19.04.2023, 15:37
Hallo in die Runde,
habe in meiner Anwaltsstation im Versicherungsrecht einen Partner der (in der Region angesehenen und großen) MK (große Stadt, aber etwas kleiner als HH, FFM, MUC, etc.) kennengelernt, mit dem sich über das Ref eine weitere Zusammenarbeit in einem großen Haftungsfall gab, wo ich an den SS mitgearbeitet habe (und Teile davon aus wissMit verfasst habe).
Dieser Partner (der gerade in Remte geht) hat mir recht schnell deutlich gemacht, dass ich dort anfangen könne und wenn ich mich gut anstelle, sein Nachfolger werden kann, sowie den aufgrund seiner Pensionierung nun etwas vernachlässigten internationalen Arm der Kanzlei weiter auszubauen. Er macht genau das, was ich machen will (große grenzüberschreitende Haftungsfälle auf Klägerseite). Dazu habe ich promoviert. Da das aber nicht ausreicht, sondern nur ca. 20-30 % seiner Tätigkeit ausmacht, würde ich parallel bei meinem Ausbilder (einem anderen Partner) im Versicherungsrecht (auf Versichererseite) anfangen. Das finde ich nicht sooo spannend, aber ok, weil es ja auch durchaus thematische Berührungspunkte zwischen den Themen gibt. Beides sind auch Notare und haben da auch einiges am laufen.
Nun dachte ich eigentlich, dass ich mich im Herbst mit Ende meines Refs bewerbe, wenn ich auch meine Noten habe (habe gerade Schriftliches hinter mir). Nun hat er aber gebeten, mich direkt bei ebenjenem Versicherungsrechtspartner zu bewerben. Offenbar will er die Sache fest machen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich drauf eingehen soll. Einerseits ist es gut für mich, falls das Examen nicht so gut läuft (was ich nicht hoffe, aber wer kann das schon vom Gefühl sagen?). Andererseits habe ich jetzt noch keine Parallelangebote anderer Kanzleien, womit ich das Gehalt ggf. noch etwas nach oben bringen kann, weil ich mich eben noch nicht beworben habe.
Ein konkretes Angebot gibt es noch nicht, aber Gehalt wird so bei ungefähr 80.000 € liegen denke ich (+/- 10.000 €).
Zu mir: 1. Examen 10,x + LL.M. (nichts dolles wie Oxford oÄ aber Ausland) + einschlägiger Dr.
Was würdet ihr machen? Habt ihr Tipps für die dann ja ggf. anstehenden Gehaltsgepsräche? Wie findet Ihr den Deal?
Nachtrag: Das Ganze wäre natürlich Prozessführung.
habe in meiner Anwaltsstation im Versicherungsrecht einen Partner der (in der Region angesehenen und großen) MK (große Stadt, aber etwas kleiner als HH, FFM, MUC, etc.) kennengelernt, mit dem sich über das Ref eine weitere Zusammenarbeit in einem großen Haftungsfall gab, wo ich an den SS mitgearbeitet habe (und Teile davon aus wissMit verfasst habe).
Dieser Partner (der gerade in Remte geht) hat mir recht schnell deutlich gemacht, dass ich dort anfangen könne und wenn ich mich gut anstelle, sein Nachfolger werden kann, sowie den aufgrund seiner Pensionierung nun etwas vernachlässigten internationalen Arm der Kanzlei weiter auszubauen. Er macht genau das, was ich machen will (große grenzüberschreitende Haftungsfälle auf Klägerseite). Dazu habe ich promoviert. Da das aber nicht ausreicht, sondern nur ca. 20-30 % seiner Tätigkeit ausmacht, würde ich parallel bei meinem Ausbilder (einem anderen Partner) im Versicherungsrecht (auf Versichererseite) anfangen. Das finde ich nicht sooo spannend, aber ok, weil es ja auch durchaus thematische Berührungspunkte zwischen den Themen gibt. Beides sind auch Notare und haben da auch einiges am laufen.
Nun dachte ich eigentlich, dass ich mich im Herbst mit Ende meines Refs bewerbe, wenn ich auch meine Noten habe (habe gerade Schriftliches hinter mir). Nun hat er aber gebeten, mich direkt bei ebenjenem Versicherungsrechtspartner zu bewerben. Offenbar will er die Sache fest machen.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich drauf eingehen soll. Einerseits ist es gut für mich, falls das Examen nicht so gut läuft (was ich nicht hoffe, aber wer kann das schon vom Gefühl sagen?). Andererseits habe ich jetzt noch keine Parallelangebote anderer Kanzleien, womit ich das Gehalt ggf. noch etwas nach oben bringen kann, weil ich mich eben noch nicht beworben habe.
Ein konkretes Angebot gibt es noch nicht, aber Gehalt wird so bei ungefähr 80.000 € liegen denke ich (+/- 10.000 €).
Zu mir: 1. Examen 10,x + LL.M. (nichts dolles wie Oxford oÄ aber Ausland) + einschlägiger Dr.
Was würdet ihr machen? Habt ihr Tipps für die dann ja ggf. anstehenden Gehaltsgepsräche? Wie findet Ihr den Deal?
Nachtrag: Das Ganze wäre natürlich Prozessführung.
19.04.2023, 15:56
Also unter der Prämisse, dass das mit der späteren Übernahme seines Bereichs zutreffend ist und die anderen Partner der Kanzlei dir im Vorstellungsgespräch das gleiche erzählen und dabei ein Konsens herrscht:
Ja bist du denn deppert, bei so einem Angebot wegen 10k Einstiegsgehalt zu pokern? Da bietet dir einer einen zeitnahen Partnerposten + Geschäftsbereich auf dem Silbertablett an und du sagst "ja gut... mal schauen, ich würde mich auch gerne noch bei irgendwelchen random Kanzleien bewerben, vielleicht gibt's da am Anfang 400 Euro netto mehr im Monat."
Geh bitte also nochmal in dich. Wenn deren Angebot Ernst gemeint und realistisch ist, dann das Einstiegsgehalt dabei doch so scheissegal. Du gehst zu denen wegen der Perspektive und dem Umstand, dass du in ein paar Jahren wahrscheinlich mehr verdienen wirst, als die meisten gleichalten GK-Associates.
Ich würde mir vielmehr Sorgen machen, ob ich dem Plan gewachsen bin. Als Berufseinsteiger den Bereich von einem Seniorpartner zu übernehmen, wäre schon heftig. Da braucht man noch gute Unterstützung auf der Arbeit, entweder von den anderen Kollegen oder dem Senior selbst. Das wäre in der Konstellation für mich viel wichtiger als das konkrete Einstiegsgehalt.
Ja bist du denn deppert, bei so einem Angebot wegen 10k Einstiegsgehalt zu pokern? Da bietet dir einer einen zeitnahen Partnerposten + Geschäftsbereich auf dem Silbertablett an und du sagst "ja gut... mal schauen, ich würde mich auch gerne noch bei irgendwelchen random Kanzleien bewerben, vielleicht gibt's da am Anfang 400 Euro netto mehr im Monat."
Geh bitte also nochmal in dich. Wenn deren Angebot Ernst gemeint und realistisch ist, dann das Einstiegsgehalt dabei doch so scheissegal. Du gehst zu denen wegen der Perspektive und dem Umstand, dass du in ein paar Jahren wahrscheinlich mehr verdienen wirst, als die meisten gleichalten GK-Associates.
Ich würde mir vielmehr Sorgen machen, ob ich dem Plan gewachsen bin. Als Berufseinsteiger den Bereich von einem Seniorpartner zu übernehmen, wäre schon heftig. Da braucht man noch gute Unterstützung auf der Arbeit, entweder von den anderen Kollegen oder dem Senior selbst. Das wäre in der Konstellation für mich viel wichtiger als das konkrete Einstiegsgehalt.
19.04.2023, 16:10
Danke für die Rückmeldung. Empfinde es auch als eine mega Chance, was durch Deine Antwort nochmal deutlich wurde.
Ich hätte wohl seine Unterstützung, er würde mich coachen sagt er. Parallel dazu werde ich ja im anderen Dezernat in Sachen Prozessführung - allerdings auf Beklagtenseite - angelernt und lege da auch direkt vor Gericht los.
Aber klar, 100 % Zustimmung: Das ist eine mega Herausforderung. Allerdings würde ich das nicht als Grund gegen das Angebot begreifen. An Aufgaben wächst man (hast Du auch glaube ich nicht so gemeint).
Ich hätte wohl seine Unterstützung, er würde mich coachen sagt er. Parallel dazu werde ich ja im anderen Dezernat in Sachen Prozessführung - allerdings auf Beklagtenseite - angelernt und lege da auch direkt vor Gericht los.
Aber klar, 100 % Zustimmung: Das ist eine mega Herausforderung. Allerdings würde ich das nicht als Grund gegen das Angebot begreifen. An Aufgaben wächst man (hast Du auch glaube ich nicht so gemeint).
19.04.2023, 19:19
Ist doch eine sehr gute Chance. So schnell wirst du in keiner anderen Kanzlei den Partnertrack erklimmen.
Wie weit ist der Partner von der Rente entfernt? Ich würde nur darauf achten, dass keine wahllosen Versprechungen gemacht werden, sondern du, wie besprochen, intensiv Richtung Partnerkarriere gecoacht und aufgebaut wirst. Wenn das feststeht und dich auch das Nebengebiet nicht abschreckt, würde ich die Chance wahrnehmen.
Wie weit ist der Partner von der Rente entfernt? Ich würde nur darauf achten, dass keine wahllosen Versprechungen gemacht werden, sondern du, wie besprochen, intensiv Richtung Partnerkarriere gecoacht und aufgebaut wirst. Wenn das feststeht und dich auch das Nebengebiet nicht abschreckt, würde ich die Chance wahrnehmen.
19.04.2023, 20:26
Was bedeutet das denn? Also wann würdest du theoretisch Partner werden können?
Ggf suchen die halt einen Nachfolger, da sie intern niemanden nehmen können.
Da muss sich dann zwischenzeitlich aber nur ein erfahrener Mensch finden und du bist weg vom Fenster.
Wenn das Einstiegsgehalt sonst einigermaßen passt und der Rest auch, würde ich aber nicht lange fackeln. Die Chance, selbst wenn sie klein wäre, ist halt super. Und wenn sie größer ist umso besser.
Ggf suchen die halt einen Nachfolger, da sie intern niemanden nehmen können.
Da muss sich dann zwischenzeitlich aber nur ein erfahrener Mensch finden und du bist weg vom Fenster.
Wenn das Einstiegsgehalt sonst einigermaßen passt und der Rest auch, würde ich aber nicht lange fackeln. Die Chance, selbst wenn sie klein wäre, ist halt super. Und wenn sie größer ist umso besser.
20.04.2023, 15:46
@omnimodo: Die Rede war von drei Jahren. Ob sich das aber im Vornherein so klar sagen lässt bezweifle ich.
@egal: Das Rentenalter hat er bereits erreicht. Ich werde das alleine machen müssen und hoffen, dass ich von ihm Tipps und Ratschläge bekommen.
Danke auch für Eure Einschätzung.
Ist es üblich im Gespräch zu fragen, ob der FA (int. WirtschR) bezahlt wird? Ist das allgemein überhaupt üblich, dass größere Kanzleien (außer GK, da gibts da mE ja eher weniger) den für einen bezahlen?
@egal: Das Rentenalter hat er bereits erreicht. Ich werde das alleine machen müssen und hoffen, dass ich von ihm Tipps und Ratschläge bekommen.
Danke auch für Eure Einschätzung.
Ist es üblich im Gespräch zu fragen, ob der FA (int. WirtschR) bezahlt wird? Ist das allgemein überhaupt üblich, dass größere Kanzleien (außer GK, da gibts da mE ja eher weniger) den für einen bezahlen?
20.04.2023, 20:33
(20.04.2023, 15:46)Gast2580 schrieb: @omnimodo: Die Rede war von drei Jahren. Ob sich das aber im Vornherein so klar sagen lässt bezweifle ich.
@egal: Das Rentenalter hat er bereits erreicht. Ich werde das alleine machen müssen und hoffen, dass ich von ihm Tipps und Ratschläge bekommen.
Danke auch für Eure Einschätzung.
Ist es üblich im Gespräch zu fragen, ob der FA (int. WirtschR) bezahlt wird? Ist das allgemein überhaupt üblich, dass größere Kanzleien (außer GK, da gibts da mE ja eher weniger) den für einen bezahlen?
Klar kannst du fragen, ob der bezahlt wird. Fortbildungen zu bezahlen ist recht üblich. Höhere Kosten wie FA oder StB teils/teils. Ich habe mehrere Jahre in einer WPG gearbeitet. Da im Steuerrecht regelmäßig erwartet wird, dass man den StB macht, hatten eine Klausel für solche Fortbildungen im Vertrag. Ich habe keinen StB, aber mein FA wurde mir demnach ebenfalls bezahlt (Gleichbehandlung).
25.04.2023, 11:39
(19.04.2023, 19:19)Egal schrieb: Ist doch eine sehr gute Chance. So schnell wirst du in keiner anderen Kanzlei den Partnertrack erklimmen.
Wie weit ist der Partner von der Rente entfernt? Ich würde nur darauf achten, dass keine wahllosen Versprechungen gemacht werden, sondern du, wie besprochen, intensiv Richtung Partnerkarriere gecoacht und aufgebaut wirst. Wenn das feststeht und dich auch das Nebengebiet nicht abschreckt, würde ich die Chance wahrnehmen.
Danke! Würdest Du mir raten, zu versuchen, solche Dinge (zB, dass ein Einsatz in beiden Bereichen von Beginn an geplant ist und, dass ich iSe Mentoring supportet werden soll) in den Vertrag zu bekommen? Frage mich so nen bisschen wie das ankommt, denn letztlich muss man ja auch nen Stück weit vertrauen. Blauäugig will ich an die Sache aber auch nicht rangehen.
25.04.2023, 13:32
(25.04.2023, 11:39)Gast2580 schrieb:(19.04.2023, 19:19)Egal schrieb: Ist doch eine sehr gute Chance. So schnell wirst du in keiner anderen Kanzlei den Partnertrack erklimmen.
Wie weit ist der Partner von der Rente entfernt? Ich würde nur darauf achten, dass keine wahllosen Versprechungen gemacht werden, sondern du, wie besprochen, intensiv Richtung Partnerkarriere gecoacht und aufgebaut wirst. Wenn das feststeht und dich auch das Nebengebiet nicht abschreckt, würde ich die Chance wahrnehmen.
Danke! Würdest Du mir raten, zu versuchen, solche Dinge (zB, dass ein Einsatz in beiden Bereichen von Beginn an geplant ist und, dass ich iSe Mentoring supportet werden soll) in den Vertrag zu bekommen? Frage mich so nen bisschen wie das ankommt, denn letztlich muss man ja auch nen Stück weit vertrauen. Blauäugig will ich an die Sache aber auch nicht rangehen.
Nein, natürlich nicht. Erstens würdest du damit großes Misstrauen gegenüber deinen künftigen Partnern zeigen, was schon einmal kein guter Start wäre. Ich würde so ein Ansinnen von einem Bewerber auch ablehnen. Zweitens wären solche Klauseln doch sowieso nicht durchsetzbar. Oder willst du später deine Chefs verklagen, weil sie dich nicht ausreichend in Rechtsgebiet X einsetzen oder dich nicht ausreichend supporten?
Du musst dich auf dein Bauchgefühl verlassen. Wenn du mit ihnen redest und das planst, hören sie sich glaubwürdig an und machen ihre Pläne Sinn. Wenn ja, dann lass dich darauf ein. Wenn sie unglaubwürdig wirken, dann such dir eine andere Stelle.