.
Deine Schlussfolgerung: "Mehr staatliches Bildungssystem".
Das ist doch totaler Schwachsinn. Das private Bildungssystem, dass einen Großteil der Studenten in lebenslange Schulden treibt und damit Vermögensaufbau schon direkt im Keim erstickt soll super funktionieren? Hä? Die ganze Welt ist sich einig, dass die USA eines der beschissensten Bildungssysteme der Welt haben, von den paar Nobelpreisträgern kann sich die Gesellschaft rein gar nichts kaufen.
Ich hab übrigens auch in LA gewohnt (lustiger Zufall) und zwar in Santa Monica. Und wenn du mir erzählen willst, dass das kein Reichenghetto sein soll und in Down Town die Zustände für dich "normal" sind und dann auch noch, dass California irgendwie "links" wäre, dann kann ich das erst recht nicht ernst nehmen. Das ist es vielleicht aus der Perspektive eines zurückgebliebenen Redneck, Truckfahrenden, NRA Mitgliedsschein habenden, Waffen tragenden, Whiskey saufenden Hillbillies, aber für Europäer ist Kalifornien genauso wenig links wie alles andere in den USA.
08.02.2021, 20:30
Zitat:Seit Beginn der Diskussion hier, setze ich mich für eine Rückkehr zur sozialen Marktwirtschaft ein. Meine Forderungen entsprechen größtenteils 1:1 dem ursprünglichen Konzept der sozialen Marktwirtschaft. Nur falls hier Unklarheiten bestehen: Soziale Marktwirtschaft ist Neoliberalismus pur, stark durch die österreichische Schule geprägt. Erhard selbst schreib, dass "sozial" in diesem Sinne nicht "Umverteilung" bedeutet. Das soziale solle aus der Marktwirtschaft selbst entstehen, der Staat habe sich aus dem Wettbewerb weitestgehend rauszuhalten.
Aha, also Kartellamt abschafft, ja? Funktioniert super, ich hab gehört Monopole und Absprachen zwischen Unternehmen sind tiptop für das Gemeinwohl. Davon profitiert ja letztlich der Verbraucher
08.02.2021, 20:33
Zitat:Der deutsche "solidarische" Finanzierungsansatz: Der Bäckermeister, der Maurer und die Putzfrau sollen dem Anwaltssohn die Studiengebühren per Steuer finanzieren. Find ich persönlich asozial.
Fairer wäre es, wenn Bildungkosten in der Regel von demjenigen getragen werden, der davon am Ende primär profitiert
Jo, typisch neoliberaler Schwachsinn (und damit ist neoliberal im Zeitsinne gemeint, nicht im Ursprungssinn als Gegenentwurf zur desozialisierung nach Chicago School). Es profitiert eben am Ende jeder von einer breit gebildeten Mittelschicht, einem funktionierenden Rechtsstaat und einem ordentlichen Gesundheitssystem mit gut ausgebildeten Ärzten und Anwälten, die ihren gesellschaftlichen Kredit über höhere Abgaben wieder zurückzahlen. Oder meinst du dem Bäcker in den USA gehts besser, weil der arme keine Steuern für die Ausbildung des Anwaltssohnes abdrücken musste? Komisch, er kann sich immernoch keine BlinddarmOP leisten und verreckt an Diabetes, weil seine KK das Insulin nicht bezahlt. Kennt man ja, USA, das Paradies des kleinen Mannes. Ich hab mich ja immer gefragt, wer die 3-7 Leute sind, die im Jahr 2021 noch FDP Stories aus den 90ern glauben, hier hab ich sie gefunden :D
08.02.2021, 20:55
(08.02.2021, 20:30)Gast schrieb:Zitat:Seit Beginn der Diskussion hier, setze ich mich für eine Rückkehr zur sozialen Marktwirtschaft ein. Meine Forderungen entsprechen größtenteils 1:1 dem ursprünglichen Konzept der sozialen Marktwirtschaft. Nur falls hier Unklarheiten bestehen: Soziale Marktwirtschaft ist Neoliberalismus pur, stark durch die österreichische Schule geprägt. Erhard selbst schreib, dass "sozial" in diesem Sinne nicht "Umverteilung" bedeutet. Das soziale solle aus der Marktwirtschaft selbst entstehen, der Staat habe sich aus dem Wettbewerb weitestgehend rauszuhalten.
Aha, also Kartellamt abschafft, ja? Funktioniert super, ich hab gehört Monopole und Absprachen zwischen Unternehmen sind tiptop für das Gemeinwohl. Davon profitiert ja letztlich der Verbraucher
Man merkt, dass du von der ursprünglichen Konzeption keine Ahnung hast. Kartellrecht ist eine der wenigen, dafür aber ureigenen Aufgaben des Staates, der sich in der sozialen Marktwirtschaft aus dem Wettbewerb raushält, dafür aber den Ordnungsrahmen durchsetzt.
In Deutschland läuft das aktuell übrigens umgekehrt: Aus der Durchsetzung des Ordnungsrahmens wird sich rausgehalten (Cum-ex), dafür wird umso mehr in den Wettbewerb selbst eingegriffen (Mietendeckel, Energiewende, Mindestlohn, Staatsunternehmen).
Zitat:"die ihren gesellschaftlichen Kredit über höhere Abgaben wieder zurückzahlen"
Warum so kompliziert? Wieso sollen sie ihren Kredit nicht einfach konkrez beziffert aufnehmen und nachgelagert wieder abbezahlen? Dann würde derjenige profitieren, der sein Studium in 8 Semestern durchzieht, während derjenige, der 20 Semester abfeiern will, das gerne machen kann, aber damit entsprechend eben nicht die Allgemeinheit belastet.
Aktuell ist es gerade andersherum: derjenige, der Gas gibt, wird mit mit mehr Beitragsjahren "bestraft", während der Langzeitstudent mehr Kosten bei weniger Rückzahlung produziert.
Im Endeffekt lässt sich aber diese ganze Diskussion auf einen einzigen Streitpunkt herunterbrechen. Wir streiten über den maßgeblichen Freiheitsbegriff.
Ihr seid der Ansicht, dass Freiheit auch die Freiheit von den Zwängen des Überlebens (sprich: Nahrungsaufnahme etc) umfasst.
Ich bin der Ansicht, dass Freiheit nur die Freiheit von Herrschaft und drittausgeübten Zwängen ist.
Euer Freiheitsbegriff steht zu meinem Freiheitsbegriff im Exklusivitätsverhältnis, da Freiheit von den Zwängen des Überlebens nur durch die Ausübung von Zwang (= Umverteilung) möglich ist.
08.02.2021, 21:35
[quoteWarum so kompliziert? Wieso sollen sie ihren Kredit nicht einfach konkrez beziffert aufnehmen und nachgelagert wieder abbezahlen? Dann würde derjenige profitieren, der sein Studium in 8 Semestern durchzieht, während derjenige, der 20 Semester abfeiern will, das gerne machen kann, aber damit entsprechend eben nicht die Allgemeinheit belastet.[/quote]
Eine entsprechende Abgabe für überobligatorische Inanspruchnahme staatlicher Mittel in Form von Langzeitstudiengebühren sind doch etwas völlig anderes.
Stimmt doch sachlich einfach nicht. Erstens wird derjenige der langsamer ist schon dadurch bestraft, dass er länger kein Einkommen hat. Wer ein Jahr früher in der GK anfängt, hat schon nen Vorteil von über 100k €. Zweitens zahlt er darüber hinaus noch Langzeitstudiengebühren und hat Drittens einen wesentlich schlechteren Kosten/Nutzen Faktor (Kosten pro Semester per aus der Ausbildung erzielten Euro).
Das ist mir schon klar, ich hab Ayn Rand auch gelesen und du bist nicht der erste Edgy Libertarian auf den ich treffe :D Es ist halt eine total primitive Auffassung von Freiheit die mit der realen Welt genau so kolidiert, wie das kommunistische Menschenbild. In deinem System kommen die drittausgeübten Zwänge dann nicht vom Staat, sondern von privaten Akteuren, es ändert in der Sache aber nichts, sondern entzieht dem Drittzwang nur die demokratische Legitimation.
Na damit unterscheidest du dich zumindest ein wenig von Hardcorelibertären, die brauchen auch kein Kartellamt.
Mir ist aber immer noch nicht so ganz klar, wieso die Bildungssituation in den USA gesamtgesellschaftlich besser sein soll als bei uns? Für den durchschnittlichen Bürger bedeutet ein Studium in den USA eine enorme Verschuldung, ohne, dass er in gleichem Umfang mehr verdienen würde (gerade im Mittelstand ist das Durchschnittseinkommen in den USA nicht wesentlich höher als in Deutschland), die Lebenshaltungskosten in den Ballungsgebieten mit den guten Jobs geringer wären (je nach Lage sind sie sogar wesentlich höher als selbst in den teuersten Gebieten Deutschland) oder er irgend einen anderen Vorteil daraus hätte. Diese Behauptung errinert mich immer ein bisschen auf das NRA Argument, dass Amokläufe ja nicht so häufig wären, wenn einfach alle Waffen tragen würden. Klar, einfach mehr von dem Übel in die Situation kippen, dann ergibt zwei mal Minus ja irgendwann Plus :D
Eine entsprechende Abgabe für überobligatorische Inanspruchnahme staatlicher Mittel in Form von Langzeitstudiengebühren sind doch etwas völlig anderes.
Zitat:Aktuell ist es gerade andersherum: derjenige, der Gas gibt, wird mit mit mehr Beitragsjahren "bestraft", während der Langzeitstudent mehr Kosten bei weniger Rückzahlung produziert.
Stimmt doch sachlich einfach nicht. Erstens wird derjenige der langsamer ist schon dadurch bestraft, dass er länger kein Einkommen hat. Wer ein Jahr früher in der GK anfängt, hat schon nen Vorteil von über 100k €. Zweitens zahlt er darüber hinaus noch Langzeitstudiengebühren und hat Drittens einen wesentlich schlechteren Kosten/Nutzen Faktor (Kosten pro Semester per aus der Ausbildung erzielten Euro).
Zitat:Ich bin der Ansicht, dass Freiheit nur die Freiheit von Herrschaft und drittausgeübten Zwängen ist.
Das ist mir schon klar, ich hab Ayn Rand auch gelesen und du bist nicht der erste Edgy Libertarian auf den ich treffe :D Es ist halt eine total primitive Auffassung von Freiheit die mit der realen Welt genau so kolidiert, wie das kommunistische Menschenbild. In deinem System kommen die drittausgeübten Zwänge dann nicht vom Staat, sondern von privaten Akteuren, es ändert in der Sache aber nichts, sondern entzieht dem Drittzwang nur die demokratische Legitimation.
Zitat:Man merkt, dass du von der ursprünglichen Konzeption keine Ahnung hast. Kartellrecht ist eine der wenigen, dafür aber ureigenen Aufgaben des Staates, der sich in der sozialen Marktwirtschaft aus dem Wettbewerb raushält, dafür aber den Ordnungsrahmen durchsetzt.
In Deutschland läuft das aktuell übrigens umgekehrt: Aus der Durchsetzung des Ordnungsrahmens wird sich rausgehalten (Cum-ex), dafür wird umso mehr in den Wettbewerb selbst eingegriffen (Mietendeckel, Energiewende, Mindestlohn, Staatsunternehmen).
Na damit unterscheidest du dich zumindest ein wenig von Hardcorelibertären, die brauchen auch kein Kartellamt.
Mir ist aber immer noch nicht so ganz klar, wieso die Bildungssituation in den USA gesamtgesellschaftlich besser sein soll als bei uns? Für den durchschnittlichen Bürger bedeutet ein Studium in den USA eine enorme Verschuldung, ohne, dass er in gleichem Umfang mehr verdienen würde (gerade im Mittelstand ist das Durchschnittseinkommen in den USA nicht wesentlich höher als in Deutschland), die Lebenshaltungskosten in den Ballungsgebieten mit den guten Jobs geringer wären (je nach Lage sind sie sogar wesentlich höher als selbst in den teuersten Gebieten Deutschland) oder er irgend einen anderen Vorteil daraus hätte. Diese Behauptung errinert mich immer ein bisschen auf das NRA Argument, dass Amokläufe ja nicht so häufig wären, wenn einfach alle Waffen tragen würden. Klar, einfach mehr von dem Übel in die Situation kippen, dann ergibt zwei mal Minus ja irgendwann Plus :D
08.02.2021, 22:19
Zitat:Stimmt doch sachlich einfach nicht. Erstens wird derjenige der langsamer ist schon dadurch bestraft, dass er länger kein Einkommen hat. Wer ein Jahr früher in der GK anfängt, hat schon nen Vorteil von über 100k €. Zweitens zahlt er darüber hinaus noch Langzeitstudiengebühren und hat Drittens einen wesentlich schlechteren Kosten/Nutzen Faktor (Kosten pro Semester per aus der Ausbildung erzielten Euro).
Nicht jeder betrachtet das so rein wirtschaftlich. Sehr viele sehen in einem Langzeitstudium ein paar Jahre weniger "Hamsterrad" (auf Kosten der Allgemeinheit).
Zitat:Das ist mir schon klar, ich hab Ayn Rand auch gelesen und du bist nicht der erste Edgy Libertarian auf den ich treffe :D Es ist halt eine total primitive Auffassung von Freiheit die mit der realen Welt genau so kolidiert, wie das kommunistische Menschenbild. In deinem System kommen die drittausgeübten Zwänge dann nicht vom Staat, sondern von privaten Akteuren, es ändert in der Sache aber nichts, sondern entzieht dem Drittzwang nur die demokratische Legitimation.
Ich habs gerafft, du findest das total edgy und meinst ich wäre libertär. Was ich nicht bin, wie du ja weiter unten schon selbst festgestellt hast. Wie wärs, wenn wir uns einfach auf die Diskussion beschränken, anstatt ständig irgendwelche Schubladen aufzumachen?
Zur Sache: Die Auffassung ist keineswegs primitiv, sondern liegt im Ergebnis jeder VHMK-Prüfung zugrunde. Mir ist wohl bewusst, dass es in der Praxis nicht möglich ist, derart absolute Freiheit zu gewährleisten. Es ist aber möglich, unter Abwägung der widerstreitenden Interessen, größtmögliche Freiheit zu gewährleisten. Und je nachdem, welchen Freiheitsbegriff man zugrunde legt, wiegt das Freiheitsinteresse des Individuums eben stärker oder schwächer.
Meiner Ansicht nach sollte es äußerst schwer wiegen.
Drittausgeübte Zwänge von Unternehmen gibt es hier nicht, da (aktuell) kein Unternehmen der Welt die Macht hat, Steuern zu erheben, Freiheit zu entziehen, Verwaltungsakte zu erlassen etc. Es fehlt am Subordinationsverhältnis.
Ein strukturelles Machtgefälle mag in Einzelfällen existieren, das ist aber nichts schlechtes, da letztlich Ausfluss von Angebot und Nachfrage. Wenn es ein Überangebot von Arbeitnehmern gibt bringt auch der beste Kündigungsschutz nichts, am Ende stehen Leute auf der Straße. Kündigungsschutz und MiLo sind hier dann sogar kontraproduktiv, da bereinigende Marktkräfte, die Angebot und Nachfrage wieder in Ausgleich bringen könnten, behindert werden. Umgekehrt kann das Machtgefälle aber auch zu Lasten des Arbeitgebers gehen, wenn die Nachfrage nach AN das Angebot überwiegt.
Zitat: Mir ist aber immer noch nicht so ganz klar, wieso die Bildungssituation in den USA gesamtgesellschaftlich besser sein soll als bei uns? Für den durchschnittlichen Bürger bedeutet ein Studium in den USA eine enorme Verschuldung, ohne, dass er in gleichem Umfang mehr verdienen würde (gerade im Mittelstand ist das Durchschnittseinkommen in den USA nicht wesentlich höher als in Deutschland), die Lebenshaltungskosten in den Ballungsgebieten mit den guten Jobs geringer wären (je nach Lage sind sie sogar wesentlich höher als selbst in den teuersten Gebieten Deutschland) oder er irgend einen anderen Vorteil daraus hätte. Diese Behauptung errinert mich immer ein bisschen auf das NRA Argument, dass Amokläufe ja nicht so häufig wären, wenn einfach alle Waffen tragen würden. Klar, einfach mehr von dem Übel in die Situation kippen, dann ergibt zwei mal Minus ja irgendwann Plus :D
Es ist die persönliche und freie Entscheidung eines jeden High-School Absolventen, ob er sich für einen wertlosen Uni-Abschluss in Kunstgeschichte bis über beide Ohren verschulden will, oder ob er lieber MINT-Sachen studiert und die Schulden innerhalb kürzester Zeit abbezahlt hat. Das bisschen Kredit abzahlen dürfte langfristiger eine deutlich geringere Belastung sein, als ein Leben lang Steuern- und Abgaben wie in Deutschland zu zahlen.
Oder er geht direkt zur Trade-School und muss sich über Stipendien und Kredite gar nicht erst den Kopf zerbrechen.
Das NRA-Argument gibst du übrigens verfälscht wieder. Es würde nicht unbedingt weniger Amokläufe geben. Die Amokläufe die es gibt, wären jedoch regelmäßig kürzer und mit weniger Toten verbunden, da der Attentäter schneller ausgeschaltet werden kann. Gibt da ja einige anschauliche Beispiele auf Youtube, die ich hier aber lieber nicht verlinke, wegen NSFW und so. In Konsequenz kann es dann natürlich auch sein, dass weniger Leute Amok laufen, wenn sie von vorneherein wissen, dass sie keinen Erfolg haben werden, aber das ist Spekulation pur.
08.02.2021, 22:23
Spätestens seit dem Börsencrah wissen wir doch alle, dass der Markt sich nicht von alleine reguliert. Da ist es dann in Ordnung, wenn der Staat Mrd. reinsteckt...Das ist doch alles so verlogen.